Die besten TV-Serien der 2000er Jahre II

Wie versprochen; TV-Serien Best Of die Zweite. Direkt nach dem Klick…

The Wire [David Simon]

(USA 2002 – 2008)

{5 Staffeln, 60 Folgen à 60 Minuten}

Die wohl beste Krimiserie des Jahrzehnts ist das düstere, brutale und realistische Sittengemälde des postmodernen Baltimores. Im Zentrum der grandios komponierten und zusammengestellten Composite-Serie stehen Kriminelle ebenso wie Opfer, Junkies und Cops. Drogenhandel, Drogenkonsum, der Kampf gegen die Sucht und die Rauschgiftkriminalität in all ihren Facetten, Korruption, Resignation, der immer weiter gehende schier aussichtslose Kampf… The Wire (von einem ehemaligen Polizeireporter geschrieben) ist authentisch, ungemein vielschichtig und komplex und dabei dennoch spannend und mitreißend. Ein dramatisches, tragisches, bewegendes Thrillerdrama ohne Scheu und Zurückhaltung und dadurch ungemein intensiv und wahr.

Monk [Tony Shalhoub]

(USA 2002 – 2009)

{8 Staffeln, 125 Folgen à 40 Minuten}

Zwischen Genie und Wahnsinn pendelt die raffinierte, tragikomische Krimiserie Monk, deren Protagonist ein neurotischer, hypochondrischer Privatdetecktiv vollbepackt mit psychischen Macken ist. Die sich daraus ergebenden Episoden sind gekonnte Mischungen aus Tragikomödie und Krimi, perfekte Dekonstruktionen klassischer Film Noir Sujets und sowohl saukomisch als auch sensibel und gar tragisch. Die Serie lebt in erster Linie vom kongenialen Spiel Tony Shalhoubs, der seinen Charakter zwar immer überspitzt, aber dennoch genug Raum für die leisen Töne lässt und das Verhalten des irren Genies somit plausibel und nachfühlbar werden lässt. Aber auch über die One-Man-Show hinaus begeistert Monk mit raffinierten Einfällen, intelligenten Krimiplots und viel Raum zwischen Comedy, Tragedy und Crime.

24 [Joel Surnow, Robert Cochran]

(USA 2001 – 2010)

{8 Staffeln, 192 Folgen à 40 Minuten}

Die Idee an für sich ist schon genial: Eine Echtzeitserie; 24 Episoden pro Staffel, jede Episode inklusive Werbeunterbruchungen genau eine Stunde dauernd, die gesamte Staffelhandlung an einem Tag stattfindend. Abgesehen von der aristoteleschen Einheit der Zeit und Handlung ist 24 alles andere als traditionell: Splitscreens, hektische Ortssprünge, diverse Personenfokussierungen, dazu mit Jack Bauer einen der leidensfähigsten, raubeinigsten aber auch ambivalentesten Protagonisten der TV-Geschichte. Die spannende und beklemmende Thrillerhandlung spart nicht mit roher Gewalt, was ihr sogar so manche Kontroverse z.B. zum Thema Folter einbrachte. Aber über das Konzept und auch die politischen Hintergründe hinaus ist 24 eine perfekte, zermürbende Tour de Force, ohne Ruhe, ohne Pause, ständig auf Adrenalin und Hochspannung.

Pushing Daisies [Bryan Fuller]

(USA 2007 – 2008)

{2 Staffeln, 22 Folgen à 40 Minuten}

Bunt, bunt, bunt sind alle unsere Bilder… Pushing Daisies liefert auf virtueller Ebene ein quietschbuntes, naives Feuerwerk der Extraklasse ab. Naiv ist die makabere Serie ansonsten allerdings keineswegs: Vollgepfropft mit 50’s Reminiszenzen von RomCom bis Film Noir entwickelt sie ihren ganz eigenen morbiden Charme durch die ständige Konfrontation des quietschfidelen Over The Top Settings mit bitterbösen Geschichten um Hass, Gewalt, Rache und zahllose Möglichkeiten, wie ein Mensch ins Gras beißen kann. Pushing Daisies lebt von seinen eigenen Gegensätzen, immer zwischen Schnulze und Thriller, zwischen Comedy-Unterhaltung und kruden Absurditäten.

Gilmore Girls [Amy Sherman-Palladino]

(USA 2000 – 2007)

{7 Staffeln, 153 Folgen à 40 Minuten}

Bevor der nun irritierte Leser Gilmore Girls als Kleine-Mädchen-Serie verspottet, sollte er sich Frauen aus New Hampshire genauer anschauen. Die Kombination aus klassischer, konservativer Familienserie, geschicktem libertären Aufbruch der Klischees (Alleinerziehende Mutter, schwieriges Verhältnis zu den Großeltern etc…), skurrilen Charakteren, manisch schnellen Dialogen (Gefühlte 2000 Wörter pro Minute) und zahllosen Pop-Referenzen ist ein großes, originelles Vergnügen. Gilmore Girls lebt nicht einmal so sehr von den (zugegebenermaßen zahlreich vorhandenen) Herzschmerzgeschichten, sondern von der absurden verbalen Situationskomik, den Hommagen an klassische Screwballcomedy und von dem geschliffenen Wortwitz sowie der Over the Top Schlagfertigkeit, die von Rosemaries Baby zu Smashing Pumpkins zu Paul Anka zu Madonna und wieder zurückspringt. Pop in Reinform und die beste „Soap“ des Jahrzehnts.

South Park [Trey Parker, Matt Stone]

(USA 1997 – Heute)

{14 Staffeln, 202 Folgen à 20 Minuten}

Kaum zu glauben! South Park hat im letzten Jahrzehnt tatsächlich die Simpsons als beste anarchische US-Trickserie abgelöst. Während die gelben Springfieldianer immer biederer und selbstgefälliger wurden, trumpfte die ehemals zum Selbstzweck provokative Serie von Matt Stone und Trey Parker so richtig auf: Bissige, ambivalente Parodien auf alles und jeden von Hollywood bis Osteuropa, zahlreiche derbe Witze, unzählige Anspielungen und vor allem schonungslose Satiren, die immer direkt am Zeitgeschehen waren: Die Wirtschaftskrise als neutestamentarische Erlösungsgeschichte, das Schicksal Britney Spears als düsteres Horrorinferno, die Wahl Obamas als spannende Heist-Geschichte… im Universum von South Park ist nichts unmöglich, nichts zu offensive um genüßlich ausgebreitet zu werden: kreativ, überbordernd, wahnwitzig, intelligent (!) und schlicht und ergreifend grandios perfide postmoderne Trickunterhaltung

Family Guy [Seth MacFarlane]

(USA 1999 – 2002, 2005 bis heute)

{9 Staffeln, 150 Episoden à 20 Minuten}

Anarchische Zeichentrickunterhaltung die Zweite…Wurde ebenfalls von Staffel zu Staffel besser: Zugegeben Family Guy ist mitunter einfach nur infantil, albern, konzeptlos… aber gerade das macht den Charme von Set MacFarlanes komplett neben der Spur fahrender Serie aus. Ohnehin ist Family Guy in erster Linie eine einzigartige Parodie auf die Simpsons und derben Zeichentrickhumor schlechthin. Die pietätslosen, perfiden, kaputten Geschichten um die Familie Griffin sind teilweise grotesk surreal, geschmacklos, übertrieben und entwickeln dadurch einen ganz eigenen, eigenartigen epischen Charme zwischen knallhartem satirischen Duktus, gezielt gesetzten Provokationen und exzessiver Situationskomik: Manchmal ärgerlich doof, manchmal verstörend offensiv, manchmal überraschend intelligent, manchmal einfach nur pervers… aber immer einzigartig, sowohl herausfordernd als auch unterhaltend.

Futurama [Matt Groening]

(USA 1999 – 2003, 2008 – heute)

{6 Staffeln, 100 Episoden à 20 Minuten}

Anarchisches Zeichentrickprogramm die Dritte. Nachdem „Die Simpsons“ im neuen Jahrtausend sukzessive an Qualität eingebüßt haben, liegt es an Futurama, die Ehre des Matt Groening Zeichentrickhumors zu retten. Und das gelingt der übervollen Science Fiction Satire auch auf grandiose Weise. Indem Futurama seine Protagonisten und Zuschauer in die Zukunft katapultiert hat es die Möglichkeit, unzählige Referenzen auf Weltraumopern, Retro-Science Fiction und auch die Popkultur unserer Zeit zu verarbeiten. Star Trek, Star Wars, 50’s Trash, Präsidenten in Einmachgläsern… die Möglichkeiten und Ideen der Futuramamacher scheinen endlos. Perfekte referenzgeile Trickunterhaltung.

Malcolm Mittendrin [Linwood Boomer]

(USA 1999 – 2006)

{7 Staffeln, 151 Folgen à 20 Minuten}

Achja Malcolm… das Bindeglied zwischen Nonsens, Genie und Wahnsinn: Klassische Sitcom-Muster treffen auf anarchischen Humor mit dreister „Mir doch egal!“-Attitüde treffen auf raffinierte popkulturelle Zitate und eine deftige Comic-Schlagseite. Die Geschichte des Wunderkinds aus einem prekären Millieu steckt voller Herzenswärme und ist sowohl sau komisch als auch gewitzt erzählt und inszeniert. Allein schonden Jungs im Laufe der sieben Staffeln beim Großwerden und Entwickeln von besonderen Charaktereigenschaften zuzuschauen, ist ein königliches Vergnügen…

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Erstveröffentlichung: 2010