Die besten Actionfilme der 90er Jahre I

Während die 00er Jahre eher kleckern, was gutes (!) Actionkino betrifft, haben die 90er Jahre in diesem Genre so richtig geklotzt. Daher können wir an dieser Stelle nicht nur darauf verzichten Thriller und Actionfilme in einen Artikel zu packen, wir können dem 90er Adrenalinkino sogar gleich zwei Artikel spendieren. Die ersten Schießereien, Explosionen und Schlägereien folgen nach dem Klick…

Gefährliche Brandung [Kathryn Bigelow]

(USA 1991)

Kathryn Bigelow (The Hurts Locker) hatte  schon vor 20 Jahren ein gutes Gespür für hochwertig inszenierte Actionkost. Der adrenalinschwangere Actionthriller „Gefährliche Brandung“ (Point Break) ist ein spannender Rausch der Extreme: Im Surfermilieu der amerikanischen Westküste ermittelt ein Cop undercover und findet schnell Kontakt zu einer lebensmüden, adrenalinsüchtigen und suspekten Gang von Surfern. Bei den folgenden Ermittlungen wird er immer tiefer hineingezogen in die Welt der Extremsportarten, des unbedingten Freiheitsdrangs und der ständigen Suche nach dem nächsten Kick. Diesen Sog erzählt Bigelow ungemein bildgewaltig, spannend und voller Fallhöhen, so dass die eigentliche Thrillerhandlung fast zur Nebensache wird. Ein großes Actionfeuerwerk und ein knallharter Adrenalintrip.

Taxi [Gérard Pirès]

(Frankreich 1998)

Die rasante französische Actionkomödie Taxi (nach einem Drehbuch Luc Bessons) bekam in den 00er Jahren nicht nur ein US-Remake sondern auch gleich zwei Fortsetzungen spendiert. Keiner dieser Nachfolger reicht jedoch an die lebensfrohe Spritzigkeit des französischen Originals heran. Die Geschichte des geschwindigkeitssüchtigen Marseiller Taxifahrers Daniel, der sich mit einer Mercedesgang anlegt, steckt voller Herzblut, feinsinnigem Humor (der der deutschen Synchronisation leider zum Opfer fiel) und vor allem unzähligen Pferdestärken, die ihn in einem Affenzahn über die Straßen Marseilles brettern lassen. Ein eleganter, urkomischer Slapstick/Action-Trip der keine Geschwindigkeitsgrenzen und keinen Stillstand kennt.

Terminator 2 – Tag der Abrechnung [James Cameron]

(USA 1991)

Wow… Selbst heute noch, zwanzig Jahre später wissen die Special Effects und Actionszenen von Terminator 2 – Judgment Day  zu begeistern. Er gilt vollkommen zurecht als postmodernerActionklassiker: Der Kampf Mensch gegen Maschine – aus der Zukunft in die USA der 90er Jahre verlegt – hat alles was ein großer, gewaltiger Blockbuster braucht: Action, Spannung, Humor, Action, Pathos, Action, Action… und natürlich Arnold Schwarzenegger. Der darf sich als gutmütige – etwas tölpelige -Maschine in seiner Rolle als limitierter Actionheld gleich mehrmals selbst auf die Schippe nehmen. Aber auch der restliche Cast passt perfekt: Linda Hamilton als prophetische Kämpferin, Robert Patrick als eiskalter Antagonist, Edward Furlong als rebellischer Teen… Und dann erst die Actionszenen, die unglaubliche FX-Arbeit, die apokalyptische Atmosphäre… Bei Terminator 2 stimmt einfach alles. Ein fesselnder Actionmonolith, der jeden Zuschauer in seinen Bann zieht.

Hard Boiled [John Woo]

(Hongkong 1992)

Weitaus sperriger und weniger Massenkompatibel sind da die Hong Kong Acftionfilme von John Woo. Hard Boiled ist der letzte Actioneer aus einer Reiher hervorragender Woo-Werke in den ausgehenden 80ern und beginnenden 90ern, bevor der Regisseur die Spielwiese Hollywoods für sich entdeckte. Und Hard Boiled vereint dementsprechend noch einmal alles, was die Hongkong Filme Woos ausmachen. Penibel choreographierte, pathosgeladene Schießereien, ungemein lange, bis ins Extrem ausgedehnte Actionszenen, unzählige symbolische Bilder… Ja, John Woo hatte auch vor seinem Hollywoodflirt ein Gespür für großes, bombastisches Actionkino. Er inszeniert die gewaltigen – auf das Physische reduzierte – Szenen wie ein Ballett, zitiert zahlreiche moderne Filmklassiker und spart nicht mit beeindruckenden, satten Bildern. Eine düstere Oper, in der die Action nicht nur Stilmittel ist, sondern zum wesentlichen dramaturgischen Element wird.

Backdraft – Männer die durchs Feuer gehen [Ron Howard]

(USA 1991)

Während die meisten Actionfilme das Ungewöhnliche zum Hintergrund ihrer Adrenalinsequenzen machen, arbeitet Ron Howard sich an einem – vermeintlichen – Berufsalltag ab. Backdraft ist ein großes, gewaltiges und natürlich an allen Ecken und Enden brennendes Feuerwehrepos. Da dürfen dann auch große zwischenmenschliche Dramen und pathetische Subplots nicht fehlen. Die sind aber um ehrlich zu sein völlig wuppe: Was zählt sind die feurigen Actionszenen. Und die sind hier perfekt choreographiert, gewaltig inszeniert, lodernd, spannend und schlicht und einfach phantastisch.

Stirb Langsam – Jetzt erst recht [John McTiernan]

(USA 1995)

Nachdem der zweite Teil der (mittlerweile vierteiligen) Die Hard Saga eher mau war, durfte Raubein John McClane im dritten Teil all den 90er Jahre Epigonen mal wieder Zeigen, was eine echte Harke ist. Unterstützt vom sarkastischen, sau coolen Samuel L. Jackson jagt, kämpft und sprengt er sich durch New York City, dass von einem irren Deutschen Russen terrorisiert wird (wie schon im ersten Teil, half die deutsche  Synchronisation hier in der Länderzuordnung ein wenig nach). Stirb Langsam – Jetzt erst recht ist ein  augenzwinkernder Abgesang auf die aussterbenden Heroen des 80er Jahre Actionkinos, eine satte und explosive Odyssee, die mit ihrem Protagonisten wenig zimperlich umgeht und sowohl beinhart als auch lakonisch und angenehm selbstironisch daher kommt.

Lethal Weapon 3 [Richard Donner]

(USA 1992)

Ebenfalls aus den 80ern stammt die Buddy-Movie-Blaupause Lethal Weapon. Die beiden vollkommen unterschiedlichen Cops Riggs und Murtaugh ermitteln auch im dritten Teil wieder unkonventionell, zerstörungswütig und sind wie immer viel zu oft „viel zu alt für diesen Scheiß“. Wie schon die beiden Vorgänger verbindet Lethal Weapon 3 auf furiose Weise Action, Thrill und Comedy zu einem herrlich lauten Actionfeuerwerk. Vor allem die Beförderung „Okay, okay“ Joe Pescis  vom Statisten zum ernstzunehmenden Sidekick macht sich bezahlt und generiert einige der komischsten Momente der gesamten Reihe. Aber auch hier steckt wie bereits in den Vorgängern einiges an Wehmut, sogar an Nostalgie in dem Actionstreifen, der sich vollkommen bewusst darüber ist, dass der klassische Actionheld des vorangegangenen Jahrzehnts langsam zur aussterbenden Spezies wird.

The Rock – Fels der Entscheidung [Michael Bay]

(USA 1996)

Es gibt so einiges Kritisierenswertes was Armee-Werbefilmer und Actionspezialist Michael Bay in den letzten Jahren filmisch verbrochen hat. The Rock gehört allerdings nicht dazu. Klar, die Vorliebe für oberflächliche Action und alberne, bemüht coole Oneliner klingt auch hier immer wieder durch, aber inszenatorisch, dramaturgisch und auch darstellerisch gehört The Rock zum Besten, was Michael Bay je zu Stande gebracht hat. Der deftige Hollywood-Actioneer in und um Alcatraz lebt vor allem vom charmanten Wechselspiel zwischen Nicolas Cage und Sean Connery und natürlich von der Bay-typisch überbordernden Action. The Rock ist eine Materialschlacht par Excellence, vollkommen Over the Top, hektisch und schnell geschnitten, laut und alles andere als subtil. Dabei aber der perfekte Film für kleine Jungs. Ein komisches, kurzweiliges Actionvergnügen für die Generation MTV.

True Lies [James Cameron]

(USA 1994)

Die Action-90er waren das Jahrzehnt der Ironie und augenzwinkernden Selbstreflexion. Auch Arnold Schwarzenegger beherrscht diese überraschend gekonnt. True Lies ist nicht nur eine derbe Parodie auf Action- sondern ebenso Agenten- und gar Familienfilme. Dreist wirft er James Bond, den Terminator und die Waltons in den Mixer und heraus kommt ein völlig überzogener, überzeichneter Action/Agenthriller/Komödien-Bastard. Jamie Lee Curtis darf dann nebenbei noch eine der bedenkenswertesten Stripteaseeinlagen der Filmgeschichte aufs Parkett legen und Bill Paxton darf sich als schmieriger Autohändler und Möchtegernagent in die Hose machen, während Arnie vor allem schießen, in die Luft sprengen und russisch reden darf. Vollkommen Gaga, fast schon die Karikatur seiner selbst und damit das perfekte Filmvergnügen für alle Actionenthusiasten, die zur Selbstironie fähig sind.

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Erstveröffentlichung: 2011