Schlagwort: Dan Gilroy

Netflix-Filmempfehlung: Velvet Buzzsaw – Die Kunst des toten Mannes (2019)

In der Dialektik der Aufklärung (1944) nutzen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno den Begriff der Kulturindustrie um die Entwicklung der Kunst zur Ware zu kritisieren: Kunst verlöre in der Moderne ihren ideellen Wert und würde zum bloßen kapitalistischen Spielball, zum Tauschobjekt auf Märkten, nicht mehr der Genuss der Kunstzähle, sondern das sich mit Kunst umgeben, Netzwerken und eben auch der Handel mit der Kunst. Das verlockende an einem Begriff wie Kulturindustrie – der im gesamten 20. und 21. Jahrhundert als Kampfbegriff der Linken gegen jede Art von Eskapismus und Popkultur benutzt wurde – ist, dass sich in ihm so eine wundervolle Dichotomie eröffnet: Auf der einen Seite Kunst und Kultur, die ideell, idealistisch, vermeintlich zu höherem berufen sind; und Industrie auf der anderen Seite: Kalt, berechnend, pragmatisch bis hin zum Opportunismus. Und radikal zu Ende gedacht führt diese Dichotomie zum Sodom und Gomorrha für die Kunst an und für sich: Die Kulturindustrie wird zum Ort, an dem die Kunst siecht, geopfert wird auf einem Altar der Eitelkeiten, der Habgier und Niedertracht, ein Ort, der wie das mythische Sodom und Gomorrha nur durch einen radikalen, apokalyptischen, mörderischen Sturm gereinigt werden kann. Genau einen solchen Sturm entfacht Regisseur Dan Gilroy (Nightcrawler) in seiner Horrorsatire Velvet Buzzsaw mit der Kunst eines toten Mannes.

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