Schlagwort: 2013

Es ist schwer ein Gott zu sein (2013) von Alexei German – Meisterwerk mit Überwältigungsstrategie

Acht Jahre Dreharbeiten, fünf Jahre Schnitt, der Wunsch etwas Episches zu erschaffen, permanent konfrontiert mit dem Unvollständigen. Es ist schwer vorstellbar, was im russischen Regisseur Alexei German vorgegangen sein muss, während er versuchte, Es ist schwer ein Gott zu sein (2013) als sehr freie Verfilmung des 60er Jahre Science Fiction Romans von Arkadi und Boris Strugazki zum Leben zu erwecken. Für German sollte es leider kein Happy End dieses schweren und langwierigen Schaffensprozess geben. Er starb vor der Vollendung des Werkes. Diese bittere Note dieses mühsamen Schaffensprozesses lässt sich nicht ignorieren, auch wenn das Kunstwerk – im Gegensatz zu seinem Künstler – doch noch ein Happy End erhalten sollte. Germans Sohn – ebenfalls Filmemacher – griff sich den Film, irgendwo im Zustand zwischen „eigentlich seit Jahren fertig“ und „überambitioniertes Fragment“, und machte einen finalen Schnitt. Fast drei Stunden ist das daraus entstandene Werk lang, und jeder einzelnen Sekunde, jedem Bild, jedem Geräusch sieht man den entbehrungsreichen Schaffensprozess an. Трудно быть богом ist ein Monstrum von einem Film. Der Titel wirkt dabei schon fast prophetisch: Denn in all seinem Größenwahn, in seiner schmutzigen Opulenz, in seinem Mäandern zwischen Experimentalfilm und Epos ist die filmische Dekonstruktion des literarischen Bastards aus Science Fiction und Mittelalterdokument vor allem eine große Demonstration eines zu Viels, eines Determinismus zum Scheitern, der gegen alle Erwartungen nur als Erfolg verbucht werden kann.

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Liebe – Glaube – Hoffnung –
Die Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl

Ulrich Seidl gehört zu den letzten großen Avantgardisten des deutschsprachigen Kinos, er ist ein Extremist mit Kamera, der hinter nacktem, bisweilen brutalem Naturalismus große Themen versteckt, der sich nicht zu schade dafür ist einen pseudodokumentarischen Überbau zu benutzen, um dahinter große gesellschaftliche, politische und philosophische Themen zu verhandeln. So gelang es ihm in Hundstage (2001) Wien und seine Einwohner bis auf den menschlichsten allzu menschlichsten Kern zu entblättern und anhand trister Lebensbilder ein großes, urbanes Panorama zu entwerfen. Und so konnte er auch in Import Export (2007) einen Clash of the Cultures als Bühne für tiefe humanistische Fragen benutzen. Auch in seiner Paradies-Trilogie verfolgt Seidl dieses Prinzip und geht dabei bereits titeltechnisch in die Offensive: Das hier „Größeres“ erzählt werden soll, steht wohl außer Frage, wenn die drei Filme mit dem Paradies-Präfix gemeinsam den ersten Korintherbrief des Paulus zitieren, als Dreierbund die traditionellen christlichen Tugenden benennen und zudem noch Richtung Ödön von Horváth und dessen Drama Glaube Liebe Hoffnung (1932) schielen. Aber gibt es auch eine Verbindung zwischen den Filmen jenseits der Verbundenheit der Titel? Und wie funktionieren sie als einzelne Werke? Ein Blick auf einen cineastischen Kosmos zwischen Dokumentation und Transzendenz, zwischen Porträt und Satire, zwischen tristem Alltag und großen Drama:

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Kurzrezensionen (Science Fiction, 2014): Under the Skin, Elysium, Edge of Tomorrow, Transcendence

So es ist mal wieder an der Zeit für einen kleinen Filmabriss, der sich tatsächlich konsequent aktuellen Filmen widmet: 2014 scheint wie bereits 2013 auf den ersten Blick ein ganz hervorragendes Jahr für das SciFi Genre sein. Nachdem ich vor ziemlich genau einem Jahr meine Begeisterung für Oblivion und Ender’s Game kundgetan habe, sind in den letzten Monaten noch ein paar weitere interessante Genre-Beiträge durch mein Heimkino gerauscht, und das dann auch gleich in den unterschiedlichsten Variationen: Zum einen das Genre als Leinwand für artifizielles, eskapistisches Kunstkino in der Scarlett Johansson One-Woman-Show Under the Skin, zum Zweiten das Genre als Leinwand für dystopische Gesellschaftskritik in Elysium, zum Dritten das Genre als Hintergrund einer philosophischen Auseinandersetzung mit KI und Digitalität in Transcendence und last but not least, das Genre als Vorwand für Big Budget Kriegs- und Actionkino in Edge of Tomorrow. Welcher der Beiträge was taugt, lest ihr nach dem Klick.

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Why House of Cards sucks… a little bit

Serien-Sucker Artikel Nummer 4. Nach The Walking Dead, American Horror Story und Game of Thrones muss dieses Mal das politische Treiben von Frank Underwood dran glauben. Warum? Weil es wahrscheinlich noch einige Zeit dauern wird, bis ich mich von meinem persönlichen Breaking Bad Hype erholt habe. Bis dahin wird jede aktuelle und kommende große Big Budget AAA TV-Serie erst einmal mit Argusaugen betrachtet, unabhängig davon, wie gut sie ist. Auch House of Cards hat mich in seinen ersten beiden Staffeln prächtig unterhalten. Auch House of Cards habe ich regelrecht weggesuchtet (so wie man es heutzutage halt bei guten Serien macht). Ändert nichts daran, dass sich in dem Netflix-Exklusivprodukt eine Menge kleiner und größerer Schwächen finden lassen, dass es immer wieder Momente gibt, in denen man sich einfach nur fragen kann „Warum?“. Jepp, House of Cards, der erste wirklich überzeugende Politthriller seit Jahren, rockt… gewaltig. Die Serie nervt aber auch ein bisschen. Und die Gründe dafür folgen auf den Fuß. Why House of Cards sucks. Nitpicking auf 3… 2…. 1….

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SciFi-Kurzrezensionen: The Congress, Interstellar, Young Ones, Apollo 18, Alles eine Frage der Zeit

Zum Start von 2015 und Rückblick auf das vergangene Jahr, noch einmal Science Fiction satt. Nicht alle der hier rezensierten Filme stammen aus dem Jahr 2014, aber alle habe ich irgendwann in den letzten Monaten gesehen. Und so ziemlich alle – abgesehen von Interstellar – findet Ihr auch mittlerweile in eurer Videothek des Vertrauens. Wenn es also für das Ende von 2014, für den Beginn von 2015 noch einmal futuristisch, spacig, prophetisch werden soll, werdet Ihr hier bestimmt den ein oder anderen potentiellen Kandidaten für einen gemütlichen Filmabend zwischen den Jahren zum Jahresauftakt finden.

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Zombiefilm-Kurzrezensionen: The Returned, Ben & Mickey vs. the Dead, Mutants, World War Z, White Zombie

Genau so schwer wie seine Protagonisten ist das Genre des Zombiefilms totzukriegen. Nach dem großen Revival der 2000er Jahre und einer wahren Blütezeit an Remakes/Fortsetzungen/Neuerfindungen ist der Zombiefilm auch im Jahr 2014 quickuntot. Und ich habe das Gefühl, gerade in den ersten beiden Quartalen mehr Filme rund um Zombies gesehen zu haben als im gesamten Jahr davor. Also ist es mal wieder an der Zeit einen klar fokussierten Filmabriss zu schreiben, unter den Tags: Zombies, Untote, Infizierte… Neben neuen Vertretern wie den klassischen Fantasyfilmfest-Flicks The Returned und Ben & Mickey vs. the Dead werfe ich einen kurzen Blick auf den schon etwas älteren französischen Horror Nouvelle Vague Mutants aus dem Jahr 2009 und den letztjährigen Hollywoodbeitrag zum Subgenre World War Z. Und da die Zeit gerade da ist, schadet es auch nichts, sich kurz mit dem Klassiker überhaupt auseinanderzusetzen. White Zombie aus dem Jahr 1932, der gemeinhin als der erste Zombiefilm überhaupt gehandelt wird.

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Why American Horror Story sucks… a little bit

Verdammt nochmal, ich liebe diese Serie! Ich liebe, liebe, liebe sie! American Horror Story gehört für mich zu den großen Serien-Überraschungen der letzten Jahre. Habe ich sie bei Ankündigung und Präsentation der ersten Teaser noch als Standard-Mystery-Schmu abgetan, habe ich mich erst zu Beginn dieses Jahres – aus Mangel an anderem Material – auf die Horror-Serie von Ryan Murphy eingelassen… und sie hat mich umgehauen. Innerhalb kürzester Zeit habe ich die drei Staffeln weggesuchtet und kann es jetzt schon kaum erwarten, den Freakshow der kommenden vierten Staffel zu bewundern.  Daher ist dieses „Why … sucks!“-Resümee dann auch in erster Linie ein Versuch, mit Nitpicking gegen schwelendes Fanboytum anzukämpfen, in zweiter Linie dann aber doch auch eine Auseinandersetzung mit den zahllosen großen und kleinen Fehlern, die diese Serie beherbergt. Denn so genial sie auch ist, geschieht doch eine Menge stranges, dummes und einfach nur fragwürdiges Zeug im Verlauf ihrer drei Staffeln. Ganz schön schwer darauf herumzureiten, weil American Horror Story einfach mal Gott ist, aber ich will es dennoch (in diesem Fall auch relativ spoilerfrei) versuchen: Why American Horror Story sucks… zumindest ein bisschen.

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Die Eiskönigin – Völlig unverfroren (2013) – Disneyfeminismus, Musicalterror und leuchtende Kinderaugen

Die vier wesentlichen Fragen bei der Rezeption von Disneys Animationsüberflieger Frozen (2013) – okay ins Deutsche übersetzt mit Die Eiskönigin, völlig plemplem ergänzt mit dem Untertitel Völlig unverfroren – sind: Wie oft muss man von einen Titelsong genervt werden, bis man nicht mehr unvoreingenommen den dazugehörigen Film schauen kann? Wie viel Musical traut sich Disney im Jahr 73 nach Fantasia? Wie viel Feminismus kann Disney? Und last but not least, wie stark beeinflussen leuchtende Kinderaugen die Rezeption eines Animationsfilms? Die Antworten darauf in aller Kürze: 127 Mal; überraschend viel; erwartungsgemäß wenig; ausgesprochen stark. Nun gut, mit dieser rudimentären Rekapitulation wird man diesem Überraschungshit natürlich nicht gerecht, aber das hätten wir damit zumindest vorweg schon mal geklärt. Frozen kam im Jahr 2013 in die Kinos und wurde schnell zu DEM Film für alle nach 2009 Geborenen. Mehr noch, es hat in den letzten Jahren wenige Animationsfilme gegeben, die derart breit und enthusiastisch rezipiert wurden: Songs, ästhetisches Konzept und natürlich auch Geschichte; geliebt und gehasst von 0-99 Jahren, besprochen von so ziemlich jedem, die Kaufhäuser gefüllt mit Merchandisingmaterial und gefühlt auf jedem zweiten Kindergartenrucksack zu sehen. Aber wie weit ist der Hype gerechtfertigt? Und helfen die oberen Antworten, diesen zu verstehen und vielleicht sogar nachvollziehen zu können?

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Kurzrezensionen: Captain Phillips, 12 Years a Slave, Snowpiercer, Trance – Gefährliche Erinnerung

Unbedingt mal wieder Zeit für einen aktuellen Filmabriss… Irgendwie tut es mir derzeit um so ziemlich jeden Film leid, den ich sehe und zu dem ich es nicht schaffe, wenigstens ein oder zwei Zeilen zu Papier zu bringen; liegt nicht nur daran, dass ich das Gefühl habe, mussmansehen.de giere nach Content, sondern auch einfach weil das Niederschreiben mir selbst hilft meine Meinung zu dem entsprechenden Film zu verarbeiten und zu fixieren, auch über den (ähnlichen) Effekt eines  Nach-Kinobesuch-Gesprächs hinaus. Hier also jetzt ein paar kurze Gedanken zu einigen Filmen, die ich in den letzten Wochen/Monaten gesehen habe. Keine tiefgründige Analyse, keine umfangreiche Auseinandersetzung, nur ein oder zwei Cents, die ich glaube zu den Werken noch loswerden zu müssen. Dieses Mal sind die Big Budget Großprojekte an der Reihe: Zweimal Oscar-Gewinner in Captain Phillips und 12 Years a Slave, einmal stilsicherer Heist-Mindfuck in Trance, und einmal groteske Weltuntergangsphantasien zwischen Korea und Traumfabrik in Snowpiercer. 2014 ist btw. bis dato ein verdammt gutes Filmjahr.

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RemakeORama: Evil Dead, RoboCop, Oldboy, Maniac

Es ist kein großes Geheimnis, dass der Traumfabrik in den letzten Jahren doch das eine oder andere Mal die kreativen und originellen Ideen fehlten, wenn es darum ging, Kinohits für die große Leinwand zu produzieren: Fortsetzungen, Remakes, Reboots, Prequels und Sequels wohin das cineastische Auge reicht. Und als ob das nicht schon frustrierend genug wäre, scheint selbst das vermeintliche Outsider- und Independent-Kino mittlerweile große Freude an der Resteverwertung gefunden zu haben. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass mittlerweile nicht nur Kassenschlager von einst durch die Konservationsmaschinerie gedreht werden, sondern ebenso dreckige Trash-Perlen, Splatter-Kultfilme und düstere, groteske Thriller-Dramen mit Exoten-Flair. Remaking ist keineswegs ein Privileg, das nur Hollywood vorbehalten ist und wird durchaus auch jenseits des großen Blockbuster-Kinos für die ganze Familie eingesetzt. Aber Remake ist auch nicht gleich Remake und selbst in der vermeintlichen Ideenlosigkeit lässt sich dann doch manchmal die ein oder andere Perle finden: Fünf aktuelle Remakes von „Indie-Klassikern“ auf dem Prüfstand: Was machen sie besser, was machen sie schlechter als das Original. Und sind sie es wert geschaut zu werden?

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What A Fuck!? – Lars von Triers Nymphomaniac I

Mit dem Nymphomaniac Zweiteiler kommt Lars von Triers so genannte Depressions-Trilogie zu einem Abschluss. Da es bei dem Dogma95-Initiator und Festival-Provokateur zuletzt nicht mehr unter existenzieller menschlicher Tragödie oder gleich dem Weltuntergang ging, durfte man gespannt sein, wie der letzte große Epiker des Arthaus-Kinos das Thema Sex auf die Leinwand bringen würde. Dass es pornographisch werden konnte war praktisch vorprogrammiert, nicht zuletzt auch weil Lars von Trier bereits mit seinen früheren Filmen, wie Idioten, Porno-Arthaus-Erfahrung sammeln durfte. Ebenso schien es vorprogrammiert, dass Sex von Trier nur als Leinwand dient, auf der er wieder einmal eine existenzielle, gewaltig gewalttätige, an den Rand des Ertragbaren gehende Geschichte zeichnen würde. Und nachdem die ersten Filmplakate das Licht der Welt erblickt hatten, auf denen der gesamte Cast in eindeutig orgastischer Pose zu sehen war, durfte erwartet werden, dass Lars von Trier auch in Nymphomaniac wieder zu allen möglichen, unmöglichen Mitteln der Provokationskunst greifen würde… Düster, tragisch, pornographisch, provokant, existenziell und gewaltig… das waren die Vorzeichen von Nymph()maniac (nur echt mit Klammer-O)… und Lars von Trier, der Schelm? Der hat uns alle ganz schön in die Irre geführt.

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Kurzrezensionen: The Master, Side Effects, Häppchenweise

Ich habe zwar mit dem Jahr 2012 filmtechnisch immer noch nicht abgeschlossen – und dementsprechend warten hier noch sehr viele Rezensionen ebenso wie Want-Sees in der „Packe ich alles nach der Magisterarbeit“-Warteschleife – aber es kann ja nichts schaden zwischendurch auch mal etwas zu aktuelleren Filmen zu schreiben. Der Kino-Verwertungszeitraum ist zwar (sofern überhaupt vorhanden) für die in diesem Artikel kurz abgerissenen Filme bereits abgelaufen, aber ich glaube, ich habe im letzten Jahr oft genug einen leicht in mir aufkeimenden Widerwillen gegen die Institution „Kino“ geäußert, weswegen ich alle drei ohne schlechtes Gewissen für einen gemütlichen Filmabend zu Hause empfehlen kann. Also dann: Drei sehenswerte, etwas andere, aber auch komplett verschiedene Filme: Mit The Master versucht sich Paul Thomas Anderson erneut an der Verbrüderung von Arthaus-Anspruch mit epischem Kinodrama, in Side Effects versucht Style-over-Substance-Legende Steven Soderbergh gerissenen Mindfuck-Thrill zu inszenieren, und mit Häppchenweise inszeniert Maike Brochhaus ein postpornografisches Filmexperiment, das genau das tut, was alle Erotikfilme wollen, im Gegensatz zu den meisten anderen jedoch mit erstaunlichem Erfolg.

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Why The Walking Dead sucks… a little bit

Also dann… Auf zum Walking Dead Rant! Beim zweiten Artikel dieser Art ist es vielleicht ein bisschen verfrüht von einem Running Gag – oder einer sich etablierenden Tradition – zu sprechen, aber die Parallelen sind schon gegeben: Auch bei Game of Thrones hatte ich nach der dritten Staffel das Bedürfnis meine, teils negativ gefärbten, Gefühle zu der overhypten Serie niederzuschreiben, auch damals kam die Serie dabei alles andere als gut weg. Auch bei Game of Thrones war ich irgendwie genervt davon, dass diese Serie von so ziemlich jedem in allen nur erdenklichen Tönen gelobt wurde, auch bei Game of Thrones schien Nitpicking ein probates Mittel, um die Serie einfach mal auseinander zu nehmen… und auch bei Game of Thrones bin ich trotz zahlloser Kritikpunkte  dran geblieben, habe tapfer durchgehalten und sogar ne Menge Spaß gehabt. Ja, ich stehe nach wie vor dazu: Game of Thrones suckt… zumindest ein bisschen, und, naja, was soll ich sagen: The Walking Dead auch. Nach vier Staffeln, teils lahmer, teils konfuser, teils einfach nur dummer Zombie-Action, muss ich jetzt einfach mal meinen ähnlich schmeckenden Senf zu der derzeit erfolgreichsten US-Serie abgeben. Here we are, different TV-Show, same Shit, same Outcome: Irgendwie habe ich Spaß bei der TV-Umsetzung des (wirklich genialen) Comics The Walking Dead, irgendwie mag ich die Serie, und zugleich gibt es bei dieser Serie unfassbar viel, was mir gehörig auf die Nerven geht.  Achtung, Spoiler, inklusive Staffel 4, ahead: Why The Walking Dead sucks… zumindest ein bisschen.

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Why Game of Thrones sucks… a little bit

Diese verdammten Wetterwechsel schlagen ganz schön auf meine Stimmung, lassen mich sogar ein bisschen griesgrämig werden. Was gibt es also schöneres in diesem meteorologisch so konfusen Jahr, als den Missmut mit der ganzen Welt zu teilen? Ich mache das in diesem Fall, indem ich die heilige Kuh der derzeitigen Serienlandschaft zur Schlachtbank führe. Versteht mich nicht falsch! Ich hatte bis jetzt eine Menge Spaß an Game of Thrones, und wenn die Serie einfach nur beschissen wäre, wäre ich mit Sicherheit nicht bis Staffel 3 – und wahrscheinlich auch darüber hinaus – dabei geblieben. Was ich allerdings immer wieder feststellen musste in letzter Zeit, ist, dass die Serie von Serienfans mit Geschmack viel zu oft zum besten derzeit laufenden US-Import erklärt wird, gerne auch zur besten Serie überhaupt. Und das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ja, Game of Thrones ist cool, unterhaltsam, verdammt spannend, hat echt große Momente und so weiter… Aber ein Meisterwerk? Seriously? Dafür hat das Teil einfach zu viele Mängel, zu viele Schattenseiten, und genau denen werde ich mich im folgenden Text widmen: Also gleich zwei Warnungen: Erstens, es wird jetzt erst einmal gehässig. Wessen Fanherz das nicht verkraftet, der sollte nicht weiterlesen. Fanboy/girl-Rage bitte unten in die Comments. Zweitens, der folgende Text ist voller Major-Spoiler. Wer die ersten drei Staffeln Game of Thrones noch nicht gesehen hat, und die Serie noch ungespoilert genießen will, sollte ebenfalls aufs Weiterlesen verzichten. Ich habe die Bücher btw. auch nicht gelesen und habe es auch nicht vor: Vorwürfe nach dem Prinzip „Das ist in den Büchern aber ganz anders/ Das solltest du nicht unterschlagen“ können mir daher gestohlen bleiben. Und jetzt viel Spaß mit meinem vollkommen objektiven, die Serie ins rechte Licht rückenden Rant: Why Game of Thrones sucks… zumindest ein bisschen…

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SciFi-Kurzerezensionen: Gravity, Oblivion, Ender’s Game, Pacific Rim

Jau… mal wieder die Zeit gefunden ein paar – in irgendeiner Form zusammenpassende – Filme, die ich in den letzten Wochen/Monaten gesehen habe, kurz zu rekapitulieren. In diesem Fall ist mal wieder Genrekino-Zeit, ganz konkret das Science Fiction Genre. Alle die hier genannten Filme spielen in einer sehr nahen (um genauer zu sein zeitnahen) oder sehr fernen Zukunft, platzieren sich im Weltraum oder eben auf einer zukünftigen Version unserer Mutter Erde. Das war es dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn atmosphärisch könnten diese Genreableger nicht weiter voneinander entfernt sein: Gravity versucht sich am realistischen Sci-Fi-Szenario und überspringt dabei doch ab und zu so manche Plausibilitätskriterien. Im Gegensatz dazu will Pacific Rim so knallig, comicbunt und actionstylish wie möglich sein, was mit Sicherheit Spaß macht, aber doch ein bisschen zu Lasten der Tiefe geht. Ender’s Game inszeniert sich selbst als düstere Coming-of-Age Version des satirischen Starship-Troppers-Ansatzes. Und Oblivion stellt die Frage, ob man die Blockbusterattitüde von Tom Cruise mit einer raffinierten doppelbödigen Mystery-Geschichte kreuzen kann. Dank intelligenter Science Fiction Geschichten wie Moon durften sich die Genre-Fans in den letzten Jahren ja durchaus verwöhnt fühlen. Wird dieser Trend 2013 fortgeführt? Die Antwort folgt nach dem Klick.

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Breaking Bad S05e16: Felina – The Final Catharsis

Also dann… ich schulde – wie mir jetzt schon mehrfach zugetragen wurde – der Welt noch ein Recap der letzten Breaking Bad Episode. Und um das dann gleich vorweg zu schicken: Ja, sorry, ich habe mich echt so lange um diese Review gedrückt, da kann ich auch gleich zu Beginn des Textes den Grund dafür nennen: Die letzte Episode von Breaking Bad hat mich partiell durchaus unterwältigt. Bevor ich hier missverstanden werde: Ich halte auch Felina für ein großartiges Stück Fernsehen, für 60 Minuten, nach denen sich so ziemlich jede andere Serie die Finger lecken würde. Es war noch einmal alles drin, wofür ich Breaking Bad in den letzten Jahren so geliebt habe: Die Spannung, der schwarze Humor, das große Drama… aber etwas Entscheidendes hat dann doch gefehlt, weswegen ich das Finale „nur“ als „sehr gut“ bewerten kann: Die Düsternis, die Abgefucktheit, die so viele Episoden zuvor ausgezeichnet hat; dieses Gefühl: „Oh mein Gott, jetzt kann es echt nicht mehr böser kommen!“ und gleich daran anschließend die bittere Erkenntnis: „Oh fuck, es geht also doch noch böser!“ Mit seinem versöhnlichen und durch und durch befriedigenden Ende liefert Felina einen starken, routinierten Abschluss der Serie und schert damit zugleich, zumindest teilweise, aus der bisherigen Dramaturgie und Narration der Serie aus. Breaking Bad ist damit sauber und rund zu Ende geführt, die wahre Größe der Serie indes findet man eher in anderen Episoden.

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Breaking Bad S05e15: Granite State – The End is pending

Wenn es etwas gibt, was Breaking Bad spätestens seit Staffel 2 praktisch bis zur Perfektion beherrscht, dann ist es das Pacing; nicht nur der einzelnen Episoden sondern auch über ganze Staffeln und sogar den gesamten Serienverlauf hinweg. Es ist immer wieder erstaunlich wie gekonnt Gilligans Team mit der Dynamik seiner eigenen Dramaturgie spielt: Stop an go, Geschwindigkeitsrausch, ein komplettes sich Fallen Lassen in den narrativen Fluss… und dann wiederum eine radikale Entschleunigung, die nicht nur dazu dient, den Zuschauer durchatmen zu lassen, sondern auch gleich einen großen Reflexionsspielraum für das vorherige Geschehen eröffnet. Entschleunigung ist dann auch das Label, mit dem man am besten die 15. Episode der 5. Staffel beschreiben kann: Wer glaubt in der vorletzten Episode der Serie stünden jetzt alle Ampeln auf grün, sieht sich getäuscht: Anstatt den leichten Weg zu gehen und uns ein „six months later“ zu präsentieren, steigt „Granite State“ unmittelbar nach den tragischen Geschehnissen der letzten Folge ein, zieht die Konsequenzen von diesen dabei genüsslich in die Länge und findet trotz entschleunigter Erzählung nicht nur zu einer spannenden Dynamik sondern darf am Ende, quasi als Vorbote des Finales, auch noch einmal richtig episch und pathetisch werden. The End is pending… zumindest für eine knappe Stunde.

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Breaking Bad s05e14: Ozymandias – Die große Tragödie

Eine Schockstarre scheint sich über die Breaking Bad Fans gelegt zu haben… Im Gegensatz zu den Vorwochen lassen Recaps und Rezensionen auf sich warten, einzeln angesprochen, enthuscht den Fans und Enthusiasten meistens nur ein „krass“ oder „heftig“ … und ich selbst weiß auch gar nicht, wo ich jetzt ansetzen soll, um meine Gedanken zur Folge s05e14 niederzuschreiben. Verwunderlich, haben wir es doch mit der Episode Ozymandias mit der vermutlich besten Episode der fünften Staffel zu tun. Wenig verwunderlich, handelt es sich bei dieser jedoch auch um die extremste Episode der fünften Staffel. Habe ich letzte Woche noch den Genrespagat abgefeiert, der Breaking Bad wieder einmal fulminant gelungen war, so lässt sich nach der jüngsten Entwicklung nur konstatieren: Die Tragödie hat zurückgeschlagen. Bösartiger, düsterer und dramatischer als jemals zuvor. Gleichzeitig hat mit Ozymandias eine Entwicklung auch ihren Endpunkt erreicht. Das „höher, schneller, weiter“ Prinzip Heisenbergs wurde bereits zu Beginn der zweiten Staffel abgebremst – nicht nur, da der Protagonist sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat, sondern auch weil er durch seinen Nemesis Hank enttarnt wurde. Nun hat diese Abbremsung zum endgültigen Stop geführt. In der Folge bleibt Walt nur noch übrig die Scherben zusammenzukehren.

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Breaking Bad s05e13: To’hajiilee – Unberechenbarkeiten und Genresprünge

Okay, sprechen wir kurz darüber, warum wir Breaking Bad lieben. Denn so sehr sich die ganzen Fans auch darüber einig sind, dass die Serie womöglich das TV-Ereignis des Jahrzehnts, The Best TV-Show except The Wire oder gleich die beste Fernsehserie aller Zeiten ist, so sehr scheinen doch die Meinungen auseinander zu gehen, warum Walter Whites Drogengeschichten ein derartiges Glanzlicht am TV-Himmel darstellen. Ich persönlich liebe ja vor allem die tragischen Momente Breaking Bads und habe jetzt auch schon mehrmals von dritter Stelle bestätigt bekommen, wie deprimierend die Serie auf den Zuschauer wirken kann (auch wenn ich gerade die tragischen Momente eher als reinigend im Sinne einer klassischen Katharsis wahrnehme). Abseits davon wird man aber auch oft genug mit einem Lob der komischen und bizarren Momente der Serie konfrontiert; oder aber auch einem Verweis auf den enervierenden Thrill und die ungeheuerliche Spannung, die Gilligans Meisterwerk auszeichnet; einem Hinweis auf die satirischen Spitzen und politischen Anspielungen (wenn auch deutlich seltener seit Staffel 2) oder gar einem Lob der herausragenden, tiefgründigen Symbolsprache (Wie z.B. Christian Alt in seinen mehr als lesenswerten Recaps). Frag zehn Breaking Bad Fanboys oder Fangirls, warum sie die Serie so schätzen und du erhältst zehn verschiedene Antworten, dessen bin ich mir sicher. Und warum diese ausufernde, lange Einleitung? Weil To’hajiilee einfach noch einmal sehr gut unter Beweis stellt, wie eklektisch und damit auch unberechenbar Breaking Bad mit seinen verschiedenen Genres und Atmosphären umgeht.

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Breaking Bad s05e12: Rabid Dog – Cliffhanger-Possen und bürgerliche Trauerspiele

Es ist merkwürdig: Da lobt man Breaking Bad unentwegt für seine Originalität und Kreativität, und dann schmuggeln die Macher doch mir nichts dir nichts ein beinahe ärgerliches US-Serien-Standardmoment in eine der besten Staffeln einer der besten Serien überhaupt. Cliffhanger Interrupto könnte man das vielleicht nennen, womit Gilligans Crew die fünfte Folge der zwölften Staffel beginnen lässt, Spannungsverzögerung vielleicht auch, wenn man es gutmütiger meinte… also ganz ehrlich, ich würde so etwas eher unwürdig für diese grandiose Serie nennen. Gott sei Dank besteht eine 45minütige Episode nicht nur aus einem fehlgeschlagenen Intro, denn der Rest der Episode Rabid Dog macht diesen neben sich stehenden Start Gott sei Dank mehr als wett.

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A Field in England (2013) – Oder, die bizarre Poesie der Desertation

Ist es möglich ein Epos im kleinen Rahmen erzählen? Es ist möglich und es birgt gerade in der Verknappung gar die Möglichkeit, die Grenzen des Epos durch den Bruch zu erweitern. Ben Wheatleys im historischen Setting angesiedeltes Mysterydrama A Field in England (2013) ist der Versuch eines solchen Anti-Epos. Durch seine Skalierung ins Kleinste entzieht er sich den Konventionen seiner Genreverhaftung. Es ist ein Historical Period Drama, ein Kostümfilm, dessen Wesenskern allerdings in der Reduktion der Kostümierung liegt. Es ist darüber hinaus eine merkwürdige Art von Antikriegsfilm, weniger im herkömmlichen cineastischen Sinne, dass er den Krieg anklagt, sondern viel mehr in dem er den Krieg an die Peripherie seines engen Rahmens verbannt. Die Schlacht – in diesem Fall irgendeine Schlacht zum Zeitpunkt des englischen Bürgerkrieges im 17. Jahrhundert – findet nur als Geräusch statt, und auch nur als Kadrage der eigentlichen Filmhandlung. Der Krieg ist zu Beginn und am Ende zu hören, sobald die Protagonisten in die Handlung einsteigen, verlassen sie bereits das Schlachtfeld. Und als ihre Reise zu Ende ist, betreten sie es wieder, ohne dass das Publikum sie auf dem Weg aus der und zurück in die Realität begleiten darf. Denn in seinem Wesen ist A Field in England vor allem ein Film der Desertation und der Deserteure. Alle vier Protagonisten zu Beginn desertieren vor dem Kriegsgeschehen, im Laufe ihres Trips über das Feld desertieren sie vor der Wirklichkeit, der schließlich hinzukommende Fünfte im Bunde hat scheinbar vor langer Zeit vor der Vernunft desertiert und manch einer, wie der kauzige Friend desertiert gar vor dem Tod. Und während all dessen desertiert der Film selbst vor der Geschichte; sowohl vor dem historischen Rahmen, als auch vor seiner eigenen Narration.

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Breaking Bad S05e11: Confessions – Geständnisse und Amokläufe

„What the hell happened to this country?“ fragt einer der Naziverbrecher mit denen Lydia nun zusammenarbeitet, kurz bevor er sich ein wenig Blut von den Schuhen wischt. Die Gegenfrage dazu könnte lauten: „What the hell happened to this business?“ Die unterkühlte Professionalität von Gus Fringe ist Geschichte. Die beängstigende aber zugleich auch geordnete Terrorherrschaft Heisenbergs ist vorbei. Und der erschreckende Anarchismus eines Tuco ist ja schon längere Zeit abgeschrieben… Aber all diese hässlichen, gewalttätigen und düsteren Regelungen des Geschäfts wurden von etwas viel Schrecklicherem abgelöst: Brutalem, prolligem Dilettantismus…

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Breaking Bad S05e10: Buried – Gedanken, Spoiler, Kinderkarusselle

Ein junger Mann liegt mit apathischem Blick auf einer Schaukel, die sich unentwegt dreht: Vielleicht wie der Lauf eines Revolvers als Antizipation eines kommenden, blutigen Showdowns, vielleicht wie ein Folterrad, das symbolisiert, wie sehr dieser Mann durch das Leid gegangen ist, vielleicht als Darstellung eines Toten, der auf Erlösung hofft… vielleicht aber auch einfach als Symbol der kindlichen Unschuld, die dieser Mann nach wie vor, trotz seiner Erlebnisse, im tiefsten Herzen in sich trägt. Was auch immer das Kinderkarussell am Anfang von Buried – der zehnten Folge der fünften Staffel von Breaking Bad – bedeuten mag, eins ist sicher: Der darauf liegende Jesse ist am Ende…

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Breaking Bad S05e09: Blood Money – Gedanken, Spoiler, Crystal…

Hell yes! Ich unterbreche meinen – viel zu spät begonnenen Recap – der ersten vier Breaking Bad Staffeln, um an dieser Stelle einfach mal ein paar Gedanken zu den aktuellen Folgen loszuwerden. Ab sofort also jeden Montag, sofern es meine Zeit zulässt und sofern mein Meth-Dealer aus Neuland zuverlässig ist, ein paar vollkommen verspoilerte Gedanken zu der jeweils aktuellen Folge. Im besten Fall immer pünktlich, im besten Fall bis zum Ende der Serie. Falls ihr die Episode Neun der fünften Staffel Blood Money also noch nicht gesehen habt und euch nicht den Spaß verderben wollt, lest an dieser Stelle nicht weiter… Und noch ne kleine Warnung: Die Gedanken kommen jetzt frisch vom ersten Seh-Eindruck, könnten also etwas unsortiert und chaotisch sein. So be it…

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Die besten Filme 2012 – Frances Ha von Greta Gerwig und Noah Baumbach

Es gab ein – filmhistorisch betrachtet relativ kleines – Zeitfenster, in dem schwarzweiße Bilder so etwas wie ein Aushängeschild des gehobenen Independentkinos waren. Gemeint ist die Zeit der mittleren bis späten 80er bis weit in die 90er Jahre hinein. Eine Zeit, in der der Schwarzweißfilm im Mainstreamkino keine Rolle mehr spielte und entweder sehr bewusst als ästhetisches Stilmittel im Arthaus eingesetzt wurde oder eben in genannten Indie-Produktionen. Im Gegensatz zum Arthaus handelte es sich bei jenen Filmen jedoch nicht um eine ästhetische sondern meist eine budgettechnische Entscheidung. Bevor der digitale Film herausragende Kameras auch für unabhängige Produktionen erschwinglich machte, mussten die Regisseurinnen und Regisseure ohne großes Studio im Rücken gezwungenermaßen technische Abstriche machen. Und wer gute Bilder über den Low Budget Film hinaus produzieren wollte, machte diese Abstriche dann meist im Bezug auf die Farbe. Im Grunde genommen wusste man damals als Kinogänger bereits, wenn man einen Indiefilm in schwarzweiß sah, dass sich der Regisseur Gedanken gemacht hatte, wie er seine Vision mit seinem schmalen Geldbeutel am besten auf die Leinwand bringen konnte: Jim Jarmuschs Down by Law (1986), Kevin Smiths Clerks (1994) oder Christopher Nolans Following (1998) dürften zu den retrospektiv bekannteren Werken dieser Ära gehören. Wenn ein Indieflick jüngeren Datums auf dieses Stilmittel setzt, besteht schnell die Gefahr, dass dies prätentiös wirkt, versucht es doch einen aus Notwendigkeit geborenen Charakter des klassischen Indiekinos zum bewussten Stilmittel zu erklären und sich mit Einsatz dieses Stilmittels selbst bei den Ahnen einzureihen. Um das gleich vorwegzuschicken: Dies ist bei Greta Gerwigs und Noah Baumbachs gemeinsamen Projekt Frances Ha (2012) nicht der Fall, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Geschichte um die umtriebige wie phlegmatische Frances durch und durch eine Reminiszenz an das unabhängige Slackerkino der 90er Jahre darstellt, dabei aber äußerst charmant dessen Prototypen und Stereotypen auf die Generation der Millennials überträgt.

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Kurzrezensionen: Stoker, Lore, Ginger & Rosa, Vielleicht lieber morgen

Mal wieder ein kleiner Überschlag an Filmen, die ich in den letzten Tagen, Wochen, Monaten gesehen habe. Was die vier Filme eint: Sie fallen allesamt irgendwie – mitunter auf sehr merkwürdige Weise – in den Bereich des Coming-of-Age Dramas: Teenagernöte, Teenagersorgen, Teenagergefühle… in allen vier Filmen relativ erfolgreich auf erfrischend klischeefreie Weise erzählt: So nutzt Stoker die Adoleszenz als Leinwand für einen düsteren Psychothriller, Lore setzt sich in ihr mit der deutschen Geschichte auseinander, Ginger & Rosa versucht sich gleich in einem universellen Generationenporträt der 60er Jahre, und last but not least entfaltet Vielleicht lieber Morgen auf dem Hintergrund einer rührenden Indie-Komödie die kraftvolle Erzählung eines Traumas und dessen Konsequenzen.

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