Kategorie: Doku

Kurzrezensionen: Framing Britney Spears, Army of the Dead, Oxygen, We summon the Darkness

Ich schreibe wirklich gerne positive Dinge über gute Filme. Und da es mir mit der Zeit immer schwerer fällt, negativ oder mit einer gewissen „meehh“-Grundhaltung über schlechte, durchschnittliche oder gerade mal okaye Filme zu schreiben, könnte man zumindest hier im Blog dem Irrtum erliegen, ich würde diese gar nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber tatsächlich sehe ich ne Menge davon, oft mehr als mir lieb ist. Und um dem vielen Überschwang und Lob, die ich hier wöchentlich verteile, ein bisschen Negativität entgegenzustellen, kommt hier mal ne kleine Sammlung von Kurzrezensionen zu ein wenig „Ausschussware“, die ich in den letzten Wochen gesehen habe. Zumindest bei einem Film in dieser Reihe ist der Begriff „Ausschussware“ dann doch ziemlich ungerecht, da für ihn durchaus eine Sehempfehlung ausgesprochen werden kann. Und bei einem zweiten Film reicht es allemal für ein „Kann man machen!“. Ansonsten ist das hier rezensierte Material aber ziemlich unterwältigend. Nichts, was wirklich schlecht wäre, aber auch nichts, was das Publikum umhauen könnte. Aber um wenigstens einmal kurz – zumindest für einen Artikel – im Jahr 2021 wirklich über aktuelle Filme zu schreiben… hier ein paar 2021er Werke, kurz rezensiert, kurz abgefertigt und der Vollständigkeit halber… Viel Spaß.

Weiterlesen

Borat: Anschluss Moviefilm (2020) – Kein guter, aber ein sehenswerter Film

Rudy Giuliani, republikanischer Politiker, ehemaliger Bürgermeister von New York, Anwalt und Rechtsberater von Donald Trump liegt auf dem Bett eines Hotelzimmers. Über ihn gebeugt ist eine junge Frau, die ihm anscheinend dabei hilft, ein Ansteckmikrofon abzulegen. Und dann passiert es. Entspannt lehnt sich Giuliani zurück und greift tief in seine Hose mit anscheinend ziemlich eindeutiger Absicht. Bevor diese irritierende Szene weitergehen kann, wird sie auch schon gestört. Ein in Reizwäsche gekleideter Borat (Sacha Baron Cohen) stürmt in das Zimmer und schreit Giuliani an, die Frau sei 15, sie sei zu alt für Rudy. Er Borat würde sich an ihrer statt dem mächtigen, alten Mann hingeben. Giuliani ist verwirrt, ruft seine Security-Leute, und Borat und seine Filmtochter fliehen. Man kann es drehen und wenden, wie man will: Diese kurze Episode ist nicht nur der neue Film Sacha Baron Cohens in a Nutshell, er ist auch sein zentraler Moment, sein größter Aufreger, seine Berechtigung und vermutlich auch sein stärkstes Erbe. Da kann Cohen noch so viele (insgesamt neunzig) Minuten drumherum packen, wer Borat Anschluss Moviefilm (2020) – eine Quasi-Fortsetzung von Borat – Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen (2006) – sehen will, tut dies vor allem wegen dieser einen Szene, die schon vor der Premiere der Mockumentary auf Amazon Prime keine zwei Wochen vor der US-Wahl 2020 für einige mediale Aufregung sorgte. Dementsprechend wird dieser neue Borat-Streich wohl nie ganz die Verknüpfung mit dem kleinen Giuliani-Skandal loswerden, selbst wenn er sich bemüht, deutlich mehr zu sein.

Weiterlesen

Die besten Dokumentarfilme der 90er Jahre II

Der zweite Teil unserer 90er-Doku-Retrospektive… Ich fasse mich mal kurz: Gleich dreimal blicken wir hinter die Kulissen der Filmindustrie, leiden und lachen in American Movie mit unabhängigen Filmemachern, erinnern uns mit Werner Herzog an seinen liebsten Feind Klaus Kinski und betrachten in The Celluloid Closet amerikanische Filmgeschichte aus einem anderen Blickwinkel. Zu den cineastischen Dokumentationen gesellt sich die Schönheit der Natur, in einer kurzen Geschichte der Zeit, die Kosmos, Erde und Mensch in das richtige Verhältnis rückt und in Luc Bessons Atlantis, in dem wundervolle Unterwasseraufnahmen auf einen hypnotischen Score treffen. Einmal dokumentarische Vielfalt bitte, nach dem Klick.

Weiterlesen

Die besten Dokumentarfilme der 90er Jahre I

Wie schon in der 2000er-Filmretrospektive können wir uns, nachdem wir den fiktionalen Stoff hinter uns gebracht haben, der Realität widmen. Es gab einige großartige Dokumentarfilme in den 90er Jahren, aber ich befürchte auch hier habe ich Nachholbedarf. Die zwölf Filme, die jetzt – und im anschließenden zweiten Teil – folgen sind es aber allesamt wert gesehen zu werden. Es geht hinab in die Tiefen und Untiefen der deutschen Filmgeschichte, festgehalten in einem künstlerischen und menschlichen Porträt Leni Riefenstahls, weit hinein in die Befindlichkeiten Amerikas: Legendäre Boxkämpfe beim Rumble in the Jungle, legendäre Comickunst und Exzentrik von Robert Crumb, legendäre Filmgeschichte bei Francis Ford Coppolas Reise in die Hearts of the Darkness… und daneben gibt es auch noch einen Blick auf die kleinen großen Momente, die Glocken aus der Tiefe des russischen Glaubens und Aberglaubens und die Amerikanischen Träume, die an der harten, kapitalistischen Realität scheitern.

Weiterlesen

Netflix-Kurzrezensionen: Fyre: The Greatest Party That Never Happened, Tau, IO,

Während Netflix, was Serien betrifft, schon seit längerem einfach mal eine Institution ist, stehen sie bei Filmen immer noch für ein Hit or Miss, zuletzt gesehen am doch ziemlich durchschnittlichen Horrorstreifen Bird Box, der zwar eine packende Atmosphäre aufweisen konnte, storytechnisch aber ziemlich feige und berechenbar daherkam. Eins muss man den Netflix-Programmplanern aber lassen: Sie wissen für welche Themen sich ihr Publikum interessiert und haben keine Scheu, Filme mit genau jenen Themen und Topoi, die gerade im Trend liegen, einzukaufen oder gleich selbst zu produzieren. Ob dabei dann was sehenswertes herauskommt, ist wieder eine andere Frage, und allzu oft lässt man sich von Netflix dann doch von interessanten Motiven und spannend klingenden Teasern ködern, um sich im Nachhinein über einen extrem durchschnittlichen Film zu ärgern, dem man im linearen Fernsehen nie eine Chance gegeben hätte. Wie gesagt, Netflix weiß welche Themen funktionieren, und weiß ebenso, wie man Filme in einem VoD-Rahmen anständig präsentiert, so dass sie vom neugierigen Zuschauer auch geschaut werden. Manchmal zum Leid („Och nee, wieder 2 Stunden an so ein B-Filmchen verschwendet), manchmal zur Freude („Heh, schon wieder ne verborgene Perle entdeckt. Danke Mama Netflix“) der neugierigen Zuschauer. An dieser Stelle daher drei Kurzrezensionen, die euch die nächste Netflix-Entscheidungsfindung hoffentlich leichter machen: Die großartige Doku über das Fyre-Festival-Desaster, der durchwachsene Arthaus Science Fictioner IO und der vielversprechende und doch ziemlich taumelnde KI-Film Tau.

Weiterlesen

Die besten Dokumentarfilme der 2000er Jahre I

Bevor wir unsere 00er-Filmretrospektive endgültig dicht machen, widmen wir uns den großen nonfiktionalen Filmen des Jahrzehnts. Es gab viele spannende, interessante, mal mehr, mal weniger authentische, mal mehr, mal weniger stilisierte Dokumentarfilme in diesem Jahrzehnt. Naturbetrachtungen ebenso wie Medien- und Kulturgeschichtsstunden, Pop-Reflexionen, politisch engagierte Werke und vieles dazwischen. Die besten dieser Filmgattung passen – wie sollte es auch anders sein – nicht in einen Artikel und so gibt es in Kürze noch einen kleinen Nachschlag. Hier auf jeden Fall schonmal die erste Portion Realistisches, Wahres und Dennoch Schönes. Die besten Dokumentarfilme des Jahrzehnts, wie immer nach dem Klick.

Weiterlesen

Scheitern im Großen – Klaus Kinskis legendäre Rezitation „Jesus Christus Erlöser“ auf DVD

Du, der so ein großes Maul hat, kommst jetzt nach vorne – sagt Schauspieler Klaus Kinski und fixiert mit einem starren Blick einen seiner Zuhörer, die immer wieder durch laute Zwischenrufe das Programm stören. Ein nervöser, stiller Herr von den funkelnden Augen Kinskis malträtiert, betritt die Bühne. Zaghaft spricht er ins Mikrophon: Er denke, dass viele hier Jesus suchen würden, aber Klaus Kinski, Schauspieler, Rezitator, der Deutschen liebster Soziopath sei es mit Sicherheit nicht. Denn Jesus hätte Vergebung und Geduld gelehrt und er hätte, wenn ihm jemand widersprochen hätte, versucht diesen mit Argumenten zu überzeugen. „Nein“ ist die wütende Antwort Kinskis. „Er hätte eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse gehauen“, brüllt er wie von der Tarantel gestochen, nur um den Störenfried im nächsten Moment mit einem cholerischen „Du dumme Sau!“ von der Bühne zu jagen.

Weiterlesen