Kategorie: Action & Abenteuer

Die besten Actionfilme der 70er Jahre III

Nach einer langen Pause geht es endlich weiter mit den besten Filmen der 70er Jahre. Eine Actionliste gäbe es noch abzuarbeiten, aber auch danach sind wir mit dem Genre noch nicht so ganz durch. Auch dieses Mal sollen wieder eher komödiantische Genrevariationen im Mittelpunkt stehen. Lange Zeit von der Kritik verschmäht, wissen wir mittlerweile – und sei es nur aus nostalgischen Gründen – was wir an den beiden Raufbolden Bud Spencer und Terence Hill haben. So sollen die beiden in dieser Retrospektive auch gleich zwei Mal vertreten werden: Einmal als Zwei außer Rand und Band und einmal als Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle. Neben den Italienern (unterstützt von einer superben deutschen Synchronisation) können auch die Amerikaner ihre Fähigkeit zum Augenzwinkern im Actionrahmen unter Beweis stellen. Die Letzten beißen die Hunde ist eine schmutzige, derbe, vor allem aber auch ironische Tour de Force, irgendwo zwischen Gangsterkomödie und knochigem Actioneer. Deutlich ernster dagegen kommen die furiosen Genreperlen von Walter Hill daher. Irgendwo zwischen B-Movie und A-Movie bewegen sich seine beiden symbolisch aufgeladenen, diffusen Erstlingswerke, Ein stahlharter Mann als Abgesang auf einen zum Kämpfen verfluchten Mann und Driver als existenzialistischer Zweikampf zwischen zwei Antagonisten, die ebenso verschieden wie sich ähnlich sind.

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Everything Everywhere All At Once (2022) – Und das Kino explodiert…

Auf die Frage „Wie viel Inhalt lässt sich in einen nicht ganz fünfzehnminütigen Kurzfilm packen?“ haben die beiden Daniels – Das amerikanische Regieduo Daniel Kwan & Daniel Scheinert – einfach mit „Ja“ geantwortet und mit Interesting Ball (2014) einen der wohl irrsten, bizarrsten, überambitioniertesten und grandiosesten Shorts der Filmgeschichte abgeliefert. Den kann man sich auch auf Youtube reinziehen, und es macht durchaus Sinn dies zu tun, bevor man sich Everything Everywhere All At Once (2022) gibt, allein schon, um eine gewisse Vorstellung davon zu haben, was auf einen zukommt. Auch im zweiten Langfilm der Daniels nach Swiss Army Man (2016) geht es um ein ähnliches Thema wie in Interesting Ball: Um die Verknüpfung von Lebensrealitäten und Geschichten, um die Macht des Unvorhergesehenen, um die Macht des Schicksals: „It’s inevitable“, „Es ist unvermeidlich“, wie eine der Hauptfiguren in Interesting Ball zu unmöglichen Geschehen anmerkt. Aber es sind nicht nur die Themen und Motive, in denen sich die beiden Filme gleichen wie Geschwister: Es ist auch die Haltung, mit der die Daniels diese Motive auf die Leinwand bringen. Denn auf die Frage „Wie viele verschiedene Stimmungen kann man in einem Film unter einen Hut bringen?“ antworten die beiden auch mit Ja und machen munteres Genre- und Atmosphären-Hopping: Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, aber auch von absurd surreal bis hin zu elegisch pathetisch. Von albern, infantil, bis monumental actionreich… von …. naja, von allem über alles eben… überall… und das gleichzeitig… all at once…

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Die besten Actionfilme der 70er Jahre II

Nachdem in der letzten Actionretrospektive vor allem die Exploitationseite und auch so manche düstere Ausgeburt des spektakulären Kinos die Liste dominierte, wird es dieses Mal deutlich leichtfüßiger und auch leichtherziger. Die Vertreter in dieser Liste könnten (teilweise fast, teilweise gut und gerne) auch dem Subgenre der Actionkomödie zugeordnet werden. Ihre Actionszenen werden ergänzt von einem gewitzten Augenzwinkern und einer ordentlichen Portion Humor, der jedoch nie zu böse oder gehässig daherkommt. Gerade Burt Reynolds war damals für so manchen spaßigen, albernen Actioneer gut und ist in dieser Liste gleich zweimal vertreten: Als Autonarr Bandit in dem prototypischen Car-Chase-Movie Ein ausgekochtes Schlitzohr und als grimmiger Stuntman Hooper in Um Kopf und Kragen. Aber auch Clint Eastwood – eigentlich alles andere als bekannt für seine humoristische Seite – darf in Der Mann, der niemals aufgibt beweisen, dass er durchaus Spaß verstehen kann, auch wenn dieser Film dann doch zu mitreißend ist, um als bloße Action/Comedy durchzugehen. Und in Convoy offenbart Countrysänger Kris Kristofferson nicht nur seine komödiantische sondern auch seine melodramatische Seite, und darf dabei sogar ein bisschen politisch werden.

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Die besten Actionfilme der 70er Jahre I

Endlich wieder ÄKTSCHN! Reine, ungefilterte ÄKTSCHN. Wenn wir von Actionfilmen aus den 70er Jahren reden, reden wir von einer Zeit, in der zahllose inspirierende Momente für das Actionkino der folgenden Dekaden gelegt wurden. Insbesondere Quentin Tarantino hat sich von vielen Filmen der Epoche inspirieren lassen, von Ost nach West, von hoher Actionkunst bis zum räudigen Exploitationfilm. In dieser Bestenliste der 70er Actionkracher begegnen wir gleich mehreren Vorbildern des postmodernen verspielten Regisseurs. Die Warriors agieren nah am Exploitation und Trash, kriegen aber immer wieder die Kurve zum spannenden Action- und Kampfepos. Inglorious Bastards vermischt Kriegsfilm mit Action mit naiver Kinderfantasie und ner Menge Pulp, ist aber allein schon wegen seiner Inspiration für Tarantinos Inglorious Basterds sehenswert. Fluchtpunkt San Francisco hat mit seiner makaberen, nihilistischen Art das Genre des Carchase-Actioneers in eine neue Epoche geführt. Lady Snowblood kommt erstaunlich unironisch und opulent daher und ist nicht nur sehenswert, weil er Tarantinos Kill Bill mehr als einmal Pate stand. Und weil wir uns dadurch im asiatischen Kino so wohl fühlen, werfen wir auch gleich noch einen Blick auf die Lone Wolf & Cub Serie und dessen wohl stärksten Vertreter Baby Cart At The River Styx.

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Die besten Actionthriller der 70er Jahre

Es ist schon ein vermaledeites Ding mit diesen Genrehybriden. Ich habe nun wirklich mehr als genug über Thriller in den 70er Jahren geschrieben, habe Mysteriöses, Psychologisches, mit Suspense Vollgepacktes, Politisches und Kriminelles ausgelotet. Ich habe das alles hinter mir gelassen, mir Popcorn zurecht gelegt und mich darauf gefreut, mich einfach von ein paar sinnbefreiten Explosionen, wilden Verfolgungsjagden und spaßigen Kloppereien berieseln zu lassen. Und dann entpuppen sich bei der Erstsichtung und beim Rewatch gleich eine ganze Reihe vermeintlich unbedarfter Actioneers als astreine Thriller. Ja, der Actionthriller kommt (im wahrsten Sinne des Wortes) herbei gerast und platziert sich zwischen Spannungs- und Unterhaltungskino. Also dann, es hilft ja alles nichts. Bevor wir zu den reinrassigeren Actionfilmen kommen, schauen wir uns also erst einmal die an, die so viele Spannungsmomente besitzen, dass sie ebenso im Thriller beheimatet sein könnten. Und dennoch, im Gegensatz zu den zuletzt besprochenen Filmen dominiert bei all diesen nicht der Thrill sondern die Action. Im Visier des Falken und Duell zum Beispiel kommen zwar parabolisch, mysteriös daher, punkten aber vor allem als ausgedehnte Hetzjagden, bei denen der Kampf ums Überleben immer von einer Menge halsbrecherischer Action begleitet wird. Death Wish ist viel zu plump und eindimensional, um mit den großen Thriller der Dekade mitzuhalten. Dafür darf er als grimmiger, antiliberaler, amoralischer Selbstjustiz-Actioneer im konservativen Amerika der 70er Jahre faszinieren. Stoppt die Todesfahrt der U-Bahn 123 und Flucht von Alcatraz sind wohl die beiden Filme, denen das Genre-Crossover am besten gelingt. Und Assault – Anschlag bei Nacht schielt mit seiner dreckigen, düsteren Art immer auch ein wenig Richtung Exploitation. Also dann, wenn ihr demnächst Lust auf Kino aus den 70ern habt und euch nicht zwischen Thriller und Action entscheiden könnt, ist das hier die richtige Liste für euch.

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Die besten Agentenfilme und Spionagethriller der 70er Jahre

Filme, die sich mit Geheimdiensten und dem Thema Spionage auseinandersetzen, sind immer mit einer Frage konfrontiert: Wie realistisch beziehungsweise wie unterhaltsam soll es denn sein? Das Spektrum ist groß: Auf der einen Seite haben wir die Filme der James Bond Reihe, die sich komplett vom realistischen Blick auf das Agentenleben entfernen und pure Actionflicks für ein sensationslustiges Publikum sind. Auf der anderen Seite haben wir Themen, die eine breite Öffentlichkeit interessieren: Gerade in den 1970er Jahren war der kalte Krieg noch voll im Gange, und neueste technische Entwicklungen sorgten für ein Klima der ständigen Angst und Paranoia zwischen den Blöcken. Einfache Menschen schienen immer wieder zwischen die Fronten dieses schwelenden Konflikts zu geraten, bestes Material also für paranoide, autoritätskritische Suspense-Thriller. Und dann gab es natürlich noch darüber hinausgehende Spionage-Thematiken, die mitunter losgelöst von der „großen“ globalen Politik scheinen: Vom Terrorismus über die Überwachung des einfachen Bürgers bis zu der allgemeinen Frage, wie viel sich ein Staat hinter den Kulissen der Macht erlauben darf, bevor Völker- und Menschenrechte brutal gebrochen werden. Die in dieser Liste vorkommenden Filme bewegen sich alle in diesem Spannungsfeld, tendieren allerdings zu mehr Düsternis, zu mehr Realismus und zu weniger Eskapismus (Ausnahme, die bereits im letzten Artikel gewürdigten James-Bond-Streifen). So haben wir es bei Der Brief an den Kreml mit einem komplexen, sehr traditionellen Spionageschinken von Altmeister John Huston zu tun, der eine Menge Zynismus im Gepäck hat. Scorpio erzählt auf der Oberfläche einer Spionagegeschichte eine Actionballade von einsamen, lebensmüden Killern, während Der Schakal mit einem fast schon dokumentarischen Habitus an das Thema Geheimdienstarbeit herangeht. Und die Genredekonstruktion Die drei Tage des Condor lenkt ihren Blickpunkt auf die einfachen Geheimdienstmitarbeiter, die weder Superhelden noch Superschurken sind, mitunter aber auch in den Mühlen von Misstrauen, Verrat und Gewalt verlorengehen können. Vielleicht waren die 70er Jahre das letzte große Jahrzehnt des Agentenfilms. Gerade im Bruch mit den romantischen, romantisierenden Tropes des Genres haben sie einige Meisterwerke für die Filmgeschichte hervorgebracht.

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Alle James-Bond-Filme der 70er Jahre – Wie sehenswert sind sie?

Sein Name ist Bond, James Bond. Eigentlich sollte an dieser Stelle eine Top-Liste der besten Agentenfilme und Spionagethriller der 70er Jahre folgen. Diese sei noch einmal kurz hinten angestellt, weil ich bei der entsprechenden Recherche festgestellt habe, dass ich die James Bond Filme des Jahrzehnts überhaupt nicht mehr sortiert und qualitativ zugeordnet kriege. Was macht man in so einem Fall und Lockdown-geschädigt also? Natürlich Binge Watching. Ich habe mir nochmal alle Verfilmungen der Agentensaga von Ian Fleming angeschaut, dabei festgestellt, dass ich einige Bond-Movies der 70er Jahre noch gar nicht kannte, und versuche nun im Folgenden diese einzuordnen. Dabei stehen die Fragen im Raum: Worum geht es im jeweiligen Film? Wie ist er? Und für wen ist er sehenswert beziehungsweise nicht sehenswert? Insgesamt fünf 007-Filme (hauptsächlich mit Roger Moore in der Rolle des Geheimagenten) gibt es auf diese Fragen abzuklopfen. Und da diese ohnehin ihr eigenes Genre bilden (Nicht so wirklich Thriller, nicht so wirklich Action, nicht so wirklich Spionagefilm) wollen wir keine weitere Sekunde verschwenden und uns gleich ins Agentengetümmel stürzen.

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Die besten Copthriller und Polizeifilme der 70er Jahre II

Dass die Masse an Polizeifilmen der 70er Jahre vor allem aus Europa, ganz konkret aus Italien, kommt, durften wir in der letzten Retrospektive über die Poliziottesco-Filme erfahren. Die Klasse indes ist dann doch auf der anderen Seite des atlantischen Ozeans anzutreffen. Dabei unterscheiden sich die meisten amerikanischen Copthriller gar nicht so sehr von ihren italienischen Konterparts. Auch hier finden wir die klassischen Tropes des Genres: Raubeinige Cops, die es mit den Regeln ihres Berufs nicht so genau nehmen, die einer scheinbaren Übermacht des organisierten Verbrechens gegenüberstehen, es aber schaffen, sich durch ihre konventionelle Art durchzubeißen. Auch hier hin und wieder die fragwürdige Moral, die dieses Narrativ mit sich bringt, auch hier die Glorifizierung von Gewalt und die Darstellung fragwürdiger Ermittlungsmethoden. Als Musterbeispiel gelten dabei ohne Frage Dirty Harry und die French Connection Filme. Aber es gibt auch im amerikanischen Kino reflektiertere und vor allem intelligentere Beiträge zu dem Sujet. So wird in dem bis zum heutigen Tag etwas verkannten Dirty Harry 2 Selbstjustiz von Polizeibeamten kritisch reflektiert. In French Connection II wird der Polizist durch eine erzwungene Abhängigkeit zu seinem eigenen, ärgsten Widersacher, und dem Biopic-Drama Serpico gelingt es sogar, Korruption und Verkommenheit im polizeilichen Alltag ohne aufgedrückte Action- oder Thrillmomente zu erzählen. Und wenn es dann doch zwischendurch einfach nur ruppig und rasant zugehen soll, kann man immer noch zum rohen Actioneer The Seven-Ups greifen, der, was raue und enervierende Action betrifft, den italienischen Genrekollegen in nichts nachsteht.

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Die besten Copthriller und Polizeifilme der 70er Jahre I – Poliziotteschi aus Italien

Ich habe schon in der letzten Liebesfilm-Retrospektive darauf hingewiesen, dass es für mich in den 70ern etliche Filmlücken gibt, die ich gerade dabei bin peu à peu zu füllen. Eine dieser Lücken betrifft das Genre des Polizeithrillers, insbesondere das des Poliziottesco. Vor einem Jahr noch hatte ich praktisch keine Ahnung davon, dass dieses Genre überhaupt existiert, und umso spannender war es, für diese erste Bestenliste in diesen kurzlebigen cineastischen Trend hinabzutauchen. Was sind also Poliziotteschi? Im Grunde genommen handelt es sich dabei erst einmal um alle Polizeifilme, die in den 70ern in Italien gedreht wurden und deren Handlung auch im Italien dieser Zeit spielt. Es sind zumeist raue, rohe und ungefilterte Actionthriller, in denen ermittelnde Polizisten ihrem Tagesgeschäft nachgehen, und dabei oft von einer zu humanistischen Politik, Presse und Öffentlichkeit daran gehindert werden, mit der notwendigen Härte gegen Verbrecher vorzugehen. Gerade retrospektiv fällt oft die kaum zu ignorierende rechte Schlagseite dieser Filme auf. Weil vom schwachen System mit Verbrechern zu lasch umgegangen wird, sind die aufrichtigen, bodenständigen Cops gezwungen gleichsam zu Richtern und Henkern zu werden. Gewalt und Selbstjustiz werden in den italienischen Poliziotteschi oft legitimiert, in den schlimmsten Fällen gar glorifiziert. Wie so oft in den 70ern gilt auch in diesem Genre, mehr Masse als Klasse. Zwischen Ende der 60er und Mitte der 80er Jahre entstanden unzählige brutale, oft simple und eindimensionale Polizeiballaden, die schon damals durch ihre reaktionäre Attitüde negativ aufgefallen und umso schlechter gealtert sind. Nachdem sich das Genre fast zwei Jahrzehnte ausgetobt hatte, verschwand es – ähnlich wie der Giallo – ziemlich abrupt von der cineastischen Bildfläche und wurde erst Jahrzehnte später im Rahmen breiter Retrospektiven und filmhistorischen Abhandlungen wiederentdeckt.

Wir wollen versuchen, aus dem großen Berg an ähnlichen Filmen die Perlen herauszufiltern: Das Syndikat, alias La polizia ringrazia, muss als Prototyp dieses Genres erwähnt werden, nicht zuletzt auch, weil er im Gegensatz zu vielen anderen Poliziottesco-Filmen kritisch, reflektiert mit dem Thema Selbstjustiz umgeht. Die Viper von Umberto Lenzi und Straße ins Jenseits beziehungsweise Tote Zeugen singen nicht tuen dies nicht im geringsten, können aber als spannende actionreiche Genreblaupausen überzeugen. Und neben diesen wirklich dreckigen, geschliffenen Pulp-Filmchen finden sich auch bei den Poliziotteschi doch die leichten Genredekonstruktionen: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger kommt als bissige Satire auf die Unantastbarkeit der Polizei daher und Suspicious Death of a Minor schließlich gelingt gar eine Kreuzung aus Giallo und Poliziottesco. Trotz seiner geschmacklosen, politisch fragwürdigen Seiten gehören die Poliziotteschi zur DNA des 70er Jahre Thriller- und Actionkinos, auch über die Grenzen Italiens hinaus.

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The Man who killed Don Quixote (2018)… Juhu, endlich. Geschafft! Oh…

Es dürfte sich um eine der schwierigsten Geburten der Filmgeschichte handeln. Und folgerichtig ist die Erleichterung erst einmal groß, dass der Film, der so lange Zeit im kreativen Fruchtwasser verbracht hat, endlich das Licht der Welt erblickt. 1989 las Monty-Python-Mitglied und Kultregisseur Terry Gilliam den Romanklassiker Don Quixote (1605) von Miguel de Cervantes, und seitdem spukte in seinem Kopf die Idee, den Stoff zu verfilmen. Es sollte insgesamt fast 30 Jahre dauern, bis das finale Werk The Man Who Killed Don Quixote (2018) einem Publikum auf der großen Leinwand präsentiert werden sollte. Zwischen der Idee und der finalen Umsetzung steht ein langer, mal quälender, mal absurd komischer, mal einfach nur tragischer Schaffensprozess, bei dem das Projekt gleich mehrmals abgebrochen werden musste. Nachdem ein ersten Versuch, das Projekt mit Phoenix Pictures umzusetzen, in den frühen 90er Jahren an kreativen und vor allem monetären Differenzen gescheitert war, kam es im Jahr 2000 unter neuer Produktionsgesellschaft zu einem epischen Desaster, als das Set an den ersten Drehtagen von einer Sturzflut vollständig zerstört wurde. Der Drehort konnte in der Folge nicht mehr genutzt werden, das zuvor gedrehte Material war unbrauchbar geworden und das Budget war schon in den Anfängen der Produktion überzogen. Immerhin ein hochgelobter Dokumentarfilm über die fatal gescheiterte Produktion, Lost in La Mancha (2002), konnte aus der Katastrophe gewonnen werden, aber Gilliams ganzes Projekt galt fortan als verflucht: Rechtsstreitigkeiten über den Stoff, Darsteller, die zusagten und wieder absprangen, geplatzte Deals mit Produktionsstudios, ein ausgedehnter Kampf gegen einen potentiellen Produzenten… die Geschichte des Leidenswegs dieses Films im 21. Jahrhundert ist zwar nicht ganz so spektakulär wie die in Lost in La Mancha dokumentierte Katastrophe, allerdings nicht weniger herzzerreißend. Aber Terry Gilliam ist ein Kämpfer, und so stehen wir hier. 30 Jahre nach der Idee, 20 Jahre nach dem ersten Drehversuch. Es ist vollbracht. Und eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Film des Jahrhunderts oder ein monumentales Desaster… Oder?

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Funktioniert immer noch ganz gut: Jumanji 2 – The Next Level (2019)

Zu den größten Überraschungen des Remake-, Reboot-, und Sequelwahns des letzten Jahrzehnts gehört ohne Zweifel die Quasi-Fortsetzung und Neuinterpretation des 90er Jahre Fantasyklassikers Jumanji (1995), die unter dem adrenalingeladenen Titel Jumanji: Welcome to the Jungle (2017) im Kino lief. Eigentlich besitzt der Film alles, was nach einem kompletten Desaster schreit: Die Nostalgie des Vorläufers komplett über Bord geworfen, aus dem Brettspiel ein Videospiel gemacht, kreischende Action und kreischende Comedy, gegen die das Original fast schon subtil wirkt, und Wrestler Dwayne „The Fucking Rock“ Johnson in einer Lead Role. Umso überraschender, wie spaßig, unterhaltsam und auch selbstironisch dieser Fantasyflick zwischen Blockbusteraction und alberner Komödie geworden ist. Dank eines augenzwinkernden The Rock Auftritts, Dank eines unvergesslichen Jack Black im Genderswap, Dank zahlloser Referenzen und dekonstruktiver Momente ist Welcome to the Jungle deutlich spaßiger und mitreißender, als zu erwarten war. Und da der Film Dank eines Box Offices von über 950 Millionen Dollar verflucht erfolgreich war, ist es nur logisch, dass er mit einer Fortsetzung bedacht wird. Und da ist sie auch schon, nur zwei Jahre später unter dem verheißungsvollen Titel Jumanji: The Next Level (2019). Und wieder denkt man sich nicht nur klammheimlich: Dieses Mal müssen sie es aber verkacken. Die Fortsetzung eines Quasi-Reboots mit noch lauterem Titel? Noch mehr Edgyness? Noch mehr Action? Noch mehr The Rock? Das kann doch nur schief gehen.

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Die versunkene Stadt Z (2016) – Anachronistisches Abenteuerkino

These 1: Es gibt zwei Arten von Abenteuerfilmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die erste düster und unheimlich, oft auch realistisch daherkommt, und ihre Abenteurer direkt ins Herz der Finsternis (Pun intended) führen, macht die zweite Abenteurer zu großen Actionhelden, die jeder noch so erschreckenden Gefahr mit einem Augenzwinkern, einer cleveren Idee, puren Muskeln oder einer schnell geschwungenen Peitsche trotzen. These 2: Indiana Jones ist schuld daran, dass die erste Sorte Abenteuerfilme zu Beginn der 80er Jahre praktisch ausgestorben ist. Mit der Verschmelzung des Abenteuerfilms mit dem (amerikanischen) Blockbusterkino wurde die Idee eines Abenteurers geboren, in dessen Welt Überlebenskämpfe und Desillusionierung keinen Platz haben. These 3: Das Abenteuerkino ist ziemlich tot. Nach den Erfolgen der Indys und Crocodile Dundees kümmerte sich das Mainstreamkino in den 90ern und noch mehr im frühen 21. Jahrhundert immer weniger um die großen, übermenschlichen Entdecker. Diese fanden eine zweite Heimat im Medium des Videospiels. Wenn man heute an große Archäologen und Abenteurer denkt, kommen einem eher Lara Croft und Nathan Drake in den Sinn als Indiana Jones und Jack T. Colton. Es ist keine Überraschung, dass der erfolgreichste Abenteuer-Blockbuster des letzten Jahrzehnts, Jumanji – Welcome to the Jungle (2017), in einer Videospielwelt stattfindet. These 4: Die Suche nach dem Herz der Finsternis und der Kampf ums Überleben fanden in den letzten Jahren eine neue Heimat in domestizierten Abenteuergeschichten, die nicht auf fremden Kontinenten und exotischen Settings angesiedelt sind, sondern in der Heimat der Protagonisten und Protagonistinnen. Man denke nur an die Initialzündung dieses Trends, Into the Wild (2007) oder die Outodoor-Selbstfindung Der große Trip – Wild (2014), vielleicht auch an die im Zuge dieses Trends entstandenen Familiengeschichten wie Captain Fantastic (2016) oder Schloss aus Glas (2017). Fünfte und letzte These (versprochen): Abenteuerfilme, egal ob sie um große Abenteurer*Innen kreisen, oder den Kampf ums Überleben vor exotischer Kulisse zum Thema haben, können diesbezüglich nur anachronistisch wirken. Und genau das ist The Lost City of Z (2016) auch… ein durch und durch filmischer Anachronismus, sowohl was Geschichte als auch Produktion als auch Inszenierung betrifft.

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Cobra Kai und der amerikanische Traum

Zu den eher älteren, berühmt gewordenen, Youtube-Videos gehört ein nicht ganz fünfminütiges Video-Essay mit dem Titel The Karate Kid: Daniel is the REAL Bully. In diesem knöpft sich J. Matthew Turner den Teenager-Kampfsportklassiker Karate Kid (1984) vor und dreht dessen Handlung einmal von innen nach außen. Karate Kid ist eigentlich die Geschichte des fünfzehnjährigen Daniel LaRusso, der mit seiner Mutter nach Los Angeles zieht und dort Opfer des brutalen Bullys und Karatekämpfers Johnny Lawrence wird. Im Laufe des Films lernt Daniel den Sensei Mr. Miyagi kämpfen und es gelingt ihm mit dessen Hilfe, seine Karatefähigkeiten zu verbessern, neues Selbstvertrauen zu gewinnen und schließlich in einem Karateturnier seinen Widersacher zu besiegen. In Turners Analyse liest sich die Geschichte anders: Daniel ist ein Angeber, der trotz seiner physischen Unterlegenheit Johnny immer wieder provoziert, Mr. Miyagi verprügelt Jugendliche und nur mit unfairer dämonischer Magie können sie schließlich das Turnier gewinnen. Über zehn Millionen Klicks hat das Video seit seiner Veröffentlichung 2015 gesammelt und mit der Hilfe der Serie Cobra Kai (2018) dürften nicht wenige dazugekommen sein. Cobra Kai setzt in unserer Zeit an, gut 45 Jahre nach den Geschehnissen des Films, erzählt jedoch aus einer neuen Perspektive. Protagonist ist dieses Mal Johnny, der Antagonist folgerichtig Daniel. Mit diesem einfachen Kniff wird die Youtube-Serie, die mittlerweile von Netflix übernommen wurde und die dritte Staffel hinter sich gebracht hat, zu einer großartigen Auseinandersetzung mit Nostalgie, Kampfsport und dem amerikanischen Traum.

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Die Karate Kid Quadralogie – Auch heute noch sehenswert?

Auch wenn man in der nostalgiefreudigen Film- und Serienwelt unserer Tage auf vieles eingestellt ist, gibt es doch hin und wieder Revitalisierungen, die das Publikum zu überraschen wissen. Zu diesen gehörte ohne Zweifel die Fortsetzung der Karate Kid Franchise mit der Actioncomedy-Serie Cobra Kai (2018). Auch wenn die Karate Kid Filme zu den Klassikern des Sport- und Actionfilms gehören, auch wenn sie – zumindest die ersten drei Teile – so etwas wie 80’s Kult sind, so war doch nicht zu erwarten, dass jemand der Geschichte um Mr. Miyagi und dessen Schüler Daniel LaRusso ein weiteres Kapitel spendiert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ihre Qualität alles andere als umstritten ist: Klar, auf den ersten Teil Karate Kid (1984) können sich (fast) alle einigen, aber danach wird es düster. Karate Kid II – Entscheidung in Okinawa (1986)? Zu düster, zu pathetisch, zu wenig Coming of Age Sport und zu sehr Kampfmärchen. Karate Kid III – Die letzte Entscheidung (1989)? Zu albern, zu lächerlich, zu wenig Pathos, zu wenig Action, völlig überzeichneter Oberschurke und Hauptkonflikt. Karate Kid IV – Die nächste Generation (1994)? Um Gottes Willen, muss dazu wirklich was gesagt werden? Keine 80er, kein Daniel, kein Charme, kein Flair. Ja, die Zeit meinte es nicht gut mit den vier Filmen, die zudem noch ausgerechnet ihre größten Fans als reine Trilogie deklarieren würden. Aber heh, es ist Lockdown, Nostalgiezeit, und Cobra Kai Staffel 3 steht in den Startlöchern. Mehr als genug Gründe für einen großen Rewatch. Natürlich immer unter dem Gesichtspunkt: Was können die Filme heute noch?

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Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) – Was für ein Spektakel!

Jetzt komme ich ganz schön in die Bredouille. Vor knapp zwei Jahren habe ich ziemlich überzeugt verkündet, dass der Preis für das größte Spektakelkino 2018 ohne jeden Zweifel an Marvels Avengers Infinity War geht. Lag ja auch nahe. So viele große Blockbuster hatte das Filmjahr nun wirklich nicht zu bieten, und abgesehen von der Superheldenwundertüte kam keiner davon bei der Kritik gut weg. Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) hatte ich nun so überhaupt nicht auf dem Schirm. Vernichtende 27% bei Rotten Tomatoes, eine Prämisse die geradezu SciFi-Schrott schreit und alle Zutaten für einen aufgeblähten Popcorn-Langweiler. Nur der Alternativlosigkeit und dem Gedanken „Heute könnte es mal wieder ein junger Spektakelfilm sein“ ist es überhaupt zu verdanken, dass Mortal Engines den Weg in meine Watchlist gefunden hat. Und das selbstverständlich mit radikaler Voreingenommenheit, mit der sicheren Annahme einen wirklich lahmen Streifen zu sehen zu bekommen. Ich kann mich nur wiederholen: Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines ist all das, was ihm von den Kritikern vorgeworfen wurde… und gleichzeitig der wohl unterhaltsamste Blockbuster seit langem. Gerade nachdem ich mich vor kurzem von Nolans jüngstem „intelligenten“ Blockbuster furchtbar genervt gefühlt habe, tut es einfach nur gut, endlich mal wieder reine geistlose Action im eklektischen, albernen Science Fiction Gewand zu sehen. Der Krieg der Städte liefert diesbezüglich ab… und wie!

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TENET von Christopher Nolan – Wie schlägt sich der Retter des Kinos 2020 im Home Cinema?

Es gibt wohl zwei Dinge, auf die sich alle Blockbuster-Cineasten diese Tage einigen können: Erstens, einen Film von Christopher Nolan muss man auf der großen Leinwand sehen. Zweitens, wenn es einen Film gab, der die dieses Jahr von Covid-19 geplagten Lichtspielhäuser hätte retten können, dann war es Nolans jüngster Streich Tenet (2020). Angekündigt mit vagen, mysteriösen Trailern und ausgestattet mit einer Menge Hype im Vorfeld, mit großem Tamtam veröffentlicht im Kinosommer zwischen Lockdown Eins und Lockdown Zwei, lastete auf den Schultern dieses Action/SciFi-Krachers die Hoffnung der gesamten Blockbuster-Branche. Ein Film für Publikum und Kritik gleichermaßen, bombastisches Kino für den gehobenen cineastischen Eskapismus und zugleich intelligentes Vexierspiel. Ein Lichtblick in einem dünnen Filmjahr, in dem sich selbst Popcorn-Riese Disney dazu entschied, seinen großen Filmhit Mulan Streaming only zu veröffentlichen. Tenet hat geliefert. Zumindest wenn man eine internationale Box Office Auswertung von über 350 Millionen Dollar (bei einem Produktionsbudget von 200 Millionen Dollar) als monetären Erfolg ansieht. Mit Werbebudget dürfte es zwar insgesamt maximal eine schwarze Null gewesen sein, – wenn nicht sogar ein „kleiner“ zweistelliger Millionenverlust -, aber in diesem Jahr gelten einfach andere Maßstäbe. Und mit knapp über 70% bei Rotten Tomatoes war auch die Kritikerschar zufriedengestellt. Aber wir schreiben nunmal das Jahr 2020, und so kommt es, dass ich – wie viele andere – auf DEN Kinofilm des Jahres im Kino verzichtet habe und sowohl er als auch ich nun mit Home Cinema in läppischem HD Vorlieb nehmen müssen. Und dann stellt sich eben doch die Frage: Bei einem Film, der wie wenige derart auf die große Leinwand zugeschnitten ist, kann sich dessen Zauber auch auf dem heimischen OLED-Screen entfalten?

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Spider-Man: A new universe (2018) – Mehr als der beste Animationsfilm aus dem Marvel-Kosmos…

Jeder Fan von Comicverfilmungen und Superheldenfilmen kennt die merkwürdige Geschichte rund um die Spider-Man-Filme: Ende der 90er Jahre – als Superheldenfilme Dank diverser Machwerke wie Batman und Robin einen alles andere als guten Ruf hatten – kaufte Sony eine Lizenz für die Verfilmung des berühmten Spinnensuperhelden von Marvel. Die Japaner hatten sogar die Chance, das gesamte MCU für das Kino zu lizenzieren, aber wie gesagt, damals gab niemand viel auf Superheldengeschichten für die große Leinwand und so verzichtete das Studio auf den Deal. Jedenfalls gelang es Sony mit der Spider-Man-Only-Lizenz praktisch im Alleingang, dem Genre neues Leben einzuhauchen. Sam Raimis Spider-Man-Trilogie (2002, 2004, 2007) war eine Sensation in der damaligen Zeit und neben den X-Men-Filmen DER Grundstein für den unfassbaren Erfolg der cineastischen Superhelden der letzten beiden Jahrzehnte. Alle Filmstudios leckten sich die Finger nach den Marvel- und DC-Stoffen. Und es kam, wie es kommen musste: 2009 kaufte Disney kurzerhand Marvel und läutete mit diversen Verfilmungen das berühmt berüchtigte Marvel Cinematic Universe ein, das letztes Jahr mit Avengers: Endgame (2019) einen vorläufigen Höhepunkt und ein vorläufiges Ende fand. Die Filmrechte für Spider-Man indes blieben im Hause Sony, und nachdem die Verfilmung eines vierten Teils von Raimis Spider-Man scheiterte, schlachtete Sony die Lizenz weiter ordentlich aus (allein schon, um die Rechte nicht zu verlieren) und produzierte kurzerhand mit The Amazing Spider-Man (2012) und dessen Fortsetzung ein Reboot der Franchise. Und damit war noch lange nicht Schluss, was Neuinterpretationen der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft betrifft. Nur fünf Jahre später gab es mit der Einführung Spider-Mans in das MCU schon das nächste Reboot. Und auch wenn Spider-Man: Homecoming (2017) ein solider Film war, stellte sich so langsam doch die Frage, wie viele Iterationen der Spinne man in kurzer Zeit erleben darf, beziehungsweise erleben muss, bevor einem der Stoff über ist. Offensichtlich einige, denn mit dem Animationsfilm Spider-Man: A New Universe (2018) kommt nur ein Jahr später schon die nächste. Diese ist aber in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert: Denn zum ersten Mal erleben wir hier mit Miles Morales einen Spider-Man dessen Alter Ego nicht Peter Parker ist; darüber hinaus schleudert uns Into the Spider-Verse (so der Originaltitel) gleich mehrere Variationen des Spinnenmenschen in nur einem Film entgegen. Und das wiederum macht er überraschend gekonnt und mitreißend…

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Dystopischer Action-Spaß: Hotel Artemis (2018)

Die John Wick Trilogie hat eine Spur im aktuellen Actionkino hinterlassen, deren Folgen noch nicht ganz abzusehen sind, die aber nur zu begrüßen ist. World Building scheint plötzlich der heißeste Scheiß zu sein. Nachdem die 2010er Jahre actiontechnisch dominiert worden waren von lauten, bunten Marvel-Flicks auf der einen Seite und grimmigen – oft unfreiwillig komischen – Rescue- und Revenge-Actioneers auf der anderen, hat sich Dank John Wick eine neue Form der Fantastik ins Genre eingeschlichen. Ein guter Actionfilm darf endlich wieder mehr sein als Comic-Revue, Michael Bay Porno oder generische Entführungsgeschichte: Plötzlich wollen Actionfilme Welten entwerfen, deren Beschaffenheit peu à peu entblättert wird und die sich damit genug Mysterium für potentielle Fortsetzungen bewahren. Einer der Vertreter dieser New Wave of Action ist Hotel Artemis (2018) von Drew Pearce. Pearce hat durchaus Erfahrung mit dem Genre, zeichnet er sich doch als Drehbuchautor für Iron Man 3, Mission Impossible – Rogue Nation und Fast & Furious: Hobbs & Shaw verantwortlich, also für eine große Bandbreite an Actionfilm-Varianten, die in den letzten Jahren im Kino zu sehen waren. Bleibt die Frage, ob er mit seinem Regie Debüt auch als fantastischer World Builder überzeugen kann…

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Ein Experimentalist als Actionregisseur – Free Fire (2016) von Ben Wheatley

Ben Wheatley ist ein Biest. Und er ist dafür bekannt, alles andere als mainstreamtauglich zu sein. Das liegt vor allem daran, dass er sich für gewöhnlich Genres und Sujets greift, die eigentlich viel zu groß für sein übliches Budget sind, und diese auf ganz eigensinnige Art und Weise erzählt. So zertrümmert er das Historienepos mit seinem klaustrophobischem Irrritt A Field in England (2013), verwebt einen Auftragskillerfilm mit Elementen des Post Horror in Kill List (2011) oder macht aus der Science Fiction Dystopie High-Rise (2015) ein bizarres Sittengemälde, in dem eine klinische Sterilität peu à peu apokalyptischem Wahnsinn weicht. Letzterer spielt wie die Romanvorlage in den 70ern und dieses Jahrzehnt scheint es dem Regisseur angetan zu haben. Denn auch sein jüngster Streich Free Fire (2016) spielt in der Dekade nach dem Sommer der Liebe. Dieses Mal hat sich Ben Wheatley ausgerechnet das Action- und Ganovenkino als Plateau für seine Spielereien ausgesucht, ein Genre, das nicht unbedingt dazu prädestiniert scheint, durch den experimentellen Wheatley-Fleischwolf gedreht zu werden. Aber für Überraschungen war das Biest Wheatley schon immer gut…

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Die besten Sportfilme der 80er Jahre

Sportfilme sind ein merkwürdiges Genre; in erster Linie natürlich für alle – wie mich – die kein sonderliches mediales Interesse an Sport haben. Aber Sportfilme können trotzdem funktionieren. Auch wenn man keine Ahnung von den Baseballregeln hat, auch wenn man sich nie im Leben freiwillig die Übertragung des Super Bowls im Fernsehen ansehen würde, auch wenn man an der sozialen Dynamik innerhalb eines Fußballteams maximal ethnologisch interessiert ist, kann man dennoch in große Verzückung geraten, wenn dem Held oder der Heldin einer Geschichte der entscheidende Homerum gelingt, kann mitfiebern, wenn ein Footballteam, das von ganz unten kommt, ein alles entscheidendes Spiel vor sich hat, oder kann sich einfach an den Träumen, der Komik und der Tragik auf und neben den Spielfeldern erfreuen. Sport ist auch ein offenes Genre, kann sowohl albern (Caddyshack), komisch (Die Indianer von Cleveland) verträumt eskapistisch (Feld der Träume), rau und realistisch (Wie ein wilder Stier) oder spannend, dramatisch (Die Stunde des Siegers, Der Unbeugsame) erzählt werden. Und es ist darüber hinaus auch gar nicht so leicht zu sagen, wann ein vermeintlicher Sportfilm überhaupt ein Sportfilm ist. Insofern mögen in diesem Artikel Filme fehlen, die man auch irgendwie hier reinpacken könnte (zum Beispiel Karate Kid, den ich trotz Trainingsmontagen und finalem Turnier bei den besten Teenagerfilmen eingeordnet habe). Und es mögen in diesem Artikel Filme vorkommen, die vielleicht bei den besten Komödien, Dramen oder Tragikomödien besser aufgehoben wären. Details, Details… Wer Freude am Wettkampf, an epischen Trainingsmontagen, an der Schönheit des Sports und an Sport als zentrales Handlungsmoment hat, der sollte mit allen Filmen, die folgen, sehr glücklich werden. Viel Spaß.

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Die besten Actionfilme der 2010er Jahre: Die John Wick Trilogy mit Keanu Reeves

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich ein Filmgenre mal in der Krise befindet. Und auch im Kontext unserer Retrospektiven sind wir des öfteren auf solche gestoßen: Der Western in den 80er Jahren, das Fantasygenre in den 90ern, Science Fiction in den 2000ern… Trends kommen und gehen, manchmal gibt es kreative oder monetäre Flauten, manchmal ist das (fehlende) Publikumsinteresse Schuld, manchmal die Ideenlosigkeit der Studios, manchmal ist es einfach nur Pech. Meistens jedoch tut die Dürrezeit dem entsprechenden Genre gut und es kann sich danach umso beeindruckender zurückmelden. Erst die Orientierungslosigkeit der Fantasy-90er ermöglichte die überwältigende Renaissance des Genres mit Hits wie Herr der Ringe oder Harry Potter. Erst in der Westernflaute der 80er Jahre konnte die Vorstellung eines Neo und Post Western reifen, erst die epische Dürre der Fantasy-90er ließ den Raum für ein Wagnis wie Herr der Ringe und erst die Kargheit des 2000er SciFi weckte das Zuschauerbedürfnis nach neuen futuristischen Welten und Weltraumopern. Vielleicht verhält es sich mit dem Actiongenre in den 2010ern genauso, aber wirklich abzusehen ist das noch nicht.

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Die besten Filme 2017: Okja vom Parasite-Regisseur Bong Joon-ho

Wie politisch didaktisch darf ein Film sein, um dennoch noch als Film zu funktionieren? Wie sehr darf ein Film seinem Publikum Werte vermitteln oder dieses gar erziehen wollen, ohne zum bloßen Manifest zu werden? Was selbst beim dezidiert politischen Kino eine Frage der Abwägung ist, wird im Bereich des Action- und Abenteuerkino zu einer riskanten Gratwanderung: Immerhin will der durchschnittliche Zuschauer oder die durchschnittliche Zuschauerin in diesem Genre unterhalten werden. Und das Gefühl zu haben, einem pädagogischen Aufbau beizuwohnen, trägt nicht unbedingt zur Unterhaltung bei. Dass sich das südkoreanische Regiewunderkind Bong Joon-ho grundsätzlich wenig um Konventionen schert, hat er bereits mit seinen Filmen The Host (2006) und Snowpiercer (2013) unter Beweis gestellt. In beiden Filmen war er ausgesprochen politisch unterwegs, in beiden Filmen nutzte er das jeweilige Genre – Horror in dem einen, Science Fiction in dem anderen Fall – als Tableau für gesellschaftskritische, satirische Spitzen und großes menschliches Melodram. Da ist es nur folgerichtig, dass er sich in der Netflix-Produktion Okja (2017) das Abenteuer- und Fantasygenre sowie das Familienkino auf die selbe Weise vorknöpft… und wie in den beiden Vorgängerwerken überraschend erfolgreich damit ist.

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Die besten Filme der 80er Jahre: Die Reise ins Ich

Beim Wühlen durch mein Text-Archiv bin ich auf eine kleine Rezension gestoßen, die noch aus Popcultures-Zeiten stammt, die sich als Abschluss der 80er Action-Retrospektive aber auf jeden Fall gut eignet. Es geht um einen meiner liebsten 80er Jahre Filme, Die Reise ins Ich, den ich tatsächlich als Kind schon geliebt habe und der mir mit der Zeit erst peu à peu offenbart hat, wie viele Skurrilitäten und makabere Anspielungen in ihm stecken. Nur logisch, dass ich ihn vor einigen Jahren ordentlich textuell abgefeiert habe. Und auch wenn die folgende Rezension keine tiefgreifende Analyse, keinen besonderen Interpretationstwist und keine kritischen Gedanken bereithält, ist sie doch ein ganz schönes Dokument dafür, wie sehr ich die klassischen Blockbuster liebe, einfach, weil sie weitaus mehr Herz, Verstand und vor allem Mut besitzen als so mancher aktueller Hollywood-Schinken: Es folgt der Text von vor ungefähr fünf Jahren, nur leicht korrigiert, ich stehe aber nach wie vor 100% hinter jedem Begeisterungsschwall, der in ihm wohnt:

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Die besten Actionfilme der 80er Jahre III

Nach ihnen die Sintflut… die 80er Jahre waren das letzte Jahrzehnt, in dem Action noch so richtig dumm, moralisch verkommen und vor allem over the top sein durfte. Mit den 90ern folgten die gebrochenen, jungen Helden, die nichts mehr von der Perfektion der 80er Kampfmaschinen besaßen. Und im neuen Jahrtausend dann schließlich wurde der Realismus derart aggressiv in das Genre hineingedrängt, dass für übertriebene, alberne Awesomeness kein Platz mehr war. Die 80er markieren damit als Actionjahrzehnt auch die letzte Dekade der Unschuld des Genres, der machoistischen Naivität und apolitischen Überhöhung. Wenn es einen Film gibt, der sich bestens zur Stützung dieser Kategorisierung eignet, dann ist es Commando, in dem sich sämtliche Genreklischees der Zeit wiederfinden. Aber auch der gutgelaunte, charmante James Bond in Sag niemals nie (der letzte Auftritt Connerys als 007) wirkt fast wie ein Konterpart zum aktuellen, düsteren und tragischen Agenten ihrer Majestät Daniel Craig. Allerdings beweisen Filme wie Runaway Train und Black Rain – in ihrer Düsternis und Charakterzeichnung beinahe Vorboten des aktuellen Actionkinos – dass auch in den 80ern Platz für schwere und tragische Töne innerhalb des Genres war. Und mit dem knallharten Actionthriller Ausgelöscht fand das Jahrzehnt sogar noch die Zeit ein wenig den Actionhelden der 70er Jahre zu gedenken, bevor diese komplett in der Versenkung verschwanden. Die besten Actionfilme des Jahrzehnts, Klappe die Letzte:

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Die besten Actionfilme der 80er Jahre II

Nachdem der erste Artikel doch ziemlich von den skurrilen, fantastischen Genre-Hybriden dominiert war, folgen nun die Cop-Actioneers, Männerfreundschaften und vor allem Actionkomödien.  Mit Nur 48 Stunden entsteht zu Beginn der Dekade das seitdem äußerst beliebte Genre des Buddy Movie, dessen Formeln auch kurz darauf auf Lethal Weapon und seine Fortsetzungen angewandt werden. Mit Beverly Hills Cop landen Motive des Blaxploitation im großen Blockbuster-Kino: Das ist dann zwar mitunter stereotyp, voller Klischees und überzeichnet bis zum Proto-Rassismus, macht aber dennoch verdammt viel Spaß. Das asiatische Kino stellt mit dem Hongkong Martial Arts Feuerwerk Police Story unter Beweis, dass unterhaltsame Popcorn-Action nicht zwangsläufig aus den USA kommen muss. Und oh Wunder, selbst der very britische Klassiker James Bond hat im 80er Actionkino noch was zu melden, gerade durch die dreckige Runderneuerung in Die Lizenz zum Töten.

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Die besten Actionfilme der 80er Jahre I

Okay… genug mit den weniger schönen Seiten des US-Actionkinos der 80er Jahre auseinandergesetzt. Jetzt geht es an die Highlights. Und die kommen zwar auch hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit dem asiatischen Genre-Vertreter A Better Tomorrow revolutioniert John Whoo das Hongkong-Kino und kreiert mal eben noch auf eigene Faust ein autonomes Subgenre, den Heroic Bloodshed Movie. Mit Klischees des Asiatischen Lifestyles und einer ordentlichen Eastern-Hommage erschafft John Carpenter in Big Trouble in Little China einen schrillen Fantasy/Action-Hybriden, während er in Die Klapperschlange unter Beweis stellt, dass auch dystopische, düstere, morbide Töne durchaus in das Genre passen können. Ebenfalls fantastisch geht es im furiosen Die Reise ins Ich zu, während uns Auf dem Highway ist die Hölle los uramerikanische, nostalgische Action-Unterhaltung präsentiert, die noch tief in den 70er Jahren verwurzelt ist.

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Anmerkungen zum Actionkino der 80er Jahre II: Inszenierungsmuster und Fetische

Im ersten Teil der Anmerkungen zum Actionkino der 80er Jahre ging es vor allem um den Typus des neuen Actionhelden, verkörpert unter anderem von Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stalone oder Michael Dudikoff. Von deren Typologie sind wir auf die Militarisierung des Helden gestoßen und von dieser wollen wir uns nun vorsichtig weiter durch das Genre hangeln: Spezifika, Fetische und Inszenierungsmuster stehen auf dem Programm. Wie schlug sich die Militarisierung in den Inszenierungen der Filme wieder? Welche Rolle spielte dabei die Gewalt? Welche die Politik? Wie repräsentiert diese den Geist des Jahrzehnts? Und was ist darüber hinaus noch so geschehen?

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Anmerkungen zum Actionkino der 80er Jahre I: Die Genese des Actionhelden

Bevor es in die Halbzeit unserer 80er Jahre Filmretrospektive geht, steht das Actionkino vor der Tür und damit natürlich eine Menge Stoff, um sich Gedanken über die Widerspiegelung gesellschaftlicher Zusammenhänge in Filmen zu machen. Gerade beim Action-Genre der 80er Jahre bietet sich das an, finden wir hier doch sehr auffallende Spezifika, sei es der muskelbepackte, testosteronschwangere Held, die Arbeit mit Feindbildern wie den Kommunisten oder schlicht und ergreifend den Wandel vom Schusswechsel zur Explosion, von der Autoverfolgungsjagd zum Kriegsszenario. Daher will ich im Folgenden der Abarbeitung meiner liebsten Action-Flicks der Dekade ein paar Gedanken vorausschicken… keine Sorge, keine allzu tief schürfende, wissenschaftliche Analyse, auch kein großer Rückgriff auf Fachliteratur, dafür aber ein paar Gedanken anhand von Topoi und Motiven, darüber was das Actionkino der 80er Jahre auszeichnet… sowohl im Positiven wie im Negativen.

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre III

So… dann wüten wir also ein letztes Mal durchs Abenteuerkino der Dekade. Das hier ist trotzdem alles andere als eine Resterampe. Auch wenn sich der ein oder andere Film in die Auswahl verirrt haben mag, der bei manchen Lesern Kopfschütteln auslösen dürfte, finden sich auch hier wieder eine Menge Hochkaräter ein… und zwar in einer ziemlich heterogenen Vielfalt: Episches Arthaus-Kino in Werner Herzogs Fitzcarraldo auf der einen, amüsanter Slapstick- und Prügel-Trash mit Bud Spencer und Terrence Hill in Zwei Asse trumpfen auf auf der anderen Seite. Klassische Hollywood-Unterhaltung Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, realistische Wildnis-Impressionen in Der Bär, überbordernde Komik und Achterbahnfahrten in Die Götter müssen verrückt sein II und ästhetisierte, schweigsame literarische Verarbeitungen in Crusoe. Das Abenteuergenre als Spielwiese für überambitionierte Filmmacher, als Ideenraum für cineastische Poeten und als Steilvorlage für großes Action- und Comedykino. All das kompakt und mit fetter Must-See-Empfehlung nach dem Break.

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre II

Weiter geht es mit den besten Abenteuerfilmen der 80er Jahre, dem letzten Jahrzehnt, in dem dieses Genre tatsächlich noch eine gewisse Relevanz sowohl für Arthaus- und Independent- als auch das große Blockbuster-Kino hatte. Wer weiß, vielleicht erleben wir ja demnächst doch noch einmal ein etwas größeres Revival abseits von lahmen Piratenfilm-Ablegern. Bis dahin denken wir wehmütig an die gute alte Zeit zurück, als Indiana Jones und der letzte Kreuzzug sowie die Jugendversion des Abenteuer-Popcorn-Kinos Die Goonies Fantasy, Epik und Action perfekt unter einen Hut brachten, als Mosquito Coast, Greystoke und Wenn die Wölfe heulen sich in Zivilisationskritik und Überhöhung des natürlichen, kreatürlichen Leben übten, und die Zeit in der Im Rausch der Tiefe die Standards für ein beeindruckende Naturaufnahmen und herausragende Kameraführung neu definierte. So viel Nostalgie muss sein…

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre I

Neben all den großen und kleinen Genre-Irrungen und Wirrungen steht für die 80er Jahre eins fest: Sie waren die letzte Dekade der wirklich großen Abenteuerfilme des Blockbuster- und Independentkinos. Und was für ein tolles Jahrzehnt waren sie für dieses Subgenre! Schatzjagden, Erkundungen im Dschungel, in Wüsten und auf Meeren, spannende Familienunterhaltungen und düstere Reisen in die Herze der Finsternis. Es erfüllt schon mit Wehmut, dass dieses ausufernde Genre in den folgenden Jahrzehnten kaum noch Berücksichtigung geschweige denn Anerkennung fand. Abenteuerfilme, wie die hier genannten, bewegen sich immer an der Grenze zwischen Action, Spannung und Fantasy. Gerade der letzte Aspekt kann sich auf vielfache  Weise niederschlagen, sei es in mythologischen Bezügen wie im ersten Indiana Jones Jäger des verlorenen Schatzes, in tatsächlich fantastischen Szenarien wie im zweiten Teil der Reihe Der Tempel des Todes oder sei es in fantastischen Wirklichkeitsverklärungen wie in Crocodile Dundee oder Piraten. Näher an der Realität, weiter weg vom Fantastischen – aber alles andere als naturalistisch – sind da schon der vergnügte Comedy Clash of the Cultures Die Götter müssen verrückt sein sowie der spannende Ökothriller Der Smaragdwald. Für ein sehnsüchtiges in die Ferne schweifen, sind sie allesamt geeignet, und großartige Filme noch obendrein.

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Jurassic World: Fallen Kingdom (2018) – Herrlich alberner Blockbustertrash

Das amerikanische Blockbusterkino der letzten fünf wenn nicht sogar zehn Jahre war fest in der Hand von Marvel. Natürlich gab es auch so manchen Spielberg-Hit und auch Star Wars feierte bekanntermaßen ein größeres Comeback, aber letzten Endes kamen die großen Blockbuster dann doch primär aus den Reihen der Superhelden und Superheldinnen. Das brachte zweifelsohne den Vorteil mit sich, dass das wirklich große Popcornkino in den 2010er Jahren gegenüber den davor liegenden Dekaden verflucht viel Qualität hinzugewonnen hat. Allerdings gab es auch einen entscheidenden Nachteil: Alle anderen Studios mit Blockbusterambitionen versuchten das Marvel-Erfolgsrezept zu kopieren. Das brachte neben einigen kläglichen Versuchen ein eigenes Cinematic Universe aufzubauen (*hust DC, *hust Universal Monster) vor allem viele nette, farbenfrohe aber ziemlich generische Nerd-Actioneers hervor: Viel Pathos, viel Bombast, bunte – aber nie zu grelle – Farben, eine Brise Selbstironie und eine gewisse Sterilität sind die Markenzeichen des Mainstreamkinos der Marvel-Ära. Und auch wenn man diese Mischung mag, kann sie doch sehr schnell sehr öde werden. Mit Endgame ist nun 2019 endlich Phase 3 der großen Saga abgeschlossen und man kann nur hoffen, dass sich sowohl Marvel als auch die Konkurrenz in Zukunft wieder etwas mehr einfallen lassen, um aus diesem schicken aber abgetragenen Korsett auszubrechen. Dass auch in Post-Marvel-Zeiten gegen den Strich gebürstete Blockbuster durchaus möglich sind, beweist nämlich Jurassic World: Fallen Kingdom (2018), der vordergründig in Gestalt eines epischen Spielberg-Blockbusters daherkommt, im Laufe seiner Spielzeit aber einige Asse aus dem Ärmel zaubert, mit denen im Jahr 2018 a.D. nicht unbedingt zu rechnen war.

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Die großen Actionstars der 80er und 90er Jahre… und was von ihnen übrig ist

Mit den besten Actionfilmen der 90er haben wir uns vor Kurzem einen groben Überblick über die Endzeit der goldenen Jahre des Genres verschafft… In den 80ern und 90ern war Ääääktschn der Garant für großes Mainstreamkino, im Idealfall mit vielen Kämpfen, vielen Explosionen und vor allem den klassischen Actionhelden und Actionstars: Muskelbepackt, testosteronschwanger (wunderschönes Oxymoron), verschwitzt und meistens als Alleinkämpfer unterwegs. Ja, damals gab es noch echte Kerle, kurz bevor das Actionkino von Emos à la Keanu Reeves und hippen Models à la Jason Statham überrannt und schließlich in den frühen 2000ern im ADHS-Rausch beerdigt wurde. Wir wollen noch einmal an die guten alten Zeiten und vor allem an die guten alten echten Kerle, die großen Actionstars, die Helden unserer Kindheit erinnern: Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Chuck Norris and the fucking rest… Wie sahen ihre Erfolge aus? Was waren ihre coolsten Oneliner (obligatorisch für jeden tapferen Recken)? Und was machen sie eigentlich heute?

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Wer ist John J. Rambo? – Gedanken zu First Blood (1982)

Gestern habe ich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder den ersten Teil der Rambo-Franchise First Blood (1982) gesehen. Dieser von Ted Kotcheff inszenierte Film und vor allem seine von Sylvester Stallone verkörperte Hauptfigur ist gleich auf zwei verschiedene Arten zum ikonographischen Filmmythos geworden. Die Offensichtliche ist die Ikonographisierung des Prototypen Rambo, der es nicht nur auf drei Fortsetzungen gebracht hat, in denen er zum Mythos des Einzelkämpfers und furchtlosen Söldner mutieren sollte, sondern zudem sogar Einzug in den Duden erhalten sollte, wo er als umgangssprachliche Bezeichnung eines „brutal männlichen Typen“ und „Kraftprotzes“ definiert wird. Der zweite mit First Blood einhergehende Mythos ist der des „einzig wirklich gelungenen Films“ der Franchise. Rambo I (so der deutsche Titel) als dunkles Vietnam-Drama, dessen Gehalt von den Fortsetzungen in den Schmutz gezogen wurde. Aber welche Rolle nimmt John J. Rambo in dem Film wirklich ein? Welche Prototypen verkörpert er? Und warum wichen die Fortsetzungen so sehr vom Original ab? Eine kleine Analyse; Spoiler selbstverständlich inbegriffen.

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Die besten Filme der 90er Jahre: Independence Day? No way!

Mit Forrest Gump, American Beauty, Stephen Kings ES und Basic Instinct haben wir hier ja schon (mal mehr, mal weniger) heilige Kühe geschlachtet. Es ist mir aber ein besonderes Vergnügen, mich jetzt auf Independence Day (1996) zu stürzen… genau, Roland Emmerichs Krieg-der-Welten-Version, in der der Untergang unseres Planeten von Aliens in die Wege geleitet und von der tapferen Menschheit unter Führung des US-Präsidenten, von einem coolen Kampfflieger mit der Hilfe eines Fernsehtechnikers verhindert wird. Dieser verdammte Film, wird immer wieder gerne mal als Musterbeispiel großen Actionkinos herangezogen, gilt als Prototyp eines Films, der einfache aber effektive, sinnfreie Unterhaltung bietet. Warum?

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90er vs. 00er – Battle of the Kinojahrzehnts I: Action, Thriller, Tarantinoeskes

Wir haben ja jetzt so etwas wie Halbzeit bei den besten Filmen der 90er Jahre. Und bevor wir allzu sehr in 90er Nostalgie und larmoyantem „Früher war alles besser“ Geheul verloren gehen, wollen wir doch mal schauen, ob dem tatsächlich so ist. Wie schneiden die 90er Jahre im Vergleich zum folgenden Kinojahrzehnt ab? Welche der beiden Dekaden hat die besseren Filme zu bieten, welches Jahrzehnt liegt in welchem Genre vorne bzw. hinten? Wir starten unseren epischen Zeros versus Ninetees Zweikampf mit den Thrillern, Actioneern und Tarantinos: Blut, Schweiß und Tränen. Let’s get ready to rumble…

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Die besten Actionfilme 2017 – Baby Driver von Edgar Wright

Hand aufs Herz: Das US-Actionkino steckt schon ein bisschen in der Krise. Abgesehen von den konstant guten Marvel-Überfliegern (die wiederum zu viel von allem sind, um schlicht als Actionfilme abgetan zu werden) gibt es kaum noch Genrebeiträge, die wirklich Neues zu erzählen oder zumindest auf neue Art zu erzählen haben. Eine Ausnahme bilden die Filme von Edgar Wright (Hot Fuzz, Scott Pilgrim versus the world, Star Wars: The last Jedi), die es zwar nie darauf anlegen, Actionfilme zu sein, es aber meistens weitaus mehr krachen lassen als Michael Bay und Anhang. Edgar Wright weiß einfach, wie man einem Film ‚Wumms‘ gibt und vor allem, wie man gleich mehrere ‚Wümmse‘ in Folge inszeniert, ohne dabei den Zuschauer mit Redundanz zu langweilen. Am besten hat Wright dabei eigentlich immer genau dann funktioniert, wenn er sich und seine Action nicht im Geringsten ernst genommen hat (Man denke nur an die Cornetto-Trilogie). Dass es auch anders geht, beweist er nun mit der furiosen Actionthrillerkomödie Baby Driver, die ähnlich wie seine vorherigen Filme mit einem dicken Augenzwinkern beginnt, nach hinten hinaus aber erstaunlich ernst und spannend wird.

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Genre-Döner mit Alles (und scharf) – Rezension zum deutschen Genrebastard „Schneeflöckchen“

Ist der deutsche Genrefilm tot? Hat er je gelebt? Oder ist er vielleicht einfach noch nicht geboren worden? Ist er eine Tot- oder zumindest Frühgeburt? Oder einfach ein Kind, dass ein bisschen langsamer ist als seine Spielkameraden, dem man einfach noch ein bisschen mehr Zeit geben muss? Egal wie die Antwort aussieht, alle paar Jahre kommt ein Film aus Deutschland in die Welt (oder zumindest nach Deutschland), der als ultimativer nationaler Beitrag zum Genrekino betrachtet, zumindest in der Nische ordentlich gefeiert und von den Nerds auch gerne zum besten Genrebeitrag seit blabla erklärt wird. Oft geht er dann doch irgendwie in der Filmgeschichte verloren und bleibt am Schluss nur eine Randnotiz neben – zweifelsohne existierenden – herausragenden deutschen Filmen, die nicht auf Teufel komm raus versuchen gutes Genrekino zu sein und stattdessen einfach ihr eigenes Ding durchziehen. Das klingt eigentlich als Urteil viel zu zynisch, geben doch gerade die letzten Jahre durchaus Grund zum Optimismus: Der furiose Romantikthriller Victoria, der düstere Fiebertraum Der Nachtmahr, der gelungene Zombiefilmbeitrag Rammbock… ja, doch, da ist in den 10er Jahren dieses Jahrhunderts doch einiges Sehenswertes passiert. Und nun… fast schon als krönender Abschluss des Jahrzehnts, Schneeflöckchen; quasi der Versuch einer Quintessenz des neuen deutschen Genrefilms, und dabei vor allem ein wilder Bastard aus gleich unzähligen Genres.

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Die besten Actionfilme der 90er Jahre II

Die 90er markieren den Wandel eines Genres, das sich seitdem immer noch nicht wieder gefunden hat. In den 90ern starben die 80er Actionhelden, die Rambos, die Rockys und die Norris‘ und machten Platz für eine Actiongeneration, die immer noch auf der Suche nach sich selbst ist. Muskelpakete hatten ausgedient, Jungs wollte niemand sehen und so wankt das Genre seitdem zwischen Zynismus, Themenleere und beißender Selbstironie. Die herausragenden Perlen präsentieren sich meist als Hybriden zwischen Action, Crime und Thrill und passen im Vergleich zu ihren Vorfahren so überhaupt nicht gern in die engen Schubladen des Genres… Damit sind die 90er auch so etwas wie ein nostalgisches Actionjahrzehnt, ein Schwellenjahrzehnt für Actionfilme, ein Jahrzehnt, in dem sich die letzten Tapferen aufbäumten, die letzten großen (!) Genrekinohits geboren wurden und starben, ein Jahrzehnt des Übergangs und des Platzmachens… ein Platz, der auch 20 Jahre später, heute, immer noch nicht vernünftig gefüllt worden ist.

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Die besten Actionfilme der 90er Jahre I

Während die 00er Jahre eher kleckern, was gutes (!) Actionkino betrifft, haben die 90er Jahre in diesem Genre so richtig geklotzt. Daher können wir an dieser Stelle nicht nur darauf verzichten Thriller und Actionfilme in einen Artikel zu packen, wir können dem 90er Adrenalinkino sogar gleich zwei Artikel spendieren. Die ersten Schießereien, Explosionen und Schlägereien folgen nach dem Klick…

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