Die besten Actionfilme der 80er Jahre III

Nach ihnen die Sintflut… die 80er Jahre waren das letzte Jahrzehnt, in dem Action noch so richtig dumm, moralisch verkommen und vor allem over the top sein durfte. Mit den 90ern folgten die gebrochenen, jungen Helden, die nichts mehr von der Perfektion der 80er Kampfmaschinen besaßen. Und im neuen Jahrtausend dann schließlich wurde der Realismus derart aggressiv in das Genre hineingedrängt, dass für übertriebene, alberne Awesomeness kein Platz mehr war. Die 80er markieren damit als Actionjahrzehnt auch die letzte Dekade der Unschuld des Genres, der machoistischen Naivität und apolitischen Überhöhung. Wenn es einen Film gibt, der sich bestens zur Stützung dieser Kategorisierung eignet, dann ist es Commando, in dem sich sämtliche Genreklischees der Zeit wiederfinden. Aber auch der gutgelaunte, charmante James Bond in Sag niemals nie (der letzte Auftritt Connerys als 007) wirkt fast wie ein Konterpart zum aktuellen, düsteren und tragischen Agenten ihrer Majestät Daniel Craig. Allerdings beweisen Filme wie Runaway Train und Black Rain – in ihrer Düsternis und Charakterzeichnung beinahe Vorboten des aktuellen Actionkinos – dass auch in den 80ern Platz für schwere und tragische Töne innerhalb des Genres war. Und mit dem knallharten Actionthriller Ausgelöscht fand das Jahrzehnt sogar noch die Zeit ein wenig den Actionhelden der 70er Jahre zu gedenken, bevor diese komplett in der Versenkung verschwanden. Die besten Actionfilme des Jahrzehnts, Klappe die Letzte:

Runaway Train [Andrej Konchalovsky]

(USA 1985)

Ein Verbrecherduo auf der Flucht vor den Behörden, ein Güterzug, der ein gutes Versteck abzugeben scheint, ein fataler Unfall und eine ungebremste Fahrt Richtung Verderben ohne Aussicht auf Rettung. Die Ingredienzen der unkontrollierten Todesfahrt eines Zuges sind alles andere als originell und scheinen erst einmal das perfekte Set-up zu sein, um nicht mehr zu inszenieren als einen High Speed Actiontrip. Regisseur Andrej Konchalovsky macht allerdings mehr daraus, viel mehr: Der Express in die Hölle oszilliert auf packende Weise zwischen Survivalthriller in klaustrophobischer Umgebung, Charakterdrama und Katastrophenfilm, passiert dabei mühelos alle sich auf dem Weg tummelnden Klischees und findet dennoch genug Zeit zum packenden Actionspektakel zu werden: Eiskalt, konzentriert, temporeich und dabei schon fast die Dramatik eines Shakespeare-Stückes erreichend. Vielleicht sogar der intelligenteste Actionkracher seiner Zeit.

Sag niemals nie [Irvin Kershner]

(Großbritannien, 1983)

Sorry… aber… der muss hier einfach rein. Allein schon, weil diesem James Bond in den letzten Jahren so viel Unrecht angetan wurde. Von versnobten Bond-Fans als eine der schlechtesten Ausgeburten der Reihe bezeichnet, von Kritikern immer wieder mit dem Original Feuerball verglichen, und von manchen Fanatikern gar einfach aus dem 007-Kanon ausgeschlossen. Dabei war das Comeback Connerys als Geheimagent (nach 12jähriger Pause und Ablösung durch Roger Moore) nicht nur damals der feuchte Traum eines jeden Connery-Jüngers. Nein, dieser spaßige Remake-Flick funktioniert auch heute noch bestens als Bond, der weder sich noch seine Historie besonders ernst nimmt und stattdessen einfach charmante Action der alten Schule inklusive Bedrohung der ganzen Welt abliefert. Ich würde mich sogar festlegen und behaupten, dass dieses selbstironische Vexierspiel einer meiner liebsten Bonds ist, gerade wegen der Klischees, wegen der Übertriebenheit, wegen der lächerlichen Momente. Echt, gebt diesem Film ne Chance – und verkneift euch dabei jeden 007-Snobismus -, er hat es verdient.

Black Rain [Ridley Scott]

(USA 1989)

Noch so ein Film, dem viel Unrecht widerfahren ist: Ridley Scotts Black Rain erzählt anhand eines Polizisten in Japan den „Clash of the cultures“ zwischen West und Fernost, arbeitet dabei oft nach dem Prinzip „Style over Substance“, bedient sich gerne und reichlich bei zahllosen Klischees und wurde dafür von der Kritik auch saftig gerügt. Aber mein Gott, ist dieser Actionthriller stylish! Zwischen dunklen Hinterzimmern, lauten Straßen, Nebel und Neon erarbeitet sich Black Rain eine ganz eigene Atmosphäre, die zwischen grell und düster, Tradition und Moderne oszilliert und dabei immer den Spagat zwischen mitreißender Action und ruhigen Style-Momenten findet. Die Substanz darf an dieser Stelle tatsächlich beherzt ignoriert werden, weil die Oberfläche einfach so verführerisch ist, das der Rest – zumindest während der Filmlaufzeit – nur allzu gerne, auch vom Publikum beiseite geschoben wird.

Ausgelöscht [Walter Hill]

(USA 1987)

Während Black Rain sich zumindest darin versucht, dem amerikanischen Genrekino einen Hauch Exotik zu geben, könnte Extreme Prejudice nicht amerikanischer sein. Die Geschichte um einen Texas Ranger, der die Chance bekommt mit einem einstigen Freund und Drogenbaron abzurechnen, ist ein knallharter Actionthriller und raubeiniger Spätwestern, der mit seinem einzelkämpfenden Badass Antihelden noch einmal tief in die Trickkiste des 70er Jahre Actionkinos greift, dabei aber nicht nur einfach nostalgisch daherkommt, sondern darüber hinaus perfekt die beiden Actionjahrzehnte in Einklang bringt: Staubig, trocken, bärbeißig und dabei einfach mal verdammt cool. Uramerikanisches Actionkino, wie es schöner nicht sein könnte.

Das Phantom-Kommando [Mark L. Lester]

(USA, 1985)

Und da ist er schließlich: DER prototypische Actionfilm der 80er Jahre. Müsste man mit einem Werk das Genre-Jahrzehnt zusammenfassen, Commando wäre die erste Wahl. Dieser Actionflick hat einfach alles, was die Dekade auszeichnet: Cheezy Oneliner, unrealistische Verfolgungsjagden, Explosionen, einen Einzelkämpfer-Helden, der auch im Schusswechsel mit 1000 bösen Buben nicht von einer Kugel getroffen wird… und natürlich Arnie Schwarzenegger. Das Phantom-Kommando ist alles andere als ein Meisterwerk des Genres, dafür aber die perfekte Quintessenz der 80er Jahre, so als wäre das Äktschn-Jahrzehnt einmal komprimiert und in einen Burger gepackt worden, mit Speck und Käse überbacken. Dieses Over the Top Feuerwerk macht einfach zu viel Spaß, um hier ignoriert zu werden und ist zudem die optimale Zeitmaschine zurück in ein Jahrzehnt, in dem Actionhelden noch tatsächlich Actionhelden, Bösewichter tatsächlich Bösewichter und fulminante Shootouts tatsächlich fulminante Shootouts sein durften. Muss man gesehen haben, um die Zeit überhaupt verstehen zu können.

Diesen Film haben wir auch in unserem Podcast besprochen.

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