Die besten Science Fiction Filme der 80er Jahre I

Horror… done, Fantasy… done… Wir bleiben dem Genre-Kino treu. Je weiter es in den Jahrzehnten zurück geht, um so heikler wird das Verfallsdatum der jeweiligen Filme, und wenn es ein Genre gibt, bei dem dies besonders zum Ausdruck kommt, dann den Science Fiction. Wie schnell wirken doch die Zukunftsvisionen und High Tech Fantasien von einst albern aus heutiger Sicht. Oft scheint es naiv, wie sich damalige Kreative unsere heutige Zeit oder eine nähere Zukunft ausgemalt haben, oft scheint es übertrieben oder einfach vollkommen an den tatsächlichen Entwicklungen der Gesellschaft und Technik vorbei. Insofern gilt auch hier immer die Frage: Halten die Filme von damals dem Urteil von heute stand? Bei den folgenden Science Fiction Filmen kann die Frage durchgehend (mit klitzekleinen Einschränkungen) mit ‚Ja‘ beantwortet werden: Zeitlose Dystopik liefern Quiet Earth, Brazil und Tetsuo, während Sie leben und Star Trek IV wunderbar als Zeitdokument funktionieren, inklusive aller Naivität und Sillyness. Und auch wenn James Camerons The Abyss gealtert sein mag, begeistert er auch heute noch als epischer Sci-Fi Blockbuster. Die besten Science Fiction Filme der 80er Jahre, Fuhre eins, nach dem Klick…

Quiet Earth – Das letzte Experiment [Geoff Murphy]

(Neuseeland, 1985)

Ein Mann erwacht und die Welt scheint zu schlafen. Leere Straßen, leere Häuser, keine Menschenseele. Nachdem der scheinbar letzte Überlebende sich mit der Einsamkeit arrangiert, sie genossen hat und fast an ihr verzweifelt ist, trifft er doch noch auf weitere Menschen: Eine Junge Frau und einen Mann… Und eine verhängnisvolle Dreiecksgeschichte nimmt ihren Lauf. Geoff Murphys The Quiet Earth ist eine dunkle, faszinierende und mysteriöse Dystopie, nicht nur Science Fiction Märchen sondern viel mehr auch soziale Parabel, in der universelle menschliche Themen in einer strengen Versuchsanordnung ausgehandelt werden. Dank des soziologischen Topics, der metaphysischen Komponente und der langsamen, gediegenen Erzählweise eine faszinierende und zugleich beängstigende Negativ-Utopie, die geschickt zwischen Supranaturalismus und Fantastik pendelt.

Brazil [Terry Gilliam]

(Großbritannien, 1985)

Wenn Ex-Monty-Python Terry Gilliam eine Düster-Utopie kreiert, darf der Zuschauer alles erwarten, nur keine gewöhnliche 1984-Exegese. Im ebenso grotesken wie unheimlichen Technokratie-Szenario von Brazil treffen George Orwell, Franz Kafka und Monty Python aufeinander. Dunkle, beängstigende Visionen alternieren mit schrägem, bissigen Humor, gesellschaftssatirschen Spitzen und fantastischen Szenen unglaublicher Schönheit, die immer nah am Kitsch arbeitet und sich durch ihre Übertriebenheit herrlich überspitzt selbst karikiert. Brazil ist mehr als eine einfache Dystopie: Er ist laut, wild, unbeugsam, nachdenklich, verzweifelt, verzweifelnd, urkomisch, gehässig und hat dennoch genug Luft, um tausende kruder, schriller und bedenkenswerter Ideen zu atmen. Durch und durch ein Meisterwerk des Science Fiction Kinos, das auch heute noch weitab seines Klassikerstatus perfekt funktioniert. Darf locker mit 1984, Metropolis und Brave New World in einem Atemzug genannt werden.

Diesen Film haben wir auch in unserem Podcast besprochen.

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Tetsuo: The Iron Man [Shinya Tsukamoto]

(Japan, 1989)

Ob jetzt Cyberpunk-Tragödie, Science Fiction Film oder doch surreales Experimentalkino… letzten Endes ist es egal, wie man Shinya Tsukamotos Underground-Flick kategorisieren will, er bleibt ein unvergessliches Erlebnis. Mit verwackelter Kamera, hysterischen Schnitten und brutalen Gore-Szenen erzählt der dreckige und rohe schwarz-weiß Bastard die Geschichte eines einfachen Arbeiters, der durch in sein Körper implantiertes Metall sukzessive zum technoiden Übermenschen wird. Inszeniert wird diese Tour de Force als grotesker, experimenteller Body Horror, irgendwo zwischen David Lynch, David Cronenberg und H.R. Giger. Wie diese Namen schon versprechen, ist Tetsuo alles andere als leicht verdaulich, für manche Genre-Fans vielleicht auch zu arty, zu anspruchsvoll oder zu abgefuckt… aber man sollte diesen (gerade mal) 60Minüter mindestens einmal gesehen haben, um zu verstehen, was im Genre-Kino alles möglich ist.

The Abyss – Abgrund des Todes [James Cameron]

(USA, 1989)

Phew… genug des Experimentalfilms. Auf nach Hollywood! James Cameron inszeniert mit dem Unterwasser Science Fiction Blockbuster The Abyss ein gewaltiges, futuristisches Epos, das sich frei bei zahllosen (experimentellen) Sci-Fi-Vorlagen bedient und diese in publikumswirksame Unterhaltung transferiert. So darf sich der Genre-Fan an Referenzen auf „2001 – Odyssee im Weltraum“, Alien und Friedrich Nietzsche erfreuen und wird zugleich dennoch von atemberaubenden Special Effects, großartiger Action und dichter Spannung unterhalten. The Abyss ist fast schon ein Prototyp Cameron’schen Kinos: Die Verquickung von Referenz und Anspruch mit einfacher Unterhaltung und Mainstream-Attitüde. Funktioniert immer noch, auch wenn die High-Tech-Welt von einst schon ein bisschen gealtert ist.

Sie leben [John Carpenter]

(USA, 1988)

Neben dem Experimentellen und dem Blockbuster-Kino hat auch die Exploitation in den 80ern ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um großes Genre-Kino geht. Wohl kein anderer Regisseur hat den B-Movie auf solche Höhen gehoben wie John Carpenter, dem es auch mit „They Live“ gelingt, Trash-Attitüde, gewitzte Satire und große Film-Unterhaltung unter einen Hut zu bringen. Die Geschichte eines einfachen Guys Next Door, der mittels einer Röntgen-Sonnenbrille Yuppies als hinterhältige Alien-Invasoren enttarnt ist eine grandiose Action-Farce, die die Science Fiction Fassade nutzt, um ordentlich über die amerikanische Gesellschaft der 80er abzulästern. So nimmt sich dieser kleine, gehässige B-Movie-Flick nie zu ernst, immer aber ernst genug, um herausragende Exploitation-Unterhaltung abzufeuern. Ganz klar, der ist gealtert, wirkt heutzutage schon ein wenig antiquiert, und zahllose seiner Szenen waren damals schon mehr als albern. Aber diese Mischung aus Blödsinn, Intelligenz und Epik macht ihn zu einem unvergessenen Spektakel, das vollkommen zurecht Kultstatus besitzt.

Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart [Leonard Nimoy]

(USA, 1986)

Wenn sich Trekkies über eins einig sind, dann dass die Star Trek Filme mit den geraden Zahlen einfach die guten sind. Ob sie damit richtig liegen? Dazu vielleicht später mehr. Eine der besten Verfilmungen der Weltraumsaga stellt allerdings ohne Zweifel der von Leonard Nimoy (Mr. Spock) inszenierte vierte Teil dar. Die Zeitreise in das San Francisco der 80er Jahre ist ein wunderbar selbstironischer, selbst für Star Trek Verhältnisse ungewöhnlich vergnügter Blockbuster, der alle Möglichkeiten des Clash of the Cultures perfekt ausspielt. Wenn Kirk, Spock und Co. orientierungslos durch die USA der Vergangenheit torkeln, gerät die eigentliche Öko-Story (achja, die 80er) fast in den Hintergrund. Hier sind alle mit unglaublich viel Spaß bei der Sache, was sich 1:1 auf den Film und die Zuschauer überträgt. Bleibt nicht viel zu sagen, außer das Zurück in die Gegenwart wohl am ehesten der Trekkie-Film ist, der eben auch nicht Trekkies gefällt und dem man sogar bei vollkommener Star-Trek-Aversion durchaus eine Chance geben sollte.

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Erstveröffentlichung: 2012