Die besten TV-Serien der 80er Jahre II

TV-Serien der 80er, die Zweite. Dieses Mal mit dem Beweis, dass das Jahrzehnt durchaus auch das kann, was man allgemein nicht vermutet, was allgemein eher in der jüngeren TV/Streaming-Geschichte verortet wird: Packendes serielles Erzählen in den großen Genres Fantasy, Science Fiction und Thriller. Bei Tripods – Die dreibeinigen Herrscher offenbart sich dann allerdings auch, warum sich die 80er Jahre mit High Profile Erzählungen so schwer taten, wurde die Serie doch nach nur zwei Staffeln aus Budgetgründen abgebrochen. Die tschechische Kinder- und Jugendserie Die Besucher muss sich dagegen gar nicht erst der Budgetfrage stellen und beweist, dass auch mit wenigen Mitteln großes Science Fiction Fernsehen möglich ist. An der Krimifront beeindruckt In der Hitze der Nacht als ungewöhnlich vielschichtiges Krimidrama um den polizeilichen Alltag in Mississippi, und was serielles Erzählen eines Thrillerplots betrifft mach dem Kampf gegen die Mafia niemand so schnell etwas vor. Und um diese ganzen – etwas aus der Zeit gefallen, teilweise ihrer Zeit sogar voraus seienden – Serien etwas entgegenzusetzen, begegnen wir mit Alf einer durch und durch in den 80ern verhafteten Sitcom. Die leistet aber auch deutlich mehr als viele vergleichbare Serien der Ära.

Die Besucher [Ota Hofman, Jindřich Polák]

(Tschechoslowakei 1981-1983)

{15 Episoden à 30 Minuten}

Achja, die gute alte Zeit, als Familienserien noch wirklich für die ganze Familie waren. Kurz habe ich überlegt, ob ich die tschechoslowakische Serie Návštěvníci (so der Originaltitel) bei den besten Kinderserien einordnen soll, immerhin spielen hier Kinder eine nicht unwesentliche Rolle. Dafür ist die Serie aber dann doch zu sehr auf ein universelles Publikum zugeschnitten: Mit einem spannenden SciFi-Zeitreiseplot, in dem es um die Rettung der Welt im Jahr 2484 durch eine Reise in die frühen 80er geht; mit viel wissenschaftlichem Spaß an Zeitreisen und astronomischem Quatsch. Mit eigensinnigem Humor, der manchmal auf das junge, manchmal auf das ältere Publikum zugeschnitten ist. Und nicht zuletzt mit viel Herzblut und dem Beweis, dass kein großes Budget notwendig ist, um eine ebenso putzige wie spannende Science Fiction Story zu erzählen. Nach einer Staffel war leider Schluss, dafür erleben wir in dieser aber ein runderhum rundes, abgeschlossenes Vergnügen, das sich vor der internationalen Konkurrenz nicht verstecken muss.

The Tripods – Die dreibeinigen Herrscher [Alick Rowe, Christopher Penfold]

(Großbritannien 1984-1985)

{2 Staffeln, 25 Episoden à 25 Minuten}

Und wo zur Hölle bleibt hier eigentlich ein vernünftiges 2000er Reboot? Wenn sich eine Serie anbietet mit dem Budget und den Möglichkeiten von heute wieder aufgelegt zu werden, dann doch diese großartige Mischung aus Post „Krieg der Welten“-Dystopie, mittelalterlicher Fantasy und SciFi-Mystery. Tripods besitzt nicht nur ein großartiges Konzept mit der von Aliens beherrschten ins vorindustrielle Zeitalter zurückgeworfenen Erde, sondern macht zudem vieles richtig, was Ästhetik, Atmosphäre und langsamem World Building betrifft. Das Setting ist dabei ebenso faszinierend wie beängstigend, der philosophische Unterbau komplex und reflektiert, die Fragen nach sozialen Normen und freiem Willen sind ebenso herausfordernd wie universell. Die dreibeinigen Herrscher ist ein episches Biest von einer Serie, dem leider nie eine abschließende dritte Staffel vergönnt war. Eigentlich ein Geschenk für die aktuell immer nach neuen Stoffen suchenden HBO, Netflix und Konsorten. Also nochmal, wo zur Hölle bleibt das Reboot? Bis dahin sei eine uneingeschränkte Empfehlung für diese fantastische und mutige Serie ausgesprochen.

In der Hitze der Nacht [John Ball]

(USA 1988-1994)

{8 Staffeln, 146 Folgen à 45 Minuten}

Böse Zungen behaupten ja, die Serienvariante von In the Heat of the Night, inspiriert von dem gleichnamigen Spielfilm aus dem Jahr 1967, sei viel mehr Soap Opera als Polizeigeschichte. Sollen sie doch lästern. In der Hitze der Nacht macht vieles richtig, wo andere Krimiserien scheitern: In der Darstellung echter, schweißtreibender Polizeiarbeit, bei der eben manchmal die zwischenmenschlichen Probleme weitaus mehr im Mittelpunkt stehen als extrem komplizierte Fälle. Konsequenterweise ist die Serie dann auch nicht in einer Megametropole angesiedelt sondern in einer Kleinstadt in Mississippi. Und dennoch gelingt es In der Hitze der Nacht, mutig, rau und roh zu sein. Keine Angst vor heißen Eisen, keine Angst vor kontroversen Themen, und dennoch immer mit dem Herz am rechten Fleck und einem Verständnis für das Menschliche allzu Menschliche. Nicht nur eine der besten Serien der 80er Jahre sondern auch eine der besten Krimiserien überhaupt.

Kampf gegen die Mafia [Stephen J. Cannell, Frank Lupo]

(USA 1987-1990)

{4 Staffeln, 75 Episoden à 60 Minuten}

Deutlich ihrer Zeit voraus ist die epische CBS Thrillerserie Wiseguy, die in Deutschland unter dem Titel Kampf gegen die Mafia lief. Es ist schon erstaunlich, was hier alles passiert, was man nur aus großen TV-Produktionen der letzten zehn Jahre zu kennen glaubt: Episches und spannendes serielles Erzählen mit einem herausragenden Gespür für eine Gesamtgeschichte, komplexe und ausgefeilte Charaktere, die die Geschichte plausibel und realistisch vorantreiben, Mut zur epischen Breite über die einzelnen (mit 60 Minuten für die 80er ziemlich langen) Episoden hinaus, und ein Look & Feel, das sich stets dem großen Ganzen verschreibt und nie versucht dieses für den kurzen Thrill einer einzelnen Episode zu opfern. Will man wissen wo großartige aktuelle Serien wie House of Cards oder The Wire in die Lehre gegangen sind, wird man hier fündig.

Alf [Paul Fusco, Tom Patchett]

(USA 1986-1990)

{4 Staffeln, 102 Episoden à 25 Minuten}

Tja, bei so viel Originellem, Zeitlosem, die Zeit Überragendem wirkt die putzige Sitcom Alf ein wenig deplatziert, ist sie doch durch und durch ein Produkt ihrer Zeit: Eine Comedyserie mit abgeschlossenen Episoden, heiler Familienwelt im Mittelpunkt, Dosengelächter und schnell zu greifendem Humor. Aber die Serie hat einen Trumpf zu bieten, und das ist einfach mal die titelgebende Hauptfigur Alf alias Gordon Shumway. Sein Sarkasmus, sein Teenagerverhalten, seine Konfrontation mit menschlichen Ritualen, Sitten und Macken macht diese Serie zu einem Juwel der amerikanischen Sitcom-Kunst. Klar, rote Linien werden hier nie überschritten, Traditionen werden nicht komplett eingerissen, und doch besitzen Alfs Erlebnisse bei den Tanners den nötigen Schuss schwarzen und gehässigen Humors, um aus der eintönigen Sitcomlandschaft der 80er Jahre herauszuragen. Wenn es das volle Programm aus der Zeit – mit Familienglück, mit Dosengelächter etc. – sein soll, ist man mit dieser Serie immer noch am besten bedient.

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