Die besten Science Fiction Filme der 80er Jahre IV

Zum vorletzten Mal ein Sprung durch alle Nischen und Subnischen des fantastischen, prophetischen High-Tech-Genres. Dieses Mal soll   uns nicht nur der Blick auf die verschiedenen, möglichen Spielartendes Science Fiction genügen, zusätzlich wollen wir den Schritt über Ländergrenzen hinaus wagen, uns nicht nur mit dem – in den 80er Jahren sehr dominanten – US-Kino beschäftigen, sondern auch Europa und dem „Osten“ einen Besuch abstatten. Wie gewitzt Science Fiction Made in UDSSR aussehen kann, beweist der satirisch offensive Kin-dsa-dsa!, während Kamikaze 1989 schrille Dystopien aus Deutschland präsentiert. Le Dernier Combat inszeniert postapokalyptischen Horror aus französischer Sicht, Outland -Planet der Verdammten lässt unterkühlten britischen Thrill mit Space Western Motiven kollidieren… und dann landen wir doch wieder beim amerikanischen Blockbuster-Kino: Teil drei der Star Wars Reihe, Die Rückkehr der Jedi Ritter steht auf dem Programm, ebenso der unterschätzte Sci-Fi A-Movie Explorers, der alle Zutaten für großes Familienkino besitzt und in den 80ern leider Gottes zwischen Lucas und Spielbergs Blockbustern zerrieben wurde. Back to the Future, nach dem Klick.

Kin-dsa-dsa! [Georgi Danelija]

(Sowjetunion, 1986)

Beim Gedanken an sowjetische Science Fiction kommen einem am ehesten die schweren, düsteren und philosophischen Werke eines Tarkowskij in den Sinn… Dass es auch anders geht, beweist die vergnügte, ziemlich bissige Parabel Kin-dsa-dsa!, die von zwei Kosmonauten handelt, die sich in einer skurrilen außeridischen Gesellschaft auf einem fremden Planeten zurecht finden müssen. Dabei pendelt Georgi Danelijas geschickt zwischen düsterer Sci-Fi-Allegorie, munter schräger Satire und hintersinniger Gesellschaftskritik, ohne die jeweiligen Topoi zu vernachlässigen. Der aufwändig restaurierte, 2005 mit Untertiteln und Synchronisationen auf DVD veröffentlichte Film hat sich Dank seiner offenen, ungezwungenen und ziemlich angriffslustigen Art mittlerweile vollkommen zurecht zum Kultfilm auch außerhalb des ehemaligen Ostblocks gemausert.

Die Rückkehr der Jedi-Ritter [Richard Marquand]

(USA, 1983)

Der finale, sechste – damals noch quasi-dritte – Teil der Star Wars Trilogie gibt bereits die Agenda für die kommenden Prequels der 00er Jahre vor, und setzt das blockbuster-affine Konzept doch weitaus besser um, als alle später produzierten Filme der Franchise. Ganz ähnlich wie die Star Wars Vertreter des neuen Jahrtausends reduziert The Return of the Jedi die dunklen Seiten seines Vorgängers auf ein Minimum (ohne diese jedoch komplett zu ignorieren) und stürzt sich stattdessen in Jabba-Schrägheiten, Ewoks-Geknuddel und rasante Sci-Fi-Action. Dass das Konzept trotzdem hervorragend funktioniert, liegt an der tollen Inszenierung, dem wunderbaren Zusammenspinnen der verschiedenen Fäden und dem zur Konklusion gebrachten Vater-Sohn-Konflikt zwischen Luke Skywalker und Darth Vader (der die Weltraumoper dann auch ein letztes Mal von ihrer düsteren Seite präsentieren darf). Ein würdiger, bombastischer Abschluss einer großen Trilogie, nicht der beste Teil der Reihe aber dennoch ein herausragendes, zeitloses Space Opera Meisterwerk.

Kamikaze 1989 [Wolf Gremm]

(Deutschland, 1982)

Jepp, es gibt die guten Science Fiction Filme aus Deutschland, auch wenn man sie schon mit der Lupe suchen muss. Ein wirklich überzeugender Genre-Vertreter ist die absurde, mitunter ziemlich wirr zusammengesetzte Dystopie Kamikaze 1989, in der in einer dystopischen, totalitären Gesellschaft Rainer Werner Fassbinder als ruppiger Polizist einen geplanten Terroranschlag aufzuklären versucht und dabei einen Blick hinter die Fassade einer faschistoiden Medien-Diktatur wirft. Kamikaze 1989 ist eine groteske Farce, die ätzende Medienkritik und prophetischen Kulturpessimismus in einen dunklen Bastard aus Thriller, klassischem deutschen Krimi und supranaturalistischer Science Fiction kleidet und dabei nicht mit schrillen, bitterbösen Tönen geizt. Das als Trilogie geplante Epos konnte wegen des Todes Fassbinders leider nie fertig gestellt werden und bleibt daher mehr bruchstückhafte Momentaufnahme denn kohärenter Science Fiction Film, begeistert aber nichts desto trotz durch dunkle Bilder, spannende Storystränge und teuflisch geniale, verdammt unheimliche dystopische Ideen.

Le Dernier Combat – Der letzte Kampf [Luc Besson]

(Frankreich, 1983)

Für die schweren Stoffe sind weiterhin die Europäer zuständig… auch die Franzosen. Le Dernier Combat ist eine dunkle, in visionären schwarz-weiß Bildern gezeichnete, postapokalyptische Tragödie, die fast vollkommen auf Kommunikation verzichtet und in schmerzhaft langsamen, monotonen Szenen den Kampf der letzten Menschen ums Überleben darstellt. Regisseur Luc Besson (Nikita, Das fünfte Element) inszeniert in einem seinem ersten Langfilm ein surreales, abseitiges und ästhetisch beeindruckendes Vexierspiel um menschliche allzu menschliche universelle Themen, parabolische Ängste und prophetische Horrorvisionen. Ein pessimistisches, raffiniertes und in Erinnerung bleibendes Meisterwerk, das zu den zeitlosesten Science Fictionen Filmen überhaupt gehört.

Explorers – Ein phantastisches Abenteuer [Joe Dante]

(USA, 1985)

Weniger anspruchsvoll dafür umso unterhaltsamer ist der großartige Science Fiction, Fantasy, Comedy-Flick Explorers von Joe Dante, der vollkommen zu Unrecht damals an den Kinokassen im direkten Kampf gegen „Zurück in die Zukunft“ floppte und heute ein wenig in Vergessenheit geraten ist (während sein Konkurrent Kultfilm-Status genießt). Dabei macht Dante hier wirklich alles richtig: Der Flug zweier Kids ins All, die Konfrontation mit skurrilen Aliens, der Clash of the Cultures und der Zusammenprall von Schein und Sein generieren einen höchst vergnügten prototypischen Sci-Fi-Blockbuster für die ganze Familie. Wie bei Spielbergs großen Science Fiction Hits steht weniger die Bedrohung der Aliens im Mittelpunkt als viel mehr die Faszination an neuen Welten, durch den Kontakt mit fremden uns doch mental sehr nahe stehenden Außeridischen. Nebenbei funktioniert Explorers perfekt als augenzwinkernde Mediensatire, als kritisch ironisches Space Adventure Epos und schlichtweg verdammt unterhaltsamer Genre-Film. Für Fans von E.T., Die unheimliche Begegnung der dritten Art sowie Der Flug des Navigators ein Must-See!

Outland – Planet der Verdammten [Peter Hyams]

(Großbritannien, 1981)

Während Fantasy und Science Fiction gerne und oft zusammenfließen, finden Genre-Fusionierungen mit dem Western viel zu selten statt. Ein Film, dem dies ganz hervorragend jenseits aller „Cowboys und Aliens“-Plattitüden gelingt, ist Outland – Planet der Verdammten, der den High-Noon-Topos auf den Mond verpflanzt und dadurch ein verdammt spannendes „Einer gegen alle“ Sci-Fi-Szenario etabliert. Mit der ruhigen Hand des britischen Science Fiction inszeniert Peter Hyams einen eleganten Hybriden aus Thriller, Drama und dezentem Weltraum-Epos, der bereits damals unterschätzt leider nie den Kultfilm-Status erreichen konnte, den er eigentlich verdient hätte. Dabei besticht der ideenreiche High-Tech Thriller durch geschickte, kapitalismus- und sozialkritische Motive,  unheimliche Verdichtungen und eine verflucht spannenden Gesamtatmosphäre. Science Fiction, Western, Krimidrama und Actionfilm in perfekter Eintracht in einem – im besten Sinne des Wortes – kompromisslos kompromissbereiten Juwel des Genre-Kinos.

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Erstveröffentlichung: 2012