Die besten Filme 2018 – Climax von Gaspar Noé
Nach wenigen Minuten in seinem neuen Film Climax (2018) gibt Gaspar Noé dem Publikum bereits die Möglichkeit zur Flucht. Kaum haben wir beigewohnt, wie eine junge Frau, halb lachend halb weinend in den Schnee gefallen ist, rollen auch schon die Endcredits, inklusive Hinweis darauf, dass diese Geschichte auf realen Ereignissen basierte. Wir könnten jetzt aufstehen, den Kinosaal verlassen, beziehungsweise Netflix schließen, und alles wäre gut. Diese Möglichkeit zur Flucht wird es nach ungefähr einer Dreiviertelstunde noch einmal geben. Wieder die Liste der Beteiligten, eine Verbeugung vor dem Soundtrack und Black. Wer danach immer noch sitzen bleibt, hat es wohl nicht anders verdient. Denn immerhin handelt es sich hierbei um einen Film von Gaspar Noe, DEM Enfant Terrible des französischen Avantgardekinos, der auch Mitten im Film – genauer gesagt bei seinem dritten Start, aber vor seinem zweiten Ende (ja, so was macht bei diesem Regisseur auf eine schräge Weise Sinn) – noch einmal verkünden darf, wie stolz er darüber ist, dass es sich bei Climax um einen französischen Film handelt, und dass er natürlich alle Amerikaner ficken wird. Noé steht seit jeher für ein Kino der Extreme; und dass er dieses Mal gleich zwei Mal die Chance zur Flucht liefert, könnte man fast als eine Form der Altersmilde interpretieren. Aber auch nur fast; denn nach seinem letzten Film, dem verkopften Love (2015) haut er hier wieder voll auf die Kacke.