Fantasyfilme und Märchen der 80er Jahre: Was sonst noch geschah…

…oder: Der ganze Rest. Ich habe ja schon in der ersten Fantasy-Retrospektive darauf hingewiesen, dass die 80er eine Dekade waren, in der Trash und gehobenes Niveau oft merkwürdige Melangen eingingen. Rein quantitativ betrachtet, wurden sie dann aber doch primär von eher zweifelhaften Fantasy-Werken dominiert. Das lag in erster Linie an dem ungeheuren Sword-and-Sorcery-Boom, der zu Beginn des Jahrzehnts aus dem barbarischen Boden brach und das Genre bis zum Ende der Dekade mit zahllosen muskelbepackten Recken (und Reckinnen) beglücken sollte. Und wer war dafür verantwortlich? Niemand geringeres als Arnold Schwarzenegger höchstpersönlich. Das Helden- und Krieger-Epos Conan der Barbar (1981) löste eine ganze Welle an meist doch ziemlich beschränkten Fantasy-Flicks aus, die Dank minimaler Budget-Anforderungen in Massen produziert wurden. Der Klassiker selbst kann dafür am wenigsten. Ich würde mich zwar hüten, die Verfilmung von Roward E. Howards Pulp-Novels über Conan den Cimmerier zu den besten Filmen der Epoche zu zählen, immerhin bietet dieser überdrehte, dumpfe Fantasy-Flick aber eine Menge Unterhaltungspotential, viel Raum zum Schmunzeln und die nötige Dosis überproportionierter Low-Budget-Action, um alles in allem verdammt viel Spaß zu machen.

Anders sieht es da schon bei seinen Nacheiferern aus. Ich habe die ganzen Barbaren-Filme, die in irgendeiner abstrakten, fiktionalen grauen Vorzeit angesiedelt sind, bei Gott nicht alle gesehen. Und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass es da draußen Vertreter des Genres gibt, die mein – sagen wir mal – dunkles Stimmungsbild zu dem Genre aufhellen könnten. Dafür wurde ich dann doch das ein oder andere Mal zu oft im Kabel1-, Tele5- oder RTL2-Nachtprogramm von diesen 80er Gossenfilmen tyrannisiert. So zum Beispiel von dem italienischen Trash-Meilenstein Ator – Herr des Feuers (1982), gegen den selbst Conan wie intelligentes Arthaus-Kino daherkommt. Oder noch schlimmbesser, Die Barbaren (1987) mit den Zwillingswürsten David Paul und Peter Paul.

Groß dagegen ist der charmant trashige Sinbad of the seaven seas (1989) mit Lou (Hulk) Ferrigno, der als putzige Märchenerzählung getarnt mit ordentlich Gemetzel und morbidem Humor für den ein oder anderen charmanten Trash-Filmabend allemal gut ist. Auch die Barbarinnenfilme wie Red Sonja (1985) glänzten wie ihre männliche Pendants vor allem durch tumbe Muskelkraft und weniger durch intelligentes Storytelling.

Neben den wahrhaft trashigen Barabaren-Werken war das Sword-and-Sorcery-Genre ebenfalls für manche Peinlichkeiten gut. Ausgerechnet der geniale Ridley Scott drehte mit Legende (1985) einen unsäglich naiven Fantasy-Trip, der sich selbst anhand von dutzenden Klischees zu Tode langweilt und die einzige mögliche Flucht in völlig unangebrachten Horror-Interludien sieht. Mit dabei übrigens ein noch putziger gerade mal 23jähriger Tom Cruise… Ach wäre es doch dabei geblieben! Ansonsten käme mir noch Krull (1983) in den Sinn: Auch irgendwie zu bombastisch, zu kitschig und vor allem zu öde. Ist aber auch schon ziemlich lange her, dass ich den gesehen habe… vielleicht demnächst bei Gelegenheit nochmal. Willow (1988) war auch so ein Fall von ziemlich öde Fantasyreise.
Ohnehin, die ganzen amerikanischen Filme des Genres ähneln sich in dieser Ära erschreckend: Jugendlicher, naiver, einfältiger Held zieht los um Land/Prinzessin/Welt zu retten, findet netten Kobold/Kind/Zwerg-Verbündeten und besiegt nach einer langen Reise den bösen Magier/Priester/Herrscher. Kein Wunder, dass ich die Filme kaum auseinanderzuhalten weiß. Hmmm… da wäre noch Der Drachentöter (1982)… Ahhh, moment, der war doch ganz gut, soweit ich mich erinnere! Schaue ich mir bei nächster Gelegenheit nochmal an.

So viel also zu Amerika. Und wie sah es beim kulturell/politischen Konkurrenten aus dem Osten aus aus? Auch nicht viel besser. In den 80ern war die Zeit der meisterhaften DEFA-Märchen und Ostblock-Fantasyfilme bereits vorbei. Bezeichnend dafür sind die zwei großen Grimm-Verfilmungen des Jahrzehnts: Frau Holle (1985) sowie Froschkönig (1987). Beide versuchen das langsam sterbende Konzept der DEFA-Märchenverfilmung am Leben zu halten, indem sie sich schamlos bei postmodernen Spielereien und bombastischen Fantasy-Mechanismen bedienen. Ob dies ebenfalls symbolisch für den Untergang des real existierenden Sozialismus steht, muss an dieser Stelle nicht geklärt werden. Fest steht jedenfalls, die übertrieben gepimpten Filme versprühen nicht im geringsten den Charme älterer Märchenverfilmungen wie Das kalte Herz (1950) und sind stattdessen überladene, gefräßige und ziemlich herzlose Märchenbastarde, die mit ihren zeitlosen Vorlagen wirklich bösartigen Schindluder treiben. Immerhin steht mit Gevatter Tod (1980) eine gelungene, respektvolle Märchenverfilmung am Beginn der Epoche. Gerne würde ich jetzt noch etwas zu Der Furchtlose (1988) schreiben: Diese Märchenverfilmung vom Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen (1818) soll wohl zu den großen, herausragenden tschechischen Fantasyfilmen gehören…. bis jetzt ist er immer an mir vorbei gegangen.

So… damit aber genug gelästert. Warum bei den durchschnittlichen Massen aufhalten, wenn das Jahrzehnt so viel gutes zu bieten hatte. Dass sich mit herausragenden 80’s Fantasy- und Märchenfilmen locker ein paar Filmabende füllen lassen, davon könnt ihr euch hier, hier und hier überzeugen. Ansonsten bleibt nicht mehr viel zu sagen… Außer: Natürlich könnt ihr, wenn ihr das Gefühl habt, dass ich den ein oder anderen Film vergessen/böswillig ignoriert/unterbewertet habe, dies hier in den Kommentaren kundtun. Kanonisierungen sind grundsätzlich lückenanfällig, und ich freue mich riesig, wenn ich durch erboste Kommentare auf die ein oder andere Film-Perle aufmerksam werde, die ich bisher versäumt habe. Nur schonmal präventiv: Nicht vergessen wurden Big Trouble in Little China (Action/Abenteuer), Highlander (Epos), Indiana Jones (Abenteuer) und das ganze Star Wars Gedöns (Science Fiction). Die tauchen dann in den späteren 80er Retrospektiven an geeigneter Stelle auf. In dem Sinne…

Ähnliche Artikel

Erstveröffentlichung: 2012