Kurzrezensionen (2012er Recap): Prometheus, Monsieur Lazhar, Iron Sky, The Hobbit
Spät dran und mit einigem Abstand – der einen (*hust) objektiveren Blick zulässt – will ich dann doch noch Kurzrezensionen zu ein paar 2012er Filmen nachschieben, die mir entweder in Erinnerung geblieben sind oder die ich tatsächlich erst vor kurzem gesehen habe. Wer meinen Arschloch-Zuschauer-Artikel gelesen hat, weiß, dass ich derzeit alles andere als gerne ins Kino gehe. Das liegt noch nicht einmal so sehr an dem – zugegeben von mir überzeichneten – Bild der nervenden Kinobesucher sondern einfach an dem meiner Meinung nach immer offensichtlicher werdenden Verfall der Institution Kino an und für sich: Überhöhte Preise, nervige 3D-Gimmicks, verloren gegangenes Flair und eine seltsame Form der Arroganz, mit der die Filmspelunken – ehemals Filmpaläste – glauben, ihren Besuchern mangelnden Komfort mit durchschnittlichen bis schlechten Filmen und übertriebenen Hypes versüßen zu müssen. Daher lautet mein Credo im Moment: Wenn schon Kino, dann lieber die kleinen, familiären Betriebe, die überraschende – von der Öffentlichkeit sträflich ignorierte – Perlen zu okayen Preisen und in gediegener Atmosphäre präsentieren. Und wenn es ein Blockbuster sein soll, genügt es auch vollkommen ein paar Monate zu warten, bis die Videothek meines Vertrauens (Nein, nicht kinoxto.2k oder so) den Film im Programm hat. Egal, hier soll es um die Filme gehen, und da ist alles dabei, was 2012 im zu bieten hatte: Hyperventilierender Hype (Prometheus), epischer Blockbuster (The Hobbit), ausgezeichnetes Arthaus-Drama (Monsieur Lazhar) und Direct-to-DVD-Trash mit originellen Produktionsumständen (Iron Sky). Bleibt die Frage, wie sich die eigentlichen Filme fernab ihres Paratextes/Kontextes schlagen. Und die soll im Folgenden beantwortet werden.
Monsieur Lazhar [Philippe Falardeau]
(Kanada, 2011)
Bis mich ein anderer Film vom Gegenteil überzeugt, dürfte Monsieur Lazhar mein persönlicher Favorit des Jahres 2012 sein. Die Geschichte eines algerischen Lehrers, der nach dem Selbstmord seiner Vorgängerin eine Grundschulklasse in Montreal übernimmt, besitzt alle Ingredienzen, die ein leiser, zurückhaltender Film benötigt, um zum großen Meisterwerk zu werden. Es beginnt bei der angenehmen Subtilität und vor allem Klischeefreiheit, mit der die unterschiedlichen Motive im Film narrativ verarbeitet werden: Ja, die großen politischen und gesellschaftlichen Themen spielen alle eine Rolle: Monsieur Lazhar hat mit der Ausländerbehörde zu kämpfen, versucht verzweifelt als politischer Flüchtling anerkannt und nicht abgeschoben zu werden. Ja, es gibt kulturelle Differenzen, die es ihm schwer machen, an der Schule Fuß zu fassen. Ja, es gibt das Trauma der Schüler, die erleben mussten, wie ihre geliebte Lehrerin im Klassenraum Selbstmord beging. Ja, es gibt das Schweigen angesichts des Schreckens, die Verdrängung und die ungelenke Kommunikation der Schulleitung. Aber all diese Themen werden gänzlich ohne übertriebenen Pathos und angestaubte Klischees verarbeitet. So verzichtet der Film dankenswerter Weise auf stereotype Feindbilder, auf eine allzu deutliche Schwarz-Weiß-Malerei und auch auf „Der Club der toten Dichter“-Dramatik. Die facettenreichen Charaktere sind weder Prototypen noch Abziehbilder sondern Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, mit ihren nachvollziehbaren Motiven, ihren Wünschen, Hoffnungen und ihren Ängsten. Dadurch erreicht dieses kanadische Drama eine Form der Empathie, die in den Dramen der letzten Jahre nur selten zu sehen war.
Vor diesem Hintergrund gelingt es dem Film seine ganz eigene Geschichte auf wundervoll berührende Weise zu erzählen. Die parallele Narration der Entwurzelung der Schüler, die durch den Tod ihrer Lehrerin ein Stück Urvertrauen verloren haben, auf der einen und die Entwurzelung Monsieur Lazhars, der mit seiner eigentlichen Heimat grauenvolle Erinnerungen verbindet, auf der anderen Seite ist ein Glanzstück des motivisch motivierten Kinodramas. Dabei bleibt der Film stets realistisch, vergisst dabei aber nicht, emotional pointierte Akzente zu setzen, die den Zuschauer in ihren Bann ziehen. Trotzdem verkommt er nie zum magisch realistischen Märchen sondern bleibt auf dem Boden der Realität stehen, immer mit der Gewissheit: Wir sehen hier echte Menschen, mit echten Problemen, in einem echten Alltag, der allerdings genug Platz für die Schönheit des Lebens lässt. Unspektakulär im besten Sinne des Wortes und zugleich ausdrucksstark genug, um die ein oder andere Träne ins Gesicht zu zaubern. Dabei ist Monsieur Lazhar nie zu verkopft, nie zu laut und erst recht nie zu artifiziell. Stattdessen spendiert uns Philippe Falardeau ein echtes Juwel von einem humanistischen Drama, das sich von seinem Weg nicht abbringen lässt und in eine der ergreifendsten Schlussszenen der letzten Kinojahre mündet. Pures Gold, und unbedingt sehenswert.
Iron Sky [Timo Vuorensola]
(Finnland, Deutschland, Australien 2012)
Bis mich ein anderer Film vom Gegenteil überzeugt, ist Iron Sky dann wohl leider der schlechteste Film des Jahres 2012. Und ich möchte noch einmal die Betonung des Wortes „leider“ an dieser Stelle hervorheben. Denn ich wollte diesen Film echt mögen. Ich habe mich auf ihn gefreut, ich war von ihm gehypt, ich war von seiner Entstehung begeistert und hoffte auf ein Maximum an Awesomeness. Pustekuchen. Denn auch, wenn es kaum was sympathischeres gibt, als einen trashigen Hochglanzstreifen mit Crowdfunding zu finanzieren, auch wenn es kaum was genial nerdigeres gibt, als Nazis auf den Mond zu packen und dann mit viel tamtam zur Erde zu schicken, erstickt der Film an seinem eigenen zurechtgemachten Pseudo-B-Movie Flair. Er funktioniert nicht als sauberer Trash, da er sich, seine Prämisse und seine Narration viel zu wenig ernst nimmt. Geschenkt, könnte man sagen. Aber er funktioniert leider auch nicht als große Exploitation Parodie, weil er einfach nicht im geringsten witzig ist. Oh, er will witzig sein, auf Teufel komm raus! Und dazu will er noch ordentliche politische Satire liefern: Natürlich gegen Nazi-Hohlköpfe, aber auch gegen die Freakyness der postmodernen Gesellschaft, gegen die Großmachtphantasien der US-Neocons, gegen alles und jeden… und es misslingt ihm zu jeder Sekunde. Statt cooler pointierter Gags hagelt es plumpe Witze vom Fließband. Statt intelligenter politischer Satire liefert uns Iron Sky den bequemsten Weg des dumpfen Holzhammers.
Höhöhö, natürlich können wir uns gegenseitig auf die Schulter klopfen, wenn Sarah Palin verarscht wird, natürlich können wir Nerdgasmen kriegen, wenn die Nazis zu Wagners Götterdämmerung zur Erde aufbrechen und dort grandios scheitern. Wir können es aber auch lassen. Wie intelligente Exploitation mit ironischem Bruch und gleichzeitiger Liebe zum Sujet aussehen kann, haben Tarantino und Rodriguez in den letzten Jahren beeindruckend unter Beweis gestellt. Iron Sky ist sowohl dramaturgisch als auch narrativ und erst recht humortechnisch meilenweit von deren qualitativen Standards entfernt. Selbst die letzten Troma-Filme haben die Balance zwischen Ernst, Trash und Unterhaltung besser gehalten als dieser öde B-Movie Abriss, der mit seinem Kindergartenhumor und seiner infantilen satirischen Momente offenbar nach Applaus vom Gros des Kinopublikums schielt. Vielleicht liegt es daran, dass er zu viel will, dass er alle Zuschauer und Financiers glücklich machen möchte, vielleicht liegt es daran, dass er sich nicht traut mit seinem Thema ernster und liebevoller umzugehen. Iron Sky versagt auf jeden Fall auf ganzer Linie: Kein Nerd-Traum, kein unterhaltsames Exploitation-Spektakel, keine coole Satire und keine aufregende Action. Stattdessen ein halbgarer Mix biederer Scherze und plumper Aha-Momente (das „Aha“ mit hochgezogenen Augenbrauen): Schade, wirklich schade bei so viel Potential und so viel sympathischem Paratext. Aber es nützt nüscht. Iron Sky ist ein schlechter Film und davor wird er auch von seinen Prämissen und seiner coolen Entstehung nicht gerettet.
Prometheus [Ridley Scott]
(USA, Großbritannien 2012)
Bis mich ein anderer Film vom Gegenteil überzeugt, ist Prometheus der okaaayyyste Film 2012. Ihr wisst schon, dieses lang gezogene „Okay!“, dass man am Ende eines Films sagt, bei dem man nicht so recht weiß, was man von ihm halten soll. Dank diverser durchschnittlicher bis negativer Kritiken war ich trotz vorhergehenden Hypes darauf gefasst, einen sehr durchwachsenen, nicht besonders überzeugenden Film zu sehen. Und diese Erwartung wurde dann auch bestätigt, wenn auch anders als zuvor gedacht. Also versuche ich es der Reihe nach: Erstens, Prometheus funktioniert perfekt als Prequel zur grandiosen Alien-Saga. Und von diesem Urteil lasse ich mich auch von all den Hatern nicht abbringen. Ich gehe voll mit bei der Prämisse des Films: Die Menschen suchen im Weltall nach ihren Ursprüngen und stoßen auf das Grauen. Ich gehe voll mit, mit den Theorien des Films, wie das Alien in die Welt gelangt sein könnte. Ich gehe voll mit bei den philosophischen Überlegungen, die sich dahinter auftun: Religiosität, die Götter, die den Menschen vernichten wollen. Die Suche nach den Gründen. Die Geburt des Bösen aus dem Geiste der Freiheit und Erkenntnis. Das Alien als Monster und zugleich transzendentale Schablone der reinen Bösen an und für sich. Die Dummheit und das exzessive Streben der Menschen. Prometheus ist ein Fest für alle, die die Motive der Alien-Filme gerne um eine quasi-metaphysische Komponente erweitert hätten. Dabei macht der Film nicht den Fehler in tatsächlicher Metaphysik oder Sci-Fi-Esoterik zu versinken, sondern bleibt stets auf der symbolischen Ebene, im besten Sinne des Wortes, wie man es von Science Fiction Größen wie Philipp K. Dick kennt. Der philosophisch, phänomenologische Hintergedanke wird in eine technische, naturalistische und pseudowissenschaftliche Sprache übersetzt und bleibt dennoch als Subtext aktiv, um dem interessierten Zuschauer verschiedene Interpretationsrahmen zu öffnen. Grandios. Hier hat der Film mich voll und ganz auf seiner Seite.
Aaaaaber, – und wie schon das „okaaaayyy“ ist auch dieses „Aaaaaber“ sehr lang gezogen -, das betrifft nur die Prämisse und den Subtext des Films. Der Rest steht auf einem anderen Blatt. Und hier erlaubt sich Prometheus so manchen unverzeihlichen Schnitzer. Womit wir zweitens zur eigentlichen Story kämen. Diese ist leider Gottes Lindelof-typisch viel zu aufgebläht, konfus, mit überflüssigen Radschlägen in Subplots, die zu nichts führen, mit überflüssigen Finten und Ausweichmanövern und mit Mystery-Blabla, das vollkommen Over the Top ist. Was bei Serien wie Lost Dank der Langstreckung noch irgendwie halbwegs funktioniert, wird in einem zweistündigen Film zum überreizten Ärgernis. Die Hälfte des Textes hätte man sich einfach schenken können, der Subtext hätte trotzdem bestand gehabt. Außerdem hätte damit die sich einschleichende Dummheit abgefangen werden können. Denn drittens ist es unglaublich frustrierend, wenn sich Wissenschaftler, intelligente Menschen, schlicht und ergreifend dumm verhalten. Und das machen sie in Prometheus permanent: Sie sind unachtsam, unüberlegt, einfach nur albern egoistisch und machen sich dadurch zum Schlachtvieh, dem man letzten Endes keine Träne nachweint.
Das wirkt sich auch negativ auf die Inszenierung aus, die eigentlich Scott-typisch mal wieder exquisit ausfällt: Die erste halbe Stunde erreicht Prometheus gar beinahe eine edle Verknüpfung von Story, Bildern und Subtext, die an Meisterwerke wie Kubricks 2001 erinnern. Die Kontrastierung von düsteren Visionen mit der Sterilität und gleichzeitigen Heimelischkeit des Raumschiffs, die sublime Bedrohung des erdähnlichen Planeten, die metaphysischen Diskussionen… das ist schon alles mehr als groß. Aber was bringt dieser Prolog, wenn Prometheus gegen Ende peu à peu Richtung Standard-Monsterhorror abdriftet? Das ganze grandiose Set-Up demontiert sich selbst, wenn schließlich nur noch die konkret physische Bedrohung im Mittelpunkt steht, wenn gesichtslose Protagonisten als Schlachtvieh für die außerirdische Bedrohung herhalten müssen und wenn der Streifen ganz am Ende gar zum pathetischen Actioneer wird. Das haben diese spannenden Prämissen wirklich nicht verdient.. Es wäre subtiler gegangen, es wäre weniger blockbusterisch gegangen, es wäre weniger nach Schema F gegangen und damit hätte Prometheus vielleicht kein Meisterwerk aber zumindest ein sehr guter Film werden können. So allerdings fühlt man sich überwältigt von der dummen Ausführung der tollen Ideen, von der verschenkten Chance und dem blöden Epilog. Erst sprachlos, kann man sich schließlich zu einem langgezogenen „okaaayyyy“ überwinden und sich insgeheim darüber ärgern, dass ausgerechnet dieser Film mit all seinem Potential zu Ridley Scotts schlechteren Werken gehört. Es gibt schlimmeres, und irgendwie ist es auch schön den Alien-Mythos um ein paar Facetten erweitert zu wissen… aber…. hmmm… naja…. okaaaaayyyy….
The Hobbit [Peter Jackson]
(Neuseeland 2012)
Jetzt müsste ich eigentlich den selben Einstieg wählen wie bei Prometheus. Denn auch Peter Jacksons Verfilmung von Tolkiens gleichnamigem Roman Der Hobbit (1937) ist alles in allem okay. Nur nicht dieses langgezogene, konfuse „Okay“ sondern einfach ein „Joa, kann man machen.“. Angaben zu den technischen Spezifikationen wie HFR spare ich mir an dieser Stelle. Das könnt ihr in aller Ausführlichkeit hier nachlesen. Stattdessen eine Frontalkritik am Film selbst. Die größte Schwäche des Hobbits ist, dass er sich auf Teufel komm raus in die Herr der Ringe Trilogie einbetten will. Peter Jackson versucht erst gar nicht, diesen Umstand zu vertuschen und so haben wir gleich zu Beginn des Films ein nettes Wiedersehen mit Frodo, so darf Gandalf seinen berühmten (ähmmm) „Ihr Narren“-Oneliner von sich geben, so darf der Zwergenkönig hin und wieder zu sehr an Aragorn erinnern und so dürfen bereits dunkle Vorzeichen von Saurons Rückkehr in Dialogen zwischen Gandalf, Saruman und Galadriel verhandelt werden. Ja, natürlich, es geht hier um mehr als ein bloßes Prequel: Der Zauber von Lord of the Rings soll nicht nur beibehalten, sondern im besten Fall getoppt werden. Und das bedeutet nunmal nicht bloß, die gerade mal 300-Seiten starke Kindergeschichte zu verfilmen, sondern ebenso tief in anderen Mittelerde-Mythen und Tolkien-Werken zu graben: So sehen wir große Schlachten, epische Rückblicke und vor allem erleben wir viel viel Fantasy- und Helden-Pathos.
Aber verdammt nochmal, es geht nicht um die Rettung der Welt wie bei Herr der Ringe. Es geht nicht um das Schicksal der Menschheit. Es geht verdammt nochmal um nichts anderes als 7 13 Zwerge und einen Hobbit, die einen Schatz suchen. Da kann sich P.J. noch so sehr verbiegen. Diese Prämisse wird niemals den Epic-Level des entscheidenden Kampfes um Mittelerde erreichen, der Lord of the Rings so monumental macht. Umso forcierter wirken Jacksons Versuche, die Reise zum Drachen mit Größe zu erfüllen. In den schlimmsten Fällen wirken sie geradezu feige: Wieso sieht die Hälfte der Zwerge nicht aus wie Zwerge, sondern wie tapfere Krieger? Haben sie so viel Angst davor, Mr. Jackson, dem Zuschauer könnte die Identifikation mit den Protagonisten nicht gelingen? Und wenn Sie das tun, warum bleiben ihre Charaktere dann dennoch so blass? Wie kann es sein, dass sich ein Film drei Stunden Zeit für den Prolog zu einer Trilogie nimmt und den Zuschauern trotzdem gerade mal zwei bis drei Charaktere in Erinnerung bleiben? Wie kann ein derart aufgeblähtes Epos derart wenig Raum für Persönlichkeit besitzen? Warum immer wieder diese elenden Pathos-Momente? Warum diese ständigen HdR-Erinnerungen? Warum können sie nicht bei DIESER Geschichte bleiben? Warum fürchten sie die Vorlage so sehr? Zugegeben, einige der Schwächen des Films sind Tolkien-immanent. Die nervige deus-ex-machina-Logik zum Beispiel, oder die Freude an ausgiebiger Natur und epischen Essszenen (!). Hier erweist sich Jackson dann wiederum als zu vorlagentreu. Bei Herr der Ringe gelang es ihm noch, überflüssige Passagen der Vorlage wegzustreichen (btw. ich finde die Herr der Ringe Filme nach wie vor besser als Tolkiens literarisches Pendant; und jetzt basht mich!), hier dagegen hat man als Zuschauer das Gefühl, er will wirklich alles reinpacken… und noch mehr. Die Länge des Films ist nicht mehr Segen für die Adaption des Stoffes sondern Fluch. Und Jackson füllt die Minuten oft genug mit völlig falschem oder unpassenden Kram.
Ach Gott, jetzt habe ich so viel gemeckert, dass ich fast vergessen könnte, dass mir der Hobbit alles in allem doch Spaß gemacht hat. Das liegt zum einen an der hervorragenden Inszenierung Jacksons. Die Bilder sind schön, episch, mitreißend… einfach unterhaltsam. Trotz Überlänge kommt den gesamten Film über praktisch nie Langeweile auf. Jackson weiß, wie er seinen Mittelerde-Streifzug mit hübschen Anekdoten und spannenden Sequenzen füllen kann, so dass permanent unterhaltsames Fantasy-Kino zu erleben ist. Wahrlich groß wird der Film dann in der Begegnung zwischen Bilbo und Gollum. Diese Szene ist nicht nur eine perfekte Adaption dieses entscheidenden Kontaktes, sondern geht weit darüber hinaus: Düster, spannend, intensiv, mitreißend und sogar richtig intelligent. Perfekte Dialoge, perfekt gespielt und inszeniert… was will man mehr!? Ansonsten könnte ich jetzt ewig damit zubringen, gelungene und weniger gelungene Sequenzen aufzuzählen und gegeneinander abzuwägen: Um das zu verkürzen, Der Hobbit bietet viel Licht und viel Schatten, grandiose Momente, unterhaltsame Momente, aber auch Überflüssiges, Ärgerliches, Dummes… Homogen wirkt er dabei im Gegensatz zu seinen filmischen Vorgängern praktisch nie, aber dank der episodischen Struktur hat man als Zuschauer dennoch viel Spaß. Ja, mitunter ist es einfach zu viel des Guten, zu viel Pathos, zu viel epische Größe, angesichts der Tatsache, dass es sich verdammt nochmal um eine Kindergeschichte handelt (Disney hätte das verfilmen sollen, echt jetzt! Wäre bestimmt ein toller Familienzeichentrickfilm geworden), und am Ende fühlt man sich auch leicht verkatert angesichts der unterwältigenden Überwältigung bzw. überwältigenden Unterwältigung. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Großes Popcornkino halt und summa sumarum wie bereits erwähnt und ohne böses Blut, okay!