Die besten Actionfilme der 80er Jahre I

Okay… genug mit den weniger schönen Seiten des US-Actionkinos der 80er Jahre auseinandergesetzt. Jetzt geht es an die Highlights. Und die kommen zwar auch hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit dem asiatischen Genre-Vertreter A Better Tomorrow revolutioniert John Whoo das Hongkong-Kino und kreiert mal eben noch auf eigene Faust ein autonomes Subgenre, den Heroic Bloodshed Movie. Mit Klischees des Asiatischen Lifestyles und einer ordentlichen Eastern-Hommage erschafft John Carpenter in Big Trouble in Little China einen schrillen Fantasy/Action-Hybriden, während er in Die Klapperschlange unter Beweis stellt, dass auch dystopische, düstere, morbide Töne durchaus in das Genre passen können. Ebenfalls fantastisch geht es im furiosen Die Reise ins Ich zu, während uns Auf dem Highway ist die Hölle los uramerikanische, nostalgische Action-Unterhaltung präsentiert, die noch tief in den 70er Jahren verwurzelt ist.

Auf dem Highway ist die Hölle los [Hal Needham]

(USA, 1981)

Achja, die gute alte niveaulose Actionkomödie made in USA. Ein gigantisches, illegales Autorennen, zahllose skurrile bis coole Teilnehmer, eine Menge lustiger Stunts, ordentliche Dresche gegen die Polizei, die entweder immer eine Sekunde zu spät ist oder durch Gadgets und famose Aktionen ausgetrickst wird… und natürlich Burt Reynolds, zusammen mit Tom Selleck wohl der coolste Schnauzer der 80er Jahre überhaupt. Oh ja, ich habe eine Schwäche für diesen Film und seine Protagonisten, obwohl ich ansonsten alles andere als ein Autoliebhaber bin. Im Gegensatz zu modernen High-Speed- und Boliden-Filmen wie Fast and Furious besitzt Cannonball Run einfach Charme, hat den subversiven Schalk im Nacken und ist dabei zugleich so brav  und in angemessenem Rahmen unartig, dass es eine Wahre Freude ist. Ein Meisterwerk des lazy Blockbuster-Kinos und ein großes Vergnügen, solange man weiß, worauf man sich dabei einlässt.

Die Klapperschlange [John Carpenter]

(USA, 1981)

Angesichts der ganzen stählernen, patriotischen Actionhelden der 80er Jahre à la Chuck Norris gehört Snake Plissken definitiv zu den Außenseitern des Genre-Kinos: Zynisch, abgefuckt, alles andere als ein strahlender Held, vor allem an sich selbst denkend und dem System am Ende ordentlich gehässig den erhobenen Mittelfinger zeigend. Auch der Film selbst sticht aus dem sonstigen Action-Programm der Dekade heraus: Ein düster, dystopischer Sci-Fi/Action-Hybrid, der geschickt mit moralischen Dispositionen und Konventionen spielt und die Vorlage eines abgeschotteten Hochsicherheitstrakts New York nutzt, um gerade im letzten Drittel ein beispielloses Actionfeuerwerk loszulassen. Escape from New York ist nicht weniger als ein Meisterwerk des dunklen, abseitigen Actionkinos, ein Film der sowohl zu unterhalten als auch zu thrillen weiß und nebenbei noch ganz gehässig moralische Störgeräusche gegen Sujet, Subtext und Publikum abschießt.

Big Trouble in Little China [John Carpenter]

(USA, 1986)

Und dabei bin ich jetzt noch gar nicht auf den Hauptdarsteller Snake Plisskens, den Kurt,  zu sprechen gekommen. Unabhängig davon was davor und danach geschehen ist, gehört Kurt Russell einfach mal zu den coolsten Action-Säuen der 80er Jahre überhaupt. Das durfte er fünf Jahre nach der Klapperschlange erneut unter der Regie John Carpenters in dem Action/Fantasy-Bastard Big Trouble in Little China unter Beweis stellen. Während Escape from New York einhellig als beispielloses Meisterwerk wahrgenommen wurde, hatte es die folgende skurrile Mischung aus Comedy, Fantastischem und Actionreichen bei Kritikern und Publikum deutlich schwerer. Warum eigentlich? Natürlich ist Big Trouble in Little China keine tiefschürfende, anspruchsvolle Kunst, will er ja auch gar nicht sein. Stattdessen haben wir hier einfach mal einen sau epischen, ungemein rasanten, schrägen, überbordernden Exploitation B-Movie vor uns. John Carpenter weiß einfach, wie man aus wenig viel macht, inszeniert eine unvergleichliche Hetzjagd durch Motive, Topoi und Genres: Vom Eastern über Fantasy und Mystery bis hin zur dreisten, schrillen Action-Persiflage. Und das ist schlicht und ergreifend nicht weniger als fantastische Unterhaltung, zum Gehirnausschalten und einfach nur verdammt viel Spaß haben. Einer der überdrehtesten Actiontrips der Zeit überhaupt.

Die Reise ins Ich [Joe Dante]

(USA, 1987)

Wo wir gerade bei überdrehten Genre-Hybriden sind… da hat Joe Dante definitiv ein Wörtchen mitzureden. Seine zwischen Klamauk, Science Fiction, Surrealismus und Action oszillierende Hommage an Die phantastische Reise (1966) inszeniert die Reise eines verkleinerten Menschen im U-Boot durch den menschlichen Körper als kongenialen Buddy-Movie mit sauberen Verfolgungsjagden, großartigen Kampf- und Actionszenen sowie verdammt viel Herz. Dabei ist es vor allem dem Zusammenspiel von Reisendem (Dennis Quaid) und Wirtskörper (groß: Martin Short) zu verdanken, dass die Reise ins Ich nicht einfach ein weiterer gelungener Genre-Hybrid ist. Nope, hier wird in die vollen gelangt: Zwischen Comedy Screwball-Dialogen, Abeneteuerfilm-Motiven, zahllosen Referenzen und Reminiszenzen, für US-Kino erstaunlich mutigen Absurditäten und natürlich Action, Action und verdammt nochmal Action. Innerspace gehört zu jenen Perlen, die gerade Dank ihres Mutes über die Jahre hinweg nichts an Charme verloren haben. Der Film ist teilweise einfach so grotesk, anders, und vollgepfropft mit Irren Ideen, dass man nur ehrfurchtsvoll auf die Knie sinken kann: Ein epischer Action-Trip, der damals wie heute seinesgleichen sucht.

A Better Tomorrow [John Woo]

(Hongkong, 1986)

Während die zuletzt genannten amerikanischen Vertreter gerade deswegen aus der Masse herausstechen, weil sie ihr Genre (bzw. ihre Genres) nicht allzu ernst nehmen, gewinnt John Woos A Better Tomorrow seine Qualität vor allem dadurch, dass er sich verdammt ernst nimmt. Der Film, der auch unter dem deutschen Titel City Wolf bekannt ist, ist ein Actiondrama vom feinsten, in dem mit einem gewalttätigen, spannenden Action-Ballett nicht nur der Heroic Bloodshed geboren wird sondern der darüber hinaus eine epische Geschichte um Loyalität und Verrat, Familie, Freundschaft, Ehre und Hass erzählt. A Better Tomorrow ist mehr als ein weiterer Hongkong-Film, er ist eine stilisierte Action-Oper theatralischen Ausmaßes: Emotionen, Zusammengehörigkeits- und Ehrgefühl, Actionsequenzen… alles ist hier over the Top, barock und lüstern inszeniert. Auf diese Form der ästhetizistischen, expressiven und eskapistischen Action muss man natürlich stehen, dann aber wird man mit einem gewaltigen/gewalttätigen, monumentalen Klassiker des Genres belohnt und der Geburtsstunde einer ganz eigenen, einzigartigen Form des Actionkinos.

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Erstveröffentlichung: 2013