Schlagwort: Abenteuerfilm

Die besten Liebesfilme der 70er Jahre I

Nun, nachdem wir den Erotikfilm der 70er Jahre hinter uns gebracht haben, wenden wir uns dem romantischen Kino zu. Irgendwie Antipode des erotischen Kinos, aber auch – insbesondere bei den Europäern – mit Schnittmengen. Diesen wollen wir uns aber erst in der nächsten Retrospektive widmen. Im Mittelpunkt dieser Bestenliste sollen erst einmal die großen Schmachtfetzen Made in USA stehen. Liebesfilme, die auf die Emotionen eines großen Publikums zugeschnitten sind, die romantische Sehnsüchte erfüllen, zugleich aber die dunklen und tragischen Seiten des Liebeslebens thematisieren. Love Story dürfte dabei der prototypischste Vertreter dieses Genres sein, der großen Einfluss auch auf die romantischen Filme der 80er und 90er Jahre haben sollte. Aber auch die Barbara Streisand Liebesgeschichte So wie wir waren zählt zu den großen Klassikern des Genres (und ist emotional deutlich packender als der einige Jahre später das Kino tyrannisierende A Star is born). Robin und Marian indes gehört eher zu den vergessenen Liebesfilmen der Dekade, obwohl er wunderbar Abenteuerfilm und Historical Period Drama mit altersweiser Romanze in Einklang bringt. Der schräge Konterpart zu diesen Publikumsmagneten ist die Hippie-Liebesgeschichte Harold und Maude, die sich nicht nur mit der Liebe, sondern ebenso selbstbewusst mit dem Tod auseinandersetzt. If you want to sing out, sing out… And if you want to be free, be free…

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Funktioniert immer noch ganz gut: Jumanji 2 – The Next Level (2019)

Zu den größten Überraschungen des Remake-, Reboot-, und Sequelwahns des letzten Jahrzehnts gehört ohne Zweifel die Quasi-Fortsetzung und Neuinterpretation des 90er Jahre Fantasyklassikers Jumanji (1995), die unter dem adrenalingeladenen Titel Jumanji: Welcome to the Jungle (2017) im Kino lief. Eigentlich besitzt der Film alles, was nach einem kompletten Desaster schreit: Die Nostalgie des Vorläufers komplett über Bord geworfen, aus dem Brettspiel ein Videospiel gemacht, kreischende Action und kreischende Comedy, gegen die das Original fast schon subtil wirkt, und Wrestler Dwayne „The Fucking Rock“ Johnson in einer Lead Role. Umso überraschender, wie spaßig, unterhaltsam und auch selbstironisch dieser Fantasyflick zwischen Blockbusteraction und alberner Komödie geworden ist. Dank eines augenzwinkernden The Rock Auftritts, Dank eines unvergesslichen Jack Black im Genderswap, Dank zahlloser Referenzen und dekonstruktiver Momente ist Welcome to the Jungle deutlich spaßiger und mitreißender, als zu erwarten war. Und da der Film Dank eines Box Offices von über 950 Millionen Dollar verflucht erfolgreich war, ist es nur logisch, dass er mit einer Fortsetzung bedacht wird. Und da ist sie auch schon, nur zwei Jahre später unter dem verheißungsvollen Titel Jumanji: The Next Level (2019). Und wieder denkt man sich nicht nur klammheimlich: Dieses Mal müssen sie es aber verkacken. Die Fortsetzung eines Quasi-Reboots mit noch lauterem Titel? Noch mehr Edgyness? Noch mehr Action? Noch mehr The Rock? Das kann doch nur schief gehen.

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Die versunkene Stadt Z (2016) – Anachronistisches Abenteuerkino

These 1: Es gibt zwei Arten von Abenteuerfilmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die erste düster und unheimlich, oft auch realistisch daherkommt, und ihre Abenteurer direkt ins Herz der Finsternis (Pun intended) führen, macht die zweite Abenteurer zu großen Actionhelden, die jeder noch so erschreckenden Gefahr mit einem Augenzwinkern, einer cleveren Idee, puren Muskeln oder einer schnell geschwungenen Peitsche trotzen. These 2: Indiana Jones ist schuld daran, dass die erste Sorte Abenteuerfilme zu Beginn der 80er Jahre praktisch ausgestorben ist. Mit der Verschmelzung des Abenteuerfilms mit dem (amerikanischen) Blockbusterkino wurde die Idee eines Abenteurers geboren, in dessen Welt Überlebenskämpfe und Desillusionierung keinen Platz haben. These 3: Das Abenteuerkino ist ziemlich tot. Nach den Erfolgen der Indys und Crocodile Dundees kümmerte sich das Mainstreamkino in den 90ern und noch mehr im frühen 21. Jahrhundert immer weniger um die großen, übermenschlichen Entdecker. Diese fanden eine zweite Heimat im Medium des Videospiels. Wenn man heute an große Archäologen und Abenteurer denkt, kommen einem eher Lara Croft und Nathan Drake in den Sinn als Indiana Jones und Jack T. Colton. Es ist keine Überraschung, dass der erfolgreichste Abenteuer-Blockbuster des letzten Jahrzehnts, Jumanji – Welcome to the Jungle (2017), in einer Videospielwelt stattfindet. These 4: Die Suche nach dem Herz der Finsternis und der Kampf ums Überleben fanden in den letzten Jahren eine neue Heimat in domestizierten Abenteuergeschichten, die nicht auf fremden Kontinenten und exotischen Settings angesiedelt sind, sondern in der Heimat der Protagonisten und Protagonistinnen. Man denke nur an die Initialzündung dieses Trends, Into the Wild (2007) oder die Outodoor-Selbstfindung Der große Trip – Wild (2014), vielleicht auch an die im Zuge dieses Trends entstandenen Familiengeschichten wie Captain Fantastic (2016) oder Schloss aus Glas (2017). Fünfte und letzte These (versprochen): Abenteuerfilme, egal ob sie um große Abenteurer*Innen kreisen, oder den Kampf ums Überleben vor exotischer Kulisse zum Thema haben, können diesbezüglich nur anachronistisch wirken. Und genau das ist The Lost City of Z (2016) auch… ein durch und durch filmischer Anachronismus, sowohl was Geschichte als auch Produktion als auch Inszenierung betrifft.

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Die Karate Kid Quadralogie – Auch heute noch sehenswert?

Auch wenn man in der nostalgiefreudigen Film- und Serienwelt unserer Tage auf vieles eingestellt ist, gibt es doch hin und wieder Revitalisierungen, die das Publikum zu überraschen wissen. Zu diesen gehörte ohne Zweifel die Fortsetzung der Karate Kid Franchise mit der Actioncomedy-Serie Cobra Kai (2018). Auch wenn die Karate Kid Filme zu den Klassikern des Sport- und Actionfilms gehören, auch wenn sie – zumindest die ersten drei Teile – so etwas wie 80’s Kult sind, so war doch nicht zu erwarten, dass jemand der Geschichte um Mr. Miyagi und dessen Schüler Daniel LaRusso ein weiteres Kapitel spendiert. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ihre Qualität alles andere als umstritten ist: Klar, auf den ersten Teil Karate Kid (1984) können sich (fast) alle einigen, aber danach wird es düster. Karate Kid II – Entscheidung in Okinawa (1986)? Zu düster, zu pathetisch, zu wenig Coming of Age Sport und zu sehr Kampfmärchen. Karate Kid III – Die letzte Entscheidung (1989)? Zu albern, zu lächerlich, zu wenig Pathos, zu wenig Action, völlig überzeichneter Oberschurke und Hauptkonflikt. Karate Kid IV – Die nächste Generation (1994)? Um Gottes Willen, muss dazu wirklich was gesagt werden? Keine 80er, kein Daniel, kein Charme, kein Flair. Ja, die Zeit meinte es nicht gut mit den vier Filmen, die zudem noch ausgerechnet ihre größten Fans als reine Trilogie deklarieren würden. Aber heh, es ist Lockdown, Nostalgiezeit, und Cobra Kai Staffel 3 steht in den Startlöchern. Mehr als genug Gründe für einen großen Rewatch. Natürlich immer unter dem Gesichtspunkt: Was können die Filme heute noch?

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Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) – Was für ein Spektakel!

Jetzt komme ich ganz schön in die Bredouille. Vor knapp zwei Jahren habe ich ziemlich überzeugt verkündet, dass der Preis für das größte Spektakelkino 2018 ohne jeden Zweifel an Marvels Avengers Infinity War geht. Lag ja auch nahe. So viele große Blockbuster hatte das Filmjahr nun wirklich nicht zu bieten, und abgesehen von der Superheldenwundertüte kam keiner davon bei der Kritik gut weg. Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) hatte ich nun so überhaupt nicht auf dem Schirm. Vernichtende 27% bei Rotten Tomatoes, eine Prämisse die geradezu SciFi-Schrott schreit und alle Zutaten für einen aufgeblähten Popcorn-Langweiler. Nur der Alternativlosigkeit und dem Gedanken „Heute könnte es mal wieder ein junger Spektakelfilm sein“ ist es überhaupt zu verdanken, dass Mortal Engines den Weg in meine Watchlist gefunden hat. Und das selbstverständlich mit radikaler Voreingenommenheit, mit der sicheren Annahme einen wirklich lahmen Streifen zu sehen zu bekommen. Ich kann mich nur wiederholen: Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines ist all das, was ihm von den Kritikern vorgeworfen wurde… und gleichzeitig der wohl unterhaltsamste Blockbuster seit langem. Gerade nachdem ich mich vor kurzem von Nolans jüngstem „intelligenten“ Blockbuster furchtbar genervt gefühlt habe, tut es einfach nur gut, endlich mal wieder reine geistlose Action im eklektischen, albernen Science Fiction Gewand zu sehen. Der Krieg der Städte liefert diesbezüglich ab… und wie!

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Die besten Natur- und Tierhorrorfilme der 70er Jahre

Nachdem in der ersten 70er Jahre Horror-Retrospektive die Wissenschaft und Technik im Fokus standen, ganz konkret im Genre des SciFi-Horrors, kommen wir nun zu dessen radikalem Gegenstück, dem Horror, der in der Natur beheimatet ist. Natürliches und Kreatürliches, unabhängig vom sowie gefährlich für den Menschen; oft älter und stärker als unsere Spezies: Es geht um mordende Haie, blutdurstige Fische, schreckliche Insekten und Wurmplagen, und zumindest in einer Inkarnation auch um die Verbindung von Mensch und Tier. Jaws gehört ohne Zweifel zu den Klassikern des Genres, aber auch sein trashiger Gegenentwurf Piranha ist deutlich besser, als man von einem Low Budget Plagiat erwarten dürfte. In Phase IV bedrohen Ameisen die Menschheit und in Squirm sind es fleischfressende Regenwürmer. Die Wild Card dieser Liste kommt in Gestalt des Werwolf-Mystery-Schinkens The Beast must die. Und die Honorable Mention eines alles andere als guten – dafür aber umso unterhaltsameren – Films kann ich mir in dieser Bestenliste auch nicht verkneifen. In Night of the Lepus sind es nämlich Killerkaninchen, die das Schicksal der Menschheit bedrohen. Und allein das ist schon eine Erwähnung dieses naiven Trash-Überfliegers wert. Viel Spaß beim manchmal unheimlichen, manchmal mysteriösen, manchmal albernen Angriff der Natur auf den Menschen.

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Die besten Filme 2017: The Wild Boys von Bertrand Mandico

Also gut, reden wir über den Experimentalfilm. Ein Genre das, zumindest wenn es nach der deutschen Wikipedia geht, gar nicht existiert (dort wird der englische Artikel zum Experimentalfilm immer noch ziemlich schnodderig mit Avantgardefilm übersetzt). Experimentelle Filme gehen über das hinaus, was übliche Sehgewohnheiten betrifft, sie transzendieren das Medium, zerreißen es, und stellen so eine Herausforderung für ihr Publikum dar. Wen oder was man zum Experimentalfilm zählen könnte, darüber lässt sich vermutlich lang und breit diskutieren. Genügt es schon, eine surreale Handlung aufzubauen, wie dies zum Beispiel David Lynch tut? Oder ist dieser mit seinen düsteren Mysterythrillern doch zu konventionell, um hier einen Spot zu verdienen? Muss es gleich die komplette Zertrümmerung des Mediums sein, wie zum Beispiel in den Kurzfilmen des 80er Jahre Transgressive Movies, oder gibt es doch irgendwas dazwischen? Ist Tarkowski ein Experimentalfilmregisseur, ist Bergman einer? Was ist mit den Nouvelle Vague Autorenfilmern oder den Ikonen des Neuen Deutschen Films? Ist gleich alles experimentell, was neu und ungewohnt ist? Dann könnten ja sogar Filme wie Blairwitch Project in der Kategorie landen. Nee, irgendwie kann es das nicht sein, und vielleicht ist eine Stärke der Schublade Experimentalfilm, dass sie ebenso wie die ihr zugehörigen Filme vage und abstrakt bleibt, dass sich vieles und gar nichts in sie hineindeuten lässt. Fest steht jedenfalls, dass experimentelle Filme nur selten ein größeres Publikum erreichen, sind sie doch einfach zu anstrengend, zu konfus, zu unorthodox, um über die Nische hinaus Eindruck zu hinterlassen. Dieses Schicksal blüht wohl auch Bertrand Mandicos Langfilmdebüt The Wild Boys (2017), der so ziemlich alle Zutaten für einen abgehobenen Film zwischen Experiment und Avantgarde besitzt. Ihn in dieser Nische zu lassen, täte diesem mitreißenden Meisterwerk allerdings Unrecht…

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Die besten Fantasyfilme und Märchen der 70er Jahre II

Dass kitschige Naivität, Düsternis und gehobene Unterhaltung im Fantasykino der 1970er Jahre eng beieinander liegen, hatte ich bereits erwähnt. Das wird auch in dieser Retrospektive mehr als deutlich: Für die Naivität sorgen das Special FX Spektakel Caprona – Das vergessene Land sowie die erste Verfilmung der Superman-Comics, die als einzige wirklich sehenswerte Superheldenverfilmung in diesem Jahrzehnt etwas allein dasteht (bei den Märchen aber bestens aufgehoben ist). Für gehobene Sentimentalitäten sorgt die Astrid Lindgren Verfilmung Die Brüder Löwenherz, während Elliot das Schmunzelmonster die ebenso schöne aber deutlich bonbonsüßere Disneyunterhaltung vertritt. Und dann haben wir noch die düstere Wildcard in Form des unheimlichen Filmmonsters Jabberwocky, zusätzlich der Beweis dafür, dass Ex-Monty-Python Terry Gilliam deutlich mehr drauf hat als absurde Komödien. Viel Spaß.

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Die besten Fantasyfilme und Märchen der 70er Jahre I

Willkommen in den 70er Jahren und damit auch wieder einer mitunter vollkommen anderen Art von Film als in den letzten Fantasyretrospektiven. Die 70er sind im Fantasygenre so etwas wie das letzte unschuldige Jahrzehnt. Ja, die naiven Kitschstreifen, die einfachen Märchen, die bunten Wundertüten gab es auch noch in den 80ern, aber in den 80ern gab es auch die großen neuen Blockbuster, die epischen Düsterwerke, die dunklen Dekonstruktionen des Genres. Von diesen sind die Jahre zwischen 1970 und 1979 weit entfernt. Stattdessen darf das fantastische Kino einfach nur verträumt sein… und musikalisch, wie zum Beispiel Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett, die ein wenig auch die Marry Poppins dieser Dekade ist, oder Scrooge, der nach wie vor zu den schönsten und traditionellsten Charles Dickens Verfilmungen gehört, oder auch die Roald Dahl Verfilmung Charlie und die Schokoladenfabrik, deren deutschen Variante aber unverständlicherweise viele Gesangsnummern zum Opfer fielen. Zwei weitere große Themen des Jahrzehnts sind zum einen die Verfilmungen traditioneller Märchen aus dem osteuropäischen Raum, hier vertreten mit Drei Haselnüsse für Aschenbrödel, sowie ein äußerst kreativer Umgang mit den damals logischerweise noch nicht so ausgeprägten Special FX Möglichkeiten, wahrscheinlich mit am beeindruckendsten in Sindbads gefährliche Abenteuer zu sehen. Es war eine schöne Zeit, es war eine unschuldige Zeit, eine Zeit in der im fantastischen Film noch vieles anders war als heute.

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Die besten Kinderserien der 80er Jahre I

Zu Beginn der 80er-Zusammenstellung bin ich noch fest davon ausgegangen, dass ich spätestens im TV-Bereich an meine Grenzen stoßen würde. Schlicht und ergreifend, weil die TV-Landschaft der 80er Jahre so antiquiert wirkt im Vergleich zu den großen TV- und Streamingserien unserer Zeit. Braucht man wirklich noch Dallas, wenn man House of Cards haben kann, das A-Team in Zeiten von Breaking Bad oder Fantasy Island in einer Welt, in der Game of Thrones existiert? Oh, wie sehr habe ich mich geirrt! Ich bin nunmal ein Kind der frühen 80er Jahre und dementsprechend wurde ich als Kind vor allem in den 80ern TV-sozialisiert. Und was gibt es in dieser Zeit an großartigen Serien für ein jüngeres Publikum zu entdecken! Wie gesagt, diese Zeit hat mich fernsehtechnisch stark geprägt, aber es ist nicht nur die Nostalgie, die die folgenden Serien auszeichnet: Gerade für Kinder- und Familienunterhaltung waren die TV-80er eine glorreiche Epoche. Eine Zeit in der Kinderserien noch nicht reine Cash Cows waren, eine Zeit, in der sich Produzent*innen noch wirklich Gedanken um gute Fernsehunterhaltung für Kinder machten, eine Zeit, in der das Fernsehen für die ganze Familie experimentierfreudig, mutig und magisch war. Daher sollen die ersten 80er Serienretrospektiven auch einem jüngeren Publikum gewidmet sein. Zweifellos, die Nostalgie spielt hier mit rein, ich habe aber bewusst Serien ausgewählt, die auch heute noch funktionieren, die ich auch heute noch meinem Kind zeigen würde: Sprich, keine He-Man, Lone-Star, Ninja Turtles, kein plumpes Actionprogramm zur Ankurbelung des Spielzeugverkaufs. Aber auch nicht bloße pädagogische Fingerübungen. Stattdessen eine gute Mischung aus Wertvollem und Unterhaltsamem, aus Albernem und Mitreißendem. Hier ist der erste Teil einer längeren Serienretrospektive mit dem Schwerpunkt auf Kinder- und Familienunterhaltung. Let’s go.

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Die besten Zeichentrickfilme der 80er Jahre I

Zeichentrickfilme sind nicht nur für Kinder… das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Neben den 70ern mit ihren wilden, anarchischen Comicverfilmungen von Ralph Bakshi  gehören die 80er wohl zu dem Trickfilm-Jahrzehnt, das diese simple Tatsache am besten unter Beweis stellt. Nicht jedoch wie die Dekade zuvor mit lauten, rüpelhaften Hippiealpträumen, sondern mit nachdenklichen, düsteren und auch komplexen Stoffen, die in Pastell getaucht werden. So wie das Antikriegsdrama Wenn der Wind weht, dessen Zielpublikum sogar jenseits der 30 oder 40 liegen könnte, oder auch das symbolistische Mär Das letzte Einhorn, in dem der Fantasybackground für eine sehr komplexe, psychologisch feinfühlige Erzählung dient. Selbst Kinder- und Familienfilme wie Herrscher der Zeit, Feivel der Mauswanderer und In einem Land vor unserer Zeit dürfen – Don Bluth und Moebius sei Dank – in diesem Jahrzehnt ihre dunklen, tragischen und spannenden Momente, jenseits des Disney-Wohlfühlkinos besitzen und voll auskosten. Es gibt also eine Menge großartiger Trickfilme aufzuarbeiten. Viel Spaß mit Teil 1:

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Die besten Filme 2017: Okja vom Parasite-Regisseur Bong Joon-ho

Wie politisch didaktisch darf ein Film sein, um dennoch noch als Film zu funktionieren? Wie sehr darf ein Film seinem Publikum Werte vermitteln oder dieses gar erziehen wollen, ohne zum bloßen Manifest zu werden? Was selbst beim dezidiert politischen Kino eine Frage der Abwägung ist, wird im Bereich des Action- und Abenteuerkino zu einer riskanten Gratwanderung: Immerhin will der durchschnittliche Zuschauer oder die durchschnittliche Zuschauerin in diesem Genre unterhalten werden. Und das Gefühl zu haben, einem pädagogischen Aufbau beizuwohnen, trägt nicht unbedingt zur Unterhaltung bei. Dass sich das südkoreanische Regiewunderkind Bong Joon-ho grundsätzlich wenig um Konventionen schert, hat er bereits mit seinen Filmen The Host (2006) und Snowpiercer (2013) unter Beweis gestellt. In beiden Filmen war er ausgesprochen politisch unterwegs, in beiden Filmen nutzte er das jeweilige Genre – Horror in dem einen, Science Fiction in dem anderen Fall – als Tableau für gesellschaftskritische, satirische Spitzen und großes menschliches Melodram. Da ist es nur folgerichtig, dass er sich in der Netflix-Produktion Okja (2017) das Abenteuer- und Fantasygenre sowie das Familienkino auf die selbe Weise vorknöpft… und wie in den beiden Vorgängerwerken überraschend erfolgreich damit ist.

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Die besten Filme der 80er Jahre: Die Reise ins Ich

Beim Wühlen durch mein Text-Archiv bin ich auf eine kleine Rezension gestoßen, die noch aus Popcultures-Zeiten stammt, die sich als Abschluss der 80er Action-Retrospektive aber auf jeden Fall gut eignet. Es geht um einen meiner liebsten 80er Jahre Filme, Die Reise ins Ich, den ich tatsächlich als Kind schon geliebt habe und der mir mit der Zeit erst peu à peu offenbart hat, wie viele Skurrilitäten und makabere Anspielungen in ihm stecken. Nur logisch, dass ich ihn vor einigen Jahren ordentlich textuell abgefeiert habe. Und auch wenn die folgende Rezension keine tiefgreifende Analyse, keinen besonderen Interpretationstwist und keine kritischen Gedanken bereithält, ist sie doch ein ganz schönes Dokument dafür, wie sehr ich die klassischen Blockbuster liebe, einfach, weil sie weitaus mehr Herz, Verstand und vor allem Mut besitzen als so mancher aktueller Hollywood-Schinken: Es folgt der Text von vor ungefähr fünf Jahren, nur leicht korrigiert, ich stehe aber nach wie vor 100% hinter jedem Begeisterungsschwall, der in ihm wohnt:

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Die besten Actionfilme der 80er Jahre I

Okay… genug mit den weniger schönen Seiten des US-Actionkinos der 80er Jahre auseinandergesetzt. Jetzt geht es an die Highlights. Und die kommen zwar auch hauptsächlich – aber nicht ausschließlich – aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Mit dem asiatischen Genre-Vertreter A Better Tomorrow revolutioniert John Whoo das Hongkong-Kino und kreiert mal eben noch auf eigene Faust ein autonomes Subgenre, den Heroic Bloodshed Movie. Mit Klischees des Asiatischen Lifestyles und einer ordentlichen Eastern-Hommage erschafft John Carpenter in Big Trouble in Little China einen schrillen Fantasy/Action-Hybriden, während er in Die Klapperschlange unter Beweis stellt, dass auch dystopische, düstere, morbide Töne durchaus in das Genre passen können. Ebenfalls fantastisch geht es im furiosen Die Reise ins Ich zu, während uns Auf dem Highway ist die Hölle los uramerikanische, nostalgische Action-Unterhaltung präsentiert, die noch tief in den 70er Jahren verwurzelt ist.

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Die besten Epen und Historienfilme der 80er Jahre III

Einen über Episches und Historisches aus den 80ern habe ich noch, auch dieses mal mit gewisser Schubladen- und Kategorien-Unschärfe. Natürlich ist Highlander dann doch auch ziemlich viel Fantasy-, Action- und Blockbuster-Kino. Natürlich ist Fitzcarraldo auch irgendwie Abenteuerfilm und Drama. Natürlich kann man über die Historizität von Am Anfang war das Feuer streiten. Und natürlich ist Au revoir, les enfants in erster Linie eine Tragödie historischen Ausmaßes gespiegelt in einem sehr persönlichen Kindheitsporträt. Zumindest auf das epische Moment von Die Bounty können wir uns einigen, oder? Auch wenn sich da natürlich wiederum eine Diskussion über die Qualität von Roger Donaldsons Historienepos anbietet. Well, ohne Streit wäre es ja auch ziemlich langweilig.

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre III

So… dann wüten wir also ein letztes Mal durchs Abenteuerkino der Dekade. Das hier ist trotzdem alles andere als eine Resterampe. Auch wenn sich der ein oder andere Film in die Auswahl verirrt haben mag, der bei manchen Lesern Kopfschütteln auslösen dürfte, finden sich auch hier wieder eine Menge Hochkaräter ein… und zwar in einer ziemlich heterogenen Vielfalt: Episches Arthaus-Kino in Werner Herzogs Fitzcarraldo auf der einen, amüsanter Slapstick- und Prügel-Trash mit Bud Spencer und Terrence Hill in Zwei Asse trumpfen auf auf der anderen Seite. Klassische Hollywood-Unterhaltung Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, realistische Wildnis-Impressionen in Der Bär, überbordernde Komik und Achterbahnfahrten in Die Götter müssen verrückt sein II und ästhetisierte, schweigsame literarische Verarbeitungen in Crusoe. Das Abenteuergenre als Spielwiese für überambitionierte Filmmacher, als Ideenraum für cineastische Poeten und als Steilvorlage für großes Action- und Comedykino. All das kompakt und mit fetter Must-See-Empfehlung nach dem Break.

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre II

Weiter geht es mit den besten Abenteuerfilmen der 80er Jahre, dem letzten Jahrzehnt, in dem dieses Genre tatsächlich noch eine gewisse Relevanz sowohl für Arthaus- und Independent- als auch das große Blockbuster-Kino hatte. Wer weiß, vielleicht erleben wir ja demnächst doch noch einmal ein etwas größeres Revival abseits von lahmen Piratenfilm-Ablegern. Bis dahin denken wir wehmütig an die gute alte Zeit zurück, als Indiana Jones und der letzte Kreuzzug sowie die Jugendversion des Abenteuer-Popcorn-Kinos Die Goonies Fantasy, Epik und Action perfekt unter einen Hut brachten, als Mosquito Coast, Greystoke und Wenn die Wölfe heulen sich in Zivilisationskritik und Überhöhung des natürlichen, kreatürlichen Leben übten, und die Zeit in der Im Rausch der Tiefe die Standards für ein beeindruckende Naturaufnahmen und herausragende Kameraführung neu definierte. So viel Nostalgie muss sein…

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Die besten Abenteuerfilme der 80er Jahre I

Neben all den großen und kleinen Genre-Irrungen und Wirrungen steht für die 80er Jahre eins fest: Sie waren die letzte Dekade der wirklich großen Abenteuerfilme des Blockbuster- und Independentkinos. Und was für ein tolles Jahrzehnt waren sie für dieses Subgenre! Schatzjagden, Erkundungen im Dschungel, in Wüsten und auf Meeren, spannende Familienunterhaltungen und düstere Reisen in die Herze der Finsternis. Es erfüllt schon mit Wehmut, dass dieses ausufernde Genre in den folgenden Jahrzehnten kaum noch Berücksichtigung geschweige denn Anerkennung fand. Abenteuerfilme, wie die hier genannten, bewegen sich immer an der Grenze zwischen Action, Spannung und Fantasy. Gerade der letzte Aspekt kann sich auf vielfache  Weise niederschlagen, sei es in mythologischen Bezügen wie im ersten Indiana Jones Jäger des verlorenen Schatzes, in tatsächlich fantastischen Szenarien wie im zweiten Teil der Reihe Der Tempel des Todes oder sei es in fantastischen Wirklichkeitsverklärungen wie in Crocodile Dundee oder Piraten. Näher an der Realität, weiter weg vom Fantastischen – aber alles andere als naturalistisch – sind da schon der vergnügte Comedy Clash of the Cultures Die Götter müssen verrückt sein sowie der spannende Ökothriller Der Smaragdwald. Für ein sehnsüchtiges in die Ferne schweifen, sind sie allesamt geeignet, und großartige Filme noch obendrein.

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Jurassic World: Fallen Kingdom (2018) – Herrlich alberner Blockbustertrash

Das amerikanische Blockbusterkino der letzten fünf wenn nicht sogar zehn Jahre war fest in der Hand von Marvel. Natürlich gab es auch so manchen Spielberg-Hit und auch Star Wars feierte bekanntermaßen ein größeres Comeback, aber letzten Endes kamen die großen Blockbuster dann doch primär aus den Reihen der Superhelden und Superheldinnen. Das brachte zweifelsohne den Vorteil mit sich, dass das wirklich große Popcornkino in den 2010er Jahren gegenüber den davor liegenden Dekaden verflucht viel Qualität hinzugewonnen hat. Allerdings gab es auch einen entscheidenden Nachteil: Alle anderen Studios mit Blockbusterambitionen versuchten das Marvel-Erfolgsrezept zu kopieren. Das brachte neben einigen kläglichen Versuchen ein eigenes Cinematic Universe aufzubauen (*hust DC, *hust Universal Monster) vor allem viele nette, farbenfrohe aber ziemlich generische Nerd-Actioneers hervor: Viel Pathos, viel Bombast, bunte – aber nie zu grelle – Farben, eine Brise Selbstironie und eine gewisse Sterilität sind die Markenzeichen des Mainstreamkinos der Marvel-Ära. Und auch wenn man diese Mischung mag, kann sie doch sehr schnell sehr öde werden. Mit Endgame ist nun 2019 endlich Phase 3 der großen Saga abgeschlossen und man kann nur hoffen, dass sich sowohl Marvel als auch die Konkurrenz in Zukunft wieder etwas mehr einfallen lassen, um aus diesem schicken aber abgetragenen Korsett auszubrechen. Dass auch in Post-Marvel-Zeiten gegen den Strich gebürstete Blockbuster durchaus möglich sind, beweist nämlich Jurassic World: Fallen Kingdom (2018), der vordergründig in Gestalt eines epischen Spielberg-Blockbusters daherkommt, im Laufe seiner Spielzeit aber einige Asse aus dem Ärmel zaubert, mit denen im Jahr 2018 a.D. nicht unbedingt zu rechnen war.

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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – Michael Endes Buch (1960) vs. Augsburger Puppenkiste (1976) vs. Kinofilm (2018)

Mein erster Kontakt mit den Figuren Jim Knopf, Lukas dem Lokomotivführer, ihrer Lokomotive Emma sowie den anderen Charakteren aus Lummerland, Mandala und der Drachenstadt geschah wie wohl bei vielen anderen Kindern, die in den 80ern groß wurden, nicht über den Roman von Michael Ende sondern seine äußerst berühmte Verfilmung durch die Augsburger Puppenkiste (die 70er Variante in Farbe, um das noch schnell klarzustellen). Wie ich viele Jahre, wohl eher Jahrzehnte, später feststellen sollte, macht das auch total Sinn. Der Roman Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (1960) ist nicht einfach nur eine Kindergeschichte; das auch, ja. Aber viel mehr ist er eine bissige, anarchische Satire auf die Gesellschaft, Wirtschaft und Politik seiner Zeit. Wild, wüst, obrigkeistkritisch, subversiv, und zugleich dennoch äußerst imaginativ und fantastisch. Die Verfilmung der Augsburger Puppenkiste (1977) dagegen ist mehr als nur eine Interpretation, die auf das politische Moment der Vorlage verzichtet: Sie ist anschmiegsam, liebreizend, ja, eine Infantilisierung des Stoffes, sowohl im positiven wie im negativen Sinne. Im Grunde genommen eine fantastische Geschichte für die Kleinsten (Mein Dreijähriger steht schon total drauf), die die Struktur der Vorlage nutzt und damit etwas komplett neues schafft. Etwas, was in seinem eigenen engen Korsett durchaus funktioniert. Und dann gibt es ja auch noch, seit mittlerweile gut einem Jahr, die neue Realverfilmung Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2018) mit ordentlich Budget aber auch Einfallsreichtum im Rücken, um den Stoff erneut komplett neu oder zumindest ein wenig anders zu interpretieren. Grund genug die drei äußerst erfolgreichen Werke einmal nebeneinander zu halten.

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Überraschend gut – Jumanji: Willkommen im Dschungel (2017)

In einer Liste von „Filmen, die nun wirklich kein Remake brauchen“ würde Jumanji (1995) vielleicht nicht ganz oben stehen, vorhanden wäre er aber ohne jeden Zweifel. Irgendwie scheint er dafür doch zu sehr Kind seiner Zeit zu sein, als tierreicher Fantasyflick, als klassisches 90er Jahre Post-Jurassic-Park CGI Effektgewitter, als brave familientaugliche Komödie mit nervigen – ziemlich nutzlosen – Kindern und natürlich als Vehikel für Robin Williams, der als Kind im Körper eines Erwachsenen albern lustige Akzente setzen darf. Außerdem gab es bereits mit Zathura (2005) einen ziemlich misslungenen Abklatsch als „Jumanji in Space“, Robin Williams ist mittlerweile verstorben und Remakes genießen heutzutage – Dank der letzten Filmjahre – alles andere als einen guten Ruf. Thema abgehakt, Danke, Nächster bitte… …

… Okay… nochmal auf Anfang. Jumanji: Welcome to the Jungle (2017) ist – hurra? – kein Remake, sondern versteht sich viel mehr als Fortsetzung; oder als Film, der im selben Universum wie Jumanji spielt; oder zumindest als Film, der Titel und Prämisse benutzt, um etwas neues zu erzählen. Ganz sicher ist sich Regisseur Jake Kasdan da wohl selbst nicht so. Ist aber auch nicht so wichtig. Denn trotz Remake-Attitüde und „fehlende Originalität“-Stigma gehört Jumanji zu den überraschendsten guten Blockbustern des Jahres und tatsächlich zu den besseren Remakes Reboots Whatever der letzten Zeit.

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The LEGO Movie (2014) – Viel besser, als er eigentlich sein sollte…

Nein, wirklich jetzt! Es gibt eine klare Regel, was Filme betrifft, die nur als Vehikel dienen, um ein Produkt zu verkaufen. Diese Regel lautet, die entsprechenden Filme haben schlecht zu sein. Von Masters of the Universe über The Wizard bis hin zum Playmobil Film. Im Grunde genommen sind sie ein eigenes Filmgenre: Product Placement Movies oder viel mehr Product Movies, bei denen von vornherein klar ist, was sie wollen und wozu sie dienen: Sie kurbeln die Verkäufe an, sorgen für Umsätze und Gewinne, und dementsprechend benötigen sie keinerlei Qualitäten, die darüber hinausgehen. Also, was erlaubt sich dieser verfluchte The LEGO Movie (2014)? Wie kann er es sich erlauben, gut zu sein? Nein schlimmer, wie kann er es sich erlauben mehr zu sein als ein Animationsfilm zum Verkauf von Lego-Spielzeugen? Er macht doch eigentlich alles richtig: Er nennt sich nach dem Produkt, dass er verkaufen will, er ist ein riesiges Showreel über Figuren, Bausets, Stücke; und er packt sogar einige lizenzierte Produkte mit hinzu, von Batman bis Star Wars. Wie kann er sich da nur erdreisten, auch noch verflucht viel Spaß zu machen, ja sogar intelligent, hintergründig, feinfühlig und bewegend zu sein? Es ist mir ein Rätsel, was durch den Kopf der Macher Phil Lord und Chris Miller gegangen sein muss, als sie aus dem Lego Product Movie einen echten Film gemacht haben. Ein Rätsel, dem man dann doch mal auf den Grund gehen sollte…

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