Die besten TV-Serien der 80er Jahre III

Und weiter geht es mit den besten Fernsehserien der 80er Jahre. In die dritte Retrospektive haben sich mit der deutschen Comedyserie Kir Royal und der pulpigen Detektivgeschichte Magnum gleich zwei Guilty Pleasures eingeschlichen. Auch bei der Nominierung der Kultserie MacGyver spielt Nostalgie eine nicht zu unterschätzende Rolle. Deutlich extravaganter, origineller und hochwertiger, als beim Blick auf die bloße Prämisse vermutet werden kann, ist dagegen Das Model und der Schnüffler. Und mit Die nackte Pistole gibt es dann auch noch eine äußerst kurzlebige, damals kaum beachtete, retrospektiv betrachtet aber umso stärkere Spoofserie. Wie auch in den letzten Retrospektiven gilt: Zeitgemäßes, Zeitloses, kaum Gealtertes und stark Gealtertes liegen hier dicht beisammen. Viel Spaß!

Kir Royal [Helmut Dietl]

(Deutschland 1985)

{6 Folgen à 60 Minuten}

Ja, mei… eigentlich sind die Geschichten um den Klatschreporter Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) nichts anderes als großes Soap-Fernsehen: Da geht es um die Münchner Schickeria, um Eitelkeiten und Intrigen, um Bestechungen, um Narzissmus, um Liebschaften und die Suche nach dem kurzfristigen (oder auch längerfristigen) Erfolg. Diese Klatschgeschichten werden in Kir Royal aber derart charmant, launisch und amüsant erzählt, dass der Spaß trotz aller Klischees nicht zu kurz kommt. Eigentlich ist Kir Royal so eine typische Geschichte, die ihrem eigenen Sujet zum Opfer fällt. Sie will persiflieren, kritisch durchleuchten, veralbern und dekonstruieren, erliegt aber schließlich letzten Endes doch der Faszination an der Münchner High Society. Aber – im besten bayrisch – Macht des Gaudi! Kir Royal ist eine wunderhübsche, alberne, manchmal auch kitschige, vor allem aber unterhaltsame Serie, die manchmal zu brav ist, manchmal genau angemessen spitz, und manchmal – ein bisschen zu selten – perfekt auf den Punkt zynisch und bitterböse. Vielleicht keine große Kunst, aber ein großes Vergnügen.

MacGyver [Lee David Zlotoff]

(USA 1985-1992)

{7 Staffeln, 139 Episoden à 50 Minuten}

MacGyver ist Kult. Punkt. Tausendmal zitiert, tausendmal kopiert, tausendmal persifliert und tief ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt. Dabei überstrahlt das Hauptgimmick der Serie – die Erfindungsgabe und die Bastelfähigkeiten des Protagonisten – die Qualität der Serie bei weitem. MacGyver ist im Grunde genommen 80er Jahre Fernsehen, wie es im Buche steht: Eine zutiefst naive, oft alberne, unbedarfte Actionserie ohne große Tiefe, ohne große Extravaganz. Und doch hebt sie sich über ihren Kultstatus hinaus von so manchen Action-Serien der damaligen Zeit ab: Zu nennen wäre da zum Beispiel ihr liberaler Grundton, der komplett auf den damals im Actiongenre so weit verbreiteten Testosteronhype und Machoismus verzichtet. MacGyver ist einer der ersten erfolgreichen TV-Nerds: Ein Abenteurer und Ingenieur, der lieber seinen Verstand einsetzt als seine Muskeln, der kreativ ist bei der Lösung von Problemen, der gesellschaftliche Ungerechtigkeiten bekämpft und sich manchmal (vor allem in den späteren Staffeln) in bizarren Fantasywelten verirren kann. Damit hat MacGyver einen großen Eigenständigkeitsbonus und einen hinreißenden Charme, der in dieser Form im 80er Jahre Fernsehen nicht anzutreffen ist. Die beste Serie der Zeit? Mit Sicherheit nicht. Aber eines der charmantesten, sympathischsten TV-Wunder der Dekade.

Magnum [Donald P. Bellisario, Glen A. Larson]

(USA 1980-1988)

{8 Staffeln, 162 Episoden à 45 Minuten}

Auch über die Qualität der amerikanischen Detektivserie Magnum P.I. kann man geteilter Meinung sein. Fest steht, dass hier eine Menge Pulp-, Krimi, und Actionklischees zum Zuge kommen. Thomas Magnum, gespielt von Tom Selleck, ist ein schlitzohriger Privatermittler mit einem Faible für schnelle Autos, schöne Frauen und einen schicken Lifestyle. Aber er besitzt auch eine nicht zu leugnende Selbstironie, umgesetzt unter anderem in den herrlich komischen Balgereien mit seinen Gefährten oder den pointiert eingestreuten Brüchen der vierten Wand. Und das reicht dann auch, diese äußerst kurzweilige Serie in die obersten Gefilde der 80er Jahre TV-Unterhaltung zu heben. Klar, wie so oft im Fernsehen der damaligen Zeit ist das alles mehr Style als Substance. Aber was für ein großartiger Stil das ist, was für ein gewitzter Humor! Angetrieben von tollen Dialogen und noir-klassischen intelligenten inneren Monologen, mit viel Sonnenschein, raffinierter Action und sparsam eingesetztem menschlichen Drama.

Das Model und der Schnüffler [Glenn Gordon Caron]

(USA 1985-1989)

{5 Staffeln, 66 Episoden à 45 Minuten}

Noch einmal eine ganze Spur ironischer, gewitzter und die Grenzen zwischen Fiktionalem, Fiktivem und Realem aufhebend ist die Detektivserie „Das Model und der Schnüffler“. Dabei ist die Prämisse – Detektiv und Ex-Model arbeiten zusammen in einer Detektei – alles andere als originell. Davon darf man sich jedoch nicht täuschen lassen. Moonlighting (so der Originaltitel) ist großes postmodernes, dekonstruktives Fernsehen: Da darf die vierte Wand nicht nur durchbrochen sondern komplett eingerissen werden, da dürfen sich selbstreferentielle Momente mit metatextuellen Störungen abwechseln, und manchmal wird eine Episode auch einfach abgebrochen und mit gemeinsamem Gesang und Kaffee und Kuchen beendet. Neben ihrer postmodernen Grundhaltung begeistert die Serie auch als wahnwitziges Screwball-Fest, mit unfassbar gut geschriebenen Dialogen, viel Chaos, Sprach- und Situationskomik und Herzenswärme. Das ist angenehm knisternd, witzig, oft auch albern, und meistens weitaus mehr Romcom, Satire und Lausbubenstreich denn ernst gemeinte Kriminalgeschichte. Eine etwas in Vergessenheit geratene TV-Perle, der die Zeit weitaus weniger anhaben konnte als vielen vergleichbaren Serien.

Die nackte Pistole [Jim Abrahams, David und Jerry Zucker]

(USA 1982)

{6 Folgen à 25 Minuten}

1982 war die Welt einfach noch nicht reif für eine Serie von ZAZ (Zucker, Abrahams, Zucker), die das Spoof- und Persiflagengenre der 80er und 90er Jahre entscheidend prägen sollten. Und so ereilte Die nackte Pistole – Betaversion des Ende der 80er Jahre enorm erfolgreichen Films Die nackte Kanone – ein früher Serientod nach gerade mal sechs Folgen. Es ist eine Schande, funktioniert der „Police Squad!“-Humor im Serienformat mindestens genau so gut wie in Filmlänge, wenn nicht sogar besser: So manche absurden Dialoge, grotesken Einsekunden-Jokes, so manche absurden Brüche in der Geschichte gehören mit zum besten, was die Zucker-Brüder und Jim Abrahams je aufgefahren haben. Ansonsten findet man hier viele Gags, die man bereits aus den erfolgreichen Police Squad Filmen kennt, man darf sich über das herausragende Talent Leslie Nielsens freuen, und – wie es sich für eine ZAZ-Produktion gehört – alle paar Sekunden in hysterisches Lachen ausbrechen. Schlicht und ergreifend das Witzigste, das die 80er Jahre Fernsehlandschaft zu bieten hat.

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