Schlagwort: Abenteuer

Everything Everywhere All At Once (2022) – Und das Kino explodiert…

Auf die Frage „Wie viel Inhalt lässt sich in einen nicht ganz fünfzehnminütigen Kurzfilm packen?“ haben die beiden Daniels – Das amerikanische Regieduo Daniel Kwan & Daniel Scheinert – einfach mit „Ja“ geantwortet und mit Interesting Ball (2014) einen der wohl irrsten, bizarrsten, überambitioniertesten und grandiosesten Shorts der Filmgeschichte abgeliefert. Den kann man sich auch auf Youtube reinziehen, und es macht durchaus Sinn dies zu tun, bevor man sich Everything Everywhere All At Once (2022) gibt, allein schon, um eine gewisse Vorstellung davon zu haben, was auf einen zukommt. Auch im zweiten Langfilm der Daniels nach Swiss Army Man (2016) geht es um ein ähnliches Thema wie in Interesting Ball: Um die Verknüpfung von Lebensrealitäten und Geschichten, um die Macht des Unvorhergesehenen, um die Macht des Schicksals: „It’s inevitable“, „Es ist unvermeidlich“, wie eine der Hauptfiguren in Interesting Ball zu unmöglichen Geschehen anmerkt. Aber es sind nicht nur die Themen und Motive, in denen sich die beiden Filme gleichen wie Geschwister: Es ist auch die Haltung, mit der die Daniels diese Motive auf die Leinwand bringen. Denn auf die Frage „Wie viele verschiedene Stimmungen kann man in einem Film unter einen Hut bringen?“ antworten die beiden auch mit Ja und machen munteres Genre- und Atmosphären-Hopping: Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt, aber auch von absurd surreal bis hin zu elegisch pathetisch. Von albern, infantil, bis monumental actionreich… von …. naja, von allem über alles eben… überall… und das gleichzeitig… all at once…

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Die besten Actionfilme der 70er Jahre I

Endlich wieder ÄKTSCHN! Reine, ungefilterte ÄKTSCHN. Wenn wir von Actionfilmen aus den 70er Jahren reden, reden wir von einer Zeit, in der zahllose inspirierende Momente für das Actionkino der folgenden Dekaden gelegt wurden. Insbesondere Quentin Tarantino hat sich von vielen Filmen der Epoche inspirieren lassen, von Ost nach West, von hoher Actionkunst bis zum räudigen Exploitationfilm. In dieser Bestenliste der 70er Actionkracher begegnen wir gleich mehreren Vorbildern des postmodernen verspielten Regisseurs. Die Warriors agieren nah am Exploitation und Trash, kriegen aber immer wieder die Kurve zum spannenden Action- und Kampfepos. Inglorious Bastards vermischt Kriegsfilm mit Action mit naiver Kinderfantasie und ner Menge Pulp, ist aber allein schon wegen seiner Inspiration für Tarantinos Inglorious Basterds sehenswert. Fluchtpunkt San Francisco hat mit seiner makaberen, nihilistischen Art das Genre des Carchase-Actioneers in eine neue Epoche geführt. Lady Snowblood kommt erstaunlich unironisch und opulent daher und ist nicht nur sehenswert, weil er Tarantinos Kill Bill mehr als einmal Pate stand. Und weil wir uns dadurch im asiatischen Kino so wohl fühlen, werfen wir auch gleich noch einen Blick auf die Lone Wolf & Cub Serie und dessen wohl stärksten Vertreter Baby Cart At The River Styx.

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Funktioniert immer noch ganz gut: Jumanji 2 – The Next Level (2019)

Zu den größten Überraschungen des Remake-, Reboot-, und Sequelwahns des letzten Jahrzehnts gehört ohne Zweifel die Quasi-Fortsetzung und Neuinterpretation des 90er Jahre Fantasyklassikers Jumanji (1995), die unter dem adrenalingeladenen Titel Jumanji: Welcome to the Jungle (2017) im Kino lief. Eigentlich besitzt der Film alles, was nach einem kompletten Desaster schreit: Die Nostalgie des Vorläufers komplett über Bord geworfen, aus dem Brettspiel ein Videospiel gemacht, kreischende Action und kreischende Comedy, gegen die das Original fast schon subtil wirkt, und Wrestler Dwayne „The Fucking Rock“ Johnson in einer Lead Role. Umso überraschender, wie spaßig, unterhaltsam und auch selbstironisch dieser Fantasyflick zwischen Blockbusteraction und alberner Komödie geworden ist. Dank eines augenzwinkernden The Rock Auftritts, Dank eines unvergesslichen Jack Black im Genderswap, Dank zahlloser Referenzen und dekonstruktiver Momente ist Welcome to the Jungle deutlich spaßiger und mitreißender, als zu erwarten war. Und da der Film Dank eines Box Offices von über 950 Millionen Dollar verflucht erfolgreich war, ist es nur logisch, dass er mit einer Fortsetzung bedacht wird. Und da ist sie auch schon, nur zwei Jahre später unter dem verheißungsvollen Titel Jumanji: The Next Level (2019). Und wieder denkt man sich nicht nur klammheimlich: Dieses Mal müssen sie es aber verkacken. Die Fortsetzung eines Quasi-Reboots mit noch lauterem Titel? Noch mehr Edgyness? Noch mehr Action? Noch mehr The Rock? Das kann doch nur schief gehen.

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Die versunkene Stadt Z (2016) – Anachronistisches Abenteuerkino

These 1: Es gibt zwei Arten von Abenteuerfilmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während die erste düster und unheimlich, oft auch realistisch daherkommt, und ihre Abenteurer direkt ins Herz der Finsternis (Pun intended) führen, macht die zweite Abenteurer zu großen Actionhelden, die jeder noch so erschreckenden Gefahr mit einem Augenzwinkern, einer cleveren Idee, puren Muskeln oder einer schnell geschwungenen Peitsche trotzen. These 2: Indiana Jones ist schuld daran, dass die erste Sorte Abenteuerfilme zu Beginn der 80er Jahre praktisch ausgestorben ist. Mit der Verschmelzung des Abenteuerfilms mit dem (amerikanischen) Blockbusterkino wurde die Idee eines Abenteurers geboren, in dessen Welt Überlebenskämpfe und Desillusionierung keinen Platz haben. These 3: Das Abenteuerkino ist ziemlich tot. Nach den Erfolgen der Indys und Crocodile Dundees kümmerte sich das Mainstreamkino in den 90ern und noch mehr im frühen 21. Jahrhundert immer weniger um die großen, übermenschlichen Entdecker. Diese fanden eine zweite Heimat im Medium des Videospiels. Wenn man heute an große Archäologen und Abenteurer denkt, kommen einem eher Lara Croft und Nathan Drake in den Sinn als Indiana Jones und Jack T. Colton. Es ist keine Überraschung, dass der erfolgreichste Abenteuer-Blockbuster des letzten Jahrzehnts, Jumanji – Welcome to the Jungle (2017), in einer Videospielwelt stattfindet. These 4: Die Suche nach dem Herz der Finsternis und der Kampf ums Überleben fanden in den letzten Jahren eine neue Heimat in domestizierten Abenteuergeschichten, die nicht auf fremden Kontinenten und exotischen Settings angesiedelt sind, sondern in der Heimat der Protagonisten und Protagonistinnen. Man denke nur an die Initialzündung dieses Trends, Into the Wild (2007) oder die Outodoor-Selbstfindung Der große Trip – Wild (2014), vielleicht auch an die im Zuge dieses Trends entstandenen Familiengeschichten wie Captain Fantastic (2016) oder Schloss aus Glas (2017). Fünfte und letzte These (versprochen): Abenteuerfilme, egal ob sie um große Abenteurer*Innen kreisen, oder den Kampf ums Überleben vor exotischer Kulisse zum Thema haben, können diesbezüglich nur anachronistisch wirken. Und genau das ist The Lost City of Z (2016) auch… ein durch und durch filmischer Anachronismus, sowohl was Geschichte als auch Produktion als auch Inszenierung betrifft.

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Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) – Was für ein Spektakel!

Jetzt komme ich ganz schön in die Bredouille. Vor knapp zwei Jahren habe ich ziemlich überzeugt verkündet, dass der Preis für das größte Spektakelkino 2018 ohne jeden Zweifel an Marvels Avengers Infinity War geht. Lag ja auch nahe. So viele große Blockbuster hatte das Filmjahr nun wirklich nicht zu bieten, und abgesehen von der Superheldenwundertüte kam keiner davon bei der Kritik gut weg. Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines: Krieg der Städte (2018) hatte ich nun so überhaupt nicht auf dem Schirm. Vernichtende 27% bei Rotten Tomatoes, eine Prämisse die geradezu SciFi-Schrott schreit und alle Zutaten für einen aufgeblähten Popcorn-Langweiler. Nur der Alternativlosigkeit und dem Gedanken „Heute könnte es mal wieder ein junger Spektakelfilm sein“ ist es überhaupt zu verdanken, dass Mortal Engines den Weg in meine Watchlist gefunden hat. Und das selbstverständlich mit radikaler Voreingenommenheit, mit der sicheren Annahme einen wirklich lahmen Streifen zu sehen zu bekommen. Ich kann mich nur wiederholen: Oh, was habe ich mich geirrt! Mortal Engines ist all das, was ihm von den Kritikern vorgeworfen wurde… und gleichzeitig der wohl unterhaltsamste Blockbuster seit langem. Gerade nachdem ich mich vor kurzem von Nolans jüngstem „intelligenten“ Blockbuster furchtbar genervt gefühlt habe, tut es einfach nur gut, endlich mal wieder reine geistlose Action im eklektischen, albernen Science Fiction Gewand zu sehen. Der Krieg der Städte liefert diesbezüglich ab… und wie!

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Spider-Man: A new universe (2018) – Mehr als der beste Animationsfilm aus dem Marvel-Kosmos…

Jeder Fan von Comicverfilmungen und Superheldenfilmen kennt die merkwürdige Geschichte rund um die Spider-Man-Filme: Ende der 90er Jahre – als Superheldenfilme Dank diverser Machwerke wie Batman und Robin einen alles andere als guten Ruf hatten – kaufte Sony eine Lizenz für die Verfilmung des berühmten Spinnensuperhelden von Marvel. Die Japaner hatten sogar die Chance, das gesamte MCU für das Kino zu lizenzieren, aber wie gesagt, damals gab niemand viel auf Superheldengeschichten für die große Leinwand und so verzichtete das Studio auf den Deal. Jedenfalls gelang es Sony mit der Spider-Man-Only-Lizenz praktisch im Alleingang, dem Genre neues Leben einzuhauchen. Sam Raimis Spider-Man-Trilogie (2002, 2004, 2007) war eine Sensation in der damaligen Zeit und neben den X-Men-Filmen DER Grundstein für den unfassbaren Erfolg der cineastischen Superhelden der letzten beiden Jahrzehnte. Alle Filmstudios leckten sich die Finger nach den Marvel- und DC-Stoffen. Und es kam, wie es kommen musste: 2009 kaufte Disney kurzerhand Marvel und läutete mit diversen Verfilmungen das berühmt berüchtigte Marvel Cinematic Universe ein, das letztes Jahr mit Avengers: Endgame (2019) einen vorläufigen Höhepunkt und ein vorläufiges Ende fand. Die Filmrechte für Spider-Man indes blieben im Hause Sony, und nachdem die Verfilmung eines vierten Teils von Raimis Spider-Man scheiterte, schlachtete Sony die Lizenz weiter ordentlich aus (allein schon, um die Rechte nicht zu verlieren) und produzierte kurzerhand mit The Amazing Spider-Man (2012) und dessen Fortsetzung ein Reboot der Franchise. Und damit war noch lange nicht Schluss, was Neuinterpretationen der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft betrifft. Nur fünf Jahre später gab es mit der Einführung Spider-Mans in das MCU schon das nächste Reboot. Und auch wenn Spider-Man: Homecoming (2017) ein solider Film war, stellte sich so langsam doch die Frage, wie viele Iterationen der Spinne man in kurzer Zeit erleben darf, beziehungsweise erleben muss, bevor einem der Stoff über ist. Offensichtlich einige, denn mit dem Animationsfilm Spider-Man: A New Universe (2018) kommt nur ein Jahr später schon die nächste. Diese ist aber in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert: Denn zum ersten Mal erleben wir hier mit Miles Morales einen Spider-Man dessen Alter Ego nicht Peter Parker ist; darüber hinaus schleudert uns Into the Spider-Verse (so der Originaltitel) gleich mehrere Variationen des Spinnenmenschen in nur einem Film entgegen. Und das wiederum macht er überraschend gekonnt und mitreißend…

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Die besten Fantasyfilme und Märchen der 70er Jahre II

Dass kitschige Naivität, Düsternis und gehobene Unterhaltung im Fantasykino der 1970er Jahre eng beieinander liegen, hatte ich bereits erwähnt. Das wird auch in dieser Retrospektive mehr als deutlich: Für die Naivität sorgen das Special FX Spektakel Caprona – Das vergessene Land sowie die erste Verfilmung der Superman-Comics, die als einzige wirklich sehenswerte Superheldenverfilmung in diesem Jahrzehnt etwas allein dasteht (bei den Märchen aber bestens aufgehoben ist). Für gehobene Sentimentalitäten sorgt die Astrid Lindgren Verfilmung Die Brüder Löwenherz, während Elliot das Schmunzelmonster die ebenso schöne aber deutlich bonbonsüßere Disneyunterhaltung vertritt. Und dann haben wir noch die düstere Wildcard in Form des unheimlichen Filmmonsters Jabberwocky, zusätzlich der Beweis dafür, dass Ex-Monty-Python Terry Gilliam deutlich mehr drauf hat als absurde Komödien. Viel Spaß.

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Die besten TV-Serien der 80er Jahre III

Und weiter geht es mit den besten Fernsehserien der 80er Jahre. In die dritte Retrospektive haben sich mit der deutschen Comedyserie Kir Royal und der pulpigen Detektivgeschichte Magnum gleich zwei Guilty Pleasures eingeschlichen. Auch bei der Nominierung der Kultserie MacGyver spielt Nostalgie eine nicht zu unterschätzende Rolle. Deutlich extravaganter, origineller und hochwertiger, als beim Blick auf die bloße Prämisse vermutet werden kann, ist dagegen Das Model und der Schnüffler. Und mit Die nackte Pistole gibt es dann auch noch eine äußerst kurzlebige, damals kaum beachtete, retrospektiv betrachtet aber umso stärkere Spoofserie. Wie auch in den letzten Retrospektiven gilt: Zeitgemäßes, Zeitloses, kaum Gealtertes und stark Gealtertes liegen hier dicht beisammen. Viel Spaß!

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Die besten Kinderserien der 80er Jahre II

Im Gegensatz zur ersten 80er Kinderserien-Retrospektive wird es dieses Mal deutlich weniger pädagogisch und deutlich stärker auf Unterhaltung ausgerichtet. Außerdem – was ich in der ersten Retrospektive vergessen habe – sei noch angemerkt, dass einige der hier genannten Serien zumindest in Deutschland erst in den 90er Jahren groß rezipiert wurden. Für eine Einordnung in der 80er Dekade soll in dieser wie auch in anderen Listen der Produktionszeitraum entscheidend sein: Und dabei gilt, je zentraler dieser in den 80er Jahren liegt, um so mehr ist die entsprechende Serie prädestiniert dort eingeordnet zu werden. Daher werden hier auch manche Serien fehlen, die bereits in den 70er Jahren mehr als relevant waren (z.B. die Sesamstraße), ebenso wie Serien, die zwar in den späten 80ern zum ersten Mal auf die Öffentlichkeit losgelassen wurden, aber erst in den 90ern zu voller Blüte kamen (z.B. die Simpsons). Und damit genug der allgemeinen Vorworte. In diesem Teil begegnen wir tollen japanischen Fußballstars rund um Captain Tsubasa, Zeitreisenden, Gummibären, zwei wilden Knetfiguren und einem aufgeweckten Radiomoderatoren in Runddorf.

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