Die besten TV-Serien der 90er Jahre I

Serien-Unterhaltung die Erste: Wie schon in der 00er Retrospektive will ich zum Abschluss der 90er Kanonisierungs-Tour-de-Force noch einen kleinen Blick auf die TV-Landschaft des Jahrzehnts werfen. Gleich zu meiner Entschuldigung: Die meiste Zeit über in den 90ern war ich ein Jugendlicher, die andere Zeit ein Kind. Dementsprechend nostalgisch ist dieser Rückblick gefärbt. Es gibt mit Sicherheit mehr als genug Kandidaten, bei denen man heute denken könnte: What? Wieso gehören die da rein? Sollten hier nicht die besten Serien stehen? Nun, die TV-Erzeugnisse der 90er Jahre sind tatsächlich um einiges ruppiger gealtert als die cineastischen Perlen. Und ja, dieser Rückblick ist durch die rosarote Nostalgie-Brille geschrieben. Aber was solls. Ich habe diese Serien geliebt. Und die meisten liebe ich auch heute noch. Manche – wie die Batman Zeichentrickserie – habe ich sogar weitaus später erst für mich entdeckt. Aber den Großteil machen eben doch die Nostalgiehits aus: Star Trek TNG, Are you afraid of the Dark?, Alfred J. Kwak, Picket Fences… Gott, was habe ich die abgefeiert, was habe ich jeder neuen Folge entgegen gefiebert! Insofern teile ich an dieser Stelle auch einfach ein Stück Erinnerungskultur… Ähm, ja: Viel Spaß damit.

Star Trek: The Next Generation [Gene Roddenberry]

(USA 1987 – 1991)

{7 Staffeln, 178 Episoden à 45 Minuten}

Jaja… wenn man das US-Fernsehen betrachtet, fällt TNG (wie der richtige Trekkie sagt) eigentlich eher in die 80er Jahre. Mache ich aber an dieser Stelle nicht. Und die erste Episode von „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“ lief nunmal (genau unter diesem Namen) das erste mal 1990 über den deutschen Äther. Außerdem darf die beste Star Trek Franchise überhaupt hier nicht unerwähnt bleiben… Nein, keine Grabenkämpfe, bitte! Ich bin ohnehin eher der Star Wars Typ. Was The next Generation aber an philosophischen Themen, spannenden Science Fiction Plots und politischen Parabolisierungen auffährt, qualifiziert die Franchise locker für die erste Riege der US-Serien dieser Zeit und darüber hinaus: Mal spannend, mal verspielt, mal unheimlich, manchmal auch ein wenig soap’esk, aber fast immer genial, überraschend, raffiniert geskriptet und fantastisch umgesetzt. Von der Weltraumerkundung über Planetenexpeditionen über die Spannungen innerhalb der Crew bis zum putzigen Holodeck-Abenteuer. TNG hat immer Spaß gemacht, war immer groß, immer besonders und gehört zu den schönsten TV-Erlebnissen meiner Kindheit und Jugend.

Alfred J. Kwak [Herman Van Veen]

(Niederlande 1989 – 1991)

{52 Episoden à 25 Minuten}

„Warum bin ich so fröhlich, so fröhlich, so ausgesprochen fröhlich…?“ Ich weiß es. Natürlich weil ich in meiner Kindheit Alfred Jodocus Kwak sehen durfte, diesen unglaublich niedlichen von Herman Van Veen konzipierten Enterich, der in ungemein lehhreichen, wunderschönen und herzallerliebsten Episoden die Wunder – und Schrecken – dieser Welt erkunden durfte. Dabei wurde es mitunter auch ganz schön politisch, gesellschaftskritisch, philosophisch gar, jedoch nie ohne den eigenen kindgerechten Kosmos zu verlassen. Mei, was habe ich gelacht, geweint und gelernt mit diesem außergewöhnlichen Schnabeltier und seinen vielen, vielen Freunden. Ein essentielles Stück Kindheitsglück… und sollte ich mal selbst Kinder haben, gehört diese großartige Zeichentrickserie einfach mit zu ihrem Pflichtprogramm.

Grusel, Grauen, Gänsehaut – Are you afraid of the dark? [D. J. MacHale]

(Kanada 1992 – 2000)

{7 Staffeln, 91 Episoden à 25 Minuten}

Gibt es etwas schöneres als Spukgeschichten vor dem Lagerfeuer? Für ein Kind definitiv deren serielle TV-Umsetzung. Are You Afraid of the Dark? ist radikal auf die Bedürfnisse eines jungen Publikums zugeschnitten, das keinen Nerv hat jeden Abend selbst vorm Lagerfeuer nach passenden Geschichten zu suchen… und funktioniert dabei grandios. Manchmal albern, manchmal goofi, manchmal schlichtweg genial werden hier Horrorgeschichten kindgerecht erzählt, jedoch nicht auf eine gute Portion Grusel verzichtend. Hölle, die Serie kann einem – zumindest im beeinflussbaren Alter – echt eine gehörige Angst einjagen. Zum Ausgleich gibt es noch schöne moralische Botschaften und für die Zuschauer von heute einen satten 90er Retro-Charme. Grusel, Grauen, Gänsehaut (gruseliger deutscher Titel) ist schon ein bisschen gealtert…. aber mein Gott, hat diese Serie damals Spaß gemacht. Und dafür hat sie ihren Platz auch hier mehr als verdient.

Batman – The Animated Series [Alan Burnett u.a.]

(USA 1992 – 1995)

{85 Episoden à 22 Minuten}

Uff… war das düster. Man sollte sich weder von seinem Status als Zeichentrickserie noch von seinem Eingebettet-Sein zwischen niedlichen Kinderserien täuschen lassen. Dieser Batman hat es in sich. Genau genommen ist er sogar die dunkelste und spannendste audiovisuelle Batman-Interpretation dieser Zeit… jepp, da kann auch Burton mit seinen – zweifellos guten – Batmans einpacken. The Animated Series ist ein dichter, stimmungsvoller und unglaublich epischer Koloss von einer Comicserie. Mit viel Humor zweifellos, aber ebenso voller Ernsthaftigkeit, Verbitterung und einem mitunter fast schmerzhaft dunklen Blick auf die Welt. For Kids? Maybe! Aber die richtige Klasse dieses reminiszenzschwangeren, intelligenten und ästhetisch wertvollen Batmans erschließt sich erst einem erwachsenen Publikum. Unbedingt ansehen, auch heute noch!

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Picket Fences – Tatort Gartenzaun [David E. Kelley]

(USA 1992 – 1996)

{4 Staffeln, 88 Episoden à 45 Minuten}

Eine wirklich gute originäre Drama-Serie zu schreiben ist alles andere als einfach. So viele Soap-Klippen gibt es zu umschiffen, so viele Kitsch-Fallen zu vermeiden. Der amerikanischen Serie Picket Fences gelingt dies auf fabelhafte Weise. Zwischen Justiz-, Familien- und Kleinstadt-Serie thematisiert sie alltägliche Probleme ebenso wie skurrile Begebenheiten, pendelt leichtfüßig zwischen absurdem Geschehen und ehrlichem, offenen Sozialdrama. Dabei ist vor allem die Offenheit ein großes Plus dieses wunderbar obskuren Kosmos: Kaum ein Fall, der nicht ambivalent betrachtet wird, kaum ein Thema, dass der Zuschauer nicht aus mehreren Blickwinkeln sieht… und dabei ist das Treiben in Rome mitunter ziemlich mutig für das 90er Jahre Fernsehen: Blasphemie, ungewöhnliche Sexualpraktiken, Drogen, Homosexualität, Abtreibung… kein Eisen ist zu heiß, kein Topos ist zu gefährlich, als dass er nicht aus verschiedenen ethischen und sozialkritischen Perspektiven betrachtet werden könnte. Gerechter Lohn: Mehrere Golden Globe und Emmy Nominierungen für die mittlerweile leider fast vergessene, aber immer noch unglaublich sehenswerte Serie.

Darkwing Duck [Tad Stones]

(USA 1991 – 1992)

{3 Staffeln, 91 Episoden à 25 Minuten}

Yeah… mitunter vergisst man fast, was für eine Vielzahl satirischer Wirrköpfe in den Disney-Studios sitzen. Darkwing Duck ist der beste Beweis für deren Vorhandensein: Die irre Superheldenparodie ist ein großer Zeichentrickspaß, der nicht nur jüngeren Zuschauern unfassbar viel Spaß machen kann. Mit seiner Mischung aus kids-verträglicher Unterhaltung und Referenzgeilheit ist er sogar so etwas wie die Blaupause für 00er Familienunterhaltung à la Shrek. Darkwing Duck ist eben nicht nur another lame Disney-Cartoon sondern ein wildes, hemmungsloses Action- und Slapstick-Fest, ein Abgesang auf das Superhelden-Genre und die Erschaffung eines fantastischen und gewaltigen Comic-Universums. Geht auch heute noch runter wie Öl.

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Erstveröffentlichung: 2011