Die besten Komödien der 80er Jahre I (Parodien, Spoofs und Persiflagen)

Wir nähern uns langsam – ganz sachte – dem Ende der 80er Jahre Filmretrospektive. Was noch fehlt sind die Genreschwergewichte (und vielleicht der ein oder andere Exot). Wir beginnen wieder mit den Komödien, und wie schon bei der 90er Comedyretrospektive haben die Spoofs und Parodien einen eigenen Spot verdient. Die 80er Jahre markieren die Geburtsstunde der Filme von Zucker, Abrahams und Zucker (kurz ZAZ). Auch wenn das Regietrio bereits Ende der 70er Jahre mit dem Kentucky Fried Movie für Aufsehen gesorgt hatte, so entfaltete sich ihr cineastisches Talent erst so richtig in den 80ern und sorgte dafür, dass ihr Name lange synonym mit hochwertigen Spoof-Filmen verbunden wurde. Folgerichtig werden sie mit Filmen wie Die Nackte Kanone und Top Secret! auch diese Liste enorm dominieren. Neben ihnen haben sich aber auch zwei Altmeister hierher verirrt: Mel Brooks zerlegt mit Spaceballs die Star Wars Franchise und Regielegende Carl Reiner kreiert mit Tote tragen keine Karos eine herrlich albernes Mashup aus Film Noir Detektivgeschichten und 80er Jahre Parodie. Was all diesen herausragenden Filmen gemein ist; sie beweisen eine wichtige Spoof-Regel: Um etwas gekonnt durch den Kakao zu ziehen muss man es erst einmal richtig wertschätzen.

Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug [Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker]

(USA 1980)

Wie sollte man diese Liste auch anders beginnen als mit DEM Spoof-Klassiker schlechthin. Mit dem Film, der nicht nur das Comedyjahrzehnt sondern auch die Parodie-Erfolgswelle des ZAZ-Trios erfolgreich einleitete. Dabei findet Airplane! (nur echt mit Ausrufezeichen) mit dem (Flugzeug-)Katastrophenkino der 70er Jahre ein denkbar geeignetes Opfer. So klischeebeladen und formelhaft war das Genre im Lauf des vorherigen Jahrzehnts geworden, dass bereits seine ernsten Vertreter mitunter wie unfreiwillige Parodien daherkamen. Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug begnügt sich dennoch nicht damit, die Vorbilder einfach zu veralbern, sondern erzählt darüber hinaus tatsächlich noch eine echte Geschichte um Menschen, deren Schicksal dem Zuschauer wirklich am Herzen liegt. Klar ist das dennoch alles albern und überzeichnet, aber damals durften Spoofs noch zusätzlich richtige Filme sein und keine bloße Aneinanderreihung von Filmzitaten. Dieser hier ist für eine Parodie- und Witzsammlung überraschend homogen und mitunter sogar spannend und mitreißend. Gelacht werden darf trotzdem viel und laut, nicht zuletzt, weil wir hier dem berühmten Trademark der Zucker/Abrahams – viel Humor in kürzester Zeit – begegnen. Drei Lacher pro Minute sind – wissenschaftlich bestätigt – drin bei diesem Gaga-Katastrophen-Freudenfeuer.

Tote tragen keine Karos [Carl Reiner]

(USA 1982)

Etwas weniger konzentriert in seiner Humordichte ist Carl Reiners Film Noir Hommage Tote tragen keine Karos, dafür ist er allerdings umso konsequenter in der Umsetzung des Parodiegedankens. Reiner begnügt sich hier nämlich nicht damit, Szenen aus Filmklassikern nachzustellen, sondern er baut die Originalszenen einfach ganz dreist in sein Comedysetup ein. Und so begegnen wir in dieser Detektivgeschichte um Nazis, Schimmelkäse und Steve Martin gleich einer ganzen Riege an klassischen Filmen und Schauspielern aus dem Thrillergenre der 40er Jahre: Burt Lancaster, Humphrey Bogard, Bette Davis, Ingrid Bergman, Joan Crawford, Vincent Price… Sie alle dürfen vorbeischauen und sich in diesen wilden Ritt durch die Detektivfilmgeschichte mitreißen lassen. So konsequent wurde in der Filmgeschichte wohl noch nie persifliert.

Top Secret! [Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker]

(USA 1984)

Auch der zweite Spoff-Wurf der ZAZ-Gang ist nur echt mit Ausrufezeichen. Und was für ein Ausrufezeichen das in diesem Fall ist. Alles was die Jungs in Airplane! erprobt haben, wird hier noch einmal auf die Spitze getrieben: Die Gaga-Momente, die surrealen Verzerrungen, das Spiel mit den Genres, die Witzedichte… und dennoch steckt auch in dieser Spionagekomödie im Kern eine echte Geschichte um echte Menschen mit einer echten Mission. Im Gegensatz zur verrückten Reise im verrückten Flugzeug ist Top Secret! allerdings deutlich heterogener geworden, verknüpft Ostwestkonflikt mit Rock N Roll mit James Bond, mit Historiendrama mit Musical (und einem kleinen Western-Interludium) und generiert so eine bunte, wüste Wundertüte, bei der man nie genau weiß, was wohl als nächstes passieren wird. Ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg von der geschlossenen Persiflage à la Airplane! zum Spoof-Sammelsurium der Marke Hot Shots.

Spaceballs [Mel Brooks]

(USA 1987)

Mel Brooks muss wohl Mitte der 80er Jahre mitgekriegt haben, dass es eine neue aufstrebende Persiflagen-Generation gibt und war anscheinend nicht gewillt, sein Zepter – als größter Veralberer der Traumfabrik – so schnell aus der Hand zu geben. Was liegt da näher als sich den Blockbusterstoff der letzten zehn Jahre überhaupt zu schnappen; das Genre der Weltraumoper mit all seinen Sternenkriegen und Sternenexpeditionen. Brooks krallt sich also Star Wars, Star Trek, Planet der Affen und Konsorten und strickt daraus einen in der Tat epischen Spoof Movie, der für eine Parodie überraschend hochwertig und monumental daherkommt. Spaceballs ist nicht einfach nur eine Veralberung diverser Space Operas, sondern funktioniert auch selbst als solche: Mit beachtlichen Special Effects, viel Fantasie, viel Einfallsreichtum und vor allem viel Hingabe. Vielleicht sogar die größte und gigantischste Parodie aller Zeiten und als Gesamtkunstwerk fast zu schade um nur Persiflage genannt zu werden.

Die nackte Kanone [Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker]

(USA 1988)

Und dann noch einmal Zucker, Abrahams, Zucker. Ende der 80er Jahre hatte sich das Team vollends eingespielt und präsentierte mit The Naked Gun die Kinoumsetzung ihrer zu Beginn der 80er Jahre gescheiterten Polizeiserie Police Squad! (1982). Obwohl die Serie, die gerade mal sechs Folgen beinhaltet, ebenfalls ein etwas vergessenes Genrejuwel darstellt, zeigt ihre Leinwandadaption doch eindrucksvoll wie weit sich die ZAZ im Laufe der 80er Jahre entwickelt haben: Hier stimmt einfach alles; sowohl die Gagdichte als auch Qualität. Sowohl das alberne Spiel als auch die bizarr komische Geschichte. Die Pointen sitzen punktgenau, es gibt kaum noch Stillstand oder Langeweile, alle paar Sekunden passiert etwas neues Verrücktes und dennoch wird die Polizeigeschichte straight von Anfang bis Ende durchgezogen. Leslie Nielsen spielt sich zum Comedygott, der Queen geht es an die Wäsche und am Ende steht wohl der schrecklichste Tod eines Bösewichten in der Filmgeschichte. Pures Spoofgold und vollkommen zurecht Welterfolg und Beginn einer glorreichen Filmreihe.

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