Die besten Komödien der 80er Jahre IV

Das dürfte dann wohl die letzte Komödienliste dieser 80er Retrospektive sein, und wie in den Listen davor mischen sich zeitlose Klassiker mit Filmen, die heutzutage in mehr als nur einer Hinsicht out of date sind. Aber das schöne an Komödien ist nunmal auch, dass sie, selbst wenn sie ihr Zenit lange überschritten haben, mit einem dicken Nostalgiebonus immer noch funktionieren. Ich lache heutzutage kaum noch über einen der Witze aus Police Academy oder Bill & Ted, aber dafür sind sie so etwas wie die nostalgische Aufwärmung einer Epoche, in der vieles einfacher und unschuldiger schien. Irgendwo zwischen archäologischem Fundstück, fassungslos machendem Zeitstück und alberner Kindheitserinnerung haben sie sich für immer einen Platz in unserem Herzen verdient. Andere Filmbiester sind da schon Ein Fisch namens Wanda – der auch heute noch zu den witzigsten Filmen überhaupt gehört -, und Midnight Run und Repoman, die weniger durch ihre Witzigkeit begeistern, als viel mehr durch ihre gekonnte – humoristische – Verknüpfung von gleich mehreren Genres. Und dann gibt es auch noch Ein Ticket für zwei, der nicht nur heute noch witzig ist, sondern darüber hinaus auch immer noch mehr Herzenswärme versprüht als so mancher ernsthafterer Bruder im Geiste. Auch in diesem Fall gilt wie eigentlich immer: Eine gute Komödie ist mehr als die Summe ihrer einzelnen Witze.

Police Academy – Dümmer als die Polizei erlaubt [Hugh Wilson]

(USA 1984)

Wie doof darf es denn sein? Wenn die Antwort kein lautes „JA!“ ist, sollte man sich zweimal überlegen, ob man sich Police Academy wirklich antun will. Denn dieser Film ist doof. Oft so richtig doof: Albern, kindisch, des öfteren sexistisch, auch rassistisch, mitunter ärgerlich unlustig… und doch… irgendwie… warum auch immer… ein gottverdammter Klassiker des us-amerikanischen 80er Jahre Klamauk. Roger Ebert hat den Film gehasst, vollkommen zurecht, ich habe ihn als Kind geliebt, und auch heute noch gehört er zu den Guilty Pleasures, auf die ich immer wieder gerne zurückkomme. Mehr braucht dazu eigentlich nicht gesagt werden: Ein doofer Film, der sich dennoch und gerade deswegen seinen Platz bei den besten 80er Jahre Komödien reichlich verdient hat. Achja, dass es immer noch eine Nummer dümmer geht, beweisen die Fortsetzung, die sich wie ein Rattenschwanz des ersten Films mit wechselhafter Qualität durch die 80er Jahre ziehen. Einen Spot in dieser Liste hat zwar keiner von ihnen verdient, aber wenn es unbedingt mehr polizeiliche Blödheit sein muss, sind Police Academy 2 – Jetzt geht’s erst richtig los (1985) und Police Academy 3 – … und keiner kann sie bremsen (1986) (die beste der Fortsetzungen) zumindest einen Blick wert. Von allem ab Teil 4 sollte man sich dann aber doch fernhalten. Es ist ein bisschen wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt: Es wird von Minute zu Minute schmerzhafter.

Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit [Stephen Herek]

(USA 1989)

Wie doof darf es denn sein? Wenn die Antwort kein lautes „JA, JA, JA!“ ist, sollte man sich zweimal überlegen, ob man sich diesen Hybriden aus Zeitreisekomödie und absurdem Teenager-Schwachsinn geben will. Bill und Ted ist ein alberner Film, ein kindischer Film, einer der dem Zuschauer mit seiner naiven Dummdreistigkeit geradezu ins Gesicht springt. Aber er ist auch ein Film, der verflucht viel Spaß macht, der weder sich noch seine Protagonisten noch sein Sujet ernst nimmt und stattdessen vollkommen zu seiner Infantilität und seinem doofen Blick auf Verantwortung, Welt und Geschichte steht. So ein bisschen der alberne, nasenbohrende kleine Bruder von Zurück in die Zukunft. Kann man doof und nervig finden, kann man aber auch als genau das schätzen was es ist. Wie bei Police Academy gibt es auch hier eine Fortsetzung, die nochmal ein gutes Stück alberner und dummdreister ausgefallen ist als das Original. Aber auch diese ist es durchaus wert, mal genauer begutachtet zu werden (Aspirin in Greifnähe vorausgesetzt) und hat hier sogar einen Spot bei den besten Slackerkomödien der 90er Jahre spendiert gekriegt (was auch immer mich damals dazu geritten hat, sie da zu platzieren).

Midnight Run – Fünf Tage bis Mitternacht [Martin Brest]

(USA 1988)

So viele reinrassige Komödien es auch in den 80er Jahren gab, es gab auch eine Menge Genre-Crossover, in denen sich sowohl Nicht-Komödien-Regisseure als auch Nicht-Comedy-Schauspieler ausprobieren konnten. Im Falle von Midnight Run ist es Robert De Niro, der sein zweifellos vorhandenes Comedy-Talent zur Schau stellen darf. Er spielt einen Kopfgeldjäger, der einen gutherzigen Mafiageld unterschlagenden Buchhändler gefangen nehmen und nach L.A. überführen soll. Auch das FBI und die Mafia haben sich an die Fersen des eigenwilligen Paares gehängt. Die Umsetzung dieser Jagd quer durch die Vereinigten Staaten ist ein wunderbarer Hybrid aus Comedy und Thriller, der das Herz stets am rechten Fleck hat und leichtfüßig und vital genug daherkommt, um nie zu sehr auf die ernste Seite des Lebens zu kippen. Insbesondere der Esprit aller beteiligten Schauspieler gibt dieser Krimikomödie enorm viel Drive und Unterhaltungspotential und macht ihn zu einem der besten Genrefusionen der Dekade überhaupt.

Repoman [Alex Cox]

(USA 1984)

Wo wir gerade bei Genrehybriden sind. Der Low Budget Streifen Repoman ist schon mehr als das: Er ist ein irrwitziger Bastard aus Thriller, Science Fiction und Komödie, braucht kein großes Budget, kein gigantisches Studio, keine großen Namen um eine epische Geschichte um Punks, Aliens und organisiertes Verbrechen, zu erzählen. Gerade dadurch wird er zu einer herrlich unkonventionellen, anarchischen Achterbahnfahrt durch eine teils berauschende, teils verstörende Welt, mitunter sich in surreale Gefilde erhebend, mitunter einfach nur bizarre Bilder zeigend, dabei aber stets unterhaltsam und komisch. Repoman ist so etwas wie die wilde Seite der 80er Jahre (denen ja mitunter nachgesagt wird, ein recht steriles Jahrzehnt gewesen zu sein): Er ist Punk, New Wave, Freejazz und natürlich Fusion mit einer ordentlichen Portion Rock N Roll. Geheimtipp, Kultfilm, Filmjuwel… egal… auf jeden Fall ein irrer Trip, den man nicht verpassen sollte.

Ein Ticket für zwei [John Hughes]

(USA 1987)

Eine der wahrscheinlich hinreißendsten Road Movie Komödien der 80er Jahre ist der sympathische Buddy Movie Planes, Trains & Automobiles. Steve Martin und John Candy spielen hier ein ungleiches Paar, das gezwungenermaßen gemeinsam einen langen Weg nach Hause antritt. Dabei sind die Katastrophen, die sie auf der Fahrt überstehen müssen nicht nur zum Schreien komisch, es ist auch nicht allein die perfekt getaktete Eskalationsspirale, die diesen Film so groß macht, sondern es ist etwas ganz anderes: Sein Herz. Das trägt er am rechten Fleck und lässt es immer im richtigen Moment schlagen. So gelingt es dem Ticket für zwei, nicht nur super unterhaltsame Komödie zu sein, sondern immer in den richtigen Momenten herzerwärmende Tragikomödie und großes Sinnbild über die Fähigkeit des Menschen sich mit schwierigen Situationen zu arrangieren und ihnen etwas gutes abzuringen. Vor allem John Candy ist hier womöglich in der Rolle seines Lebens zu sehen, lässt den heimlichen Helden des Films zugleich nervig wie freundlich, sympathisch wie skurril erscheinen. Und ist damit die perfekte Ergänzung zu Steve Martins Porträtierung eines Spießers, Familienvaters und Kontrollfreaks. Und letzten Endes sind die besten dann vor allem die Momente, in denen die beiden die zuvor aufgebauten Klischees unterwandern und zerschlagen und die wohl kauzigste Freundschaft des 80er Jahre Kinos vollkommen überzeugend auf die Leinwand zaubern. Feel Good Kino, wie es wohlfühlender nicht sein könnte.

Ein Fisch namens Wanda [Charles Crichton]

(Großbritannien 1988)

1988 waren Monty Python (vorerst) Geschichte. Ihre Mitglieder verstreuten sich in alle Winde und auf verschiedene andere Projekte und erst der Tod von Graham Chapman 1989 sollte sie wieder kurzfristig zusammenbringen. Ein Fisch namens Wanda hat mit John Cleese und Michael Palin gleich zwei prominente Vertreter der Komikertruppe an Bord, hat aber darüber hinaus ebenfalls verdammt viel zu bieten. Als Thrillergroteske rund um einen erfolgreichen Juwelenraub und dessen konfuses Nachspiel ist er sowohl bitterböse, satirisch überspitzt und gehässig, als auch spannend, mitreißend und zwischendurch sogar herzallerliebst. Am stärksten wird er in den Momenten, in denen sich die Briten (vertreten von Michael Palin als tollpatschiger Gangster und John Cleese als herrlich steifer Anwalt) mit den Amerikanern (vertreten von Scream Queen Jamie Lee Curtis als einzige, die wirklich den Durchblick hat, und Kevin Kline als total überdrehter selbstverliebter Depp dem der Durchblick in jeglicher Hinsicht fehlt) einen deftigen Clash of the Cultures abliefern, bei dem es abwechselnd zum Schreien komisch und zum Schreien böse abgeht.

Ähnliche Artikel