Die besten Teenager-Filme der 80er Jahre: Teenwolf? – Ach ja, Teenwolf!

Wenn es um Teenagerfilme der 80er Jahre geht, gibt es viele High-School-Komödien, an denen man praktisch nicht vorbei kommt. Rod Daniels Teenwolf (1985) gehört nicht dazu.Und trotzdem hat sich der platte Comedy-Flick in den letzten Jahrzehnten nicht nur eine treue Fanbase aufgebaut, sondern sich sogar regelrecht zum Kultfilm entwickelt, in einem derart starken Maße, das mittlerweile gar ein Quasi-Remake als Serie produziert wurde, die dem „Klassiker“ zumindest den Titel nacheifert. Die Frage, warum der Low Budget Streifen, der damals vor allem von der Popularität des Hauptdarstellers Michael J. Fox profitierte, so erfolgreich war und ist, lässt sich neben der Rolle Fox‘ vor allem auf das regelmäßige Airplay zurückführen, in Deutschland zumeist im RTL2-Nachmittagsprogramm. Wie gesagt, den besten Ruf genießt der Film dabei nicht, über ihn lässt sich einfach hervorragend lästern (wovon ich gleich auch ordentlich Gebrauch machen werde), und dennoch ist er weitaus besser als sein Image, kein Meisterwerk aber immerhin eine plumpe, launige Teenie-Komödie, die über 90 Minuten durchaus sehr viel Spaß machen kann… Ach was solls, Teenwolf gehört einfach zu meinen guilty pleasures, den peinlichen 80’s-Favoriten, und warum das so ist, werde ich im Folgenden mit euch teilen.

An der Story kann es jedenfalls nicht liegen, oder? Das Set-Up entspricht so ziemlich jeder anderen Teenager-Komödie der damaligen Zeit. Unser Protagonist ist der klassische, sympathische Loser. Michael J. Fox spielt Scott, einen schwächlichen, hemdsärmeligen aber auch netten Schüler, der sich mit den klassischen Problemen der Pubertät rumschlägt: In seinem High School Basketballteam läuft es nicht besonders, seine Noten sind nicht die besten und die Frau, in die er verliebt ist, ist ausgerechnet mit einem prolligen Supersportler und Bully zusammen. Zu einem solchen Set-Up gehören natürlich auch die anderen klassischen High-School-Typen: Die Loser, in diesem Fall alle Basketball-Teamkollegen unseres Protagonisten, die wunderschöne und zugleich ätzend selbstverliebte Love Interest, die unscheinbare, beste Freundin, die natürlich in unseren Protagonisten verliebt ist (und für die er sich am Schluss auch entscheidet), den Partyhengst, der unseren Protagonisten mit Bier versorgt, das Leben als großes Spiel betrachtet und immer einen kecken Spruch auf den Lippen hat. Zusätzlich dann noch die erwachsenen Protagonisten: Den überkorrekten, bösartigen Schuldirektor, den sich sorgenden Vater… jepp alle vorhanden. Und die Geschichte natürlich auch prototypisch: Loser will es allen zeigen, motiviert sein Basketballteam endlich zu den Gewinnern zu gehören, lernt etwas vom Leben, verwandelt sich in einen Werwolf, Muss eine schwierige….

…Wait, what? Verwandelt sich zum Werwolf? Jau, obwohl Teenwolf von der ganzen Struktur, Dramaturgie und Humor voll und ganz im Rahmen der US High School Komödie stattfindet, besitzt er eben diesen Fantasy-Anteil, der alle Dispositionen über Bord wirft, dem Film eine vollkommen neue Richtung gibt und ihn weit vom Standardprogramm abhebt… NICHT! Das wirklich Großartige an Teen Wolf ist, dass ihm sein Fantasy-Aspekt vollkommen egal zu sein scheint, dass er ihn gar nicht weiter kümmert: Der Protagonist mutiert zum Werwolf? So what!? Immerhin gibt es wichtigeres zu erzählen: Romanzen, sportliche Wettkämpfe, Partynächte… dass wir es dabei mit einem übernatürlichen, legendären Horror-Geschöpf zu tun haben, kann da schon mal vergessen werden. Wird es auch: Nachdem sich seine Teamkollegen und Mitschüler von dem Schock erholt haben, plötzlich einen Werwolf vor sich zu sehen, wird weiter Basketball gespielt, geflirtet und um die Vorzüge der Pubertät gekämpft. Okay, der Werwolf wird wegen seines tollen Spielstils, seines Aussehens und seiner besonderen Kräfte zum Star der High School, unterscheidet sich dabei aber nicht sonderlich von allen anderen großen Teenie-Helden à la Ferris Bueller.

Keine Polizei, keine Geisterjäger, kein Van Helsing, nicht einmal eine aufgescheuchte Reporterschar… Teenwolf setzt bei seinem Publikum eine enorme Suspension of Disbelief voraus. Klar, das tut jeder gute Fantasyfilm, aber wenn schon Fantastisches mit unserer realen Welt kollidiert, dann sollte das doch zumindest irgendwelche Folgen haben, oder? In diesem Fall bestehen die Folgen aus einem enormen Popularitäts- und Beliebtheitsschub des Protagonisten und einer Erhöhung seiner Leistungsfähigkeit in Sport, Schule und Gesellschaft, thats it. Teenwolf hat mit Fantasyhorror so viel gemein wie Ferris Bueller mit einem gewöhnlichen Teenager. Selbst der Fantasy-Aspekt ist irgendwie vernachlässigenswert. Ist der Cinderella-Teil der Story erst einmal abgefrühstückt, geht es eben weiter mit der traditionellen Coming-of-age-Geschichte. Der High-School-Jüngling im Wolfspelz oder so ähnlich. Okay, was hat der Film darüber hinaus zu bieten? Die Masken natürlich, denn nicht nur Scott wird zum Werwolf, es stellt sich auch heraus, dass er aus einer ganzen Familie von Werwölfen stammt, indem er unmittelbar nach seiner ersten Mutation mit seinem Vater in Werwolf-Form konfrontiert wird. Und wie sieht das dann aus? … So!

Wow! Man stelle sich die Ernüchterung eines jugendlichen Horrorfans vor, der furchteinflößende und ehrerbietende Mutanten erwartet hat. Statt eines fantastischen Werwolfs wird uns ein Mischwesen aus Bilbo Beutlin und knuffigen Teddy präsentiert, das man am liebsten auf der Stelle in den Arm nehmen und knuddeln möchte… und es funktioniert. Die Werwolf-Kostüme, die für diesen Film konzipiert wurden, sind einfach mal die ungewöhnlichsten, weil respektlosesten, Darstellungen  von mythischen Horrorgestalten, die das amerikanische Kino je erlebt hat. Nicht nur der Vater, auch der Protagonist ist eher die haarige Version eines humanoiden Cocker Spaniels, denn alles andere. So lächerlich die Maske auch sein mag, es macht ungeheuer viel Spaß, diese Mutation im Kosmos der High School Komödie zu erleben, nicht zuletzt daher, weil der Film seine eigene Sillyness ordentlich auf die Schippe nimmt. Der Teenwolf sieht nicht nur aus wie ein netter Möter (halb Mensch, halb Köter) er verhält sich auch die meiste Zeit so: Wird getätschelt, wird gegrault, ist seinen Freunden immer brav zu Diensten (zum Beispiel wenn es darum geht Dope zu finden) und fährt in einer grandiosen Szene zu „Surfin USA“ auf dem Dach eines Kleinbusses durch die Stadt.

Was dann Teenwolf tatsächlich neben seiner Lächerlichkeit und der wunderbaren Zurschaustellung prototypischer Teenage-Comedy-Elemente der 80er Jahre sehenwert macht, ist, dass hinter dem ganzen Teenie-Komödien Brimborium und dem vernachlässigten Fantasy-Teil unter der Oberfläche eine feine Allegorie auf die Pubertät und das Erwachsenwerden lauert. Natürlich ist Teen Wolf dabei alles andere als ein subtiles Drama, aber die Veränderungen, die in Scott vorgehen, werden mitunter auf gewitzte, ja sogar ziemlich nachdenkliche Weise als Spiegelung universeller, pubertärer Veränderungen genutzt. Gerade die unter dem Schutt an Lächerlichkeit und albernem Humor begrabenen, zurückhaltenden Momente sind das, was diesen Film auszeichnet: Die Distanz, die ein ehemals guter Freund zu Scott entwickelt, die sich zur Romanze wandelnde Beziehung zu seiner besten Freundin, die Missgunst anderer High School Stars, das ungesund angewachsene Ego und die dadurch entstehende Abneigung der früheren Freunde und Teamkollegen, das komplizierte Verhältnis zu seinem Vater… ja, das verdient keinen Preis für originelle Coming-of-age Narration, ist aber allemal eine geistreiche Auseinandersetzung mit dem Teenie-Dasein.

Ansonsten ist Teenwolf einfach mal nette Unterhaltung auf Low-Budget-Niveau: Kamera, Score und Darstellerleistungen sind anständig, die Geschichte wird recht straight erzählt, Langeweile kommt praktisch gar nicht auf, und selbst die albernen, dummen Momente machen mitunter verdammt viel Spaß. Und mit der abschließenden moralischen Botschaft, dem neu entdeckten Teamgeist der Außenseiter-Basketballmannschaft und natürlich dem finalen, großen, wichtigen Spiel hat Teenwolf sogar fürs Herz noch ein bisschen was zu bieten. Wahrscheinlich stehe ich mit diesem Film als guilty pleasure nicht alleine dar: Er ist zwar kein Meisterwerk und im Grunde genommen – gerade wegen der Ignoranz gegenüber seines Fantasy-Moments – nur eine von zahlreichen formelhaften US Teenagerkomödien der 80er Jahre, gehört dabei aber sicherlich zu den Besseren, wenn auch nicht besten: Ein netter, kleiner Coming-of-age/Fantasy/Comedy Hybrid, mit dem man ohne Reue für zwei Stunden sehr viel Spaß haben kann.

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