Die besten Sportfilme der 80er Jahre

Sportfilme sind ein merkwürdiges Genre; in erster Linie natürlich für alle – wie mich – die kein sonderliches mediales Interesse an Sport haben. Aber Sportfilme können trotzdem funktionieren. Auch wenn man keine Ahnung von den Baseballregeln hat, auch wenn man sich nie im Leben freiwillig die Übertragung des Super Bowls im Fernsehen ansehen würde, auch wenn man an der sozialen Dynamik innerhalb eines Fußballteams maximal ethnologisch interessiert ist, kann man dennoch in große Verzückung geraten, wenn dem Held oder der Heldin einer Geschichte der entscheidende Homerum gelingt, kann mitfiebern, wenn ein Footballteam, das von ganz unten kommt, ein alles entscheidendes Spiel vor sich hat, oder kann sich einfach an den Träumen, der Komik und der Tragik auf und neben den Spielfeldern erfreuen. Sport ist auch ein offenes Genre, kann sowohl albern (Caddyshack), komisch (Die Indianer von Cleveland) verträumt eskapistisch (Feld der Träume), rau und realistisch (Wie ein wilder Stier) oder spannend, dramatisch (Die Stunde des Siegers, Der Unbeugsame) erzählt werden. Und es ist darüber hinaus auch gar nicht so leicht zu sagen, wann ein vermeintlicher Sportfilm überhaupt ein Sportfilm ist. Insofern mögen in diesem Artikel Filme fehlen, die man auch irgendwie hier reinpacken könnte (zum Beispiel Karate Kid, den ich trotz Trainingsmontagen und finalem Turnier bei den besten Teenagerfilmen eingeordnet habe). Und es mögen in diesem Artikel Filme vorkommen, die vielleicht bei den besten Komödien, Dramen oder Tragikomödien besser aufgehoben wären. Details, Details… Wer Freude am Wettkampf, an epischen Trainingsmontagen, an der Schönheit des Sports und an Sport als zentrales Handlungsmoment hat, der sollte mit allen Filmen, die folgen, sehr glücklich werden. Viel Spaß.

Feld der Träume [Phil Alden Robinson]

(USA 1989)

Ganz vergessen bei der Aufzählung, was im Sportgenre alles geht: Fantastisch, spirituell. Es ist aber auch wirklich selten, dass ein Sportfilm ganz unverblümt die Realität komplett hinter sich lässt, um eine irreale, metaphernreiche Fantasygeschichte zu erzählen. In Field of Dreams treffen sich die Geister ehemaliger Baseballlegenden auf dem Feld eines einfachen Farmers, der von einer göttlichen Stimme geleitet aus dem Geistertanz ein großes Sportevent zaubert. Klingt ein wenig schräg? Ist es auch. Und kitschig, und rührselig… und verdammt schön. Ohne Scheu vor zu viel Emotionen singt Feld der Träume ein Loblied auf die verbindende Kraft des Sports, lässt vergangene Helden wieder auferstehen, Familien wieder zusammenkommen, Menschen ihre Fehler wieder gut machen. Das ist natürlich hoffnungslos sentimental, aber eben auch hoffnungsvoll sentimental; und dank einer ordentlichen Brise Humor und einem eleganten Spiel zwischen Fantasy und Symbolismus perfektes Feel Good Kino, das beschwört, dass Sport eben doch oft mehr als einfach nur Sport ist.

Die Stunde des Siegers [Hugh Hudson]

(Großbritannien 1981)

Wenn es einen Film gibt, der zweifellos als Sportfilm charakterisiert werden kann, dann ist es Die Stunde des Siegers von Hugh Hudson. Nicht nur das, er stellt auch ein Beispiel dafür dar, wie die mediale Rezeption und Interpretation direkt auf den Sport als solches rückwirken kann. So dürfte das Titelstück des Films – Chariots of Fire von Vangelis – für viele Sportfans, selbst wenn sie den Film nicht kennen, DIE Musikalisierung von emotionalen Zeitlupen und großen Siegeszelebrationen sein. Aber nicht nur seine Musik, auch der Film selbst kann sich sehen lassen. Das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama über zwei Olympiateilnehmer im 100m beziehungsweise 400m Lauf ist eine große Hymne auf den sportlichen Wettkampf, darauf sich auch von äußeren Umständen nicht unterkriegen zu lassen, und alles dafür zu geben, am Ende siegreich aus dem sportlichen Wetteifer hervorzugehen. Sport wird hier – auch im Kontrast zu anderen Religionen – als Religion inszeniert, als Sinnstifter, Trostspender und ebenso spirituelle wie physische Herausforderung.

Der Unbeugsame [Barry Levinson]

(USA 1984)

Die volle Ladung Pathos hat auch Barry Levinsons großes Hollywooddrama The Natural mit an Bord. Robert Redford spielt hier – grandios wie immer – einen Baseballspieler, der in zwei großen Abschnitten seines Lebens begleitet wird: Als hoffnungsvolles Nachwuchstalent und als gealterter Recke, der es trotz ausbleibenden Erfolges nochmal wissen will. Wie schon die Stunde des Siegers legt auch Der Unbeugsame Wert auf eine gehobene, pathetische Bildsprache und viel emotionale Gewalt. Dass dabei sowohl Story als auch Sportszenen mitunter etwas zu konstruiert wirken? Geschenkt. The Natural lebt von seiner exquisiten Inszenierung, seinem gehobenen Schauspiel und vor allem seinem herrlich altmodischen Charme. Ich war beim Durchforsten meiner Listen tatsächlich überrascht, dass es sich dabei um einen 80er Jahre Film handelt, hätte dieses nostalgische Hollywooddrama doch mindestens ebenso gut aus den 70ern oder gar 60ern stammen können.

Wie ein wilder Stier [Martin Scorsese]

(USA 1980)

Ebenfalls in den 70ern könnte man die Produktion von Martin Scorseses Raging Bull verorten. Das liegt aber vor allem daran, dass das zum Klassiker avancierte Boxerdrama mit Robert De Niro vielleicht so etwas wie einen verspäteten Schlusspunkt unter dem amerikanischen Kino des New Hollywood darstellt. In diesem Fall jedoch nicht traditionell und konservativ, sondern vielmehr formvollendet. Alles was Scorsese in den 70ern gelernt und zelebriert hat, fließt hier zu einem beeindruckenden, reflektierten Drama zusammen. Reflektiert vor allem, weil der wilde Stier eben nicht wie die Konkurrenz den erfolgreichen Wettkampf besingt, sondern seinen Schattenseiten und vor allem seinem meistens nicht so glorreichen Erbe einen zentralen Platz einräumt. Folgerichtig ist Raging Bull weitaus weniger sentimental und optimistisch als die anderen Filme dieser Liste. Er ist alles andere als ein Feel Good Movie, kein Loblied auf das Boxen oder den Sport als solchen und vielleicht sogar gar kein richtiger Sportfilm. Dafür ist er ein düsterer, realistischer und vor allem rauher Hybrid aus Drama, Biopic und gesellschaftskritischem Diorama. Und natürlich ein Must See für alle Freunde des New Hollywoods, von Scorsese und De Niro und für alle Fans von realistischen, sportlichen Biopics.

Caddyshack [Harold Ramis]

(USA 1980)

Caddyshack von Harold Ramis ist nichts weniger als die Zertrümmerung des Sportfilmgenres. Und selbst das ist zu harmlos ausgedrückt: Caddyshack nimmt sich den Sportfilm und metzelt ihn nieder. Er ist die Blutgrätsche unter den Sportfilmen, der nackte Flitzer, der das Spiel stört, er ist der Typ, der immer noch hysterisch lacht, nachdem der Tennisschiedsrichter bereits zum fünften Mal „Quiet Please“ gesagt hat. Und dafür hat er auch eine ganze Armee an bekannten Comedians aus dem Saturday Night Live Umfeld: Bill Murray, Chevy Chase und Rodney Dangerfield. Diese kapern den Film, der ursprünglich als Coming of Age Komödie über Caddyshacks beim Golf geplant war, und machen daraus eine absurde Nummernrevue, eine Farce rund um und gegen den Golfplatz. Das ist total albern, blöd, gehässig, meistens ziemlich verdorben und einfach mal eine der besten und effizientesten Auseinandersetzungen mit dem Golfsport.

Die Indianer von Cleveland [David S. Ward]

(USA 1989)

Keine Sorge, bei all den Destruktionen und Dekonstruktionen… es gab sie auch in den 80ern dennoch: Die wirklich klassische, harmlose Sporterfolgskomödie. Die Indianer von Cleveland ist dabei fast schon der Prototyp einer braven – oft zu braven – Erfolgsgeschichte einer erfolglosen, Erfolg suchenden und Erfolg findenden Baseballmannschaft. Ja, ich fasse es auch nicht: Schon wieder fucking Baseball! Aber so langweilig der Sport, zumindest meiner Meinung nach, auch ist, irgendwas scheint er an sich zu haben, was ihn zum perfekten Sport für filmische Bearbeitung macht. Major League besitzt wirklich alles, was das Genre auszeichnet: Montagen, stereotype Helden und Antihelden, wirklich fiese Bösewichter, eine simple Schwarzweißzeichnung und natürlich ein ungemein charmanter Weg zum Erfolg. Warum er trotzdem heraussticht? Zum einen wegen des Casts, unter anderem Charlie Sheen und Tom Berenger, zum anderen weil er die Perfektion einer Blaupause ist: Malen nach Zahlen quasi, aber mit den leuchtendsten Farben und der sichersten Pinselführung. Kein originelles, progressives Meisterwerk; aber eine perfekte Arbeit mit Schablone.

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