Die besten Teenager-Filme der 80er Jahre I

Let’s go Subgenre… Während in den 50ern Liebesfilme, Komödien und auch Tragikomödien oft als klassische Screwball-Comedies für und mit Erwachsenen inszeniert wurden, entdeckte das Kino – vor allem das Amerikanische – bereits in den 70ern die Teenager nicht nur als Zielgruppe sondern auch als Protagonisten für sich. Dies mündete schließlich in die legendäre Flut an Teenager-Filmen im Laufe der 80er Jahre, die in den 90ern wieder einigermaßen verebbte, um den Slackern und Gangstern Platz zu machen. Diese Welle der Coming-of-Age Movies ist dominiert von zahllosen schlechten Teenie-Komödien, die meistens irgendwie John Hughes nacheiferten, der mit Breakfast Club, Pretty in Pink und Ferris macht blau Maßstäbe für das Genre setzte. Aber auch das Drama entdeckte den pubertierenden Protagonisten für sich, im ersten Artikel der Retrospektive vertreten durch Francis Ford Coppolas artifiziellen Rumble Fish und den herrlich nostalgischen, im Grunde genommen eher präpubertären Stand by me. Aber auch andere Genres fanden sich im Teenager-Format wieder. Das soll in den Teilen zwei und drei noch einmal intensiver berücksichtigt werden, einen kleinen Vorgeschmack gibt es jedoch bereits an dieser Stelle mit dem familiengerechten Action/Coming-of-Age-Hybriden Karate Kid, der trotz aller kultigen Sillyness auch als empathisches Jugend-Drama zu begeistern weiß.

The Breakfast Club [John Hughes]

(USA, 1985)

Jepp… starten wir doch einfach mit dem Teenie-Film Prototypen der mittleren 80er Jahre. John Hughes Nachsitzer-Tragikomödie Der Frühstücksclub ist einfach mal legendär und das auch vollkommen zurecht. Mit unglaublicher Empathie und einem gekonnten Gespür für angemessene Komik und angemessene Tragik begibt sich Hughes in die Lebenswelt der Teenager und erzählt dabei vom Zusammentreffen unterschiedlichster Typen beim gemeinsamen Nachsitzen. Das keiner der Anwesenden den klassischen Klischees von Nerd, Supersportler, Tussi oder verwegenem Rebell entspricht offenbart der Film peu à peu, indem er wunderbar mit entworfenen Stereotypen spielt und diese geschickt dem Realitätscheck unterwirft. Dabei funktioniert Breakfast Club einfach mal perfekt als Talk Movie, als Gruppensitzung, als Manifest für die Jugend und als verdammt unterhaltsame Teenie-Komödie. Ein großartiger Spagat zwischen ernster Anteilnahme, episodischer Narration und lustigem Teenie-Exzess. Ohne Frage nicht nur die Blaupause sondern auch Speerspitze des Genres und einer der besten 80er Filme überhaupt.

Pretty in Pink [Howard Deutch]

(USA, 1986)

John Hughes, die Zweite. Auch wenndieser in Pretty in Pink nur das Drehbuch beisteuerte, ist der Film unmittelbar geprägt vom narrativen und inszenatorischen Stil des großen Coming-of-Age-Regisseurs. Wie in Breakfast Club treffen auch in Pretty in Pink ein empathischer Blick auf die Jugend, ein Gespür für soziale Realitäten, Tragic, Comedy und märchenhafter Optimismus aufeinander. Die Geschichte von zwei sich liebenden Teenagern aus unterschiedlichen Milieus ist ein kraftvolle und unterhaltsame Kampfansage gegen Vorurteile und Klassenschranken, porträtiert ungewöhnlich starke Jugendliche, fühlt bei deren kleineren und größeren Problemen mit und entwickelt sich zum angenehm authentischen sozialen Märchen, ohne dabei jemals in plumpe Cinderella-Klischees abzurutschen. Auch Dank der herausragenden Darsteller – allen voran die bezaubernde Molly Ringwald – einer der ausgewogensten und glaubwürdigsten Wohlfühl-Filme der Jahrzehnts und trotz optimistischer, märchenhafter Ausrichtung alles andere als banal oder realitätsverweigernd.

Ferris macht blau [John Hughes]

(USA, 1986)

Hughes, die Dritte. Im Gegensatz zu den ersten beiden Filmen orientiert sich Ferris Bueller’s Day off stärker an den leichtfüßigen, bisweilen albernen Komödien der 80er Brat-Pack-Generation. Die Geschichte des kultgewordenen Ferris Bueller (unvergleichlich charmant: Matthew Broderick) ist eine ordentlich slapstick-getriebene Komödie, die sich voll und ganz ihren fantastischen Spinnereien hingibt, wenn es darum geht, die Kreativität eines Jugendlichen darzustellen, der sich dem stressigen Alltag entzieht, um einfach nur sein Leben zu genießen. Entsprechend temporeich, over the Top und schräg wird der blaugemachte Schultag erzählt. Und doch findet Hughes auch hier Zeit für die ruhigeren und poetischeren Momente: Sei es in der Darstellung von Buellers bestem Freund, dem existenzialistisch depressiven Cameron oder in der Darstellung Buellers am Rande stehender Schwester Jeanie. In diesen Momenten beweist Hughes, dass er die Empathie für das Leid Jugendlicher keineswegs verlernt hat, diese einfach nur angesichts eines großen Abgesangs auf Lebenslust und Lebensfreude ein wenig zurückschrauben möchte. Vielleicht der klamaukigste und durchgedrehteste Film der Reihe, aber auch ein herrlich verqueres, durch und durch lebenslustiges, vitales Meisterwerk des Teen Comedy Genres und ein Film, den auch die heutige Jugend-Generation nicht verpasst haben sollte.

Rumble Fish [Francis Ford Coppola]

(USA, 1983)

Abseits von den Schwemmen an Teenie-Komödien inszenierte Francis Ford Coppola in den 80er Jahren seine ganz eigene, eigensinnige Version des Coming-of-Age Films, Rumble Fish, der mit artifizieller und symbolischer Bildsprache sowie interessanten Perspektivsprüngen mit zum Anspruchsvollsten zählt, was der Teenager-Film zu bieten hat. Die Geschichte eines jugendlichen Herumtreibers, der seinem großen Bruder nacheifert und dadurch – von diesem sorgenvoll beobachtet – immer wieder in Schwierigkeiten gerät, arbeitet mit den Stilmitteln des – damals eigentlich bereits ausgelaufenen – New Hollywood und bedient sich obendrein geschickt bei Dispositionen und Erzählstrategien des Rebellen- und Outsider-Movies, wie sie vor allem von James Dean in den 50er Jahren etabliert wurden. Dabei ist Rumble Fish versponnen, poetisch, symbolüberfrachtet und summa summarum alles andere als leichte Kost (wurde entsprechend von Publikum und Kritikern damals verrissen), aber gerade in seiner Artifizialität und Extravaganz, in seiner Mischung aus Authentizität und Künstlichkeit einer der wesentlichsten Beiträge zum Genre, nicht nur für die 80er Jahre sondern für die gesamte Filmgeschichte.

Stand by me [Rob Reiner]

(USA, 1986)

Die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King „Stand by me“ sticht hier vor allem wegen des Alters der Protagonisten heraus. Die vier Jungs, die sich auf die Suche nach einer Leiche begeben, befinden sich im fragilen Status der Vorpubertät, kurz bevor der Ernst der High School auf sie wartet. Folgerichtig verortet sie Reiner weniger in einem Teenager-Mikrokosmos als viel mehr an einem nostalgischen Ort, der die letzten Tage der Kindheit repräsentiert, während diese eigentlich schon längst vorbei ist. Dabei ist Stand by me ein ungemein berührender Film zwischen Komik und Tragik, zwischen Abenteuer, Aufbruchsstimmung und der Angst vor dem Erwachsenwerden, reflektiert durch den wehmütigen Blick eines Erwachsenen. Das sorgt für Empathie, aber auch für nostalgische, retrospektive Distanz, für spannende Abenteuerlust aber auch für ein kritisches Auseinandersetzen mit den Träumen und Fantastereien der Jugend. Teenager-Film? Hmmm… nicht so sehr wie die anderen hier vertretenen Werke, aber dennoch weitaus mehr als nur eine nostalgische Tragikomödie und auch mehr als eine bloßes verklärtes Erinnerungsstück. Stand by me verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit, die Nostalgie mit dem Abenteuer, die Jugend mit der Reife und erzählt dadurch großes, zeitloses Kino für die ganze Familie.

Diesen Film haben wir auch in unserem Podcast besprochen.

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Karate Kid [John G. Alvidsen]

(USA, 1984)

Auch Karate Kid sticht ein wenig aus den hier genannten Filmen heraus. Das längst zum Kultfilm gereifte Drama über einen Jugendlichen, der sich mittels des weisen Karatelehrers Mr. Miyagi gegen Schulbullies verteidigt und zum begabten Karatekämpfer reift, ist die Teenager-Version eines Kampfsportfilms für Kinder… Ähmmm ja, hier treffen tatsächlich nicht nur zwei sondern gleich drei Altersgruppen aufeinander. Ein Topos, der eigentlich eher an junge Erwachsene Martial-Art-Fans gerichtet ist, wird erzählt durch die Perspektive eines Teenagers und richtet sich in seiner naiven Romantisierung ganz klar an Kinder und jüngere Jugendliche. Dementsprechend familiengerecht und auch alterslos ist Karate Kid, der trotz mancher alberner Momente, trotz mancher unnötiger Sperenzien ein wunderbarer zeitloser Action/Drama/Comedy Hybrid für die ganze Familie darstellt. Jepp, das ist dann auch ein bisschen naiv, sehr moralisch und glatt gebürstet, aber eben gerade dadurch auch so ein unterhaltsamer, angenehmer Film, der keinem wehtut, niemandem wehtun will und mit seiner moralischen Grundausrichtung – gegen Gewalt, gegen Rassismus, gegen den Missbrauch von Jugendlichen – das Herz am rechten Fleck hat. Einfach nur schöne, perfekte Nachmittagsunterhaltung (im besten Sinne des Wortes), und über die Fortsetzungen – zumindest die dritte und vierte – wollen wir an dieser Stelle lieber den Mantel des Schweigens hüllen.

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Erstveröffentlichung: 2013