Die besten Teenager-Filme der 80er Jahre III
Teenager-Filme, die Letzte. Aber noch einmal mit allem, was die 80er so auszeichnet, den Jugendfilm von damals zu großem Kino macht. Für locker entspannte Unterhaltung haben wir Ich glaub‘ ich steh im Wald und Lockere Geschäfte im Angebot. Etwas emotionaler, tragischer und authentischer wird es da schon mit Cameron Crowes Regiedebüt Say Anything… sowie dem tragikomischen und realistischen Lucas. Und für die abschließend düstere Note sorgt das prototypische Black Cinema Meisterwerk Do the right thing von Spike Lee. Vom Popcorn bis zum sozialkritischen Blick durch die Hornbrille, der Teenie-Film der 80er hat es einfach drauf…
Say anything… [Cameron Crowe]
(USA, 1989)
Der unter dem selten unterbelichteten Titel Teen Lover in den deutschen Kinos gelaufene Film Say anything… ist die erste Regiearbeit von Cameron Crowe, der mit Werken wie (dem unterschätzten) Singles und Almost Famous auch in den 90ern unter Beweis stellte, dass er sich sehr gut darin versteht, die Sorgen und Nöte Heranwachsender in unterhaltsame Komödien einzubetten. In Say Anything… erzählt er angenehm unverkrampft die Geschichte einer High-School-Liebe, die durch gesellschaftliche Schranken und Vorurteile in ihrer freien Entfaltung behindert wird. Auf hochsympathische Weise umschifft er dabei so ziemlich alle gängigen Klischees, verzichtet auf übertriebene Dramen und greift stattdessen direkt hinein in das echte Leben, freilich nicht auf unterhaltsame Karikaturen und schräge Situationen zu verzichten. Ein ungemein warmherziger, mitreißender und äußerst optimistischer Film, der sowohl sein Sujet als auch seine Protagonisten ernst nimmt und den Zuschauer zutiefst zufrieden und glücklich zurücklässt.
Lucas [David Seltzer]
(USA, 1986)
Achja… Lucas. Vor allem bekannt dafür, das Leinwanddebüt Winona Ryders – in einer unglaublich charmanten Rolle – zu sein, gehört er meiner Meinung nach zu den am meisten unterschätzten Teenager-Filmen überhaupt. Die Geschichte des etwas klein geratenen Außenseiters Lucas, der um die Liebe einer Cheerleaderin und gegen die Attacken diverser Bullys kämpft, ist eine charmante Tragikomödie, die auch keine Angst vor düsteren und absurden bis grotesken Tönen hat. Gleich zwei große, narrative und dramaturgische Momente zeichnen diese Dramödie aus: Erstens, Lucas ist authentisch, kein seichtes Märchen, aber auch kein gigantischer High School Alptraum, keine alberne Komödie, aber auch keine überdramatisierte Tragödie. Und zweitens: Die Charaktere dieses amerikanischen Mikrokosmos sind einfach fantastisch gezeichnet: Sowohl die Stars als auch die Außenseiter, die Netten und die Arschlöcher… keine Figur ist eindimensional, stattdessen hat jeder Charakter seine eigenen Ziele und Träume, seine eigenen Macken und Bedürfnisse, von der kleinsten Nebenrolle bis zum Protagonisten. Lucas ist ein wundervolles, magisch realistisches Anti-Märchen, das nicht nur wegen des großen Casts (Haim, Sheen, Ryder) unbedingt gesehen werden sollte.
Lockere Geschäfte [Paul Brickman]
(USA, 1983)
Jepp, das war nicht nur die Zeit, in der Tom Cruise noch irgendwie cool war, es war auch die Zeit, in denen er in sagen wir mal ethisch durchaus originellen Filmen mitgespielt hat. In Lockere Geschäfte jedenfalls eröffnet er als verwöhnter aber auch unsicherer Snob ein Bordell im Haus seiner Eltern, während diese über den Sommer unterwegs sind. Die sich daraus ergebenden lockeren Geschäfte wachsen dem Nachwuchs-Wirtschaftler selbstverständlich über den Kopf, wodurch er sich selbst immer wieder in verdammt brenzlige Situationen bringt. Ja, Paul Brickmanns entspannte Komödie ist schon ziemlich stupide, mitunter sogar ätzend amoralisch und bestimmt alles andere als ambivalent und mehrdimensional. Aber verdammt nochmal, macht dieser Teenie-Flick dabei Spaß. Risky Business ist ein sau cooler Schaulauf sau cooler Typen, eine elegante und vor allem schwungvolle Komödie ohne Hemmungen und ohne falsche Scham, dabei aber mehr als unterhaltsam. Popcorn-Kino für Teenager, das einfach bestens funktioniert.
Ich glaub ich steh im Wald [Amy Heckerling]
(USA, 1983)
<Yeah! Da isser endlich. Der Prototyp der US-Teenie-Komödie, der Film, der eine ganze Welle meistens mittelmäßiger bis unterdurchschnittlicher Teenager-Filme in den 80er Jahren ausgelöst hat. Kann er ja nichts dafür. Ebenso wenig für den dämlichen deutschen Titel (Original: Fast Times at Ridgemont High). Natürlich ist Ich glaub ich steh im Wald trotzdem ein primär dummdreist unterhaltender Teenie-Flick: Sommer, Alkohol, Drogen, Sex, Slapstick… eben alles was dazu gehört und was auch American Pie Fans bekannt vorkommen dürfte. Aber damals hatten diese Jungs-Filme eben nicht nur noch Charme und Stil, sondern auch Eier (und einige ziemlich fragwürdige Rollen- und Gesellschaftsbilder), konnten auch die düsteren Momente des jugendlichen Hedonismus mit verdammter Leichtigkeit und einem fetten Augenzwinkern erzählen. Der hier lässt sich sogar mitunter Zeit für ein paar ruhige Momente und nahezu philosophische Reflexionen… Ok, who cares!? Fast Times at Ridgemont High macht Spaß, Spaß, Spaß und braucht auch gar nicht mehr, um eine hervorragende Blaupause des 80’s Teenager Movies zu sein. Ansehpflicht, und sei es nur aus filmhistorischem Interesse…
Do the right thing [Spike Lee]
(USA, 1989)
Und zum Abschluss ein kleiner Blick in die Quasi-Zukunft. Komödie, Tragikomödie, Drama? Auf jeden Fall seiner Zeit ein gutes Stück voraus erzählt Spike Lee in Do the right thing Geschichten aus dem Ghetto in Brooklyn: Sich durchschlagen, Rumhängen, Quatsch machen, sich gegen Rassismus wehren… und ganz allmählich schlägt die Stimmung um. Es ist schon ziemlich erschreckend, wie Spike Lee im Verlauf die Daumenschrauben anzieht, Gewalt wird plötzlich zum Thema: Gewalt gegen das System, aber auch die Gewalt, die vom System selbst ausgeht… und am Ende schließlich verpasst der Film uns allen einen heftigen Schlag in die Magengrube. Do the right thing ist beides, sowohl authentisches Großstadtporträt als auch coole Komödie als auch düstere Tragödie einer mitunter ohnmächtigen Generation. DER Vorläufer zahlloser Ghettofilme und nicht weniger als ein großes wegweisendes Meisterwerk des New Black Cinema.
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Erstveröffentlichung: 2013