Die besten Komödien der 80er Jahre III

In der letzten 80’s Comedy Retrospektive habe ich über die Vergänglichkeit einer gelungenen Pointe geredet. Bei den hier aufgeführten Filmen wird dies wohl noch offensichtlicher. Caddyshack ist durch und durch Kind seiner Zeit: Ein alberner, partiell rassistischer, partiell sexistischer und meistens ziemlich blöder Anarchowitz, der sein Zenit eigentlich längst überschritten haben sollte, retrospektiv aber überraschenderweise deutlich positiver rezipiert wird als zu seine Zeit. Auch die Genderswap-Komödie Tootsie kommt in Zeiten der Gender-Awareness an manchen Stellen ziemlich altbacken daher, funktioniert aber auch nicht nur als Zeitstück sondern erstaunlich komplexe Mediensatire, an der leider Gottes auch heute noch vieles aktuell ist. Aus der Zeit gefallen dagegen scheinen Monty Python mit ihrem Sinn des Lebens, der bereits damals so etwas wie ein Alterswerk, tief verhaftet im vorherigen Jahrzehnt den 70er Jahren, war. Und am zeitlosesten sind dann eben auch doch die Filme, die das Genre sprengen: Falsches Spiel mit Roger Rabbit als wüster Mashup zwischen Cartoon/Noir/Comedy und Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone, die auch ein bisschen im Thrillergenre zu Hause sein darf. Ja, es bleibt schwer mit den Komödien. Verpasst haben sollte man aber keinen von diesen Klassikern.

Falsches Spiel mit Roger Rabbit [Robert Zemeckis]

(USA 1988)

Es ist gar nicht so einfach den Realfilm/Zeichentrick-Hybrid Who framed Roger Rabbit in eine Schublade zu stecken: Na klar fällt als erstes das unglaublich liebevolle und nicht nur damals unglaublich beeindruckende Einfügen der Zeichentrickcharaktere in einen Realfilmkontext auf. Natürlich besitzt diese Paralleldimension, in der klassische Cartoon-Figuren wie Mickey Mouse und Bugs Bunny im Hollywood der 40er Jahre herumlaufen viel vom Fantasygenre. Darüber hinaus ist der Fall um Roger Rabbit aber auch eine großartige Hommage an das Film Noir Genre, darin tatsächlich nicht nur Verbeugung sondern auch ausgezeichneter Krimi, auch ein bisschen – mitunter erstaunlich düsterer – Thriller und last but not least eine astreine Komödie, in der Wortwitz und Slapstick eine hervorragende Melange eingehen. Gelacht werden darf viel, wenn Roger Rabbit und Bob Hoskins als ungleiches Duo einen Kriminalfall lösen und dabei in allerhand skurrile Situationen geraten. Vielleicht keine astreine Komödie, aber an der komödiantischen Front derart gut aufgestellt, dass er zweifelsohne in diese Schublade gesteckt werden darf.

Caddyshack [Harold Ramis]

(USA 1980)

Caddyshack dürfte wohl einer der anarchistischsten Filme des Jahrzehnts überhaupt sein. Geplant als Coming of age Komödie auf einem Golfplatz verlegte sich der Fokus der Produktion schnell von den Caddys auf die zahllosen Comedians, die hier irgendwas zwischen Cameo-Auftritt und Hauptrolle ablegen. Und dabei zeigen sie auch, was sie können: Chevy Chase, Rodney Dangerfield und Bill Murray liefern hier einige der irrsten Performances ihrer Schauspielkarriere ab: Mal streng nach Drehbuch, oft frei improvisiert, hauen sie sich Kalauer, Slapstickeinlagen und derbe Sprüche um die Ohren. Dass der Konsum von Rauschmitteln am Set eher nach der Devise „Mehr ist mehr“ zelebriert wurde, schadet der durchgeknallten Komödie dabei kein bisschen. Caddyshack ist ein wildes und dreistes Chamäleon: Für ein paar Minuten darf sich der Zuschauer in einem Sportfilm wähnen, kurz glauben, dass wir es mit einer netten Teeniekomödie zu tun haben… aber dann … wird alles von dieser lauten, schlagfertigen SNL-Crew eingerissen. Caddyshack ist ein kleiner Troll, der keinen Respekt kennt. Weder für sein Genre, noch für sein Publikum, noch für sich selbst. Damals vom Gros der Kritiker zerrissen ist das laute Comedy-Ensemblestück heute vollkommen zurecht ein Klassiker des Genres: Dumm aber großartig.

Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone [Jim Abrahams, David Zucker, Jerry Zucker]

(USA 1986)

Jim Abrahams und die Zucker-Brüder, eigentlich für derbe Persiflagen und Parodien wie Hot Shots und Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug zuständig inszenieren mit Ruthless People einen großartigen Hybriden aus Thrillerkomödie, Heist-Movie, Persiflage auf die amerikanische Upperclass und wilder Verwechslungskomödie. Getragen wird der Film vor allem von der herausragenden Performance von Bette Midler und Danny DeVito, von denen jeder auf seine eigene Weise eine charmant uncharmante, sympathisch unsympathische Hauptrolle übernimmt. Der Rest besteht vor allem aus Chaos, Verwechslungen, guten Intentionen mit schlimmem Ausgang, bösen Intentionen mit gutem Ausgang und permanenter zum schreien komischer Planlosigkeit. Eine fantastische Komödie, die beweist, dass Zucker/Abraham auch außerhalb der Spoof-Welt zu überzeugen wissen.

Der Sinn des Lebens [Terry Jones]

(Großbritannien 1983)

Cineastisch gesehen hatten Monty Python ihre beste Zeit in den 80ern ein gutes Stück hinter sich. Nach den grandiosen Komödien Die Ritter der Kokosnuss (1975) und Das Leben des Brian (1979) hatte sich Regisseur Terry Gilliam aufgemacht im Alleingang einige der besten Filme der 80er Jahre zu produzieren, während die restlichen Mitglieder mal hier und da in anderen Filmen zu sehen waren. Einen Nachschlag ihrer surrealen Kunst lieferten sie dann aber doch noch in diesem Jahrzehnt ab. Der Sinn des Lebens – es geht doch nichts über philosophisch hochtrabende Titel – ist wie schon die wunderbare Welt der Schwerkraft eine Art Sketsch-Zusammenstellung, dieses Mal aber weitaus epischer, größer und auch größenwahnsinniger. Der Titel sagt eigentlich alles: Monty Python philosophieren über den Sinn des Lebens, in acht Kapiteln plus Vorfilm und Schlussbilanz, ein wahnwitziges Unterfangen mit überraschend konkretem Ausgang: „Seien Sie nett zu Ihren Nachbarn, vermeiden Sie fettes Essen, lesen Sie ein paar gute Bücher, machen Sie Spaziergänge und versuchen Sie, in Frieden und Harmonie mit Menschen jeden Glaubens und jeder Nation zu leben“ Pures Gold.

Tootsie [Sydney Pollack]

(USA 1982)

Bevor die Dekonstruktion und kritische Reflexion von Geschlechterrollen auch im Mainstream zum Thema wurde, gab es in der Popkultur vor allem das Motiv von „Charleys Tante“, um Travestie und Gender-Dekonstruktion einem breiten Publikum zu erzählen. Ja, Dustin Hoffmans Spiel in Frauenkleidern mag im 21. Jahrhundert etwas überholt wirken, finden hier doch weder die Freude der heutigen Travestie noch die kritische Reflexion von Sex und Gender statt, wie wir sie im 21. Jahrhundert kennen. Dafür ist Tootsie aber eine federleichte und sympathische Komödie, die im Gegensatz zu vielen anderen Filmen der damaligen Zeit nicht zum blöd altbackenen karnevalesken Genderswap verkommt (Ja, ich rede mit dir, Mrs. Doubtfire), sondern sich selbst genug Ernsthaftigkeit mit auf den Weg gibt, um auch zu Themen wie Sexismus, Showbiz und Machoismus was zu sagen zu haben. Ein Kind seiner Zeit und trotzdem auch heute noch ein großes Vergnügen.

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