Tag: 24. Mai 2020

Die besten Komödien der 80er Jahre II

Comedy gehört zu jenen Genres, die am schlechtesten altern. Vielleicht ist es sogar das Genre überhaupt, an dem der Zahn der Zeit am meisten nagt: Nicht Science Fiction (was naheliegend wäre), nicht Fantasy und auch nicht die großen Dramen. Nein, die Komödien sind es, die über die Jahrzehnte immer mehr an Wirk- und Strahlkraft verlieren. Was die eine Generation noch urkomisch fand, lässt womöglich bereits die kommende Generation mit der Nase rümpfen. Und selbst unser persönliches, ganz eigenes Humorverständnis ändert sich mit dem Lauf der Zeit. Bei den kontroversen Filmen der 80er Jahre habe ich bereits über die Problematik der Kontroverse und der Polarisierung a posteriori gesprochen, aber so extrem muss es gar nicht kommen. Oft reicht es, dass die Komödien vergangener Zeiten in der Retrospektive wie die schlechten Witze des einen Onkels wirken, der auf Familienfesten immer zu laut und zu angestrengt witzig war und für dessen Pointen man ein paar Jahre später nur noch ein Kopfschütteln übrig hat. Umso beeindruckender ist es, wenn eine Komödie mal zeitlos wirkt oder gar dreißig Jahre später noch zum Schmunzeln und Lachen verführen kann. Die Filme hier können das alle auf die ein oder andere Weise: Als schwarzhumorige Spiegel der damaligen Gesellschaft (Die Zeit nach Mitternacht) oder Medienlandschaft (Ginger und Fred), als Mockumentary-Klassiker (Zelig), als ohnehin aus der Zeit Gefallene (Zwei hinreißend verdorbene Schurken) oder schlicht und ergreifend als zeitlose, universelle tragikomische Parabeln (Sein oder Nichtsein). Vielleicht bleiben heute ein paar mehr Augen trocken, großartige Unterhaltung sind die hier versammelten Komödien aber immer noch.

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Die besten Filme 2017: I, Tonya und das Vexierspiel der Perspektiven

Im Jahr 1994 war ich 12 Jahre alt und habe mich – ich bin versucht „selbstverständlich“ zu sagen – nicht im geringsten für Eiskunstlauf interessiert. Aber ich erinnere mich dennoch an die Bilder der weinenden Nancy Kerrigan, nachdem dieser mit einer Eisenstange die Knie zerschlagen worden waren. Ebenso erinnere ich mich an das kollektive Aufatmen der medialen Sportöffentlichkeit, nachdem diese trotz des Anschlags bei den olympischen Spielen in Lilehammer die Silbermedaille gewann. Ich erinnere mich auch vage an den damaligen Gossip rund um ihre Rivalität mit Tonya Harding; und ohne irgendwas zu den Hintergründen zu wissen, wusste ich damals doch sehr wohl, wer die Gute – Kerrigan – und wer die Böse – Harding – in diesem Spiel war. Es war ein bisschen so wie die fast zeitgleich stattfindende Rivalität zwischen Henry Maske und Graciano Rocchigiani oder Bret Hart und Jerry Lawler. Wir waren jung und verstanden wenig von medialen Sportevents, aber die Sportfilme der 80er Jahre hatten uns gelehrt, dass es bei Rivalitäten immer einen Helden und einen Bösewicht geben musste. Zweiteres war Tonya Harding im Eiskunstlauf: Die Eishexe, die gnadenlose Attentäterin, die Unsportliche, die Verlogene; und natürlich auch die, die drehbuchreif am Ende mit ihren Intrigen nicht durchkam und bei den olympischen Spielen 1994 nur den achten Rang belegte.

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