Die besten Thriller und Actionfilme der 2000er Jahre
Jetzt kommts dicke… Keine ästhetische Erotik mehr, kein romantisches Schmachten und Säuseln. In diesem Artikel stehen voll und ganz die Thriller und Actionfilme des Jahrzehnts im Mittelpunkt. Adrenalin- und testosteronschwanger, spannend, schnell, knallhart, actionreich, manchmal auch verzwickt und komplex aber immer aufregend und mitreißend. Wer den ein oder anderen Reißer vermisst, der kann damit beruhigt werden, dass so mancher Actioneer-Bastard noch in weiteren Artikeln berücksichtigt wird. Was an der Auflistung aber bereits deutlich wird: Das traditionelle, puristische, reine Actionkino hatte in der letzten Dekade nicht gerade seine Hochzeit. Dafür aber umso mehr der Thriller, der sowohl postmodern dekonstruktivistisch als auch zynisch als auch hochdramatisch daher kam. Ladies and Gentlemen, die besten Thriller und Actionfilme des Jahrzehnts…
Oldboy [Park Chan-wook]
(Südkorea 2003)
Park Chan-Wooks knallharte und düstere Rachetrilogie (Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy, Lady Vengeance) gehört zu den großen Thrillerereignissen dieses Jahrzehnts. Und der beste Film aus der Reihe ist auch tatsächlich der, der in der kommerziellen Verwertung am erfolgreichsten war. In dem düsteren Bastard aus Revengethriller, Action und Familientragödie behandelt Park Themen wie Schuld und Sühne, Vergessen und Verdrängen, Zorn und Rache. Hinzu gesellt sich ein nicht unerheblicher mediensatirischer Aspekt und viel trockener, schwarzer Humor. Die Geschichte eines Mannes, der 15 Jahre eingesperrt wurde, sein ganzes Leben verloren hat und nur noch nach Rache sinnt, ist düster, kompromisslos, adrenalingeladen und in letzter Konsequenz zutiefst bitter und traurig. Ein Meisterwerk des postmodernen asiatischen Kinos.
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Diesen Film haben wir auch in unserem Podcast besprochen.
Departed – Unter Feinden [Martin Scorsese]
(USA 2006)
Etwas weniger düster, dafür aber ebenso knallhart und konsequent ist der Undercover-Thriller Departed von Regieveteran Martin Scorsese. Das amerikanische Remake des Hong Kong Thrillers Infernal Affairs übertrifft dank seiner raubeinigen und gleichzeitig psychoanalytisch durchdachten Erzählweise gar das (auch sehenswerte) Original. Der imaginäre Zweikampf zweier Protagonisten (zugleich Antagonisten), die sich im Laufe des Films nur für Bruchsekunden über den Weg laufen ist ungeheuer spannend, actionreich und bravourös geschnitten. Scorsese erweist sich hier als Meister der Parallelerzählung und hat zudem mit Di Caprio, Damon, Nicholson, Sheen und Wahlberg reihenweise grandiose Schauspieler mit an Bord.
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American Psycho [Max Harron]
(USA, 2000)
Weniger actionreich ist die Umsetzung von Bret Easton Ellis’s Kultroman American Psycho. Stattdessen begeistert die Geschichte um einen New Yorker Yuppie und Serienmörder mit satirischen Achzigerjahre Reminiszenzen, bitterbösem Humor und einem abgedrehten Strudel der Gewalt. Harrons Inszenierung des literarischen Schockers mag an manchen Stellen die Bösartigkeit seiner Vorlage vermissen lassen, bietet dafür aber ein wunderbar groteskes, absurdes High Society Panorama, eine Menge vergossenes Blut und einen diabolischen Protagonisten der ständig zwischen beängstigend, lächerlich und bemitleidenswert pendelt. Die surreale alptraumhafte Inszenierung setzt noch einmal einen oben drauf: …Und man wird Phil Collins nie wieder mit den selben Ohren hören.
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Hard Candy [David Slade]
(USA 2005)
Düster und bösartig geht es in Mike Slades Kammerspiel Hard Candy zu. Der Hybrid aus Selbstjustizthriller, Psychodrama und Torture Porn ist eine fesselnde, pervertierte Spiegelung des Rotkäppchen-Themas. Wer hier was getan hat, wer hier was verdient und wer welche Fäden in der Hand hält bleibt bei dem brutalen Psychoduell zwischen einem 14jährigen Mädchen und einem vermeintlichen Kinderschänder lange Zeit im Argen und so kann der Film in aller Ruhe, aber auch mit aller Konsequenz sein brutales Szenario bis zum bitteren Ende ablaufen lassen. Insbesondere Ellen Page (Juno) begeistert hier als brutaler jugendlicher Racheengel. Die damals gerade mal 18jährige Schauspielerin besticht durch intensives, authentisches und mitunter einfach nur erschreckendes Spiel und nutzt den klaustrophobischen Low-Budget-Thriller zur Präsentation ihres beeindruckend vielschichtigen Talents.
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Memento [Christopher Nolan]
(USA 2001)
Der Preis für die raffinierteste Storykonstruktion des Jahrzehnts geht an Christopher Nolan. Memento hat gleich zwei alternierende Erzählebenen zu bieten: Eine geradeaus laufende, in der Vergangenheit liegende und schwarz weiß dargestellte Handlung, sowie die Haupthandlung, die mit dem Ende der Geschichte beginnt und in 5Minuten-Clips rückwärts läuft, bis sich schließlich beide Fäden auf dem Höhe- und Endpunkt des Films treffen. Klingt kompliziert? Ist es auch ein wenig, aber dadurch bietet der Film nicht nur einen gigantischen Plottwist (der beste seit „The sixth sense“) sondern ständig neue Überraschungen und doppelte Böden. Die mysteriöse und knifflig konzipierte Geschichte um einen Mann, der sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat und den Tod seiner Frau rächen will, ist ein großartiger Neo-Noir-Thriller, ein spannendes Rätsel sowie eine düstere Parabel über Schuld, Rache, Erinnern und Vergessen.
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Zodiac [David Fincher]
(USA 2007)
Ebenfalls knifflig erzählt ist die Jahrzehnte andauernde Suche nach dem Zodiac-Killer. David Fincher verzichtet in seinem Film bewusst auf jede Ästhetisierung und Romantisierung des Bösen. Seine Vorstellung von einer Jagd nach einem Serientäter ist trocken, aufregungsarm und steckt voller akribischer Polizeiarbeit. Dabei ist es gerade das, was den Film zu einer abgenehmen Abwechslung zu Klassikern wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Sieben“ macht. Zodiac ist authentisch, schmerzhaft realistisch und in seiner lakonischen, genuinen Art fast schon dokumentarisch. Vormvollendete Erzählkunst die weder Stil noch Schnörkel braucht, um atemberaubend zu funktionieren. Vielleicht sogar der am meisten unterschätzte und bescheidenste Film des vielseitig begabten Regisseurs.
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Brick [Rian Johnson]
(USA 2005)
Verschnörkelt und verspielt ist der Neo Noir Thriller Brick – Detective Story. Die auf einer US High School angesiedelte Hommage an all die Bogards dieser Welt ist eine wunderbare Reminiszenz an den Noir Thriller des Amerikas der 40er und 50er Jahre. Dabei verzichtet Ryan Johnsons Low Budget Detektivgeschichte darauf das Sujet ins Lächerliche zu ziehen. Obwohl der Protagonist ein High School Milchbubi ist, weiß er, wie man ihm Dreck wühlt, wie man dunkle Geheimnisse ans Licht befördert, wie man Femme Fatales erliegt und insbesondere kann er einiges einstecken. Wie Humphrey zu seinen besten Zeiten prügelt, spuckt und blutet er sich so in den Untergrund eines Drogenhändlerrings und in die Arme einer lasziven, mysteriösen Frau. Brick ist ein Thriller der ganz ganz alten Schule, herrlich anachronistisch, unrealistisch und voller versteckter Fallhöhen. Ein Fest für Noir-Liebhaber.
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No country for old men [Ethan und Joel Coen]
(USA 2007)
Die Coens sind immer für außergewöhnliche Filme gut, die sich fernab gängiger Genrekonventionen bewegen. „No Country for old men“ ist ein origineller und komplexer Anti-Thriller, der mit einer ungewöhnlichen Dramaturgie beeindruckt und Actionszenen zeigt, die nicht laut und hektisch daherkommen, sondern bedächtig und ungeheuer authentisch sind. Die Geschichte führt direkt in das dunkelste Herz Amerikas: beeindruckende Panoramaaufnahmen einer kargen Landschaft, einer der psychopathischsten Killer der Filmgeschichte, ein einfacher Mann, der einen schweren Fehler begeht und ein behäbiger, überforderter Sheriff… Wege die sich kreuzen auseinanderlaufen und mit immer neuen unerwarteten Begebenheiten zu überraschen wissen. „No Country for old men“ ist eine düstere Parabel auf die Macht des Zufalls, ein spannendes Thrillerdrama, eine mitunter schwarzhumorige Tragödie, deren Gewalteruptionen kurz und schmerzhaft daherkommen und in Mark und Bein gehen und darüber hinaus eine tiefphilosophische Studie über das Böse, das in der beeindruckenden Ödnis von Texas schlummert. Intensiv, spannend, nachdenklich, einzigartig!
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A History of Violence / Eastern promises [David Cronenberg]
(USA 2005 / 2007)
Nachdem Extrem-Regisseur David Cronenberg mit Filmen wie Videodrome und Existenz jahrelang dem Bodyhorror frönte, nutzte er die 00er Jahre, um zwei epische Parabeln auf die Gewalt als solche zu zeichnen. Sowohl A History of Violence, in dem es um einen ehemaligen Kriminellen geht, der mit seiner Vergangenheit nicht abschließen kann, als auch das Sittengemälde der russischen Mafia Eastern Promises (Tödliche Versprechen) sind erstklassige Thriller in denen die physische Gewalt als Extremakt ganz im Mittelpunkt steht. Zu sehen gibt es dort so manche Grenzgängerszenen, wie ein äußerst expliziter Kampf eines nackten Mannes oder eine erschreckende Parallelisierung von physischer Gewalt und dem sexuellen Akt. Insbesondere die beeindruckende physische Präsenz Viggo Mortensens in beiden Filmen, lässt den Zuschauer diese nicht so schnell vergessen. Sein Körper wird sowohl ästhetisch als auch erschreckend inszeniert. Die von ihm verkörperten Charaktere pendeln ständig zwischen empathisch, angsteinflößend und beeindruckend eruptiv. Auch ohne die Fleischwerdung des Kafkaesken und Surrealen kann Cronenberg von der Faszination des menschlichen Körpers nicht ablassen, stellt diesen als Werkzeug, Verbündeten aber auch unkontrollierbaren Feind dar und generiert damit realistische Thriller, die geschickt mit den Grenzen, Möglichkeiten und dem Schrecken spielen, der vom menschlichen Körper ausgeht. Auch in seinem neu entdeckten Genre gelingen Cronenberg die physischsten Filme, die es im Kino zu sehen gibt.
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Crank [Mark Neveldine, Brian Taylor]
(USA 2006)
Kommen wir zur Action… und damit meinen wir in diesem Fall tatsächlich ÄKTSCHNNN! Crank ist ein Adrenalinrausch, der seinesgleichen sucht. Vermutlich die beste Verkörperung dessen, wozu das Actionkino im letzten Jahrzehnt gestrebt hat. Die Geschichte um einen Mann, der seinen Adrenalinpegel ständig oben halten muss, um nicht zu sterben, degradiert MTV zum Opium und lässt eine Achterbahnfahrt wie einen Tretbootausflug wirken. Crank ist schnell, schneller, actionreich, actionreicher und schert sich dabei weder um Realitätsnähe noch Nachvollziehbarkeit. Braucht er auch gar nicht, ebenso wenig eine Story, vernünftige Charaktere oder dramatische Pausen. Crank ist ein Action-Destilat erster Güte, heruntergebrochen auf das Wesentlichste, ein puritanischer Geschwindigkeitsrausch, ein einziger Knalleffekt: anspruchslos, überdreht, abartig laut und durch und durch unterhaltend. Der zweite Teil setzte übrigens nochmal einen drauf und wurde dadurch tatsächlich nahezu unsehbar. Spaß für die Hyperaktivitäts- und ADHS-Fraktion.
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Shoot’Em up [Michael Davis]
(USA 2007)
Es braucht so wenig, um einen großartigen Actioneer zu inszenieren. Einen abgehalfterten Protagonisten, ein kleines Baby…. und Äktschn!!! Auch bei Shoot’Em up wieder vor allem durch High Speed und eine gewisse ADHS Attitüde rübergebracht. Es war eben vor allem die Geschwindigkeit, die das Actionkino der 00er Jahre definierte. Und dabei eben nicht die Geschwindigkeit diverser Vehikel, wie es noch in den 70er Jahren der Fall war, sondern viel mehr die Geschwindigkeit an und für sich, als Kosmos, der die gesamte Handlung umschließt. Shoot’Em up ist dabei Blaupause, Prototyp und Höhepunkt dieser Art der cineastischen Erzählung… und gerade deshalb sehenswert: Schlicht, actionreich und spaßig. Was will man mehr?
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Erstveröffentlichung des Textes: 2010
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