Kultfilme, volle Fahrt voraus?

Auch 2010 hoffen die Produzenten und Filmstudios mit ganz speziellen Nischen-Filmen wieder eine Menge Staub aufzuwirbeln. Ob mit überzeichneter Gewalt, verrückten Geschichten, einer vertrackten Erzählweise, coolen Charakteren oder einfach durchgeknallten Szenarien. Seit den Erfolgen Quentin Tarantinos in den 90er Jahren wird bei jedem kruden, coolen, andersartigen Release auf raumübergreifende Mund-zu-Mund-Progpaganda gehofft. Immerhin verspricht das Label Kultfilm nicht nur erhöhte Credibility bei den Fans sondern darüber hinaus satte Einspielergebnisse und mittlerweile sogar Chancen auf begehrte Auszeichnungen. Seite360 wagt einen Blick auf kommende Highlights und klopft sie auf ihr Kultfilmpotential ab.

Inception (19.08.2010)

Worum geht es?

Das weiß noch niemand so genau, denn was die genaue Geschichte seines neuen Science Fiction Thrillers betrifft, hält sich Chris Nolan (The Dark Knight, memento) nach wie vor sehr verdeckt. Die Trailer versprechen eine mysteriöse Mischung aus Cop-Thriller, Matrix und dem Science Fiction Kultfilm Dark City.

Kultfilmpotential?

Hoch: Immerhin hat Nolan eine treue Fangemeinde hinter sich. Leonardo Di Caprio ist dank Departed und Shutter Island auch aus dem gröbsten raus und ist kein Grund mehr, einem Film das Label uncool aufzudrücken. Jedoch wird sich zeigen müssen, ob der Film sich nicht mit zu viel Düsterpathos selbst im Weg steht.

Das A-Team (05.08.2010)

Worum geht es?

Dürfte jeder 80er Jahre Serienfan wissen. Das A-Team befindet sich auf der Flucht vor dem Militär und hat trotzdem genug Zeit, gegen Bares seine Hilfe bei der Lösung diverser Probleme anzubieten. Mit schnellen Flitzern, Kanonen, Fäusten, Mac Gyverscher Bastelleidenschaft und einem dicken Augenzwinkern bieten sie jedem scheinbar noch so übermächtigen Bösewicht Paroli.

Kultpotential?

Naja. Die ersten Trailer versprechen weniger 80er Trash-Retrocharme und mehr Michael Bay Actionkino. Das dürfte den Fans der alten Serie nichtschmecken. Und diese sind in dem Fall ausschlaggebend. Immerhin gibt es Pluspunkte für eine gelungene Besetzung und einen übercoolen Liam Neeson als Hannibal – Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert – Smith. Ansonsten jedoch zu viel gelackte State-of-the-Art-Action, zu viel Pathos und zu wenig Mut zum Trash, um wahres Kultfilmpotential zu besitzen.

From Paris with Love (25.03.2010)

Worum geht es?

Ein junger Nachwuchsagent, der in Paris ausgerechnet (Jonathan Rhys Meyers), der in Paris ausgerechnet mit einem glatzköpfigen Irren (John Travolta) zusammenarbeiten muss. Der Trailer verspricht viel Low-Brainer-Action, lockere Oneliner und einen charismatischen Travolta.

Kultpotential?

Okay. Auch wenn die bisherigen Kritiken nicht gerade wohlwollend waren, erfüllt John Travolta seinen Part als cooler Draufgänger offensichtlich sehr gekonnt. Dazu ein europäisches Setting – was derzeit ziemlich angesagt ist – und coole Sprüche. From Paris with Love könnte sich zum Kultfilm in Action-Kreisen mausern.

Kick-Ass (22.04.2010)

Worum geht es?

Unkonventionelle Superhelden, die auch ohne Superkräfte die Welt verändern. Eine wilde Mischung aus Spiderman-Parodie und durchgeknalltem Actioneer mit launigen Dialogen und konsequenten Tabubrüchen.

Kultpotential?

Ja, ja, ja! Eine elfjährige Göre, die reihenweise Bösewichter umnietet hat schon für den kalkulierten Skandal gesorgt. Nicolas Cage darf auch wieder als coole Sau gefallen. Das Konzept um schräge Möchtegernsuperhelden passt perfekt als Abgesang auf den mittlerweile wieder verebbenden Trend. Und selbst der Titel ist perfekt gewählt, um in Gesprächen á la „krasse scheise, den musst du echt sehen“ zu fallen. Absolutes Kultfilmpotential.

Schwerkraft (25.03.2010)

Worum geht es?

Sie können es nicht lassen, die Deutschen. Der Wunsch in bestimmten Cineasten-Kreisen akzeptiert zu werden, sorgt dafür immer wieder aufs Neue potentielle Tarantinos aus Deutschland anzupreisen. Dieser, Maximilian Erwein, inszeniert in Schwerkraft die Geschichte eines Bankiers, der sein Leben vollkommen umkrempelt und bei einem zwielichtigen Ex-Knacki (Jürgen Vogel) in die Lehre geht.

Kultpotential?

Sehr gering… leider. Erwein scheint mit diesem Film vieles richtig gemacht zu haben. Das Setting biedert sich nicht an US-Vorbilder an, Vogel gefällt als durchgeknallter Gangster, und zudem scheint der spaßige Beginn gegen Ende immer weiter ins Bittere und Düstere abzugleiten. Aber es ist ein deutscher Film. Und die haben es bei der Bewerbung um Kultfilmauszeichnungen nie leicht. Das wird auch bei diesem Leckerbissen nicht anders sein. Mehr als ein Achtungserfolg bei Tarantinoanhängern wäre jedenfalls eine dicke (erfreuliche) Überraschung.