Schlagwort: Nihilismus

Es ist schwer ein Gott zu sein (2013) von Alexei German – Meisterwerk mit Überwältigungsstrategie

Acht Jahre Dreharbeiten, fünf Jahre Schnitt, der Wunsch etwas Episches zu erschaffen, permanent konfrontiert mit dem Unvollständigen. Es ist schwer vorstellbar, was im russischen Regisseur Alexei German vorgegangen sein muss, während er versuchte, Es ist schwer ein Gott zu sein (2013) als sehr freie Verfilmung des 60er Jahre Science Fiction Romans von Arkadi und Boris Strugazki zum Leben zu erwecken. Für German sollte es leider kein Happy End dieses schweren und langwierigen Schaffensprozess geben. Er starb vor der Vollendung des Werkes. Diese bittere Note dieses mühsamen Schaffensprozesses lässt sich nicht ignorieren, auch wenn das Kunstwerk – im Gegensatz zu seinem Künstler – doch noch ein Happy End erhalten sollte. Germans Sohn – ebenfalls Filmemacher – griff sich den Film, irgendwo im Zustand zwischen „eigentlich seit Jahren fertig“ und „überambitioniertes Fragment“, und machte einen finalen Schnitt. Fast drei Stunden ist das daraus entstandene Werk lang, und jeder einzelnen Sekunde, jedem Bild, jedem Geräusch sieht man den entbehrungsreichen Schaffensprozess an. Трудно быть богом ist ein Monstrum von einem Film. Der Titel wirkt dabei schon fast prophetisch: Denn in all seinem Größenwahn, in seiner schmutzigen Opulenz, in seinem Mäandern zwischen Experimentalfilm und Epos ist die filmische Dekonstruktion des literarischen Bastards aus Science Fiction und Mittelalterdokument vor allem eine große Demonstration eines zu Viels, eines Determinismus zum Scheitern, der gegen alle Erwartungen nur als Erfolg verbucht werden kann.

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Kritik und Analyse zu Joker (2019) – Comicverfilmung als New Hollywood Thrillerdrama

Früher war alles besser. Da durften Regisseure noch Filme gegen den Strich des klassischen Hollywood-Erzählkinos bürsten, durften harte und ungewöhnliche Stoffe verfilmen und erhielten dafür trotzdem kritische Anerkennung und gewannen sogar das Mainstreampublikum für sich. Da gelangten alles andere als bekömmliche Filme in die großen Multiplexkinos und wurden mit dem Label „New Hollwood“ geadelt: Scorsese, Polanski, Kubrick, Spielberg… die durften sich austoben und dennoch die Kassen der Studios klingeln lassen. Früher war alles besser: Da musste ein Film sich noch nicht einer überpolitisierten Kritikerschar stellen, keiner moralischen Instanz, durfte auch politisch inkorrekt und verantwortungslos sein, musste nicht auf PG 13 gebürstet werden.. Früher war alles besser. Da gab es noch kein Internet, keine sozialen und assozialen Netzwerke, kein 4chan, 8chan, 237chan, kein Youtube und keine Hobbykritiker, die bei Rotten Tomatoes Seite an Seite mit Profis wie Roger Ebert standen. Keine langen Diskussionen, kein Zerpflücken der Kunst, keine poststrukturalistische Denke und keine Metatextualität. Einfach nur gute Filme. Früher war alles besser.

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