Schlagwort: Paul Greengrass

News of the World (2020) – Monumentales Kino für eine kinolose Zeit

2020 war ein merkwürdiges Kinojahr. Ein nicht vorhandenes Kinojahr für den Großteil des Publikums und für die Produktions- und Distributionsseite ein Kinojahr, das vor allem für eine Menge Kopfschmerzen verantwortlich war. Wohin mit den Filmen, wenn die Lichtspielhäuser leer bleiben? Zumindest im Falle von News of the World (2020) von Paul Greengrass war die Antwort klar: So schnell wie möglich in die Wohnzimmer. Schon vor dem US-Kinostart der von Universal produzierten Verfilmung eines Romans von Paulette Jiles erhielt Netflix den Zuschlag für die internationale Verwertung… und fackelte nicht lange. Kinostart, Dezember 2020; Netflix-Veröffentlichung Februar 2021. Dabei ist News of the World durchaus ein Film, der im Kino gut aufgehoben wäre: Ein episches Westerndrama mit Starbesetzung, opulenten Bildern und einer emotionalen Geschichte, die nach den Academy Awards dürstet. Gerade bei einem solchen Film ist es merkwürdig, ihn im intimen Rahmen der eigenen vier Wände zu sehen. Merkwürdig und auch ziemlich deprimierend. Nicht nur, weil es einen schmerzlich daran erinnert, wie sehr das ganz traditionelle Kinoerlebnis im letzten Jahr gefehlt hat, sondern auch weil er mit seinem Setting in der weiten texanischen Prärie und der Geschichte von reisenden, suchenden und gegeneinander kämpfenden Menschen ein Bild von Gesellschaft evoziert, dass in den letzten Monaten in Home Offices, hintern Bildschirmen und vor Zoom-Meetings und Skype-Calls verloren gegangen ist. Vielleicht sogar noch verstärkt dadurch, dass er mit einer Reise in eine weit zurückliegende Vergangenheit verbunden ist.

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Kurzrezensionen: Captain Phillips, 12 Years a Slave, Snowpiercer, Trance – Gefährliche Erinnerung

Unbedingt mal wieder Zeit für einen aktuellen Filmabriss… Irgendwie tut es mir derzeit um so ziemlich jeden Film leid, den ich sehe und zu dem ich es nicht schaffe, wenigstens ein oder zwei Zeilen zu Papier zu bringen; liegt nicht nur daran, dass ich das Gefühl habe, mussmansehen.de giere nach Content, sondern auch einfach weil das Niederschreiben mir selbst hilft meine Meinung zu dem entsprechenden Film zu verarbeiten und zu fixieren, auch über den (ähnlichen) Effekt eines  Nach-Kinobesuch-Gesprächs hinaus. Hier also jetzt ein paar kurze Gedanken zu einigen Filmen, die ich in den letzten Wochen/Monaten gesehen habe. Keine tiefgründige Analyse, keine umfangreiche Auseinandersetzung, nur ein oder zwei Cents, die ich glaube zu den Werken noch loswerden zu müssen. Dieses Mal sind die Big Budget Großprojekte an der Reihe: Zweimal Oscar-Gewinner in Captain Phillips und 12 Years a Slave, einmal stilsicherer Heist-Mindfuck in Trance, und einmal groteske Weltuntergangsphantasien zwischen Korea und Traumfabrik in Snowpiercer. 2014 ist btw. bis dato ein verdammt gutes Filmjahr.

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