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1917 (2019) von Sam Mendes – Krieg als One Shot Poesie

Irgendwo an der Nordfront Frankreichs, irgendwann während des Ersten Weltkriegs. Zwei britische Soldaten liegen unter einem Baum und schlafen. Die kurze Verschnaufspause wird jedoch jäh gestört, als die beiden einen wichtigen Botenbefehl erhalten, der sie über die (vermeintlich vor kurzem geräumten) deutschen, feindlichen Linien führen soll. Wir folgen den beiden Soldaten, sind dicht bei ihnen, während sie sich durch den engen Schützengraben ihren Weg bahnen. Vorbei an anderen schlafenden, lesenden, rauchenden Soldaten, die auf ihren nächsten Befehl warten. Es ist eng und stickig. Schließlich gelangen die beiden zu einem der wenigen Durchgänge nach oben, klettern am Stacheldraht vorbei und schließlich auf das zuvor umkämpfte Schlachtfeld. Die Kamera fährt hinauf, und die eben erlebte Klaustrophobie macht einer erstaunlichen breiten Leere platz. Nie zuvor ist es einem Film gelungen, derart beeindruckend das Gefühl des Schützengrabens, des Stellungskrieges und der schieren Dimension eines Schlachtfeldes während des ersten Weltkriegs auf die Leinwand zu bringen. Die ersten fünfzehn Minuten von 1917 (2019) sind ein atemberaubendes, visuelles Erlebnis. Einer von jenen Filmmomenten, die einem glatt die Sprache verschlagen, eine erschlagende Demonstration der Ausmaße des Stellungskrieges und zugleich eine erschlagende Demonstration großen filmischen Handwerks. Und das ist erst der Anfang: Regisseur Sam Mendes (American Beauty) erzählt seine Vision des ersten Weltkrieges als Epos einfacher Soldaten und denkt dabei gar nicht daran von ihnen zu weichen, im wahrsten Sinne des Wortes.

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Die besten Filme der 90er Jahre: Gedanken zu American Beauty (1999)

Das wird kein „Warum der und der Film da nicht reingehört“-Artikel wie zum Beispiel bei Saving Private Ryan oder Basic Instinct. Genau genommen mag ich American Beauty ziemlich gerne. Er ist ein hervorragender Film… und ja, er gehört auch irgendwie zu den besten Filmen der 90er Jahre. Dennoch habe ich mit Sam Mendes Vorstadtsatire mein ein oder anderes Problem, auf das ich in diesem Text eingehen möchte. In der entsprechenden Bestenliste habe ich ja schon ziemlich deutlich ausgedrückt, warum American Beauty ein Anrecht auf eine Top-Platzierung hat, hier soll es indes um anderes gehen. Folgerichtig richtet sich dieser Text an Leser die den Film bereits kennen. Eine Zusammenfassung der Handlung oder Kurzumschreibung wird es keine geben, sehr wohl werde ich aber auf wesentliche Storyelemente eingehen. Wer den Film noch nicht gesehen hat und nicht gespoilert werden will, sollte an dieser Stelle daher nicht weiterlesen.

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