South Park: Season 15 – Was bisher geschah…

Die schönste Zeit des Jahres steht kurz bevor. Am 27. April 2011 startet die 15. South Park Staffel, kurz nachdem Trey Parker und Matt Stone einen Vertrag für weitere drei Staffeln bei Comedy Central unterschrieben haben. Für schwarzen Humor und infamen Zeichentrick ist für die nächsten Jahre also gesorgt. Und da es nun wirklich nicht mehr lange dauert, bis wir die neuesten Folgen der beliebten, qualitativ erstaunlich konstanten, schwarzhumorigen Zeichentrickserie online genießen können, lohnt sich doch nochmal ein kleiner Rückblick auf die vergangene Staffel, um den Appetit auf das kommende Material von Trey Parker und Matt Stone anzuheizen.

Die vierzehnte South Park Staffel bot gleich zwei folgenreiche kreative Entscheidungen, die sie zu einem (weiteren) Unikat in der Staffelgeschichte der Serie werden lassen. Zum einen wäre da das damalige Jubiläum, Folge 200 sowie 201, ein Doppelpack, das sich gewaschen hat, für so manche Kontroverse sorgte und online – zumindest auf dem offiziellen Weg – nicht mehr einsehbar ist. Zum zweiten ist die Entzauberung von Kenny ein geschichtsträchtiges Ereignis, gehörten doch seine regelmäßigen Tode und Reinkarnationen von Beginn an zur Serie. „Oh my god, they killed Kenny“ wurde Dank South Park zu einem der großen Zeichentrick-Meme unserer Zeit und die Entscheidung dieses irreale, satirische Moment auf ein narratives, fantastisches Fundament zu stellen, ist zumindest für mich als langjährigem Fan der Serie alles andere als leicht zu schlucken.

Aber kommen wir zuerst zum Jubiläumsdoppelschlag. Dieser ist so etwas wie ein Geschenk der Macher an uns, die langjährigen Fans der Serie: Zahllose Running-Gags werden aufgegriffen, variiert, persifliert und dekonstruiert. Angefangen bei dem Alltime-Klassiker der Frage nach der Herkunft von Cartman, über das Wiederauftauchen der gefürchteten Ginger-Kids, über das noch genialere Wiederauftauchen von Cartmans altem Nemesis Scott Tennerman bis hin zur Referierung auf Tom Cruise (Trapped in the Closet) und die Kontroverse um die vermeintliche Darstellung Mohammeds in der Episode Cartoon Wars. Letzteres Mem war auch für die Kontroverse um das Geburtstags-Doppelpack verantwortlich. Nachdem die Episode 200 ausgestrahlt worden war, in der permanent Witze über das muslimische Darstellungsverbot Mohammeds gemacht wurden, regaierten extremistische Islamisten auf einer Website mit folgender Botschaft:

We have to warn Matt and Trey that what they are doing is stupid and they will probably wind up like Theo Van Gogh for airing this show. This is not a threat, but a warning of the reality of what will likely happen to them.

Ähnlich wie in der Folge Cartoon Wars sorgte die satirische Auseinandersetzung South Parks mit dem Thema also für eine Rückkoppelung in der Realität. Die Satire traf das anvisierte Ziel, das sich mit seiner Reaktion selbst entlarvte und die vermeintliche Überstilisierung des Problems im Fiktiven in der Realität überholte. Comedy Central entschied sich, die Folge im Fernsehen nicht zu wiederholen und auch im Internet blieben 200 und 201 seitdem abwesend. Eine Übertragung der Metaebene auf die Realität, die der kongenialen Doppelfolge noch mehr Brisanz verleiht, diese dafür aber umso wertvoller macht.

Mit Morddrohungen werden die Kenny-Fans wohl kaum auf dessen Entmystifizierung in Coon vs. Coon and Friends reagieren. Dennoch hat auch diese ordentlich Brisanz. Zumal sie mit der Entmystifizierung des seit Staffel 13 bekannten Superhelden Mysterion einhergeht. Kenny ist also Mysterion und wird, jedesmal wenn er stirbt, wiedergeboren. Und niemand außer ihm erinnert sich daran. Das ist insofern eine heftige kreative Entscheidung, da Kennys Tod immer eine gewisse Metaebene eingeschrieben war, die direkt das Publikum der Serie anvisierte und von ihrer unerklärlichen Irrealität lebte. Wenn Kenny starb – zumindest in den Anfangstagen der Serie – referierte dieses Moment immer auf sich selbst, auf die Serie im Allgemeinen und ihre Zuschauer. Der wütende Ausruf „You Bastards!“ richtete sich direkt an das Publikum, angeprangert wurde dessen Gier nach derbem Humor und brutaler Cartoon-Gewalt. Die Produzenten und Rezipienten der Serie ließen Kenny sterben, eben einfach weil es zum Programm gehörte. Und dieser mediale Determinismus erboste folgerichtig die Figuren der Serie, die mit ihrer eigenen Marionettenhaftigkeit und aufgezwungen Fatalität konfrontiert wurden.

Durch die Verbindung von Kennys Tod mit dem Kthulu-Kult und seinen Superkräften, wird diese Metaebene der Serie brutal entrissen. Aus der selbstreflexiven Satire wird ein fantastisches Element, dass mit Sicherheit nicht zum letzten Mal eingesetzt wurde. Ansonsten steckte die vierzehnte Staffel wie schon die Staffeln zuvor voller grandioser Episoden: Die bissige Facebookabrechnung im Tron-Stil You have 0 friends, die großartige Tiger Woods Satire Sexual Healing, die dreiste Inception-Kritik Insheeption aber auch einige kleinere Hänger wie Medicinal Fried Chicken. Alles in allem aber wieder einmal eine ausgesprochen vergnügliche, wild in alle Richtungen ausschlagende South Park Staffel.

Staffel 15 beginnt morgen… und allein der Name der ersten Episode HUMANCENTiPAD verspricht wieder einmal ein wunderbares, satirisches Horror/Tech-Mashup, bei dem Apple wohl einiges abkriegen wird. Man darf gespannt sein. South Park, Season 15. Ab dem 27.4. in jedem Internet in unserer Nähe…

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