Tag: 9. August 2013

Die besten Filme 2012 – Frances Ha von Greta Gerwig und Noah Baumbach

Es gab ein – filmhistorisch betrachtet relativ kleines – Zeitfenster, in dem schwarzweiße Bilder so etwas wie ein Aushängeschild des gehobenen Independentkinos waren. Gemeint ist die Zeit der mittleren bis späten 80er bis weit in die 90er Jahre hinein. Eine Zeit, in der der Schwarzweißfilm im Mainstreamkino keine Rolle mehr spielte und entweder sehr bewusst als ästhetisches Stilmittel im Arthaus eingesetzt wurde oder eben in genannten Indie-Produktionen. Im Gegensatz zum Arthaus handelte es sich bei jenen Filmen jedoch nicht um eine ästhetische sondern meist eine budgettechnische Entscheidung. Bevor der digitale Film herausragende Kameras auch für unabhängige Produktionen erschwinglich machte, mussten die Regisseurinnen und Regisseure ohne großes Studio im Rücken gezwungenermaßen technische Abstriche machen. Und wer gute Bilder über den Low Budget Film hinaus produzieren wollte, machte diese Abstriche dann meist im Bezug auf die Farbe. Im Grunde genommen wusste man damals als Kinogänger bereits, wenn man einen Indiefilm in schwarzweiß sah, dass sich der Regisseur Gedanken gemacht hatte, wie er seine Vision mit seinem schmalen Geldbeutel am besten auf die Leinwand bringen konnte: Jim Jarmuschs Down by Law (1986), Kevin Smiths Clerks (1994) oder Christopher Nolans Following (1998) dürften zu den retrospektiv bekannteren Werken dieser Ära gehören. Wenn ein Indieflick jüngeren Datums auf dieses Stilmittel setzt, besteht schnell die Gefahr, dass dies prätentiös wirkt, versucht es doch einen aus Notwendigkeit geborenen Charakter des klassischen Indiekinos zum bewussten Stilmittel zu erklären und sich mit Einsatz dieses Stilmittels selbst bei den Ahnen einzureihen. Um das gleich vorwegzuschicken: Dies ist bei Greta Gerwigs und Noah Baumbachs gemeinsamen Projekt Frances Ha (2012) nicht der Fall, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Geschichte um die umtriebige wie phlegmatische Frances durch und durch eine Reminiszenz an das unabhängige Slackerkino der 90er Jahre darstellt, dabei aber äußerst charmant dessen Prototypen und Stereotypen auf die Generation der Millennials überträgt.

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