Tag: 18. Oktober 2020

Patti Cake$ – Queen of Rap (2017): Deutlich mehr als ein weiblicher 8 Mile

Zwei Genres, die spätestens seit den 80er Jahren oft eng miteinander verwandt sind, sind der Musikerfilm und der Sportlerfilm. Zumindest wenn es um die klassischen Aufsteigergeschichten geht: Ein Sportler oder eine Sportlerin, ein Musiker oder eine Musikerin, gerne mit Außenseiterstatus und aus schwierigen Verhältnissen stammend kämpft für einen meistens kleinen, manchmal auch größeren Erfolg. Oft sind es Geschichten aus der Arbeiterklasse, vom White Trash, von Menschen am Rande der Gesellschaft: Rocky, der als einfacher Arbeiter und Amateurboxer die einmalige Chance für einen Weltmeisterkampf erhält, Eminem, der sich als weißer Detroiter bei einem großen Battlerap-Contest Ansehen in der Szene errappt. Alex, eine Schweißerin, der es gelingt bei einem renommierten Konservatorium vorzutanzen, Hilary Swank als Kellnerin, die durchs Boxen zum Million Dollar Baby wird. Die Parallelen sind vielfach gegeben: Es geht um den Kampf gegen die widrigen Umstände, in denen man lebt, auch ein wenig um den amerikanischen Traum, meist ist der Erfolg gar nicht so wichtig sondern das Streben nach mehr: Eminem wird in 8 Mile kein Rap-Superstar sondern verschafft sich einfach Respekt bei einem lokalen Battle, Rocky darf den entscheidenden Kampf verlieren und bei Million Dollar Baby endet die Karriere sogar in der Katastrophe. Es ist nicht wichtig, mehr zu bekommen, sondern mehr zu wollen… das ist es, was uns diese Filme erzählen. Genau in diese Sparte fällt auch die Coming-of-age Tragikomödie Patti Cake$ – Queen of Rap (2017), die Geschichte einer Rapperin, die ganz weit unten lebt, die Hoffnung und den Kampf für etwas Besseres, Größeres aber nie aufgibt.

Weiterlesen

Dystopischer Action-Spaß: Hotel Artemis (2018)

Die John Wick Trilogie hat eine Spur im aktuellen Actionkino hinterlassen, deren Folgen noch nicht ganz abzusehen sind, die aber nur zu begrüßen ist. World Building scheint plötzlich der heißeste Scheiß zu sein. Nachdem die 2010er Jahre actiontechnisch dominiert worden waren von lauten, bunten Marvel-Flicks auf der einen Seite und grimmigen – oft unfreiwillig komischen – Rescue- und Revenge-Actioneers auf der anderen, hat sich Dank John Wick eine neue Form der Fantastik ins Genre eingeschlichen. Ein guter Actionfilm darf endlich wieder mehr sein als Comic-Revue, Michael Bay Porno oder generische Entführungsgeschichte: Plötzlich wollen Actionfilme Welten entwerfen, deren Beschaffenheit peu à peu entblättert wird und die sich damit genug Mysterium für potentielle Fortsetzungen bewahren. Einer der Vertreter dieser New Wave of Action ist Hotel Artemis (2018) von Drew Pearce. Pearce hat durchaus Erfahrung mit dem Genre, zeichnet er sich doch als Drehbuchautor für Iron Man 3, Mission Impossible – Rogue Nation und Fast & Furious: Hobbs & Shaw verantwortlich, also für eine große Bandbreite an Actionfilm-Varianten, die in den letzten Jahren im Kino zu sehen waren. Bleibt die Frage, ob er mit seinem Regie Debüt auch als fantastischer World Builder überzeugen kann…

Weiterlesen