Tag: 11. Februar 2021

Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre und die biederen Seiten des erotischen Kinos

Um es kurz zu fassen: Oswalt Kolle und Alois Brummer sind schuld. Beide aus unterschiedlichen Gründen, mit verschiedenen Motivationen und in komplett unterschiedlichen Subgenres des erotischen Films. Aber beide haben die deutsche Filmgeschichte nachhaltig beeinflusst, beide haben stark daran mitgewirkt, dass in den 70ern ein regelrechter Hype um den deutschen Sexfilm ausgelöst wurde. Und dass die ästhetischen, dramturgischen und narrativen Positionen der beiden derart zentral für den deutschen Sexfilm der damaligen Zeit waren, führt dazu, dass dieser so aussieht, wie er aussieht… nicht besonders gut. Um gleich die nächste pointierte These rauszuhauen: Die Deutschen können keinen Sex. Zumindest nicht im Kino. Während in Frankreich durch Emmanuelle und Konsorten in den frühen 70ern ein Softerotik-Boom entstand, der sich stets um die Schönheit des erotischen Aktes drehte, während in den USA durch den Porno Chic im pornografischen Kino experimentiert, gelacht und gefeiert wurde, während die Italiener in ihren Giallo-Spätwerken und Exploitationfilmen Erotik mit Blut und Horror kreuzten, kommt der deutsche Sexfilm erschreckend bieder und ungelenk daher. Im Gegensatz zur südeuropäischen Konkurrenz gelingt es ihm nie, seine spießige Lüsternheit zu verbergen oder wenigstens in ein bizarres Spektakel zu verwandeln, im Gegensatz zur Konkurrenz aus den Nachbarländern gelingt es ihm nie eskapistisch, verführerisch und einfach nur schön zu sein. Und im Gegensatz zur Konkurrenz jenseits des Atlantik fehlt ihm jedes Gespür für Experimentierfreude und Ambition. Der deutsche Sexfilm der 70er Jahre ist wohl die dürftigste Ausgeburt des erotischen Kinos: Eine Okkupation der sexuellen Revolution durch den Schlager, eine Domestizierung der sexuellen Freiheit in einem traditionellen, konservativen Setting. Irgendwie immer noch wollüstig und schmutzig, vor allem aber langweilig, gefällig und bieder.

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