Schlagwort: Symbolismus

Die besten Filme 2016: Neon Demon von Nicolas Winding Refn

Lieber Herr Refn,
Sie wie ich haben wahrscheinlich gerade ein Deja Vu. Richtig, es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich Ihnen bereits einen Brief geschrieben. Der Anlass war damals Ihr neuester Film Only God forgives, der mir gelinde gesagt ein wenig zu sehr die Kunst über den Menschen stellte. Und als Setting für dessen Nachfolger suchen Sie sich jetzt ausgerechnet die Modeszene aus? Sie machen es einem aber auch wirklich nicht einfach. Schon wieder ein eiskaltes, unmenschliches Szenario? Und jetzt auch noch glitzernd oberflächlich? Als ob sie nicht genug an ihrer eigenen surrealistischen, symbolistischen Oberflächlichkeit zu arbeiten hätten? Und was soll dann noch zusätzlich dieses prätentiöse NWR, das als Kürzel ihres Namens diesen Film ziert? Als wollten sie ein Gemälde signieren? Geht es denn überhaupt noch selbstverliebter, artifizieller? Ja, Sie machen es einem wirklich nicht leicht, und Sie brauchen sich auch – ganz ehrlich gesagt – nicht zu wundern, wenn man mit gewissen Vorbehalten an ihren aktuellen Film herangeht. Allein dieser Titel: Neon Demon (2016), das ist mal wieder groß, gewaltig, spirituell überspitzt. Aber wissen Sie was, Sie und ihr Werk sind einfach zu faszinierend, als dass ich die Flinte einfach ins Korn werfen würde. Ich will versuchen so vorurteilsfrei wie möglich das neue NWR-Kunstwerk zu genießen. Vielleicht gibt es doch mehr zu holen als ein bloßes „Schon wieder?“.

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Kurzrezensionen (Science Fiction, 2014): Under the Skin, Elysium, Edge of Tomorrow, Transcendence

So es ist mal wieder an der Zeit für einen kleinen Filmabriss, der sich tatsächlich konsequent aktuellen Filmen widmet: 2014 scheint wie bereits 2013 auf den ersten Blick ein ganz hervorragendes Jahr für das SciFi Genre sein. Nachdem ich vor ziemlich genau einem Jahr meine Begeisterung für Oblivion und Ender’s Game kundgetan habe, sind in den letzten Monaten noch ein paar weitere interessante Genre-Beiträge durch mein Heimkino gerauscht, und das dann auch gleich in den unterschiedlichsten Variationen: Zum einen das Genre als Leinwand für artifizielles, eskapistisches Kunstkino in der Scarlett Johansson One-Woman-Show Under the Skin, zum Zweiten das Genre als Leinwand für dystopische Gesellschaftskritik in Elysium, zum Dritten das Genre als Hintergrund einer philosophischen Auseinandersetzung mit KI und Digitalität in Transcendence und last but not least, das Genre als Vorwand für Big Budget Kriegs- und Actionkino in Edge of Tomorrow. Welcher der Beiträge was taugt, lest ihr nach dem Klick.

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Les Revenants / The Returned – Review, Staffel 1 (2012)

Seit der ersten Staffel der Sopranos und der daraus resultierenden, tatsächlich überwältigenden, Welle an fantastischen Tripple A Serien aus den USA gehört es vor allem in Deutschland zum beliebtesten Volkssport der Feuilletonisten, über die vor sich hindarbende Serienlandschaft in Europa zu lästern. Mag das angesichts der miserablen Lage im deutschsprachigen Raum seine Berechtigung haben (Oh yeah! Noch ein Tatort-Klon), so haben andere europäische Länder in den letzten Jahren das ein oder andere mal bewiesen, dass auch der alte Kontinent dazu in der Lage ist, mit High Quality Serien zu punkten. Erinnert sei an dieser Stelle nur an die herausragende Roboterserie Real Human, die mittlerweile in die zweite Staffel gegangen ist und die sich weder ästhetisch noch inhaltlich vor den großen US-Serien verstecken muss.

2014: Bühne frei für das nächste, große, potentielle Serienmeisterwerk, fabriqué aux Europe: Les Revenants alias The Returned aus dem französischsprachigen Raum. Ein faszinierender Hybrid aus Drama, Mystery, Grusel und sozialer Parabel, den sich der aufgeschlossene Serienfreund keinesfalls entgehen lassen sollte.

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Only God Forgives: Ein offener Brief an Nicolas Winding Refn

Nein, lieber Herr Refn, wirkliche Freunde werden wir in diesem Leben wohl nicht mehr. Dabei will ich Ihnen nicht einmal vorwerfen, dass sie der wohl überbewertetste Regisseur unserer Tage sind. Schließlich können sie dafür nun wirklich nichts, oder? Okay, die ein oder andere ästhetizistische Hipster-Masturbation haben Sie in ihren letzten Filmen schon verbrochen, von kalkulierter Jagd nach Stimmvieh (bei der Wahl um den größten lebenden Regisseur) ist das dennoch weit entfernt. Nein, ich nehme Ihnen den Hype um sie wirklich nicht übel, im Grunde genommen mag ich Ihre Filme ja auch: Den düsteren transzendentalen Trip, Valhalla Rising, der ist wirklich großes Kino, das Slow Motion Actiondrama Drive, ja auch das hat seine Momente… und ja, auch die Pusher-Filme und Bronson sind düstere Action-Bastarde, in denen verdammt viel Kreativität steckt. Ich glaube Ihnen sofort, dass sie mit Herzblut dabei sind und ihre Filme tatsächlich – ohne jede Kalkulation – anders erzählen wollen. Aber um Gottes Willen, müssen sie dabei immer so dick auftragen? Müssen sie dabei immer so sehr den Style- und Design-Göttern huldigen, sich derart in ihren glänzenden und zugleich schmutzigen Bildern verlieren, dass sie drumherum vollkommen vergessen, irgendetwas mit Substanz zu erzählen?

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Kurzrezensionen (2012er Recap III): Drive, Keyhole, Django Unchained, Cosmopolis

Joa… weiter gehts mit der Aufarbeitung des Kinojahres 2012: Die folgenden Reviews möchte ich dann mal unter dem Banner zusammenfassen: „Hipsters get, what hipsters want!“ Sprich, Filme, die auf irgendeine Weise diesen Hipster-Link haben, sei es, weil sie sich besonders originell geben, sei es, weil sie besonders stylish sind, sei es weil sie als abstrakte Nerd-Kunstwerke daherkommen oder sei es einfach weil sie aus der Feder eines Hipster-Lieblings stammen. Das muss per se erst einmal kein Qualitätsmerkmal sein. Ein Film kann sehr wohl wie z.B. Drive voll im Trend liegen und dennoch über seine Zeit hinaus eine cineastische Wirkkraft entwickeln, ein Film kann wie Guy Maddins Keyhole als anspruchsvoller Ritt durch Genres daherkommen und trotzdem eine leere, nichtssagende Hülle bleiben. Filme können wie Tarantinos Django-Interpretation oder David Cronenbergs Cosmopolis ordentlich Namedropping betreiben und dennoch alle Erwartungen unterbieten, das Publikum unterwältigen. Und in jedem dieser Fälle ist selbstverständlich auch immer das jeweilige Gegenteil möglich. Welcher der folgenden Filme über Hipsters Liebling hinausreicht und welcher womöglich schnell vergessen gehört, erfahrt ihr in den Rezensionen nach dem Klick.

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