Tag: 31. Mai 2019

Netflix-Filmempfehlung: See you yesterday (2019)

Das tolle an den Netflix-Filmproduktionen ist: Egal ob sie mal mehr oder mal weniger gut gelingen, zeigt sich an ihnen doch immer wieder, dass die an den Streamingdienst angegliederte Produktionsschmiede bereit ist, jungen Filmemachern eine Chance zu geben, wirklich ihr eigenes Ding durchzuziehen und auch mal gegen den Strich zu inszenieren. Und so findet man neben sehr konventionellen Genrebeiträgen mit Hitgarantie wie dem Horrorfilm Bird Box auch immer wieder kleine ungewöhnliche Perlen mit Mut zum Risiko, wie zuletzt den Giallo/Satire-Bastard Velvet Buzzsaw. Der Teen Science Fictioneer See you yesterday (2019) gehört mit Sicherheit in die zweite Kategorie und dürfte eine der kleinen Genreüberraschungen des Jahres sein. Inszeniert wurde der Flick von Stefon Bristol, der bei BlacKkKlansman für die Regieassistenz von Spike Lee verantwortlich war (der diesen Film hier wiederum produzierte). Es fällt nicht schwer zu verstehen, warum Lee Bristol bei seiner ersten echten, großen Regiearbeit so viel Vertrauen schenkt, denn See you yesterday ist durchflutet von Ideen des New Black Cinema und Inszenierungstechniken der großen Regieikone. So unbekannt der Regisseur ist, so unbekannt sind auch die Namen fast aller beteiligter SchauspielerInnen. Der einzige wirklich bekannte dürfte Brian Vaughn Bradley, Jr. alias Rapper Astro sein. Und der größte an der Produktion beteiligte Schauspieler – Michael J. Fox – darf gleich in den ersten fünf Minuten – und nur dort – einen wunderbar schusseligen Cameoauftritt hinlegen, und dabei passend zur augenzwinkernden Back to the Future Referenz ein „Great Scott“ raushauen. Denn genau das ist See you yesterday: Eine kleine, liebevolle Zeitreise-Tragikomödie, die aber im Gegensatz zum Klassiker Zurück in die Zukunft (1985) ihre ethischen und politischen Implikationen überraschend ernst nimmt.

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