„Der Pate? Den hab‘ ich gesehen… ehrlich!“ – Topliste von Filmen, die wir vorgeben gesehen zu haben

Ein heikles, heikles… richtig heikles Thema. Und nachher will es niemand gewesen sein. Aber Hand aufs Herz: Es gibt sie. Die Filme, die irgendwie jeder gerne gesehen hätte. Und wenn dem nicht so ist, dann muss der Wahrheit eben ein wenig auf die Sprünge geholfen werden. Der Videoverleihservice LOVEFiLM hat, wie Slashfilm berichtet, nun eine Untersuchung angestellt über Filme, zu denen Leute angeben sie gesehen zu haben, obwohl dies nicht der Wahrheit entspricht. Herausgekommen ist eine Top10 der erfundenen Filmerlebnisse… Und das Ergebnis ist wenig überraschend…

So sind es natürlich Filmklassiker, die großen kanonischen Werke, die jeder Filmfreund wie selbstverständlich auch als Bestandteil seines eigenen Kanons betrachtet. Die Untersuchung fand zwar nur in Großbritannien statt, es darf aber davon ausgegangen werden, dass ein Test hierzulande ähnliche Ergebnisse zu Tage fördern würde. Immerhin gaben 80% der Befragten reumütig zu schon einmal über ihre cineastische Sozialisation gelogen zu haben. Der Mafia-Alltime-Klassiker „Der Pate“ (The Godfather) führt die Liste an; kein Wunder. Immerhin rangiert der Film regelmäßig in Kinobestenlisten ganz oben und Sätze wie „Wie du hast den Paten noch nicht gesehen?“ gehören zum Standardrepertoire eines jeden Filmsnobs. Wenn man der Untersuchung streng folgt, behauptet jeder dritte Mensch den Paten gesehen zu haben, obwohl dies eine glatte Lüge ist.

Aber auch andere klassische cineastische Perlen werden gerne hochstaplerischerweise in den eigenen Filmkanon gepackt: Casablanca, 2001 – Odyssee im Weltraum, Blade Runner… Es sind eben doch die vermeintlichen Must-See-Titel, die Filme, die dir jede Kinokanonisierung um die Ohren schlägt. Bei Büchern dürfte es ähnlich aussehen, wobei in diesem Fall die Hemmschwelle doch eher niedriger ist: Einen Film von 90 bis 240 Minuten kann man so eben noch für sich beanspruchen, zumal in den Klassikern genug inszenatorische Meme vorhanden sind, um die vermeintliche Kenntnis sogar noch mit Pseudowissen untermauern zu können. Unzählige Leute die Casbalanca nie gesehen haben, können dem Film Floskeln wie „Ich schau dir in die Augen Kleines“ bzw. – wenn hierzulande auch seltener – „He’s looking at you kid“ oder „Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“ bis hin zu „Spiel’s noch einmal Sam!“ zuordnen. Die meisten dürften das Zitat „Ich habe ihm ein Angebot gemacht, dass er nicht ausschlagen kann“ filmhistorisch einigermaßen einordnen können. Und auch die „Spiegelszene“ aus Taxi Driver (Platz 3 in der Liste) dürfte vielen Filmkennern geläufig sein, ohne dass sie sie im ganzen Filmzusammenhang gesehen hätten. Bei Büchern reicht es dann wohl eher zu einem „Habe ich reingelesen“.

Die Filme der Top10 habe ich übrigens alle, tatsächlich, gesehen… ehrlich. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Und um damit gleich ein kleines Geständnis zu verbinden: Ich habe den zweiten Teil des Paten nie komplett gesehen, immerhin aber so ungefähr die erste Stunde. Und die fand ich blöd. Kein Vergleich zum herausragenden Vorgänger, so von wegen „oscarprämierte Ausnahme“ (Noch so ein Mem, na, na?). Und ich füge noch hinzu: Die Filme der Liste sollte man tatsächlich gesehen haben… alle… ausnahmslos… auch wenn ich niemandem bei Unkenntnis den Kopf abreißen würde. Dafür würde ich dem cineastisch Ungebildeten wahrscheinlich ewig auf der Tasche liegen, dass er den Film endlich mal schauen sollte…. Und um diesem nervigen Missionarismus zu entgehen, ist eine kleine Notlüge ja auch irgendwie gerechtfertigt. Wahrscheinlich steht die Liste eben nicht nur für cineastischen Snobismus sondern auch für eine klare Abwehrreaktion gegen dessen mitunter ziemlich nerviges Gebaren.

Top 10:

1. The Godfather (30 per cent)
2. Casablanca (13 per cent)
3. Taxi Driver (11 per cent)
4. 2001: A Space Odyssey (9 per cent)
5. Reservoir Dogs (8 per cent)
6. This Is Spinal Tap (7 per cent)
7. Apocalypse Now (6 per cent)
8. Goodfellas (5 per cent)
=8. Blade Runner (5 per cent)
10. The Great Escape (4 per cent)

Quelle: Femalefirst

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Erstveröffentlichung: 2011