Schlagwort: Retro Science Fiction

Die besten Science Fiction Filme der 70er Jahre III

Wir sind endlich in der Mitte der Dekade angekommen und damit auch beim Genre-definierenden Schwergewicht, der Space Opera Star Wars, nach der Science Fiction im Kino nie wieder das sein sollte, was es zuvor war. Und gleich daneben finden wir dann auch Disneys Versuch einen Star Wars Konkurrenten zu schaffen: Das schwarze Loch, ein Film, der immer noch viel zu wenig Beachtung erhält und deutlich besser als sein Ruf ist. Davor werfen wir aber noch einmal einen kurzen Blick in dystopische Welten: Einmal als raues und rohes Actionspektakel in Rollerball, einmal als klinische Schreckensvision mit der Flucht ins 23. Jahrhundert. Achja, und ein wenig Zeitreisesspaß gab es in dem Jahrzehnt auch, hier vertreten mit H.G. Wells und einer Flucht in die Zukunft.

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Die besten Science Fiction Filme der 70er Jahre I

Über das fantastische Kino der 70er Jahre zu reden, bedeutet über den Science Fiction Film zu reden. Punkt. Nach dem Wettlauf ins All der beiden vergangenen Jahrzehnte und der ersten Mondlandung des Menschen 1969 war die Menschheit West wie Ost beseelt von dem Gedanken, neue Welten zu erobern, ins Unbekannte aufzubrechen und den Weltraum zu kolonialisieren. Mit den Schattenseiten dieses Enthusiasmus setzen sich unter anderem der Pandemie-Film Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All und das philosophische SciFi-Drama Solaris auseinander. Ein zweites großes Faszinosum des 70er Jahre Science Fiction war der gesellschaftliche Status Quo, vor allem die potentielle Festzementierung von diesem in autoritären Staaten. Die Dystopien der 70er Jahre hatten weniger Angst vor einem möglichen Ende der Menschheit, als viel mehr vor einer Gefangenschaft in einem festgefahrenen Utopia/Dystopia. Der wütendste, diversifizierteste Aufschrei gegen eine solche Stagnation ist wohl Stanley Kubricks Uhrwerk Orange, während George Lucas‘ Filmdebüt THX 1138 einen deutlich fokussierteren Umgang mit dem Thema politische Dystopie an den Tag legt. Im Flucht vom Planet der Affen schließlich wird beides vermählt: Die Faszination vom Weltall und die Angst vor einer faschistoiden Gesellschaft, das ganze allerdings – ungewöhnlich für diese Zeit – mit einer Menge Ironie und erstaunlich selbstreflektierter Medienkritik.

Die 70er Jahre waren ein großartiges Jahrzehnt für das Science Fiction Genre. Viel Spaß mit den herausstechendsten Werke der ersten beiden Jahre der Dekade.

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Die besten Science Fiction Filme 2018: Das Indie-SciFi-Drama Prospect

Der Mond, auf dem Cee (Sophie Thatcher) und ihr Vater (Jay Duplass) landen, ist wunderschön. Aber er steckt auch voller Gefahren. Denn der beeindruckende Wald, der die gesamte Oberfläche bedeckt, ist durch und durch von giftigen Sporen durchzogen, die ein Atmen außerhalb von Schutzanzügen unmöglich machen. Zugleich ist der Mond der Hort eines unendlich großen Schatzes. Im organischen Gewebe unter der Erde befinden sich zahllose Perlen, deren Bergung einiges Geschick erfordert, die auf dem Schwarzmarkt allerdings Ruhm und Reichtum versprechen. Genau diesen Perlen jagt Cees Vater in der lebensfeindlichen Umgebung hinterher. Cee will eigentlich nur nach Hause, ist jedoch gezwungen, ihre einzige Bezugsperson bei der gefährlichen Mission zu begleiten. Gefährlich nicht nur wegen der Umgebung, sondern auch weil sie nicht die einzigen Schatzjäger in dem dichten Wald sind. Und manche, wie Ezra (Pedro Pascal) und sein verschwiegener Begleiter, gehen über Leichen, um den Reichtum aus dem Boden zu heben.

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Blade Runner 2049 (2017) – Reminiszenz und Neuorientierung

Blade Runner (1982) gehört nicht zu den Filmen, von denen – über 30 Jahre nach Veröffentlichung – unbedingt eine Fortsetzung zu erwarten war. Ridley Scotts Film nach einem Roman von Philip K. Dick war zwar seit jeher Feuilletonliebling und war auch zu seinem Release durchaus erfolgreich, er war aber nie Megablockbuster oder Publikumsmagnet. Dafür war sein Stoff zu mainstreamuntauglich, seine Inszenierung zu düster und tragisch, sein Setting zu dystopisch und seine narrative Grundhaltung zu abstrakt, philosophisch und symbolisch. So sehr dieser Umstand eine Fortsetzung unwahrscheinlich machte, so sehr befreit es genau diese, Blade Runner 2049 (2017), von all jenem Ballast, den die Remakes/Reboots/Fortsetzungen der letzten Jahre mit sich herumtragen mussten. Blade Runner 2049 muss sich nicht an ein Mainstreampublikum anbiedern, da dieses ohnehin kein großes Interesse an seinem Stoff hat; Blade Runner 2049 muss nicht die zähnefletschenden Nostalgiker und Nerds im Auge haben, da diese in der Regel an anderen Franchises dranhängen; und Blade Runner 2049 muss nicht familienfreundlich sein, da er wohl kaum als Vorlage für coole Actionfiguren und Kinderspielzeug herhalten kann. Unabhängig davon wurde Blade Runner 2049 – auch wenn es schmerzt das zu sagen – von noch einem zusätzlichen Ballast befreit: Ridley Scott. Der zweifellos legendäre Regisseur hatte in den letzten Jahren wohl einmal zu oft kein gutes Händchen bei seinen Inszenierungen und hat mit Prometheues und Alien bewiesen, dass er mehr als jeder Jungspund in der Lage ist, seine eigenen Stoffe mit kruden Prequels zu verhunzen. In Blade Runner tritt er auf den Executive-Producer-Platz zurück und überlässt Denis Villeneuve das Regiezepter, der mit Arrival (2016) auch schon einen philosophischen Science Fictioneer in seinem Portfolio aufweisen kann. Und Villeneuve versucht dann auch beides zu schaffen, dem Original treu zu sein und etwas wirklich Eigenständiges zu schaffen. Reminiszenz und Neuorientierung. Beides findet sich im neuen Blade Runner, im Guten wie im Schlechten.

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Netflix-Serienempfehlung: The Umbrella Academy, Staffel 1

Netflix ist ja gerade (gezwungenermaßen) so ein bisschen dabei, in seinem Marvel Universum aufzuräumen. Konkret heißt das: Es wird gecancelt, was sich noch canceln lässt. Nach Luke Cage, Iron Fist und sogar dem Marvel-Netflix-Flagschiff und Pionier der Superheldenserien Daredevil trifft es nun auch Jessica Jones und The Punisher. Das Netflix/Marvel-Dreamteam gehört damit der Vergangenheit an. Natürlich ist es leicht, hinter all dem wirtschaftspolitische Interessen zu vermuten: Während Disney fleißig an seinem eigenen VoD-Service arbeitet, musste Netflix ordentlich in die Tasche greifen, um die zu Disney gehörenden Marvelproduktionen zu lizenzieren. Aber es dürfte noch mehr dahinter stecken, dass selbst die Kritikerlieblinge unter den Superheldenserien ins Off verschwinden: Eine gewisse Sättigung, wenn nicht gar Übersättigung hat sich breit gemacht, was seriell erzählte Superheldenstoffe betrifft. Das Marvel Cinematic Universe, das immer wieder neue Publikums- und Kritikerlieblinge produziert, ist einfach nicht die Regel, sondern die Ausnahme. DC stolpert im Kino von Verriss zu Verriss, während seine Serien gerade mal unter „ferner liefen“ verbucht werden können und irgendwo in den schattigeren Ecken von Amazon Prime ihr trauriges Dasein fristen. Und auch die zahllosen Marvels blieben von der Übermüdung des Publikums und der Kritik nicht unberührt, was schließlich dazu führte, dass neue Serien-Iterationen in den letzten Jahren immer argwöhnischer betrachtet wurden. Selbst gelungene Variationen der klassischen Superheldenschemata sorgten eher für wohlwollendes Nicken als für wahre Begeisterungsstürme und selbst progressivere Formate wie Jessica Jones standen doch immer im Schatten der einfach zu viel vorhandenen cineastischen Begleiter.

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Die besten Filme 2015: Das bizarre Sittengemälde High-Rise von Ben Wheatley

Das Konzept der Wohnmaschine reicht fast 100 Jahre zurück. Bereits in den 1920er Jahren arbeitete der französische Architekt und Künstler Le Corbusier an den Plänen für einen Gebäudetypus, in dem vielen Menschen ein komfortables Wohnen ermöglicht werden sollte. Die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts waren schließlich die Zeit, in der das Konzept erprobt und massenhaft umgesetzt wurde. So genannte Unités d’Habitation sind Wohngebäude, in denen nicht nur viele Menschen auf engstem Raum zusammenwohnen, sie sollen als große Einheiten zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit Kleinstädte in Häuserform sein: Neben Wohnungen befinden sich in ihnen Supermärkte, Cafés, Schwimmbäder… der Gestaltung sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Das in Deutschland berühmteste nach diesem Konzept entstandene Gebäude dürfte das Corbusierhaus im Westen Berlins sein, das 1957 als bundesrepublikanische Antwort auf die DDR-Plattenbauten errichtet wurde und bis zum heutigen Tag bewohnt ist. Gut zwanzig Jahre nach dem größten Hype um Le Corbusiers Gebäude, verarbeitete der experimentelle Science Fiction Autor James Graham Ballard diese utopischen Wohnvorstellungen in dem dystopischen Roman Der Block (1975). Und wenn wir noch einmal 40 Jahre draufpacken, sind wir im 21. Jahrhundert angekommen und bei der Verfilmung von Ballards Roman High-Rise (2015) durch Ben Wheatley (Kill List, A Field in England). Es ist unbestreitbar, dass Le Corbusier, der 1965 gestorben ist, Zeit seines Lebens viel Kritik einstecken musste. Und seine Architektur zwischen freier Gestaltung, Brutalismus und holistischem Größenwahn gilt schon lange als überholt. Also bleibt die Frage ob die Verfilmung eines 1975 geschriebenen Buches über ein 50er Jahre Bauphänomen uns überhaupt etwas neues über unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben erzählen kann. Wie zeitgemäß kann eine solche Geschichte überhaupt sein? Und wenn sie es nicht ist, besitzt sie einen davon unabhängigen Wert?

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