Direct to DVD – Der Mystery Horrorthriller "Triangle – Die Angst kommt in Wellen"

Es gibt Filme, über die man im Vorfeld nicht zu viele Worte verlieren sollte. Jede genaue Inhaltsangabe, jede inhaltliche Auseinandersetzung zerstört allzu viel der überraschenden Twists, der unheilvollen diffusen Gesamtatmosphäre und spoilert den Leser und späteren Zuschauer geradezu in Richtung Langeweile. In diese Sparte fällt auch Christopher Smiths (Creep) neuster Horrorthriller Triangle, der als klassischer Spukslasher beginnt und sich sukzessive zu einem interessant konstruierten Mysterydrama entwickelt. In unserer Rezension wollen wir dennoch versuchen, den Film zu beurteilen, ohne wesentliche inszenatorische Coups vorwegzunehmen.

Das ist gar nicht so einfach. Denn ausgerechnet der Film selbst stolpert relativ früh in genau jene Falle. Ein wenig Sinn für Mythologie und Symbolismus vorausgesetzt, kann sich der Zuschauer bereits nach einer halben Stunde ausmalen, wohin der Film will und wo er auch schließlich enden wird. Dieser unfreiwillige Spoiler ist umso ärgerlicher, da er einen wunderbaren Überraschungseffekt zerstört, der davon lebt, dass die Geschichte als traditioneller Genrefilm beginnt:, um dann urplötzlich in eine ganz andere Richtung abzudriften:

Jess (Melissa George), die durch die rund um die Uhr Betreuung ihres autistischen Sohnes unter ständigem Stress steht, möchte mit einigen Bekannten auf einer kleinen Yacht einen Segeltörn unternehmen. Doch schon von Beginn der Fahrt an, plagt sie ein ungutes Gefühl. Zuerst setzt mitten auf dem Meer der Wind ungewöhnlicherweise komplett aus, dann beginnt auch noch ein gnadenloser Sturm, der das kleine Segelboot schließlich zum Kentern bringt. Nach einiger Zeit des ziellosen Umherstreifens auf dem Wasser entdecken die sechs Schiffbrüchigen einen gigantischen Ozeandampfer, der scheinbar Rettung verspricht. An Bord des wie leergefegten Ozeanriesens stellen sie aber schnell fest, dass diese Rettung nur eine Illusion war: Leergefegte Gänge, unheimliche Visionen und irgendwer oder irgendetwas, das Jagd auf die Verängstigten macht. Aber das ist nur der Anfang von etwas viel Grauenhafterem…

So weit, so bekannt. Ein paar leere, mysteriöse Gänge, die man schon viel angsteinflößender in Stanley Kubricks Shining gesehen hat, ein Killer, der in seinem Aufzug an die Folterer aus The Strangers erinnert, ein bisschen Ausgeliefertsein aus Open Water und leichte Gruselingridenzien, wie man sie aus zahllosen asiatischen Geistergeschichten kennt. Gott sei Dank ist die Story damit nicht zu Ende erzählt. Gerade wenn der Zuschauer sich damit abgefunden hat, eine gewöhnliche „Zehn kleine Negerlein“-Schlachtplatte geliefert zu bekommen, zieht Triangle die Daumenschrauben angenehm konsequent an. Das folgende Szenario verdient mit Sicherheit auch keinen Innovationspreis, hebt sich aber doch vom Horroreinheitsbrei ab. Mysteriös wird die Geschichte, diffus und ab und zu auch etwas konfus, was ihr allerdings nicht schadet. Immerhin erreicht sie es so, den Film aus seinem B-Film-Korsett kurzfristig zu befreien.

B-Movie-Charme besitzt Triangle ansonsten an so manchen Stellen. Das geringe Budget wirkt sich am offensichtlichsten auf die mangelnde CGI-Technik aus, die nicht einmal US-Serienniveau erreicht. Der pompöse Frachter, die tosenden Wellen… nichts davon kann seine Herkunft aus dem Computer verleugnen. Aber auch an anderer Stelle steht der Film knietief in B-Movie Gewässern: So gelungen die Grundidee der Geschichte auch ist, so interessant diese auch erzählt wird, krankt sie doch an den einfältigen, plumpen Dialogen ihrer Protagonisten. Den Opfern werden Texte in den Mund gelegt, bei denen der Zuschuaer eine gewisse Fremdenscham nicht verhindern kann. Ohnehin sind die Charaktere unglaublich lausig gezeichnet. Das beginnt bei der eindimensionalen Stereotypisierung und endet bei dem unlogischen und dummen Verhalten im Angesicht der Bedrohung. Die Darsteller gehen mit dieser unglücklichen Vorlage mal mehr mal weniger glücklich um, wirklich überzeugen kann allerdings nur Melissa George als Hauptprotagonistin Jess.

Dafür punktet der Film an anderen Stellen. Trotz der miesen Dialoge und der durchschnittlichen Schauspielleistung entwickelt der Film von Beginn an eine unheimliche, nebulöse Atmosphäre. Die Inszenierung ist durchwegs solide, an manchen Stellen – insbesondere bei der Ersterkundung des Frachters – sogar hervorragend. Es gibt ein ständiges Brodeln hintergründiger Anspannung. Suspense-Effekte werden ebenso geschickt eingesetzt wie dramaturgische Freizeichen und Momente kompletter Stille. Die gelungene Musikuntermalung tut ihr übriges, um den Film in diesem Punkt vom Horror-Einheitsbrei der letzten Jahre abzuheben. Schließlich gibt es sogar perfekt inszenierte Horrormomente und eiskalte Schocks, die sich tief in die Magengrube graben und noch lange in Erinenrung bleiben. Und dann gibts da auch noch die Geschichte, über die nicht viel mehr verraten werden sollte. Ja, derartige Twists gab es in anderen Filmen schon zur Genüge zu sehen, ja die Story verheddert sich auch mal in ihrer eigenen Konfusion, bleibt aber erfrischend konsequent und bitter. Dies betrifft vor allem das Ende. Nachdem scheinbar alles gezeigt und gesagt wurde, werden die Daumenschrauben noch einmal angezogen. Triangle wälzt sich genüsslich in einem retardierenden Moment, das ein umso gnadenloseres Ende nach sich zieht. Spätestens hier beginnt der Film – nachdem in der Zwischenzeit kurzfristig zu vieles offensichtlich war – wieder richtig Spaß zu machen und auch dem Mystery-Gourmet zu munden.

Schade nur, dass sich dieser genau wie der erste Plot-Twist durch unachtsam viel gestreute Hinweise, dem aufmerksamen Zuschauer schon vorher ankündigt. Gerade Dank der herausragenden Idee der dramaturgischen Abteilung hätte er es verdient gehabt, subtiler vorbereitet zu werden. Dennoch lässt diese raffinierte Entwicklung neben der fiebrigen Spannungskurve Triangleam am Ende besser darstehen, als zu Beginn zu befürchten ist… eine gewisse Akzeptanz für das Unerklärliche und krude Unerklärbare (inklusive kleiner Plotholes) vorausgesetzt. Triangle ist insgesamt ein solider Horrorthriller mit eklatanten Schwächen geworden, der Dank seines gelungenen Fundaments dennoch zu unterhalten weiß. Wohl allen, denen es gelingt dabei den Kopf abzuschalten, auch wenn der Film trotz kritischen Blicks ausreichend zu unterhalten weiß. Mit Sicherheit kein Meisterwerk des Genres, aber ein ordentlicher (teilweise äußerst gekonnter) Beitrag, der sich bestens für den Videoabend mit Freunden eignet. Und genau dort landet er auch schließlich nach zäher Kinoauswertung in seinem Heimatland; nämlich als direct to DVD Veröffentlichung in  den Videotheken  und DVD-Märkten Deutschlands. In diesem Fall geschieht damit kein Unrecht. Triangle ist ein knapp überdurchschnittlicher Film mit hervorragendem Konzept. Ein Film der nicht auf die große Leinwand gehört sondern direkt ins Videothekenregal, von dort aber ohne Bedenken mit nach Hause genommen werden darf.

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Erstveröffentlichung des Textes: 2010