Hol’s der Teufel! – Rezension zur Shyamalan-Produktion „Devil“

Teufel auch! Es ist ja nicht unüblich, dass Filme rund um den Belzebub, dessen Vorkommen prominent platzieren, aber so direkt wie bei John Erick Dowdles „Devil“ ist das schon lange nicht mehr geschehen. Nicht nur, das der Höllenfürst gleich den gesamten Filmtitel für sich beansprucht, nebenbei lässt auch die Erzählerstimme in der Exposition keinen Zweifel daran, dass es im folgenden satanisch wird. Und während der gesamten Laufzeit stürzen derart viele teuflische Metaphern auf den Zuschauer nieder, dass dieser gar keine andere Möglichkeit hat, als Übernatürliches hinter dem Fahrstuhlslashermovie zu erwarten. Dieser wurde übrigens von M. Night Shyamalan produziert, womit auf Plakaten und in Trailern auch äußerst prominent geworben wird. Keineswegs selbstverständlich. War der Regisseur gegen Ende der 90er Jahre noch eine Art Aushängeschild für großartiges Mysterykino, hat er sich diesen Ruf im neuen Jahrtausend mit Filmen wie „The Happening“ (Die schlechtesten Filme der 2000er Jahre) und zuletzt „The last Airbender“ ordentlich zerstört.

Aber kommen wir wieder zu „Devil“ – denn bei diesem führte Shyamalan nicht selbst Regie, sondern war nur am Drehbuch beteiligt. Und doch riecht hier alles nach dem indischen Regisseur. Das geht schon mit dem Plot los, der sich wie eine auf Filmlänge aufgeblähte „Outer Limits“ oder „Twilight Zone“ Episode liest: Fünf Leute bleiben in einem Aufzug stecken: Ein schmieriger Matratzenverkäufer, ein Sicherheitsbeamter, ein ehemaliger Soldat, eine alte Dame und eine suspekte junge Frau. Das liefert erstmal die Chance für klaustrophobische Dramen auf engstem Raum – zu Beginn des Films auch genüsslich ausgekostet – aber auch die Möglichkeit einen deftigen Mysteryslasher zu entwickeln. Denn irgendwas ist hier faul. Einer der Insassen ist ein Killer und dieser nutzt jede Gelegenheit (sprich: jeden dritten Lichtausfall), um einen seiner Mitinsassen umzubringen. Währenddessen versuchen die Sicherheitsbeamten des Gebäudes irgendwie zu den Eingeschlossenen vorzudringen und kommen schließlich nicht drumherum die Polizei einzuschalten. Diese muss sehr schnell feststellen, dass die Gefahren sich nicht nur auf den Aufzug beschränken, und dass irgendetwas – Genau! – Teuflisches seine Hände hier mit im Spiel hat…

Jau, denn um die Leinwandzeit vernünftig füllen zu können, beschränkt sich Devil nicht nur auf den Horror innerhalb des Aufzugs, sondern wirft auch gleich einen Blick nach draußen. Hier gibt es dann den leicht verpeilten Hausmeister, dessen Ableben nur eine Frage der Zeit ist, den abergläubigen – vollkommen übertrieben gespielten – Sicherheitsbeamten, der von Anfang an den Teufel als Ursache des Grauens vermutet und den abgewrackten Cop, dessen traurige Lebensgeschichte natürlich perfekte Koinzidenzen zum Fahrstuhlgeschehen aufweist. Und so darf sich Devil dann durch die nächsten – erfreulich knappen und komprimierten – 80 Minuten quälen, inklusive Shyamalan-typischen hölzernen Dialogen, einer etwas zusammengeschustert wirkenden Dramaturgie (was bei einem Plot, der sich auf zwei Handlungsorte beschränkt auch schon wieder ein Kunststück ist), viel Mysteryhorror und einem großen Plottwist gegen Ende.

Nein, wir wollen nicht unfair sein: Von den unterirdischen Qualitäten eines „The Happening“ ist Devil weit entfernt. Was hier geliefert wird ist semisolide Mystery-Genrekost. Sehr oft unfreiwillig komisch, oft neben der Spur und in letzter Konsequenz unheimlich brav und bieder wird die Chose ‚Drama meets Thriller meets Horror‘ durchzelebriert. Spannende Ideen wie die Reduzierung des Tatorts auf die enge Fahrstuhlkabine wechseln sich mit unsubtilen, übertriebenen Dialogen ab. Die Vetrauensfrage unter den einzelnen Protagonisten wird ärgerlich früh gestellt, die Morde sind ziemlich Over the Top, die Möglichkeiten, die die klaustrophobische Atmosphäre eines Fahrstuhls bietet, werden gerade mal im Ansatz genutzt… Immerhin sind die Schockeffekte recht ordentlich inszeniert, auch wenn die Außenhandlung mit ihren übernatürlich erzeugten, natürlichen Gefahren vor allem an die Final Destination Franchise denken lässt, deren Prinzip sich schon im zweiten Teil abgenutzt hatte.

Vollkommen misslungen ist dann wiederum das Ende: Angefangen beim unfreiwillig komischen „Wer wars denn nun?“-Plottwist, über die Art, wie mit dem Teufel gerungen wird, bis zu der Handlungsauflösung, ob und wie dieser bekämpft werden kann. Der letzte – ziemlich erwartbare – Twist setzt dem gangen nochmal die Krone auf. Klar, christliche Symbolik, metaphysische Moral, übersinnliche Versöhnlichkeiten ist man von Shyamalan gewohnt, und doch stören sie immer wieder das Gesamtbild, selbst von seinen gelungeneren Filmen. Hier wird es mit der christlichen Botschaft aber derart übertrieben, dass ein Fremdschammoment gar nicht ausbleiben kann. Besser als „The Happening“ ist Devil allemal… aber das macht ihn noch lange nicht zu einem guten Film. Mit etwas Glück und seiner Kurzweile rettet sich der krude Mysteryschinken gerade so auf „durchschnittlich“, kratzt hier aber eher an der Grenze nach unten als nach oben. Für spannenden, klaustrophobischen Thrill sollte eher zu „Abwärts“ gegriffen werden, für gelungene Mystery zu einer x-beliebigen „Outer Limits“-Folge. Dieser kleine Horrorstreifen ist bestenfalls für den Filmabend zu Hause geeignet… wenn nichts besseres ansteht. Ins Kino gehört er aber nunmal ganz und gar nicht.

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Erstveröffentlichung: 2011