Die schlechtesten Filme der 90er Jahre

Nach dem unterhaltsamen Trash kommt die pure Schlechtigkeit… keine Frage. Und es gibt wie schon beim selben Thema in den 00er Jahren einfach zu viel in diesem Bereich. Dennoch soll es bei einem Artikel bleiben. Denn eigentlich gibt es viel zu viel Gutes, an das man sich zurück erinnern kann (und vor allem will) und eine Beschäftigung mit miesen Filmen ist – abgesehen von That guy with the glasses und Konsorten – meistens nicht mehr als bloße Zeitverschwendung. Daher an dieser Stelle ’nur‘ sieben miese Filme mit sieben kleinen Verrissen. Im Anschluss eine kurze Liste von 90’s Crap, den man in der Videothek großzügig umgehen sollte.

Cool as Ice [David Kellogg]

(USA 1991)

Ein Musical mit Vanilla Ice in der Hauptrolle? What the…? Dieser Film hätte zu Beginn der 90er beinahe den Untergang des gesamten Hip Hop Genres bedeutet, und wer ihn sieht, glaubt tatsächlich nicht mehr an das Gute im Rap. Im Prinzip ist „Cool as Ice“ nichts weiter als eine unfreiwillig komische Dokumentation über einen weißen Teen, der versucht so schwarz wie möglich zu sein und dabei sämtliche Stereotypien an den Tag legt, die er von MTV gelernt hat. Irgendjemand sollte Vanilla Ice mal vorsichtig auf die Schulter klopfen und sagen: „Junge, du bist echt nett. Aber du bist kein Schwarzer, du bist kein Rapper, du bist kein Sänger, und verdammt nochmal, du bist auch kein Schauspieler!“ Immerhin dürfen wir in diesem Film die so ziemlich cheesysten Momente der Cheesy 90er genießen: Idiotische Settings, lächerliche Kostüme, peinliche Musik und das dreisteste ästhetische Rip-Off, 80er und 90er Musikvideosettings, das man je erlebt hat.

Barb Wire [David Hogan]

(USA 1996)

Science Fiction Endzeitepos mit den beiden Möpsen von Pamela Anderson in der Hauprolle. Ich kann mir sichtlich die Diskussionen des Filmteams vorstellen: „Boah, jetzt ist schon fünf Minuten überhaupt nichts passiert. Unsere Actionszenen sind langweilig, die Story ergibt keinen Sinn, unser Kameramann ist eingeschlafen… Wir produzieren hier totalen Crap. Was machen wir denn jetzt?“ – „Heh, lass uns einfach noch ne Szene mit Pam in der Badewann einbauen!“ – „Heh, super Idee!“ – „Heh, wir haben unseren Film.“ Es ist bemerkenswert, mit welcher Dreistigkeit die Geschichte, die Dramaturgie und die Actionszenen um die sekundären Geschlechtsmerkmale von Pamela Anderson herumgebaut werden… ohne Sinn und Verstand, ohne Logik… Naja, immerhin hat es die halbe Storyline von Casablanca in den Film geschafft und das ist ja auch schon fast etwas wert… fast.

Tank Girl [Rachel Talalay]

(USA 1997)

Frauen in gefährlichen Landschaften die Zweite. Während Barb Wire so etwas wie ein sexistischer, wahr gewordener, feuchter Schülertraum ist, stellt Tank Girl das feministische Gegenbild des Selben dar. Besser macht dies die wirre Comicverfilmung aber auch nicht. Tank Girl ist so etwas wie der Sucker Punch der 90er Jahre. Der Film versucht in sich all das unterzubringen, was die Comicvorlage so awesome macht… und scheitert dabei grandios. Der aufgesetzte Weirdo- und Nerdyfaktor beginnt nach einer gewissen Zeit tierisch zu nerven. Die Schnitte sind hektisch und chaotisch, die eingestreuten Comicbilder sinnlos und unituitiv gesetzt; mitunter wirkt Tank Girl zusammengeschustert, als wäre beim Dreh nicht genügend Material produziert worden und dieses müsste jetzt künstlich mit groovigen Effekten aufgepeppt werden. Was hip sein soll wird einfach nur lästig; in allen Belangen.

The Postman [Kevin Costner]

(USA 1997)

Und noch einmal Postapokalypse, die in den 90ern wirklich keine gute Zeit erlebte. Der arme Kevin Costner. Nach dem verhöhnten Waterworld, der primär ein kommerzielles Desaster war (Heh! Sagt was ihr wollt, aber dieser Film ist weitaus besser als sein Ruf), folgte die künstlerische Bankrotterklärung mit dem langweiligen Endzeit-Dünnpfiff Postman.  Ein dummer, ideenloser Totalausfall, der zwischen grauenhaft naivem Kitsch, pathetischer Langeweile und dreisten Logiklöchern pendelt. Keine Ahnung welche Drogen Costner bei der Produktion seiner amerikanischen Endzeitgeschichte genommen hat, gut möglich, dass er sich beim Publikum für die unfaire Behandlung von Waterworld rächen wollte, möglich, dass er noch unter dessen Misserfolg litt… Postman ist jedenfalls ein selten dämlicher, überproportionierter Schinken, der genau in die Zeit verbannt gehört, in der er spielt.

Showgirls [Paul Verhoeven]

(USA 1995)

Achja… Hollywood-Skandalregisseur Paul Verhoeven. Bei ihm muss  immer alles Over the Top sein: Die Gewalt, der schrille Ton, die penetrante Musik und natürlich auch der Sex. Geht Basic Instinct mit viel gutem Willen noch als Edel-Trash durch und ist Total Recall tatsächlich ein spannender Science Fiction Action Bastard, so ist Showgirls dummdreistes Sexploitationkino von seiner chauvinistischsten, bescheuertsten und plattesten Seite. Hier geht es der Geschichte und Inszenierung tatsächlich nur darum, so viel nackte Haut wie möglich unterzubringen: Die Atmosphäre unterkühlt, ohne eine Spur der Empathie, die Charaktere stereotyp, austauschbar… die Erotik, naja, nicht vorhanden. Stattdessen ist Showgirls nichts weiter als eine spießige, postpubertäre Männerphantasie, gebannt auf Zelluloid. Immerhin ist der Film für eines der schönsten Zitate des End90er-Kinos verantwortlich. Randy in Scream 2 über seinen Lieblingshorrorfilm: „Showgirls. Wirklich beängstigend!“

Manta Manta [Wolfgang Büld]

(Deutschland 1991)

Okay… wir haben erstmal genug über das US-Kino gelästert. Was haben derweil eigentlich die Deutschen verbrochen? Nichts gutes. Jajaja… Manta Manta ist Kult und so. Aber ganz ehrlich, falls man einen audiovisuellen Beweis braucht, dass wir Deutschen keinen Sinn für Humor haben, ist dieser Film die erste Wahl. Manta Manta ist ein prolliger, unlustiger Mantafahrerwitz, gestreckt auf 90 Minuten Spielfilmlänge. Büld konnte sich wohl nicht entscheiden, ob er über seine Figuren lachen  oder ihnen Sympathie entgegen bringen will. Und so verzichtet er auf beides. Die emotionalen Momente reißen nicht mit, die Stereotypen sind einfach nur da, um gezeigt zu werden, die Geschichte ist ohnehin ohne Sinn und Verstand, und zur romantischen Versöhnung am Ende dürfen dann auch noch die Scorpions mit „Wind of change“ laufen, während Till Schweiger und Tina Ruland sich in den Armen liegen. Gruseliger geht es echt nicht.

North [Rob Reiner]

(USA 1994)

Back to USA. Oh mein Gott, was ist nur mit Rob Reiner passiert. Der Verantwortliche für Klassiker wie Spinal Tap, Misery und Stand by me, produzierte mit North einen Film jeglicher Extreme.  Kritikerpabst Roger Ebert ging sogar so weit, zu bekunden, dass er sich nach Sichtung des Films schmutzig fühlte und auch der Nostalgia Critic kommt bei North aus dem Lästern gar nicht mehr heraus. Dieser Film ist wirklich ein Wunder der Schlechtigkeit. Unterirdisch, überzeichnet, unlogisch, platt, nicht komisch, inklusive Rassismus, inklusive dummer Stereotypen, inklusive unfassbar hirnrissigem Ende. Immerhin spielt Frodo – Elija Wood – die kindliche Hauptrolle. Aber auch er kann diesen himmelschreienden Blödsinn nicht vorm Totalversagen retten.

Ant the Fucking Rest: Hot Boyz, Die unendliche Geschichte 2 und 3, Double Team, Mortal Kombat, Street Fighter – The Movie, Mr. Babysitter, Zeus & Roxanne, Bio-Dome, Junior, Fucking Uwe Boll, every damn Jerry Bruckheimer Production (except for The Rock), every shitty Adam Sandler Comedy, Kazaam, Space Jam, Super Mario Brothers the Movie… and many more. Gott, was konnte man cineastisch in den 90ern leiden…

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Erstveröffentlichung: 2011