Die größten Trash-Filme (a.k.a. die schlechtesten Filme) der 2000er Jahre

Nee… von guten oder gar den besten Filmen will man in dieser Kategorie nicht sprechen. Dann schon eher von den dunklen Seiten des Filmbetriebs, von Filmen die niemand wollte, niemand brauchte: Die Trashigen, Verwesenden, die Schlechten, die manchmal so schlecht waren, dass sie schon wieder… Aber lassen wir das. Die hier vorgestellten Filme sind Müll, manchmal absichtlich, manchmal unabsichtlich, immer an der Schmerzgrenze balancierend, oft hinüber fallend. Sie haben das Jahrzehnt bevölkert, gegeiselt und irgendwie hatten wir dann doch auch ein wenig Spaß an ihnen, und sei es nur um Material für den nächsten Verriss zu haben. Die Größten, die Erinnerungswürdigsten, die Fatalsten der cineastischen Katastrophen. Direkt nach dem Klick (auf eigene Gefahr).

A Sound of Thunder [Peter Hyams]

(Deutschland, Tscheschien, USA 2005)

Die CGI-Baustelle „A sound of thunder“ gehört zu den großen technischen Trümmerfeldern dieses Jahrzehnts. Nachdem irgendwann kein Geld mehr für die Postproduktion da war, wurde der krude  Zeitreise-Schinken kurzerhand unfertig auf den Markt geworfen. So sehen die Dinos aus wie aus einem Playstation1-Game entsprungen, die Darsteller bewegen sich stacksig vor mangelhaften Bluescreentapeten (ganz fürchterlich besonders bei den urbanen Aufnahmen) und das animierte Wasser erinnert an alles, nur nicht an Wasser. Spannung kommt bei einer solchen Technikdemo natürlich nicht auf. Macht aber auch nix, denn auch der Rest des Films ist durch und durch verdorben. Eine unlogische Story, mangelhafte Dialoge, holpriges Schauspiel… Immerhin gibt es dann noch Ben Kingsley, der als Superbösewicht den Film durch dreistest Overacting im Alleingang rockt. Einfach zu seinen Szenen vorspulen und genießen, den Rest am besten durch ein zeitliches Paradoxon vernichten.

Postal [Uwe Boll]

(USA 2007)

Der Uwe hat uns das Jahrzehnt mit so mancher cineastischen Perle verwöhnt. Wobei seine Filme nicht so schlecht, dass sie schon wieder… sondern einfach nur schlecht sind. Heraus sticht dabei Postal, selbstverfreilich eine Game-Adaption. Um eine Satire zu inszenieren, die mehr unfreiwillig als freiwillig komisch ist, gehört schon einiges an Talent. Postal prollt sich durch albernen Fäkalhumor, eine miese Dramaturgie, miese Dialoge und Geschmacklosigkeiten, die tief in das Befinden seines Regisseurs blicken lassen. Gleichzeitig verzichtet der Film jedoch darauf, jemals mehr sein zu wollen als der große stinkende Haufen, der er ist. Er referiert sogar auf sich selbst als geschmackloses Machwerk, kommentiert gegen Ende sein eigenes Scheitern und destilliert damit die Quintessenz eines abgrundtief schlechten Films heraus. Boll in Reinform quasi und dadurch fast schon wieder charmant. Aber eben auch nur fast…

Battlefield Earth [Roger Christian]

(USA 2000)

Der gigantomanische Scientology-Werbeclip Battlefield Earth ist als imposante Space Opera angelegt. Hubbards Roman von Psychlos, versklavten Menschen, Rebellion und teleportierten Atombomben ist mindestens genau so gaga wie die gesamte Scientology-Mythologie. Durch diese Welt kämpft sich tapfer ein hölzern spielender John Travolta (offensichtlich durch tonnenschweres Kostüm und diverse Maskenschichten in seinen Fähigkeiten stark eingeschränkt), während unfreiwillige Komik über  bemüht eingeworfene satirische Seitenhiebe stolpert. Da braucht es nicht mal Kontroversen um subtile Scientologypropaganda in dem Machwerk: Mist bleibt Mist, auch mit religiösem ökonomischem Hintergrund.

Not a Girl – Crossroads [Tamra Davids]

(USA 2002)

Britney Spears fährt mit ihren Freundinnen durch die USA, findet ihre Mutter, wird zur Frau und verliert ihre Unschuld. Für die männlichen Zuschauer gibt es immerhin eine „aufregende“ BH-Szene zu sehen (inklusive beteiligtem Nerd als Identifikationsfigur) für die Mädels eine fesche, muskulöse Love Interest (der im Gegensatz zum Nerd auch tatsächlich ran darf, während verschämt die Vorhänge gefilmt werden). Ansonsten natürlich viel nervige Musik, viele hölzerne Dialoge, viele vor Kitsch triefende Ereignisse, viele vorauszuahnende Wendungen und eine Britney, die tatsächlich das Glanzlicht des Films darstellt… was wiederum überhaupt nichts zu bedeuten hat.

Glitter [Vondie Curtis-Hall]

(USA 2001)

Pop-Sternchen, die Zweite… Mariah Carey stackst unbeholfen durch ein Set, das irgendwie so semi an ihrer Lebensgeschichte orientiert ist. Wie der Titel und das scheußliche Plakat versprechen gibt es hier vor allem viel Glamour, Glämmer und Lametta zu bewundern. Die Geschichte vom Aufstieg eines Nonames im Business ist in etwa so authentisch wie die scripted Reality Soaps, die derzeit RTL2 unsicher machen, Mariah Carey steht dem Können der darin auftretenden Laiendarsteller aus Reihe zwei ebenfalls in nichts nach. Achja, was Gutes gäbe es über den Film dann doch zu sagen:…. Ach nein, doch nicht.

Daniel der Zauberer [Uli Lommel]

(Deutschland 2004)

Pop-Sternchen die Dritte. DSDS Runner Up Daniel Küblböck ist hier nicht nur Vorlage sondern zugleich auch Protagonist und Ideologie. Die experimentelle Groteske (steht so im englischsprachigen Wikipedia) wurde übrigens vom Neuen Deutschen Film Absteiger Ulli Lommel inszeniert (der mit Filmen wie Zärtlichkeit der Wölfe aber auch Boogeyman II wohl eine der ambivalentesten Filmographien aller Zeiten aufweisen dürfte) und ist tatsächlich mehr als eine einfache Biographie: Elemente des Experimentalfilms, der Soap Opera, des Musicals und der Dokumentation mischen sich mit „Kraft durch Freude“-Propaganda zu einem atemberaubenden Trashcocktail der seinesgleichen sucht. Ein Meisterwerk des fehlenden Geschmacks: Kaputt, billig, experimentierfreudig, gewagt und zugleich ungemein flach und dämlich. Tatsächlich ein sadomasochistischer Rausch, ein Monument des Scheiterns, ein Monolith der Schlechtigkeit, der irgendwie irgendwas hat… irgendwas…

The Room [Tommy Wiseau]

(USA 2003)

The Room ist ein Phänomen, mindestens genau so wie wohl sein Regisseur Tommy Wiseau ein Phänomen ist. Mit einem Budget von 6 Millionen Dollar realisierte das selbsternannte Genie eine – selbst geschriebene – Bühnenadaption, der man ihr Budget niemals ansieht; produzierte das Teil und schrieb sich auch gleich die Hauptrolle auf den unorthodoxen Leib. Das Ergebnis ist eine egomanische One Man Show von einem Regisseur/Produzenten/Schauspieler/Autoren, der weder Regie führen, noch produzieren, noch schreiben oder spielen kann. Aber das Ergebnis überzeugt in jeder Pore seiner Schlechtigkeit. The Room ist Legende, ein großartiges Trash-Mammutwerk, das weder das Konzept Film, noch das Konzept Leben versteht. Mittlerweile gefeiert und umschwärmt als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten ist seine Entstehung selbst zum Kunstwerk geworden, zelebriert in einem großartigen Buch von Wiseaus bestem Freund und einem ebenso großartigen Film, mit dem bezeichnenden Titel „The Disaster Artist“. Wer schlechte Filme mag, kommt an diesem Meisterwerk nicht vorbei.

Ich weiß wer mich getötet hat [Chris Sivertson]

(USA 2007)

Sooooooooooo eine schlechte Schauspielerin ist Lindsay Lohan ja eigentlich gar nicht. Aber an ihrer Rollenwahl sollte sie dringend feilen. Ich weiß, wer mich getötet hat ist ein desorientierter Mix aus Psychothriller, Slasher-Horror und verworrenen, unlogischen Mysteryelementen. Dazu gesellen sich die unerotischsten Strip-Szenen, die jemals im Kino zu sehen waren. Damit  es nicht langweilig wird, ist die  cineastische Geisterbahnfahrt vollgepackt mit hoffnungslosen Plot-Twists, die sich selbst irgendwann nicht mehr verstehen und ins Nirwana der resignierenden Aussagenlogik katapultieren. Verdientes Ergebnis: Acht goldene Himbeeren von der ehrwürdigen Golden Raspberry Award Foundation, davon allein drei für Lindsay Lohans erinnerungswürdigen Auftritt.

The Happening [M. Night Shyamalan]

(USA 2008)

Der einzige Regisseur, der sowohl bei den besten als auch bei den schlechtesten Filmen vertreten ist, ist der gute M. Night Shyamalan. In The Happening lehrt uns seine florale Postapokalypse das Fürchten: Wehender Wind, sich bewegende Bäume, wehender Wind, sich bewegende Gräser, wehender… und dann auch noch die berüchtigte Tiramisu-Affäre, bis zum Erbrechen ausdiskutiert in gruselig eindimensionalen Dialogen von Mark Wahlberg und Zooey Deschanel, die tapfer gegen das miese Skript ankämpfen. Der Planet rächt sich an den Menschen, dieser Film am Kino und seinen Zuschauern.

Catwoman [Pitof]

(USA 2004)

Regisseur und CGI Spezialist Pitof ist das Unfassbare gelungen, die bezaubernde Halle Berry vollkommen unattraktiv und unsexy zu inszenieren: Einmal als affektiert unbeholfene Werbedesignerin, einmal als misslungene Parodie eines Superhelden/Super-Villain-Hybriden. Catwoman interessiert sich einen Scheiß für das Dissoziative, das Ambivalente, das ein Leben als felidaische Rächerin mit sich bringt, setzt stattdessen auf nervig hektische Schnitte, eine schnarchige Standardinszenierung und verheerenden CGI/Clip-Chic. Da nützt auch der plumpe Versuch mit Sado-Maso-Sexyness zu punkten nichts.

Immortel – Ad Vitam [Enik Bilal]

(Frankreich 2004)

Wenn zwei ägyptische Götter in einem riesigen über New York schwebenden Pyramiden-Ufo Monopoly spielen, dann ist das schon anbetungswürdig. Weniger anbetungswürdig sind jedoch die hölzernen Dialoge, die mangelhaften CGI-Effekte (denen ähnlich wie bei A sound of Thunder immer etwas unfertiges anhaftet) sowie die in keinster Weise nachvollziehbare Entscheidung mal auf animierte mal auf von mittelptächtigen Schauspielern verkörperte Protagonisten zu setzen. Die Geschichte um Horus, der in einem postapokalyptischen New York nach einem Körper und der großen Liebe sucht (um diese süffisante zu vergewaltigen) ist ohnehin jenseits von gut.. Auch Freunde der spannenden Comic-Vorlage dürften an diesem Unsterblichkeitsgedöns wenig Freude haben.

Guest House Paradiso [Adrian Edmondson]

(Großbritannien 1999)

Vollkommen zurecht machen sich die Briten immer wieder über den fehlenden Humor von uns Deutschen lustig. Dass die Kombination Slapstick + Großbritannien + schwarzer Humor nicht unbedingt ein Meisterwerk ergeben muss, beweist Guest House Paradiso auf eindrucksvolle Weise. Der vollkommen überdrehte Splapstick Splatter Spaß ist dermaßen Over The Top, dass er in jedem Lexikon als Verweis zu dem Lexem „Stillosigkeit“ auftauchen müsste. Überspitzte, infantile Schenkelklopfer und Nackenbrecher, derbe alberne Kindereien und das derart überzogen und penetrant dargeboten, dass es spätestens nach fünf Minuten einfach nur noch die Nerven der Kinozuschauer strapaziert. Ein lauter, anstrengender Film, ungefähr so unterhaltsam wie ein Kindergeburtstag mit zwanzig fünfjährigen ADHS-Balgen.

Driven [Renny Harlin]

(USA 2001)

Hell yeah! Ein ursprünglich als Formel1-Adaption geplanter Irgendwas-Autorennfilm (auf gar keinen Fall zu verwechseln mit „Autorenfilm“) mit Sylvester Stallone, Burt Reynolds und Til Schweiger. Eigentlich muss man dazu nicht mehr viel sagen… kann man aber: Man kann zum Beispiel auf den unglaublich stereotypen Sportheroen Storyersatz hinweisen, auf das ungelenke (im wahrsten Sinne des Wortes) Spiel Stallones, auf die zahllosen Klischees, die während der zwei Stunden Laufzeit unendlich oft durchdekliniert werden. Man kann lobend die sechs Nominierungen für die goldene Himbeere erwähnen. Man kann auch einfach sprachlos darauf reagieren, dass im 21. Jahrhundert ein solcher Film tatsächlich noch seinen Weg auf die großen Leinwände findet.

…and the fucking Rest:

Es gab in diesem Jahrzehnt einfach zu viel Unterirdisches, als das alles hier erwähnt werden könnte: Der Actionschund Paparazzi, in dem Mel Gibson seine Gewaltfantasien ausleben darf, das grotesk schlechte Remake von The Wicker Man, die gesamte Uwe Boll Franchise (einer schlechter als der andere), Unnötige Fortsetzungen à la Basic Instinct 2, die ganzen Seltzer und Friedberg Komödien und so weiter und so fort…

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Erstveröffentlichung: 2010