Schlagwort: Gore

Die besten Filme der 70er Jahre: Was mache ich denn jetzt mit dir, Hausu?

Es gibt einfach Filme, die komplett aus der Reihe tanzen. Sie lassen sich nicht richtig einem Genre zuordnen, sie scheinen selbst nicht zu wissen, ob sie nun experimentell sind, poppig oder trashig, ob sie unterhalten oder zum Nachdenken anregen wollen. Manchmal weiß man selbst nicht so genau, ob man es mit einem ausgeklügelten sinnstiftenden Werk, einem Fiebertraum oder gar einer künstlerischen Trollerei zu tun hat. Die 70er Jahre sind voll von diesen Filmen, und doch sticht einer dabei ganz besonders heraus. Hausu (1977) von Nobuhiko Obayashi: Kitschig bunter, unschuldiger Schulmädchenreigen, skurriler Fantasytrip, dazwischen immer mal wieder Experimentalfilm, der mit dem Surrealismus flirtet, oft genug alberner Trash und als Überbau eine bizarre Spukhausgeschichte mit herumfliegenden Köpfen und Zeichentrick-Gespenstern. Ich hatte diesen Film die ganze Zeit auf dem Schirm beim Zusammenstellen der 70er Jahre Bestenlisten, und bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, in welche Liste ich packen könnte. Irgendwie passt er ehrlich gesagt in keine Liste so richtig, vielleicht am ehesten in die Liste der besten Filme mit dem Titel Hausu (was wiederum eine ziemlich kurze Liste wäre). Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als diesem bizarren Gruselgemälde einen eigenen Artikel zu widmen. Und ohne zu viel zu spoilern: Es gibt mehr als genug zu schreiben über diesen Film, egal ob man ihn nun mag oder nicht.

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Horrorfilme der 70er Jahre: Ein Überblick

Zwölf Horrorbestenlisten der 70er Jahre haben wir jetzt hinter uns, Zeit noch einmal kurz zusammenzufassen, was das unheimliche Kino der Dekade auszeichnet. Natürlich wohnt der Kategorisierung eines Kinojahrzehnts immer ein wenig Willkür inne. Filmische Trends haben sich nie beim Wechsel von einer Dekade zur nächsten einfach so geändert. Und auch wenn bestimmte Kunstzeiträume bestimmte Charakteristika aufweisen, so gibt es doch ebenso viele Charakteristika, die diesen entgegenstehen, ihnen widersprechen oder sie herausfordern. Die Filmgeschichte steckt wie die Kunstgeschichte allgemein voller Ambivalenzen, holprigen Entwicklungen und sich widersprechenden Trends. Gerade im Horrorkino der 70er Jahre wird dies offensichtlich. Das unheimliche Filmjahrzehnt ist ein Jahrzehnt der ästhetischen, dramaturgischen und narrativen Umbrüche, aber auch ein Jahrzehnt der Traditionspflege. Selbst wenn sich damals dezidiert neue filmische Phänomene entwickelten, so findet man doch zu jeder vermeintlichen Revolutionierung des Genres mindestens zehn andere Filme, die äußerst konservativ daherkommen, zu jedem neuen Topos findet man mindestens fünf ganz klassische Topoi. Wir wollen trotzdem versuchen, so gut es geht herauszuarbeiten, was die damalige Dekade auszeichnet, was die Themen, Motive und Stilmittel des 70er Jahre Horrorfilms waren.

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Die besten Horrorfilme der 70er Jahre XI

Zwei Horrorfilm-Bestenlisten hätte ich noch, bevor wir zu anderen Genres weitergehen können. In dieser hier geht es nun wirklich bunt und durcheinander zu, sowohl was Subgenres als auch Stil und Atmosphäre betrifft. Symptoms pendelt irgendwo zwischen Psychothriller, Giallo und Geisterhorror, ob Rabid nun ein Vampirfilm, SciFi-Horror oder Bodyhorror ist, lässt sich ebenfalls nicht so einfach beantworten. Equinox dagegen scheint auf den ersten und auch den zweiten Blick Trash zu sein, antizipiert aber eine Menge wilder Horroraction, wie wir ihr deutlich später in den 80ern wiederbegegnen werden. Die Wiege des Bösen dagegen ist deutlich weniger trashig als sein Titel und das groteske Filmmonster, das in seinem Zentrum steht, erahnen lassen. Bei so viel Wildheit tut es dann doch ganz gut, am Schluss noch eine straighte Geistergeschichte vorgesetzt zu bekommen: The Amityville Horror mag nicht ganz so originell wie die anderen hier vertretenen Filme sein, dafür liefert er aber grundsoliden Grusel ab und transferiert das traditionelle Spukhausthema sehr gekonnt in ein modernes Setting.

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Die besten Horrorfilme der 70er Jahre X

Ach ja, die lieben Kleinen. Sie sind es, die im Mittelpunkt unserer zehnten 70er Jahre Horror-Bestenliste stehen. Es gab nicht wenige von ihnen im unheimlichen Kino der Dekade, und das auch in allen Altersstufen und allen Schattierungen: Von mordlustigen Kinderbanden (Ein Kind zu töten…) über degenerierte kleine Monster (Die Brut) bis zu unsicheren Teenagern, die in ihrer Pubertät mehr entdecken als sexuelles Verlangen und Akne (Carrie). Dabei schälen sich gerade in dieser Zeit zwei sehr spezifische Varianten des infantilen Schreckens heraus. Zum einen der Blick auf Kinder als das pure Böse, so zum Beispiel im satanischen Klassiker Das Omen, zum anderen Kinder und Jugendliche als Opfer äußerer Einflüsse, die ihnen die Unschuld rauben und sie zu Monstern machen, am prominentesten vertreten durch den Besessenheitsklassiker Der Exorzist. In Variante Nummer Eins sind es die Erwachsenen, die ihre Haut gegen den blutrünstigen Nachwuchs verteidigen müssen, in der zweiten Variante ist der Nachwuchs sowohl Opfer als auch Täter und befindet sich schließlich im Kampf gegen seine Umwelt und sich selbst. Auf die ein oder andere Weise, die lieben Kleinen konnten uns im Horrorkino der 70er Jahre eine verfluchte Angst einjagen.

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First Love (2019) von Takashi Miike – Zwischen Yakuzathriller und tarantinoesker Actionkomödie

Die Filme von Takashi Miike sind immer ein Hit or Miss. Und das wird wohl auf immer so bleiben. Gut hundert Filme umfasst mittlerweile die Vita des anscheinend nie müde werdenden japanischen Regisseurs. Die meisten davon sind so spitz auf ein (asiatisches) Nischenpublikum zugeschnitten, dass sie in der westlichen Hemisphäre kaum wahrgenommen wurden und werden. Und obwohl Miike immer wieder zu seinen Liebelingsgenres, dem Samuraifilm und dem Yakuzathriller, zurückkehrt, so wildert er doch daneben in allen Genres, die ihm vor die Füße fallen: Horror, Fantasy, Musical, Experimentalfilm, Superheldenkomödie, Splatter… es scheint nichts zu geben, was vor den Händen des ebenso talentierten wie speziellen Regisseurs sicher ist. Umso erfreulicher, wenn dann doch hin und wieder ein Film von ihm das Licht der Welt erblickt, der auch unseren Sehgewohnheiten entgegenkommt und mehr traditioneller Filmkunst denn experimentellem Wahn entspricht. So ist es nun auch in seinem jüngsten Werk dem Yakuzathriller First Love (2019) der Fall. Aber gewöhnlich bedeutet in Miikes Œuvre immer noch alles andere als gewöhnlich. So lässt sich First Love zwar angenehm schauen und ist nicht all over the place, man sollte sich aber dennoch auf deutlich mehr als gewöhnliche Actionthriller-Kost einstellen.

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Horrorfilme der 70er Jahre: Gore Gore Girls – …What the Hell, Herschell Gordon Lewis?

Das schöne an meiner Arbeit an denn 1970er Filmretrospektiven ist, dass ich einiges an Filmen nachholen kann, die ich aus welchen Gründen auch immer bis dato nicht gesehen habe. Es hat etwas zutiefst befriedigendes in das Œuvre einzelner Regisseure und Genres einzutauchen und diese einmal „durchzuspielen“. Tja, und dann stehe ich jetzt hier mit dem wohl am meisten gelobten Film von Herschell Gordon Lewis, The Gore Gore Girls (1972), und ich weiß beim besten Willen nicht, was ich dazu schreiben soll. Um ehrlich zu sein, noch bevor ich den Film gesehen habe, habe ich ihn bereits in die Liste der potentiellen Top-Kandidaten gepackt, bin fest davon ausgegangen, dass er es verdient bei den besten genannt zu werden, hat doch dort immerhin auch Lewis‘ Wizard of Gore (1970) einen festen Platz und gehört in der Tat zu meinen liebsten Splatterfilmen überhaupt. Also kann doch ein Film vom gleichen Regisseur zwei Jahre später nicht verkehrt sein… Oder? Oder? Sorry, egal was ich gerade schreiben will, mir fällt nur eine Frage ein: What the Hell? The Gore Gore Girls gehört wahrscheinlich zu jenen Filmen, die man entweder liebt oder hasst. Und ich kann nur sagen: Ich hasse ihn. So richtig, aus tiefstem Herzen. Dabei kaufe ich Herschell Gordon Lewis sogar ab, dass er sich mit dem Film einen Spaß erlauben wollte, dass er einfach mal schauen wollte, was im Splatter noch möglich ist. Aber Jesus Christ! Muss das auf diese Art geschehen? Es hilft ja alles nicht, jetzt habe ich ihn schon gesehen, diese 90 Minuten gibt mir keiner wieder, und wenn ich das schon durchgestanden habe, kann ich mir wenigstens den Frust von der Seele schreiben.

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Die besten Horrorfilme der 70er Jahre VIII

Und weiter geht es mit den besten Horrorfilmen der 70er Jahre, im Gegensatz zu den vorangegangenen Bestenlisten dieses Mal nun wirklich mit einer Zusammenstellung, der kein klares Subgenre zugewiesen werden kann. Also dann, einfach nur vier Horrorfilme aus der Dekade, die – aus unterschiedlichen Gründen – durch und durch sehenswert sind. Mit The Wizard of Gore und dem wahrscheinlich besten Film der Splatterlegende Herschell Gordon Lewis. Mit Dawn of the Dead und dem ziemlich sicher besten Zombiefilm der Dekade und einem der besten Filme von Zombielegende George A. Romero. Mit The Hills have Eyes und dem womöglich besten Terrorfilm der 70er Jahre und einem der besten Filme von Horror-Legende Wes Craven. Und last but not least mit Deathdream alias Dead of Night und dem wahrscheinlich besten vergessenen Horrorfilm der Ära und zudem dem besten Film vom kanadischen Regietausendsassa Bob Clark (der von Black Christmas bis Porky’s so ziemlich jedes Genre bedient hat, dass das Kino der 70er und 80er Jahre kennt). Blutbäder, ausgeweidete Körper, Untote und mörderische Hillbillies… Eigentlich alles, was man vom Horrorkino der 1970er erwarten kann…

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Die besten Horrorfilme der 70er Jahre VII

Ich weiß, ich weiß. So wirklich konsistent bin ich bei der Durchnummerierung meiner Bestenlisten nicht. Aber ich gebe mir Mühe. Wenn ich den Giallo jetzt mal pauschal zum Horrorgenre zähle (wo er nur partiell reingehört), und die vier Nischenlisten, die ich bereits gemacht habe, mitzähle, wäre das dann die siebte Liste mit den besten Horrorfilmen der Dekade. Um das nochmal kurz zusammenzufassen: 1.) SciFi-Horror2.) Tier- und Naturhorror3.) Vampirfilme I4.) Vampirfilme II5.) Giallo-Filme I6.) Giallo-Filme II … und jetzt eben Liste Nummer Sieben, die nicht so konsequent einem Subgenre verpflichtet ist wie ihre Vorgänger. Das liegt in dem Fall daran, dass das Subgenre, das hier beleuchtet werden soll, in den 70er Jahren einfach noch nicht wirklich existierte. Gemeint ist der Slasher-Film, der erst in den 80er Jahren zu voller Blüte gelangen sollte. Aber immerhin finden wir mit Jessy – Die Treppe in den Tod und Halloween – Die Nacht des Grauens schon zwei eindeutige Prototypen des Genres in der 1970er Dekade. Und auch daneben waren die 70er Jahre nicht arm an obskuren, mysteriösen und schlicht erschreckenden Killern. Einer der berühmtesten dürfte wohl Leatherface vom. Blutgericht in Texas aka The Texas Chain Saw Massacre sein. Wes Craven wiederum kombiniert Torture-Terror, Mord-Tragödie und Revengethriller im einzigartigen The Last House on the Left und Abel Ferrara lässt mit The Driller Killer den wohl dreckigsten und räudigsten Mörder der 70er Jahre auf das Horrorfilmpublikum los.

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Die besten Giallo-Filme der 70er Jahre II

Dass der Giallo in den späten 70er Jahren seinem Ende entgegenging, ist bezeichnend für die generelle Entwicklung des Horror-Nischenkinos der damaligen Zeit. Hatten sich die Gialli in ihrer Anfangszeit in den frühen 60er Jahren vor allem als klassische Murder Mystery Variante made in Italy präsentiert, entwickelten sie sich im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einem Genrevehikel für Sex und Gewalt jenseits des Mainstreams, dem diesbezüglich damals noch enge Grenzen gesetzt waren. Genau jene Grenzen begannen sich in den 70er Jahren jedoch aufzulösen: Dank New Hollywood und einiger sehr erfolgreicher Terrorfilme amerikanischer Machart, fand die Gewalt im Kino heraus aus der Nische. Und plötzlich schien es die heimliche Gewalt-Nummernrevue nicht mehr zu brauchen (ein ähnliches Schicksal erfuhren auch die Vampirfilme Hammer’scher Prägung). Die Giallo-Filme sind im Grunde genommen an ihrem eigenen Erfolg untergegangen, inspirierten sie doch das aufkommende Slasher-Genre, Gore- und Splatterblockbuster, die Mord und Todschlag endgültig im Mainstreamkino verwurzelten und direkt zu dessen Horroreskapaden in den 80er Jahren führten. Der wichtigste Film in dieser Entwicklung ist wohl Im Blutrausch des Satans, der vollkommen zurecht als Slasher-Prototyp gilt. Im Kampf gegen die eigene Beduetungslosigkeit – und dem Genre immanente Redundanz – versuchten viele Giallo-Ikonen neue Wege einzuschlagen und produzierten dabei die faszinierendsten Filme des Subgenres: Suspiria als dämonische Hexenversion der Giallo-Topoi wurde bereits in der vorherigen Bestenliste erwähnt, Die sieben schwarzen Noten und Il profumo della signora in nero versuchten es dagegen mit spirituellen, übernatürlichen und geisterhaften Topoi. Und dann gibt es noch Pensione paura, der irgendwie komplett aus der Reihe tanzt und aus dem Giallo heraus eine dystopische fast schon feministische Parabel kreiert… alles andere als gewöhnlich für ein Genre, das sonst – leider oft zurecht – für seine Misogynie und seine derbe Exploitation angeprangert wird.

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Die besten Natur- und Tierhorrorfilme der 70er Jahre

Nachdem in der ersten 70er Jahre Horror-Retrospektive die Wissenschaft und Technik im Fokus standen, ganz konkret im Genre des SciFi-Horrors, kommen wir nun zu dessen radikalem Gegenstück, dem Horror, der in der Natur beheimatet ist. Natürliches und Kreatürliches, unabhängig vom sowie gefährlich für den Menschen; oft älter und stärker als unsere Spezies: Es geht um mordende Haie, blutdurstige Fische, schreckliche Insekten und Wurmplagen, und zumindest in einer Inkarnation auch um die Verbindung von Mensch und Tier. Jaws gehört ohne Zweifel zu den Klassikern des Genres, aber auch sein trashiger Gegenentwurf Piranha ist deutlich besser, als man von einem Low Budget Plagiat erwarten dürfte. In Phase IV bedrohen Ameisen die Menschheit und in Squirm sind es fleischfressende Regenwürmer. Die Wild Card dieser Liste kommt in Gestalt des Werwolf-Mystery-Schinkens The Beast must die. Und die Honorable Mention eines alles andere als guten – dafür aber umso unterhaltsameren – Films kann ich mir in dieser Bestenliste auch nicht verkneifen. In Night of the Lepus sind es nämlich Killerkaninchen, die das Schicksal der Menschheit bedrohen. Und allein das ist schon eine Erwähnung dieses naiven Trash-Überfliegers wert. Viel Spaß beim manchmal unheimlichen, manchmal mysteriösen, manchmal albernen Angriff der Natur auf den Menschen.

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Old French Extremity – Der 2018er Horrorfilm Ghostland von Pascal Laugier

Unternehmen wir eine kleine filmische Zeitreise: Nachdem das Horrorgenre in den 90ern ziemlich orientierungslos vor sich hin vegetierte, kam es in den frühen 2000ern umso beeindruckender zurück. Neben dem Revival des Zombiefilms waren dafür vor allem die Horrorfilme der New French Extremity verantwortlich, die mit düsteren, dystopischen Geschichten, einem Mehr an Gewalt und ihrer brutalen Unerbittlichkeit gegenüber dem Publikum dem Genre die damals so notwendige Vitalisierung verpassten. Einer der großen Filme dieser Gattung war Martyrs (2008), der nicht nur zu den besten Horrorfilmen des Jahrzehnts sondern zu den besten Horrorfilmen überhaupt gezählt werden kann. Regisseur Pascal Laugier profitierte jedoch wenig von der Anerkennung, die sein Meisterwerk von Publikum und Kritik erhielt. Seine Beauftragung für ein Hellraiser-Remake scheiterte daran, dass Laugier seine eigenes Ding durchziehen, sich nicht den amerikanischen Horrorkonventionen beugen wollte, und abgesehen von dem Direct-to-DVD-Produkt The Tall Man (2012) verschwand der damals so vielversprechende Regisseur in der Versenkung. Ganze zehn Jahre mussten nach Martyrs vergehen, bis Laugier wieder mit einem Horrorfilm von sich reden machen durfte: Ghostland (2018) wurde vor allem von den Genrefans wohlwollend aufgenommen und durfte sogar auf dem Festival international du film fantastique de Gérardmer ordentlich abräumen, bei dem ein Jahr zuvor das Genrebiest Raw (2016) für Aufmerksamkeit gesorgt hatte: Und das als kanadisch-französische Koproduktion, die allerdings viele Kompromisse für den amerikanischen Genremarkt eingeht. Weiß Laugier dennoch auch heute noch, in Zeiten von Post- und Slow Burning Horror zu begeistern?

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Die kontroversen, extremen und polarisierenden Filme der 80er Jahre

Wie immer gilt für diese spezielle Liste: Prämiert werden nicht die besten kontroversen und polarisierenden Filme des Jahrzehnts, sondern die, die am extremsten waren, die am meisten polarisieren konnten, die am kontroversesten aufgefasst wurden und werden. Wirklich erstklassiges filmisches Material gibt es in diesem speziellen Fall, dann auch tatsächlich kaum zu finden. Abgesehen von Die letzte Versuchung Christi (der die Kontroverse auch nicht wirklich suchte, sondern dem sie viel mehr aufgezwungen wurde), sind die restlichen Vertreter im besten Fall Durchschnittsware, im schlimmsten Fall kompletter Schund, der einzig durch seinen Shock Value einen Platz in der Filmgeschichte gefunden hat. Das war bei den kontroversen Filmen der 90er und 2000er Jahre durchaus anders. Und noch eine Premiere, je weiter wir uns in die Vergangenheit bewegen aber umso folgerichtiger: Mit den Rape Culture Teeniestreifen hat es nicht nur ein Film, sondern gleich eine ganze Filmreihe (wenn nicht sogar ein ganzes Genre) hierhin geschafft, dessen kontroverse Natur vor allem durch den retrospektiven Blick entsteht; Filme, die damals nur ein mildes Lächeln ernteten, heute aber als filmische Sinnbilder für eine Kinoära stehen, in der auch Belästiger und Vergewaltiger Sympathieträger sein durften, deren Verbrechen gar verharmlost wurden oder im schlimmsten Fall zur Erheiterung des Publikums dienten. Ansonsten, auch 80er typisch, viel Zeug aus der Gore- und Splatterecke, immerhin ein genuin deutscher Blasphemiefall und ein wenig mehr der Vollständigkeit halber ein absolut sehenswertes Werk aus dem experimentellen New Yorker Untergrund.

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Die besten Trash-Filme der 80er Jahre II

In den 80ern gab es wirklich genügend gediegenen Müll, um einen zweiten Best-of-Trash Artikel zu rechtfertigen. Wie schon in Teil Eins ist auch dieses mal wieder Troma vertreten. in diesem Fall mit der Class of Nuke ‚Em High. Während die Troma-Machwerke wie auch der Melt-Film Klassiker Street Trash ohne größeren Widerspruch hier rein gehören, – ebenso wie das türkische Rambo-Rip-off Rampage – darf zumindest vorsichtig die Frage gestellt werden, was die bissige Satire Sie leben hier verloren hat. Einerseits ist dieser SciFi-Verschwörungstheorie-Bastard viel zu politisch, zu subversiv und auch irgendwie zu clever, um einfach als Trash abgetan zu werden. Andererseits besitzt er eine (gefühlt) 5-Stunden lange Kampfszene die nirgendwo hinführt, Sonnenbrillenfetischismus und Roddy Fucking Rowdy Piper. Insofern…

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Die besten Trash-Filme der 80er Jahre I

So… die Zeichentrickfilme haben wir endlich hinter uns gebracht. Zeit, wieder zu etwas Handfesterem überzugehen… TRASHHHHH! Und zwar solcher der feinsinnigen, unterhaltsamen Sorte. Alle hier geposteten Filme sind mal mehr mal weniger unfreiwilliger Ramsch. Aber irgendwie doch zu gut, um als schlechte Filme abgetan zu werden. Natürlich zählen dazu, SciFi-Klassiker wie der wunderbar cheesige Flash Gordon, aber eben auch der meiner Meinung nach komplett unterschätzte, epische Masters of the Universe. Für den richtig schlechten Geschmack gibt es Bad Taste, von einem Regisseur, der sich später komplett aus der Trash-Ecke rausinszenieren sollte. Und Troma darf natürlich auch nicht fehlen. Hier erst einmal vertreten mit dem Kultklassiker Toxic Avenger. Und wem das alles noch zu stilsicher ist, der dürfte mit dem vollkommen überdrehten Machwerk Buckaroo Banzai seine Freude haben.

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Raw (2016) – Die böse Twilight-Zwillingsschwester

Ja, okay… so ein bisschen irreführend und clickbaity ist der Titel dieser Rezension ja schon. Passt damit aber auch hervorragend zum besprochenen Film. Raw (2016) machte nämlich keine halben Sachen, als es um seine Vermarktung ging. Da war von einem der schockierendsten Horrorfilme der letzten Jahre die Rede, da wurde von Menschen erzählt, die reihenweise das Kino verließen, weil sie mit dem Gezeigten nicht klarkamen, und es wurde sogar von Zuschauern berichtet, die während des Toronto Filmfestivals 2016 medizinisch behandelt werden mussten, da ihnen die expliziten Szenen zu heftig waren. Mit diesem Vorwissen in der Hand kommt man gar nicht drumherum, Julia Ducournaus Kinodebüt mit einer gewissen Portion Skepsis zu begegnen, zumal die Zeit der New French Extremity mittlerweile fast zehn Jahre zurückliegt und eine ihrer größten Ikonen – Gaspar Noé – in seinen letzten Filmen durchaus eine Abwendung vom Extremen um jeden Preis und eine Zuwendung zu metaphysischen und panoramischen Themen erkennen ließ. In der Tat lässt sich Raw in vielen Bereichen der New French Extremity oder Nouvelle Vague des französischen Horrors zuordnen. Zugleich ist er aber alles andere als eine extreme, kontroverse Gewaltorgie, wie es die derbsten Filme dieser Zunft waren. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er eine Menge aktuellerer Einflüsse mit an Bord hat, namentlich Mechanismen aus dem – Achtung, Buzzword! – derzeit so viel zitierten Post Horror, ganz konkret dem Slow Burning Horror amerikanischer Bauart. Und da das im Titel dieser Rezension zitierte Märchen auch schon über zehn Jahre alt ist, darf beruhigend hinzugefügt werden: Mit den Teenie/Fantasy/Romanzen der späten 2000er und frühen 2010er Jahre hat Raw ebenfalls wenig gemein, auch wenn ihm die Verquickung von Coming-of-Age und Fantastischem sichtlich am Herzen liegt.

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Die besten Horrorfilme der 80er Jahre II

Nachdem bei der letzten Horror-Retrospektive primär brav gruseliges bis episches Horrorkino dran war, drehen die nun auftauchenden Horrorfilme deutlich an den Daumenschrauben. Gleich zwei Index-Kandidaten, die damals der BPjM zum Opfer fielen, stehen heute auf dem Programm: Die Mörderischen Träume in A Nightmare on Elm Street und die wandelnden Toten in Day of the Dead waren offensichtlich zu viel für die prüden Sittenwächter von einst. Unblutiger und Traditioneller geht es dagegen in dem Gothic-Horror-Schinken Die Braut zu, während Fright Night sich munter vergnügt in der 80er Trash- und Mainstream-Ecke ausbreitet. Und Body- sowie Monsterhorror war in den 80ern natürlich auch noch ein großes Thema, in diesem Rückblick vertreten durch die so verschiedenen – und doch gleichermaßen polarisierenden – Regisseure David Cronenberg und Chuck Russell, die mit Die Fliege und The Blob auf unterschiedliche Art das Monströse zum Widerspiegel des menschlichen Scheiterns werden lassen.

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Really Fucked Up Super Heroes – Rezension zu „Super“ von James Gunn (2010)

Zu den Filmen, die mich zu Beginn der 2010er am meisten enttäuscht haben, gehört auf jeden Fall die halbgare, möchtegerncoole und sich dem Nerdtum anbiedernde Superheldensekonstruktion Kick-Ass (2010). Eine nette Idee, der allerdings in letzter Konsequenz die Eier fehlten, um mehr zu sein als ein lauer tarantinoesker Reißer ohne Biss. So viel Potential, so viel Mindfuck-Möglichkeiten… einfach verschenkt. Ein Glück, dass die Idee des simplen Next-Door-Superhelden nicht nur den Kick-Ass-Machern in den Sinn kam, sondern ebenso Slither-Regisseur James Gunn. Und dieser James Gunn hat Eier… und was für welche. Super (2010), der sträflicherweise immer noch keinen deutschen Kinostart-Termin hat, ist das bösartigsten und abgefuckteste Stück Nerd-Film, das mir in letzter Zeit untergekommen ist. Indie Komödie, Actionspaß, Referenzfest… Und nicht nur das: Nebenbei zertrümmert dieser infame Streifen auch die gesamte Superheldenmythologie im Vorbeigehen, tritt ordentlich rein in die Zwiespältigkeit von selbsternannten Rächern und wandelt sich mehr und mehr zur düsteren, tragischen und zutiefst pessimistischen Parabel auf Verbrechen und Strafe, auf Schicksalsgläubigkeit und Wahn.

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Die besten Horrorfilme 2018: Das Suspiria-Remake von Luca Guadagnino

Der ungewöhnliche, gegen den Strich gebürstete Horrorfilm boomt derzeit gewaltig. Nein, an dieser Stelle werde ich mich nicht schon wieder in Gedanken über den so genannten Post Horror verlieren. Es sei nur festgehalten, es gibt im Kino-Mainstream eine Nachfrage nach Horrorfilmen, die von ihrer Art und Weise alles andere als publikums- oder blockbusteraffin scheinen. Und das haben die späten 2010er Jahre durchaus mit den 70er Jahren gemein. Auch damals wurden Filme zu großen Erfolgen, die sowohl herausfordernd als auch verstörend waren, die nicht einfach darauf abzielten, das Publikum mit angenehmen Gruseleinheiten zu sedieren, sondern die schocken, irritieren und auch verändern wollten: Man denke nur an Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973), Wes Cravens The Hills Have Eyes (1977) oder Romeros Dawn of the Dead (1978). Natürlich hatte auch diese Zeit so wie unsere ihre leicht zu konsumierenden Horror-Blockbuster wie Spielbergs Der weiße Hai (1975), aber damals wie heute gab es plötzlich eine Nachfrage nach groteskem, progressiven und bewusst gegen den Strich gebürsteten Genrekino. Und zu dessen Vertretern zählt natürlich auch Suspiria (1977) von Dario Argento: Der prototypische und zugleich über die Kategorie hinausweisende Giallo, im Grunde genommen der Film, der die gesamte Reputation des italienischen Horrorkinos der damaligen Zeit allein rettet (sorry, aber so viel sehenswertes gab es daneben nunmal einfach nicht). Und wenn schon der Mut des 70er Jahre Horrors auch den 2010er Horror beseelt, und wenn es schon in diesem Trend ein Spiel mit der Ästhetik der damaligen Zeit gibt (Man denke z.B. an Mandy), warum dann nicht gleich DEN Klassiker aus Italien mit einem Remake versehen?

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Die besten interessantesten Horrorfilme 2018: Mandy mit Nicolas Cage

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund, in dem dieser mich daran erinnerte, dass ich wohl einst – vor über 15 Jahren – Nicolas Cage zu einem meiner Lieblingsschauspieler erklärt hätte. Ehrlich, ich kann mich daran wirklich nicht mehr erinnern, halte es aber, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, für absolut plausibel, dass ich zumindest eine große Verteidigungsrede für den oft veralberten, oft nicht ernst genommenen Overacting-Bro gehalten habe. Immerhin waren das damals die frühen 2000er Jahre. Und auch wenn Nicolas Cage zu dieser Zeit schon mit bizarr überzeichneten, testosteronschwangeren Auftritten wie Con Air (1997) oder Gone in 60 seconds (2000) negativ aufgefallen war, war er doch noch ein Stück entfernt von späteren Nutball-Rollen wie The Wicker Man (2006) oder Ghost Rider (2007), geschweige denn den noch späteren noch groteskeren Actionrollen in zahllosen B-Movies. Außerdem war das auch die Zeit von Adaptation (2002) und The Weather Man (2005), wo er zeigen durfte, dass er auch mehr kann als manisch und hysterisch in die Kamera zu grinsen. Anyway, mittlerweile hat Nicolas Cage seinen Ruf als wahnsinniger Overacter weg; absolut zurecht ist er aktuell mehr Meme als Schauspieler, geliebt und gehasst wegen seiner furiosen, bizarren Auftritte, oft verspottet, selten wertgeschätzt. Und ohne wieder eine große Verteidigungsrede auspacken zu wollen: Der Mann kann was. Der Mann kann mehr und hat es sicher nicht verdient, in zahllosen billigen Revenge Thrillern verbraten zu werden. Panos Cosmatos‘ Mandy (2018) hat durchaus das Potential den Ruf von Nicolas Cage wiederherzustellen und auch mehr: Immerhin scheint er fast so was wie eine Verbrüderung zu sein von Cages letzten, platten Rachethrillern, seinem Hang zum Exzentrischen und seinen – zumindest früher – immer wieder überraschend künstlerischen Arbeiten. Denn Mandy ist ein B-Movie Revengethriller, verpackt in einem sehr artifiziellen, zäh fließenden Höllentrip; eine düstere Ode an das simple Action-, Barbaren- und Horrorkino der 80er Jahre, aber auch eine Verbeugung vor dem Surrealismus, dem Giallo und sogar den symbolistischen Werken eines Tarkowskij. Selten zuvor war es so aufregend, Nicolas Cage in Aktion zu sehen.

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Kurzrezensionen: Wer ist Hanna?, The Human Centipede (First Sequence), Die Tür

Tja, wer bei diesem Wetter seine Zeit mit Filmen vergeudet, ist natürlich selbst schuld… Umso ärgerlicher, wenn das bemusterte Material sich tatsächlich nach Zeitverschwendung anfühlt. Ganz so schlimm kommt es mit den Werken der aktuellen Kurzrezensionen nicht. Wer ist Hanna? (2011) entpuppt sich als spannender Thriller, dessen wenig originelle Handlung von der herausragenden Inszenierung abgefangen und abgefedert wird, The Human Centipede (2010) ist ohnehin schon so etwas wie ein Gaga-Ekel-Klassiker und Die Tür (2009) vermag es zumindest überdurchschnittliche Mystery-Unterhaltung zu generieren. Alle drei ausführlich durchleuchtet, nach dem Klick.

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Die besten Trash-Filme der 90er Jahre I

In der Trash-Retrospektive der 00er haben wir die Trash-Perlen und schlechten Filme zusammen in einen Artikel gehauen, was genau genommen schlichtweg unfair ist. Denn es gibt einen schmalen, aber umso essentielleren Grat zwischen miesen Filmen und herausragenden Trashperlen, ein Grat, der entscheidet, ob wir an einem schlechten Film Spaß haben oder ob er uns langweilt oder gar ärgert. Genau jener Schwelle wollen wir in der 90er Retrospektive der Tieflader Rechnung tragen. Die Filme in diesem Artikel sind keine guten Filme im gewöhnlichen Sinne, nach cineastischen Maßstäben sogar oft genug ziemlich üble Machwerke. Aber verdammt nochmal, sie haben Spaß gemacht. Es war ein Genuss sie zu sehen und sie haben das Erbe des Midnight-, Trash- und Exploitationkinos würdig in eine neue Filmepoche transferiert. Hier kommen sie: Garantierter Filmspaß auf garantiert niedrigstem Niveau.

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Die extremen, polarisierenden und kontroversen Filme der 2000er Jahre

Extrem ist natürlich ein ziemlich dehnbarer Begriff… und mit den besten Horrorfilmen und auch den besten surrealen Filmen haben wir diese Sparte bereits ganz gut bedient. Aber es gab noch Krasseres als das bisher Vorgestellte: Hartes, Gewalttätiges, an der Schmerzgrenze Balancierendes. Filme die sadistisch waren, oder auch masochistisch; Filme die ihren Zuschauern einiges abverlangten und nicht zuletzt auch immer wieder für abgebrochene Kinobesuche oder Empörungen bei diversen Festivals gut waren. Dabei sind es nicht zwangsläufig gute Filme, mitunter sind sie einfach nur hart, schwer verdaulich oder tatsächlich polarisierend und kontrovers bis zur Ärgernis. Dennoch haben alle die vorgestellten Filme ihre Existenzberechtigung. Sie haben dem Medium seine Grenzen aufgezeigt, indem sie diese überschritten haben, indem sie mit diesen gespielt haben, indem sie bewusst den Weg des größten Widerstandes gingen. Die härtesten, die kontroversesten, die am meisten diskutierten… die extremsten Filme der Dekade. Wie immer nach dem Klick.

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