Die besten Zeichentrickfilme der 80er Jahre II

Nachdem wir im ersten Teil unserer 80er Retrospektive doch einen starken Fokus auf „erwachsenen“ Zeichentrick hatten, soll es in diesem Teil etwas familientauglicher zu Sache gehen. Aber keine Sorge, wir werden uns nicht nur klassischem Disney-Blockbusterkino der Marke Arielle widmen. Neben der exzentrischen, wilden Version des Disney-Kinos mit Ghiblis Das Schloss im Himmel haben es uns hier vor allem die Europäer angetan. Mit Walhalla findet eine gekonnte Verbrüderung nordischer Mythologie und traditioneller Familienunterhaltung statt, und mit Asterix bei den Briten dürfte wohl die beste Verfilmung der berühmten Goscinny- und Uderzo-Comics vorliegen. Und wenn es dann doch etwas ernster werden soll, gibt es mit Akira immer noch einen der besten Animes und asiatischen Science Fiction Werke der Filmgeschichte. Viel Vergnügen.

Das Schloss im Himmel (Hayao Miyazaki)

(Japan 1986)

Um mich wirklich in die Bredouille zu bringen, müsst ihr mich nur fragen, welcher mein liebster Miyazaki-Film ist. Keine Ahnung… seine Vita weist einfach zu viele Meisterwerke auf. Der Family/Fantasy/Steampunk-Hybrid Laputa – Das Schloss im Himmel gehört aber mit Sicherheit zu seinen prototypischsten Werken. Gekonnt verarbeitet der Anime-Meister hier farbenfrohe, kindlich naive Bilderwelten mit düsteren Science Fiction Settings.

Und nebenbei zeigt er noch gekonnt auf, dass man sich keineswegs an klassische filmische Pacing-Regeln halten muss, um einen raffinierten – und in diesem Fall auch noch einzigartigen – Rhythmus zu finden. So oszilliert dieses Märchen zwischen atemloser Achterbahnfahrt, harmonischer Nostalgie und furiosem Actionspektakel. Hetzt mitunter geradezu durch seine Geschehnisse, nur um kurz darauf absoluten narrativen Frieden zu finden. Es sollte gut 15 Jahre dauern, bis Miyazaki dieses rhythmische Glanzstück zwischen Wildheit und Niedlichkeit, zwischen Dauertempo und zurückgelehntem Narrativ wiederholen sollte. Und selbst Chihiro im Hinterkopf nimmt dieses Meisterwerk immer noch eine Sonderstellung in einem auch sonst absolut einzigartigen, meisterhaften Œuvre ein.

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Akira (Katsuhiro Otomo)

(Japan 1988)

Abgesehen von dem Ghibli-Zeug – das immer und überall funktioniert – bin ich echt alles andere als ein großer Anime-Schauer. Und daher dürfte es auch kaum verwundern, dass als großer, japanischer Trickfilmvertreter hier so etwas wie ein Konsensfilm des westlichen Publikums landet (wie bereits in der 90er Retrospektive Ghost in the Shell). Akira beginnt als futuristischer Actioneer mit großer Geste Richtung rebellischer Jugendkultur und mutiert peu à peu zum düsteren, apokalyptischen Infernal. Dabei verhandelt er Themen wie revolutionäres Aufbegehren, Tradition vs. Progression, Macht und Verantwortung, Technik und Metaphysik, verliert dabei aber nie den Fokus vor allem eins zu sein: Ein verdammt starker, hervorragend bebilderter Science Fiction Action Trip. Neben Robocop und Blade Runner eine der grimmigsten und bissigsten Dystopien der Dekade.

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Arielle, die Meerjungfrau (John Musker, Ron Clements)

(USA 1989)

Tut mir leid, aber ich kann nicht anders starten als mit einem laut ausgestoßenen „Haacchhhh!“. Disneys (zugegeben sehr weichgespülte) Interpretation von Hans Christian Andersens kleiner Meerjungfrau gehört zu meinen frühesten Kinoerlebnissen und wird daher immer einen festen Platz in meinem Herzen haben. Aber auch unabhängig von meiner persönlichen Voreingenommenheit nimmt dieses Meisterwerk eine Sonderstellung in der Filmografie der Disney Studios ein. Denn dieser Film, Ladies and Gentlemen, steht am Anfang der goldenen 90er Jahre Ära, war der erste Film der Dank verbesserter Zeichenkunst, neuen Techniken und einer reifen Dramaturgie Patin stand für Glanzstücke wie König der Löwen oder Aladdin. The little Mermaid ist ein grandioses Fantasy-Musical zwischen Kitsch und purer Unterhaltung, ein überborderndes Epos großer Familienunterhaltung, inklusive zahlloser Ohrwürmer, grandioser Charaktere, einer unfassbar guten Erzählung und viel viel viel traditionellem Disney-Zeichentrickcharme. Ein glänzender Diamant der animierten Filmgeschichte, den man einfach umarmen, knuddeln und liebhaben muss.

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Walhalla (Peter Madsen, Jeffrey James Varab)

(Dänemark 1986)

Nee… der Name Disney ist hier schon oft genug gefallen. Ohnehin orientiert sich der dänische Trickfilm Walhalla weniger an den Werken des Großkonzerns als viel mehr am von diesem abgefallenen Don Bluth. Ähnlich wie das amerikanische Vorbild verstehen sich die Macher hervorragend darin, eine kindgerechte Geschichte mit düsteren und tragischen Momenten anzureichern, ohne das sie ihren „For the whole Family“-Charme verlieren würde. Orientiert an zahllosen (wild durcheinander gewürfelten) Mythen der nordischen Götterwelt wird hier ein großartiges Panoptikum zwischen Abenteuer, Märchen und sogar Grusel aufgeworfen, inklusive einer der bösartigsten Loki-Verkörperungen ever (da muss selbst der fantastische Tom Hiddleston zumindest kurz schlucken) und einem wahnsinnig komischen Sidekick in Form des Kobolds Quark. Daneben wird auch mit emotionalen, warmherzigen Momenten nicht gegeizt und so kann dieses unterschätzte Kleinod tatsächlich an die großen Meisterwerke aus den USA aufschließen. Unbedingt ansehen.

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Asterix bei den Briten (Pino Van Lamsweerde)

(Frankreich 1986)

Im Gegensatz zum Big Budget Projekt Walhalla hält sich die Comicverfilmung Asterix bei den Briten sehr zurück, was das Nacheifern der detaillierten, detailverliebten amerikanischen Trickfilmkunst betrifft. Gut so. In den leichten, fast schon nachlässigen Federschwüngen der Macher bleibt so – wie auch in vielen anderen Asterixfilmen – perfekt der unperfekte Charme der Vorlage erhalten. Unabhängig von seinem roughen Zeichenstil gehört Asterix’s Besuch in England schlicht zu den besten Filmen der Reihe: Hier stimmt die Balance zwischen Action und Comedy, zwischen Slapstick und Storytelling, zwischen amüsanter gallischer Süffisanz und spannenden Zwickmühlen. Und ganz nebenbei wird noch eine Menge Historisches und Überstereotypisiertes aus der Vorlage hinüber gerettet. Kann man sich auch als Liebhaber der Comics anschauen, ohne enttäuscht zu werden.

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Erstveröffentlichung: 2015