Kategorie: Drama

Die besten Filmdramen der 90er Jahre III

Wo waren wir noch gleich stehen geblieben…? Genau! Die besten Dramen der 90er Jahre gehen in die dritte Runde. Mit Jonathan Demme und Steven Spielberg fahren wir noch einmal Hollywood-Geschütze auf. Zwei sensible Themen – einmal HIV in Philadelphia, einmal die Vernichtung der europäischen Juden in Schindlers Liste – die für Hollywood-Verhältnisse erstaunlich sensibel, wenn auch nicht ohne Traumfabrik-Pathos, umgesetzt wurden. Aber auch die kleinen Filme abseits des großen Geschäfts kommen zu ihrem Recht: Das furiose Psychogramm Shine, das sarkastische Familiendrama Der Eissturm und Mike Leighs düstere Großstadtapokalypse Nackt beweisen, dass auch jenseits des großen Budgets herausragende Filme produziert werden. Und mit David Lynchs The Straight Story hat sich gar ein Regisseur im Dramen-Genre verirrt, den man dort so gar nicht vermuten würde. Alle Filme, inklusive Kurzreview und Trailer nach dem Klick.

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Die besten Filmdramen der 90er Jahre II

Teil zwei unserer letzten Meter bei den besten Filmen der 90er Jahre. Auch in diesem Artikel stehen die Minimalklassifizierten, die großen emotionalen Leinwanderlebnisse, die besten Dramen des Jahrzehnts im Mittelpunkt. Mit Mike Leigh ergründen wir Lügen und Geheimnisse der britischen Gesellschaft, mit Belar Tarr lassen wir uns in epischer breite die dunklen Seiten der kommunistischen Endzeit nahe bringen. Wir sagen Lebewohl, meine Konkubine, feiern liebste Jahreszeiten und wilde Tage und verlieren uns im Duft der Frauen.

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Die besten Filmdramen der 90er Jahre I

Wir nähern uns langsam dem Ende unserer 90er Film-Retrospektive und spitzen schon Bleistifte, tauchen Füller und massieren die Schläfen für den kommenden 80er Kanon-Rundumschlag. Aber ein paar 90er-Highlights habe ich noch und diese passen, wie schon die Dramen der 00er Jahre, mal mehr mal weniger zu allen Kategorien und im Grunde genommen zu keiner, außer der, in die sie nun gepackt werden. Dramen sind einerseits die Simpelkategorisierten, die Filme, die bei jeder Oscarverleihung die besten Chancen haben, die Filme, die man am Ende eben doch ganz banal Dramen nennt und ohne schlechtes Gewissen von jeder weiteren Klassifizierung erlöst. Ein bisschen traurig, ein bisschen optimistisch, mitunter tragisch, aber auch lebenslustig, versöhnlich, mitreißend, belastend, erlösend… je nach dem. Und wie schon in den 00er Jahren gibt es zu dieser Nullkategorie auch gleich einen ganzen Haufen von Artikeln. Im ersten verschlägt es uns ins triste Iowa, in Nervenheilanstalten, in unbekümmerte und bekümmerte Jugend, nach Osteuropa, in die französischen Banlieues und ohnehin überall dorthin, wo das Leben etwas Bewegendes zu erzählen hat…

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Die besten New Black Cinema Filme der 90er Jahre

Hmmm… ja. Hollywood und People of Colour. Das hat eine lange und allzu oft traurige Tradition. Angefangen bei weißen Darstellern, die mittels Blackfacing unsägliche rassistische Stereotypen bedienten, über die Sidekick-Rolle des netten, hilfsbereiten Schwarzen (die selbst heute noch erschreckend oft herangezogen wird) bis hin zum Black Cinema der 60er und 70er Jahre, in denen das so genannte schwarze Kino vor allem aus Klischee-Reißern und derben Blaxploitationfilmen bestand. Aber es gibt auch positive Entwicklungen und diese haben fast durchgängig ihre Geburtstätte in den 90ern: Als People of Colour endlich sowohl als Schauspieler als auch Filmemacher ernst genommen wurden, als sie plötzlich auch bei den großen Awards eine Rolle spielen durften, als „schwarze“ Themen nicht mehr mit der Kneifzange angefasst und nicht mehr mit Klischees ausdefiniert wurden: Spike Lee, Denzel Washington, Laurence Fishborne… alles Namen, die mittlerweile auch im Mainstream-Kino angekommen sind und nicht mehr rein durch ihre Hautfarbe interpretiert werden. Diese bildeten damals das „New Black Cinema“ und gaben damit dem (cineastischen) schwarzen Amerika eine Stimme, fernab von Stereotypen und Klischees. Die besten ihrer Filme, nach dem Klick.

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Die besten Gerichtsfilme und Justizthriller der 90er Jahre

Einen kleinen Thrillernachschlag haben wir noch…  auch wenn das meiste hier ein bisschen weiter geht. Gute Gerichtsfilme vermögen es nämlich weitaus mehr zu sein als übliche Crime-Kost. In der stickigen und klaustrophobischen Atmosphäre von Gerichtssälen können sich große menschliche Dramen abspielen, spannende Krimis und sogar – wie zumindest einer unserer Filme unter Beweis stellt – höchst amüsante Komödien. Das Gericht wird mit seinen eigenen Spielregeln und sozialen Schranken zum Schauplatz von Universellem, Speziellen, von Zwischenmenschlichem, von Würde, Kampf aber auch von Abgründen… Anyway, in all den hier genannten hervorragenden Filmen steht Justizia im Mittelpunkt, mal blind, mal sehend, mal abwägend, mal der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfend. Großartige Kammerspiele unter den Händen des Gesetzes. Nach dem Klick…

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Die besten Drogenfilme der 90er Jahre

Wir gehen weiter in unserer 90er Retrospektive zu einem wahrscheinlich nur vermeintlich kleinen Subgenre, das in diesem Jahrzehnt omnipräsent war. Drogen waren der Pop dieses Jahrzehnts. Auf die eher düsteren 80er folgte eine hedonistische Dekade, in der möglichst lange, euphorisch und ekstatisch gefeiert wurde. Ectasy wurde schnell zur Modedroge Nummer eins, und ebenso wie sich LSD auf das Wirken vieler Filmemacher der 60er auswirkte, hatten die 90er-Rauschmittel Einfluss auf die Filme ihrer Zeit. Es gab den Heroin-Chic, es gab die Ecstasy-Coolness und die Kokain-Dekadenz. Doch genau wie es in den Kriegsfilmen der Dekade nur selten wirkliche Gewinner gab, sind auch die hier nominierten Filme kein affirmatives Statement für Drogen, sondern spiegeln in ihren besten Momenten all jene Ambivalenz wider, die der Kultur des Rausches seit jeher anhaftet.

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Kurzrezensionen: Tulpenfieber, Die Verführten

Es gibt Genrekategorien, die mir immer ein Rätsel sein werden. Eines davon ist das Genre des Kostümfilms. Das Problem dieser Schublade ist vor allem, dass sie durch einen anderen Begriff nicht nur besetzt sondern auch weitaus besser repräsentiert scheint, nämlich den des Historienfilms. Sobald ein Film in einem historischen Setting spielt, gibt es selbstverständlich einen Fokus auf Kostüme und Sets, die der Zeit entsprechen; egal ob es sich um das chinesische Kaiserreich oder die deutsche Gründerzeit handelt. Warum also eine Kategorisierung benutzen, die ihren Fokus einzig auf die Kostümierung setzt und alle anderen wichtigen Eigenschaften von Filmen mit historischem Stoff ignoriert? Vielleicht, weil es manche Filme selbst so machen… Folgt man Wikipedia, dann ist ein Kostümfilm ein Film, „der sich durch überdurchschnittlich hohe Produktionswerte bei Dekorationen, Bauten, Kostümen und Requisiten auszeichnet.“. Man darf hier gut und gerne das Wort „primär“ ergänzen und man kommt der Wahrheit und dem pejorativen Moment, das in dem Begriff Kostümfilm mitschwingt schon näher. Niemand würde auf die Idee kommen, Stanley Kubricks Spartacus (1960) als Kostümfilm zu bezeichnen, einfach weil seine Größe mit Sicherheit nicht durch die hübschen Kostüme definiert wird. Andererseits fühlt es sich komisch an, den Heimatfilm-Blockbuster Sissi (1955) als Historienfilm zu bezeichnen, weil er in jeder Sekunde wirkt, als wäre den Produzenten eine schöne Optik und eine romantisierende Atmosphäre wichtiger gewesen als das akkurate Porträt einer genau genommen ziemlich düsteren und grausamen Epoche. Besonders beim historischen Heimatfilm der 50er und 60er Jahre scheint die Kategorie Historienfilm so fehlangebracht wie die Kategorie Katastrophenfilm für für das Trashwerk Sharknado.

Aber wo ist die Grenze? Wann hört der Historienfilm oder das historisch verortete Drama auf und wann beginnt der Kostümfilm? Eine eigene Betrachtung wäre vielleicht sogar das sexistische Moment der Kategorie Kostümfilm wert. Es scheint der Fall zu sein, das tendenziell Filme mit weiblichem Lead Cast und „weiblichen Themen“ gerne als Kostümfilm kategorisiert werden, selbst wenn sie weitaus eher tiefgründiges Drama sind als ihre männlichen Gegenparts. So würden wohl nicht wenige Kinogänger das herausragende Drama Sinn und Sinnlichkeit (1995) als Kostümfilm bezeichnen, während der um einiges flachere Robin Hood (1991) weitaus bessere Chancen hat, entweder als Abenteuerfilm, Actionfilm oder gar Historienfilm kategorisiert zu werden. Diese – auf jeden Fall diskutable – Beobachtung wird auch bei den folgenden Rezensionen eine Rolle spielen. Denn bei beiden Filmen handelt es sich um historisch verortete Dramen, deren Fokus eindeutig auf Frauen liegt. Und im Gegensatz zum großartigen Lady MacBeth (2017) stehen auch durchaus eher die Schauwerte in ihrem Mittelpunkt. Um es sich darüber hinaus um sehenswerte Dramen/Historienfilme/Thriller oder ähnliche handelt, folgt nach dem Klick.

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Die besten Filme der 90er Jahre: Gedanken zu David Finchers „Fight Club“

Normalerweise werden an dieser Stelle ja Filme ausgelagert, die ich eher nicht so prall fand. Filme, die meiner Meinung nach eben gerade nicht zu den besten Filmen der 90er gehören, für deren Abwesenheit ich aber vermeintlich irgendeine Form der Rechtfertigung abgeben muss. Das ist in diesem Fall anders. Fight Club gehört nicht nur zu den besten Filmen der 90er Jahre sondern steht auch in meiner Alltime-Best-Of-List ziemlich weit oben. Dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe, beweisen verschiedenste Umfragen zu den besten Filmen aller Zeiten, bei denen Fight Club regelmäßig weit vorne rangiert… vollkommen zurecht. Der Grund für diesen „Sonderartikel“ ist ähnlich wie bei der Analyse von American Beauty ein anderer: Es gibt anscheinend ein Rezeptionsgefälle, das Fight Club nicht nur zu einem der besten sondern vor allem auch missverstandensten Filme aller Zeiten macht. Und eben genau jenes Missverständnis sorgt ironischerweise erst dafür, dass er so viele Anhänger für sich vereinen kann.

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Die besten Filme der 90er Jahre: Zumindest beachtenswert – „The Brave“ (1995) von und mit Johnny Depp

Vielleicht nicht gerade einer der besten Filme der 90er, aber allemal sehens- und erinnerungswert ist das Regiedebüt von Johnny Depp, in dem der talentierte Allrounder nicht nur die Inszenierung sondern auch gleich die Hauptrolle übernahm und somit eine gediegene und interessante One-Man-Show ablieferte. Wer bei One-Man-Show in Verbindung mit dem Namen „Johnny Depp“  nur an Fluch der Karibik oder Dead Man denkt, sollte sich durch „The Brave“ von 1997 umgehend eines Besseren belehren lassen. Der von Depp verkörperte Protagonist dominiert auf eine originelle – dem Sterbenden in Dead Man nicht ganz unähnliche Art und Weise – den gesamten Film. Sprich, wir sehen hier den ruhigen, sensiblen, melancholischen,  Johnny Depp, der zugleich als aufopferungsvoller Kämpfer für das Wohl seiner Familie agiert.

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Der beste Liebesfilm 2017: Call be my your name oder ein Lob des Eskapismus

Mit A Bigger Splash (2015) hat Luca Guadagnino wohl einen der am meisten unterschätzten Filme der letzten Jahre gedreht. Versteckt hinter der Fassade eines eleganten (Erotik-)Thrillers verbarg sich eine tiefe Verbeugung vor dem Savoir Vivre und der Gelassenheit und Schönheit des mediterranen Europas. Und hinter diesem Fest des dekadenten Lebens im Wohlstand wiederum verbarg sich eine kleine, subtile Parabel auf lokale und globale Ungerechtigkeiten, die Maskierungsfähigkeit des Menschen und die daraus resultierende soziale Schieflage. Vielen Kritikern war alles andere drumherum dann wohl doch zu eskapistisch und mit subtilen, kleinen Thrillern die in Italien spielen gewinnt man meistens auch kein Mainstreampublikum (selbst wenn man ein beachtliches Staraufgebot daran teilhaben lässt). Und so dürfte der Film, erst einmal, leider nur eine Randnotiz der 2010er Jahre bleiben. Anders wiederum erging es Guadagninos Nachfolgefilm Call me by your Name (2017), und das ist keineswegs selbstverständlich: Denn wenn es schon subtile Thriller an der italienischen Küste schwer haben, wie geht es dann erst queeren Liebesfilmen im italienischen Norden? Offensichtlich erstaunlich gut. Call me by your name durfte nicht nur vier Oscar- und drei Golden Globe Nominierungen einstreichen, darüber hinaus spielte er auch noch das zehnfache seine Budgets ein und wurde von vielen Zuschauern und Kritikern als einer der besten Filme des Jahres 2017 gefeiert… und bei Gott ist der Erfolg in diesem Fall gerechtfertigt…

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Rezension zu Schloss aus Glas (2017)

In ihrem 2005er autobiographischen Roman The Glass Castle verarbeitet die Autorin Jeannette Walls Episoden ihrer Kindheit, die vor allem von dem unkonventionellen Lebensstil ihrer Eltern geprägt war. Ihre künstlerisch besessene Mutter und ihr bipolarer, alkoholabhängiger Vater entschieden sich bewusst – aber auch aus Unfähigkeit heraus, ihr Leben in geregelte Bahnen zu lenken – für ein Outsider-Dasein am Rande der Gesellschaft; irgendwo zwischen Freiheit und Vagabundiererei, irgendwo zwischen rebellischer Unangepasstheit, radikalem Idealismus und Verwahrlosung. Die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 2017 versucht dieser ambivalenten Autobiographie gerecht zu werden und landet dabei in einer durchaus trendenden Nische von Outlaw-Familien-Geschichten, die zum Beispiel durch das Sozialmärchen Captain Fantastic (2016), die Tragikomödie Little Miss Sunshine (2006) oder das Drama Manchester by the Sea (2016) in den letzten Jahren immer wieder für starkes emotionales Kino gut waren. Und zugleich versucht er sich von dem oft romantisierenden Touch seiner Vor- und Mitläufer abzuheben.

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Kill List (2011) – Ein düsterer, gnadenloser Genrehybrid

Mal so ein kleines Rezensenten-Geständnis: Ich liebe die Kategorisierung Genre-Bastard, genauso wie ich Filme liebe, die in diese Kategorie fallen. Und auch wenn ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon habe, was ich unter dem Begriff „Genre-Bastard“ verstehe, so habe ich mir doch nie eine einheitliche Definition dieses Neologismus zu Gemüte geführt, obwohl ich ihn auch in anderen Rezensionen des öfteren lesen durfte. Also was ist, in meiner Lesart, ein Genrebastard? Natürlich erst einmal ein Kind, ein Spross von gleich mehreren verschiedenen Genres: Science Fiction, Horror, Fantasy, Drama, Thriller… am besten sind gleich mehrere klassische Filmgenres die Eltern und das Ergebnis ist ein herrliches Crossover ihrer besten, manchmal auch ihrer, schlechtesten Eigenschaften. Aber da ist ja auch noch mehr. Immerhin ist „Bastard“ alles andere als ein netter Begriff, ist er doch die – mittlerweile sowohl sozial als auch sprachlich – überholte Bezeichnung für ein uneheliches Kind, entstanden durch eine Affäre und rechtlich nicht als Nachkomme anerkannt. Und genau das sind auch Genre-Bastards: gezeugt außerhalb der konventionellen Genrerahmen, wie bereits gesagt gleich mehrere Genregrenzen überschreitend und dabei – und das ist in der Tat sehr wichtig – derart neben den üblichen Genrespuren, dass sie von keiner Kategorie so richtig akzeptiert werden, gerne auch den Fans des jeweiligen Genres gegen den Strich gehen und im krassesten Fall vom klassischen Genrepublikum rundheraus abgelehnt werden. Ein Genrebastard ist spröde, hässlich, schwer zu konsumieren, schwer zu ertragen und alles andere als klassische Genrekost. Und wozu diese lange Vorrede? Ihr werdet es euch denken können: Wenn ein Film die Kategorisierung Genre-Bastard verdient, dann Ben Wheatleys 2011er Thriller/Drama/Horror-Hybrid Kill List.

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Die besten Filme 2017: Lady MacBeth

Lady MacBeth gehört wohl zu den spannendsten und zugleich furchteinflößendsten Figuren, die William Shakespeare jemals erdichtet hat. Die Lady Macbeth von Mzensk ist der Titel einer 1865 von Nikolaj S. Leskow geschriebenen russischen Novelle, die in der von Dostojewski redigierten Zeitschrift Epocha zum ersten Mal veröffentlicht wurde, 1934 zu einer Oper adaptiert und schließlich im Jahr 2016 von William Oldroyd (ziemlich frei) verfilmt. Jene letzte Adaption – erstaunlicherweise das Langfilmdebüt ihres Regisseurs – brauchte ein gutes Jahr, bis sie in die amerikanischen und deutschen Kinos kam. Und auch wenn der Film zumindest in Großbritannien einige Auszeichnungen einheimsen durfte, scheint er bei der Frage nach den besten Filmen der letzten Jahre ein wenig untergegangen zu sein. Das ist mehr als bedauerlich, verbirgt sich doch unter seiner ruhigen Fassade ein kleiner Filmjuwel und zudem eine ziemlich brutale, verstörende Tragödie, die in sich das Potential birgt, – nicht nur im positiven Sinne – kontrovers rezipiert zu werden.

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Die besten Mafiafilme der 90er Jahre

Exklusives Subgenre auf mehreren Ebenen: Mafiafilme bewegen sich oft zwischen großem Epos, spannendem Thriller, komplexem menschlichen Drama und machen im besten Fall in all diesen Ligen eine hervorragende Figur. In den 90ern reichte es dann tatsächlich auch für so viel Gutes, dass sie einen eigenen Artikel verdienen. Wer „Miller’s Crossing“ und „Carlito’s way“ vermisst, die gibt es hier. Fragt nicht nach Konsistenz…

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Ballettdrama/ Psychothriller/ Bodyhorror – „Black Swan“ von Darren Aronofsky

Verdammt noch eins! Ich war mir sicher, ich würde diesen Film lieben oder hassen. Ich war mir sicher ein Mittelding wäre nicht drin. Immerhin hat es Aronofsky schon immer geschafft mit seinen Filmen recht gut zu polarisieren. Da war „Requiem for a Dream“, für viele zu pathetisch, zu aufgesetzt in seinem düsteren Weltbild, für andere eine Offenbarung des Composite Film Genres. Da war „The Fountain“, für viele billiger, abgehobener Science Fiction Esoterik-Kitsch, für manche die postpostmoderne Antwort auf „2001 – Odyssee im Weltraum“ und ein Science Fiction Klassiker für das neue Jahrtausend. Okay… „The Wrestler“ hat allgemein positives Feedback erhalten, aber nach all den Ankündigungen, Trailern und Vorab-Kritiken musste eigentlich klar sein, dass Black Swan wieder so ein „Love it or hate it!“ Ding wird. Weit gefehlt. Ich bin voll in der „So la la“-Falle gelandet und stehe mit meiner Meinung auch offensichtlich nicht alleine da.

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Rezension zu Professor Marston and the Wonder Women

Der Versuch DCs ein Cinematic Universe – ähnlich den Marvel-Filmen – aufzubauen, ist bisher weder bei Kritikern noch bei Zuschauern auf besonders viel Gegenliebe gestoßen. Eine Ausnahme bildete die 2017er Verfilmung des Wonder Woman Stoffes, die für manche Kritiker gar zu den besten Superheld*innen-Verfilmungen des Jahres gehörte und obendrein von manchen gar als erste wirklich feministische Comicverfilmung betrachtet wurde. Damit scheint ein Film über die Ursprünge der Figur genau zur richtigen Zeit zu kommen, insbesondere wenn sich diese nicht nur um den Mythos rund um die Entstehung der berühmten Heldin kümmert sondern zudem Parallelen zwischen dem progressiven Leben ihres Schöpfers sowie der beiden Hauptinspirationsquellen der starken Figur und den Bildern der Comic-Franchise zieht. Insbesondere unter dem griffigen Label: Ein Film über die Frauen hinter dem Mann hinter der Frau…

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Die besten Filmdramen 2017: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

In den USA sind spätestens seit dem Wahlkampf Donald Trumps im Jahre 2016 alle Augen auf das so genannte Heartland gerichtet: Mal mit Verachtung, mal mit Spott, oft auch mit Sorge, aber immer öfter auch mit Neugier und sogar Faszination. Was macht es aus, dieses Land mitten im Zentrum des vermeintlich mächtigsten Staates der Welt? Wie ticken die Leute dort? Wie konservativ, wie reaktionär sind sie? Oder lassen sie sich vielleicht gar nicht so einfach einordnen? Wie stark wirken progressive Ideen unter ihnen, wie offen und liberal können sie sein? Und besitzen sie vielleicht sogar einiges, was den Städtern und Küstenbewohnern abgeht?

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Die besten Dramen der 2000er Jahre I

Die besten Dramen des Jahrzehnts? Aha! Höhnisch könnte man jetzt sagen: „Der ganze Rest also!“ Und genau genommen stimmt das auch ein bisschen. Viele Filme unserer bisherigen 00er-Rückblicke könnte man problemlos auch hier einordnen. Ein gelungenes Drama hat es eben auch an sich, dass es schwer zu kategorisieren ist: Mit lustigen Elementen, ohne gleich eine ausgewachsene Komödie zu sein, spannend ohne den Thrillfaktor zu sehr in den Vordergrund zu stellen, komplex, ohne den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren und ins Surreale abzudriften… Sagen wir es einfach so: Hier versammelt sich das klassische und progressive Erzählkino: Filme die Emotionen wecken, die begeistern, die faszinieren und die mitleiden und mitfreuen lassen… okay, der ganze Rest eben. Und da dieser unmöglich in einen einzigen Artikel passt, folgt demnächt auch ein kleiner Nachschlag.

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Die besten Theateradaptionen und verfilmten Bühnenstücke der 2000er Jahre

Theater und Kino… zwei Medien, die allzu oft in einen Antagonismus gerückt werden, in dem sie sich nicht befinden müssen. Das Theater kann einiges vom Film lernen (und viele zeitgenössische, progressive Regisseure machen davon auch Gebrauch), genau so wie das Kino viel von der Bühne lernen kann. Zudem liefert die Theaterwelt schlicht und ergreifend eine unüberschaubare Menge hervorragender dramtischer Vorlagen, die durch die technischen Möglichkeiten des Films ganz neue Seiten offenbaren können. Es folgen die Filme der letzten Dekade, die diese Möglichkeiten am besten ausgeschöpft haben. Gelungene, präzise Bühnenadaptionen, Filme die sich ästhetisch am Theater orientieren oder einfach mit den begrenzten Möglichkeiten der Bühne auseinandersetzen. Anspruchsvolle Kammerspiele ebenso wie opulente Musicals. Postmoderne Avantgardewerke ebenso wie reanimierte Klassiker. Bühne frei! Direkt nach dem Klick…

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Die besten Episodenfilme und Composite Films der 2000er Jahre

Wir haben auf unserem Weg durch die Kinodekade klar abgegrenzte Genres wie Tragikomödien, Erotikfilme, Thriller und Horrorfilme hinter uns gebracht, aber auch mit  diffusen Kategorisierungen wie Tarantinoeske Filme gearbeitet. Jetzt wirds wieder ein wenig knifflig. Die Genrekategorisierung „Episodenfilm“ ist hinreichend bekannt, scheint jedoch ein allzu enges Korsett für so manches cineastisches Werk zu sein. Der klassische Episodenfilm nämlich – wie zum Beispiel Intolerance von D.W. Griffith (1916) – besteht aus in sich geschlossenen Episoden, die durch ein alles verbindendes Thema zusammen gehalten werden. Nun ist aber gerade das postmoderne Kino, was Episodenkonstellationen betrifft, gerne verspielt und alles andere als stringent. Durchgesetzt haben sich hier episodische Prinzipien, die keine kleinen abgeschlosssenen Teilhandlungen erzählen, sondern diese ineinander verzahnen, parallelisieren,  darin wild umher springen oder gar klassische Chronologien komplett aufbrechen. Als Wegfeiler seien nur Robert Altmans Short Cuts von 1993 und Quentin Tarantinos Pulp Fiction von 1994 genannt und es wird offensichtlich, wie unterschiedlich sich Kurzgeschichten jeweils in einem Film anordnen lassen.

Die englische Sprache bietet hierfür den Begriff des „Composite Films“ an, der Filme bezeichnet die trotz ihrer Episodenhaftigkeit dicht gewebt sind, und aus deren einzelnen kleinen Plots sich komplexe Gesamtstrukturen bilden. Die deutsche Filmkritik und Theorie arbeitet hier noch öfter etwas ungelenk mit Begriffen wie Ensemble Drama, Sittengemälde oder verzichtet gleich vollkommen auf eine eindeutige Kategorisierung. Wir wollen an der Stelle mit den beiden Begriffen Composite Film und Episodenfilm arbeiten, denn bei den besten Filmen der Dekade finden sich sowohl klar strukturierte, aus einzelnen voneinander getrennten Segmenten bestehende Werke als auch eng ineinander verzahnte Filmkompositionen. Mitunter parallel erzählt (im 2000er Drama Timecode sogar zeitgleich im echtzeitlichsten Sinne des Wortes), mitunter in durchgeschüttelter Chronologie, mitunter scheinbar ohne klare Linie. Und damit wollen wir die Theorie auch Theorie sein lassen. Es folgen die besten vielschichtigen, mehrstimmigen, zusammengesetzten , fragmentierten, komponierten und arrangierten Werke des Jahrzehnts… wie immer nach dem Klick.

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Die besten Filme des Jahres 2017: Lady Bird von Greta Gerwig

Ganz schön lange hat es gedauert, bis Greta Gerwigs Ladybird seinen Weg in die deutschen Kinos fand. In den USA bereits im Frühherbst 2017 angelaufen brauchte es dann doch mehrere Golden Globe Awards sowie Oscar-Nominierungen, bis der Film auch einem Publikum hierzulande präsentiert werden konnte. In der Tat ist Lady Bird dann auch einer jenen Indie-Filme, bei denen man sich durchaus vorstellen konnte, dass sie ohne den Awardsegen vom deutschen Verleih komplett ignoriert worden wäre, hebt er sich mit seinen sehr amerikanischen Themen, seiner ambivalenten, subtilen Dramaturgie und episodischen Narration doch deutlich von den großen Blockbusterdramen ab, die auch beim deutschen Publikum Anklang finden. Gott sei Dank ist es anders gekommen, und so dürfen wir uns seit April im Kino und seit August auf DVD und Blu-Ray nun auch hier über einen Film freuen, der zwar stark die amerikanische Jugend und US-Mentalität ganz allgemein seziert, dabei aber auch immer wieder den Weg zurück zu universellen gesellschaftlichen Themen findet.

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Die besten Filme 2016: Nocturnal Animals

Okay, gleich mal eine Art Offenlegung: Ich musste Tom Ford googlen. Bei Nocturnal Animals (2016) handelt es sich zwar um den erst zweiten Film des Regisseurs nach A single man (2009), außerhalb des Kinouniversums ist er allerdings alles andere als unbekannt. Tom Ford ist Modedesigner, und allem Anschein nach ein verdammt erfolgreicher Modedesigner: Chefdesigner bei Gucci, Privatperson mit dem größten Gucci-Aktienanteil, Prêt-à-porter-Designer bei SYL und schließlich – nachdem er Gucci 2004 verlassen hatte – Gründer seines eigenen Modelabels, dass er ganz bescheiden Tom Ford International, LLC nennt. Der Mann hat offensichtlich ein Gespür für Mode und Modevermarktung und das sieht man auch seiner Verfilmung des Romans Tony & Susan (1993) an. Bleibt die Frage, ob der Film mehr zu bieten hat als die Schauwerte eines Fashion-Experten.

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Rezension zu True Story (2015)

Die literarische Reportage ist Fluch und Segen des Journalismus unserer Zeit: Gelingt sie, ist sie eine großartige Verbindung von Faktenbasiertem, Dokumentarischen auf der einen und großem, emotionalen Storytelling auf der anderen Seite, misslingt sie, wird sie zum puren Erzählkitsch ohne Bezug zum journalistischen Auftrag. Und dann gibt es natürlich noch die dritte Ebene, in der die literarische Reportage nicht einfach misslingt, sondern gezielt als Betrug am Leser eingesetzt wird. So auch im Falle Michael Finkel, der 2002 seinen Job bei der New York Times wegen einer teilweise erdichteten Geschichte über Sklaverei im heutigen Afrika verlor. Die Geschichte geht aber noch ein bisschen weiter und rund um Finkel entwickelte sich eines der spannendsten Krimidramen des US New Journalism seit Truman Capotes Recherchen zu Kaltblütig (1965). Der Film True Story (2015) von Rupert Goold, der auf Finkels aus dieser Geschichte entstandenem Roman basiert, versucht die damaligen Ereignisse nachzuzeichnen.

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Why House of Cards sucks… a little bit

Serien-Sucker Artikel Nummer 4. Nach The Walking Dead, American Horror Story und Game of Thrones muss dieses Mal das politische Treiben von Frank Underwood dran glauben. Warum? Weil es wahrscheinlich noch einige Zeit dauern wird, bis ich mich von meinem persönlichen Breaking Bad Hype erholt habe. Bis dahin wird jede aktuelle und kommende große Big Budget AAA TV-Serie erst einmal mit Argusaugen betrachtet, unabhängig davon, wie gut sie ist. Auch House of Cards hat mich in seinen ersten beiden Staffeln prächtig unterhalten. Auch House of Cards habe ich regelrecht weggesuchtet (so wie man es heutzutage halt bei guten Serien macht). Ändert nichts daran, dass sich in dem Netflix-Exklusivprodukt eine Menge kleiner und größerer Schwächen finden lassen, dass es immer wieder Momente gibt, in denen man sich einfach nur fragen kann „Warum?“. Jepp, House of Cards, der erste wirklich überzeugende Politthriller seit Jahren, rockt… gewaltig. Die Serie nervt aber auch ein bisschen. Und die Gründe dafür folgen auf den Fuß. Why House of Cards sucks. Nitpicking auf 3… 2…. 1….

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What A Fuck!? – Lars von Triers Nymphomaniac I

Mit dem Nymphomaniac Zweiteiler kommt Lars von Triers so genannte Depressions-Trilogie zu einem Abschluss. Da es bei dem Dogma95-Initiator und Festival-Provokateur zuletzt nicht mehr unter existenzieller menschlicher Tragödie oder gleich dem Weltuntergang ging, durfte man gespannt sein, wie der letzte große Epiker des Arthaus-Kinos das Thema Sex auf die Leinwand bringen würde. Dass es pornographisch werden konnte war praktisch vorprogrammiert, nicht zuletzt auch weil Lars von Trier bereits mit seinen früheren Filmen, wie Idioten, Porno-Arthaus-Erfahrung sammeln durfte. Ebenso schien es vorprogrammiert, dass Sex von Trier nur als Leinwand dient, auf der er wieder einmal eine existenzielle, gewaltig gewalttätige, an den Rand des Ertragbaren gehende Geschichte zeichnen würde. Und nachdem die ersten Filmplakate das Licht der Welt erblickt hatten, auf denen der gesamte Cast in eindeutig orgastischer Pose zu sehen war, durfte erwartet werden, dass Lars von Trier auch in Nymphomaniac wieder zu allen möglichen, unmöglichen Mitteln der Provokationskunst greifen würde… Düster, tragisch, pornographisch, provokant, existenziell und gewaltig… das waren die Vorzeichen von Nymph()maniac (nur echt mit Klammer-O)… und Lars von Trier, der Schelm? Der hat uns alle ganz schön in die Irre geführt.

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Turn into something beautiful – Boyhood von Richard Linklater

Zu Beginn von Boyhood sehen wir den sechsjährigen Mason im Gras liegen und in den Himmel schauen, während Yellow von Coldplay erklingt. Dieses Bild repräsentiert wohl wie kein zweites die Attitüde sowie die Rezeption von Richard Linklaters Film. Es ist das Bild, das alle Kinoplakate schmückt, das jede Rezension, jede Kritik, jeden längeren Bericht begleitet; und tatsächlich ist es auch das Bild, das sich dem Zuschauer am stärksten einprägt. Und doch ist es innerhalb weniger Sekunden vorbei. Ein flüchtiger Moment, ein Augenblick, der keinen großen Pathos, keinen wahnwitzigen Symbolgehalt nach sich trägt; nur ein Augenblick im Leben eines Kindes, ein Augenblick, auf den in diesem Film noch viele weitere wunderschöne, erinnerungswürdige, banale und tiefgründige Augenblicke folgen werden.

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Kurzrezensionen: The Master, Side Effects, Häppchenweise

Ich habe zwar mit dem Jahr 2012 filmtechnisch immer noch nicht abgeschlossen – und dementsprechend warten hier noch sehr viele Rezensionen ebenso wie Want-Sees in der „Packe ich alles nach der Magisterarbeit“-Warteschleife – aber es kann ja nichts schaden zwischendurch auch mal etwas zu aktuelleren Filmen zu schreiben. Der Kino-Verwertungszeitraum ist zwar (sofern überhaupt vorhanden) für die in diesem Artikel kurz abgerissenen Filme bereits abgelaufen, aber ich glaube, ich habe im letzten Jahr oft genug einen leicht in mir aufkeimenden Widerwillen gegen die Institution „Kino“ geäußert, weswegen ich alle drei ohne schlechtes Gewissen für einen gemütlichen Filmabend zu Hause empfehlen kann. Also dann: Drei sehenswerte, etwas andere, aber auch komplett verschiedene Filme: Mit The Master versucht sich Paul Thomas Anderson erneut an der Verbrüderung von Arthaus-Anspruch mit epischem Kinodrama, in Side Effects versucht Style-over-Substance-Legende Steven Soderbergh gerissenen Mindfuck-Thrill zu inszenieren, und mit Häppchenweise inszeniert Maike Brochhaus ein postpornografisches Filmexperiment, das genau das tut, was alle Erotikfilme wollen, im Gegensatz zu den meisten anderen jedoch mit erstaunlichem Erfolg.

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Breaking Bad S05e16: Felina – The Final Catharsis

Also dann… ich schulde – wie mir jetzt schon mehrfach zugetragen wurde – der Welt noch ein Recap der letzten Breaking Bad Episode. Und um das dann gleich vorweg zu schicken: Ja, sorry, ich habe mich echt so lange um diese Review gedrückt, da kann ich auch gleich zu Beginn des Textes den Grund dafür nennen: Die letzte Episode von Breaking Bad hat mich partiell durchaus unterwältigt. Bevor ich hier missverstanden werde: Ich halte auch Felina für ein großartiges Stück Fernsehen, für 60 Minuten, nach denen sich so ziemlich jede andere Serie die Finger lecken würde. Es war noch einmal alles drin, wofür ich Breaking Bad in den letzten Jahren so geliebt habe: Die Spannung, der schwarze Humor, das große Drama… aber etwas Entscheidendes hat dann doch gefehlt, weswegen ich das Finale „nur“ als „sehr gut“ bewerten kann: Die Düsternis, die Abgefucktheit, die so viele Episoden zuvor ausgezeichnet hat; dieses Gefühl: „Oh mein Gott, jetzt kann es echt nicht mehr böser kommen!“ und gleich daran anschließend die bittere Erkenntnis: „Oh fuck, es geht also doch noch böser!“ Mit seinem versöhnlichen und durch und durch befriedigenden Ende liefert Felina einen starken, routinierten Abschluss der Serie und schert damit zugleich, zumindest teilweise, aus der bisherigen Dramaturgie und Narration der Serie aus. Breaking Bad ist damit sauber und rund zu Ende geführt, die wahre Größe der Serie indes findet man eher in anderen Episoden.

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Breaking Bad S05e15: Granite State – The End is pending

Wenn es etwas gibt, was Breaking Bad spätestens seit Staffel 2 praktisch bis zur Perfektion beherrscht, dann ist es das Pacing; nicht nur der einzelnen Episoden sondern auch über ganze Staffeln und sogar den gesamten Serienverlauf hinweg. Es ist immer wieder erstaunlich wie gekonnt Gilligans Team mit der Dynamik seiner eigenen Dramaturgie spielt: Stop an go, Geschwindigkeitsrausch, ein komplettes sich Fallen Lassen in den narrativen Fluss… und dann wiederum eine radikale Entschleunigung, die nicht nur dazu dient, den Zuschauer durchatmen zu lassen, sondern auch gleich einen großen Reflexionsspielraum für das vorherige Geschehen eröffnet. Entschleunigung ist dann auch das Label, mit dem man am besten die 15. Episode der 5. Staffel beschreiben kann: Wer glaubt in der vorletzten Episode der Serie stünden jetzt alle Ampeln auf grün, sieht sich getäuscht: Anstatt den leichten Weg zu gehen und uns ein „six months later“ zu präsentieren, steigt „Granite State“ unmittelbar nach den tragischen Geschehnissen der letzten Folge ein, zieht die Konsequenzen von diesen dabei genüsslich in die Länge und findet trotz entschleunigter Erzählung nicht nur zu einer spannenden Dynamik sondern darf am Ende, quasi als Vorbote des Finales, auch noch einmal richtig episch und pathetisch werden. The End is pending… zumindest für eine knappe Stunde.

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Breaking Bad s05e14: Ozymandias – Die große Tragödie

Eine Schockstarre scheint sich über die Breaking Bad Fans gelegt zu haben… Im Gegensatz zu den Vorwochen lassen Recaps und Rezensionen auf sich warten, einzeln angesprochen, enthuscht den Fans und Enthusiasten meistens nur ein „krass“ oder „heftig“ … und ich selbst weiß auch gar nicht, wo ich jetzt ansetzen soll, um meine Gedanken zur Folge s05e14 niederzuschreiben. Verwunderlich, haben wir es doch mit der Episode Ozymandias mit der vermutlich besten Episode der fünften Staffel zu tun. Wenig verwunderlich, handelt es sich bei dieser jedoch auch um die extremste Episode der fünften Staffel. Habe ich letzte Woche noch den Genrespagat abgefeiert, der Breaking Bad wieder einmal fulminant gelungen war, so lässt sich nach der jüngsten Entwicklung nur konstatieren: Die Tragödie hat zurückgeschlagen. Bösartiger, düsterer und dramatischer als jemals zuvor. Gleichzeitig hat mit Ozymandias eine Entwicklung auch ihren Endpunkt erreicht. Das „höher, schneller, weiter“ Prinzip Heisenbergs wurde bereits zu Beginn der zweiten Staffel abgebremst – nicht nur, da der Protagonist sich aus dem Geschäft zurückgezogen hat, sondern auch weil er durch seinen Nemesis Hank enttarnt wurde. Nun hat diese Abbremsung zum endgültigen Stop geführt. In der Folge bleibt Walt nur noch übrig die Scherben zusammenzukehren.

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Breaking Bad s05e13: To’hajiilee – Unberechenbarkeiten und Genresprünge

Okay, sprechen wir kurz darüber, warum wir Breaking Bad lieben. Denn so sehr sich die ganzen Fans auch darüber einig sind, dass die Serie womöglich das TV-Ereignis des Jahrzehnts, The Best TV-Show except The Wire oder gleich die beste Fernsehserie aller Zeiten ist, so sehr scheinen doch die Meinungen auseinander zu gehen, warum Walter Whites Drogengeschichten ein derartiges Glanzlicht am TV-Himmel darstellen. Ich persönlich liebe ja vor allem die tragischen Momente Breaking Bads und habe jetzt auch schon mehrmals von dritter Stelle bestätigt bekommen, wie deprimierend die Serie auf den Zuschauer wirken kann (auch wenn ich gerade die tragischen Momente eher als reinigend im Sinne einer klassischen Katharsis wahrnehme). Abseits davon wird man aber auch oft genug mit einem Lob der komischen und bizarren Momente der Serie konfrontiert; oder aber auch einem Verweis auf den enervierenden Thrill und die ungeheuerliche Spannung, die Gilligans Meisterwerk auszeichnet; einem Hinweis auf die satirischen Spitzen und politischen Anspielungen (wenn auch deutlich seltener seit Staffel 2) oder gar einem Lob der herausragenden, tiefgründigen Symbolsprache (Wie z.B. Christian Alt in seinen mehr als lesenswerten Recaps). Frag zehn Breaking Bad Fanboys oder Fangirls, warum sie die Serie so schätzen und du erhältst zehn verschiedene Antworten, dessen bin ich mir sicher. Und warum diese ausufernde, lange Einleitung? Weil To’hajiilee einfach noch einmal sehr gut unter Beweis stellt, wie eklektisch und damit auch unberechenbar Breaking Bad mit seinen verschiedenen Genres und Atmosphären umgeht.

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Breaking Bad s05e12: Rabid Dog – Cliffhanger-Possen und bürgerliche Trauerspiele

Es ist merkwürdig: Da lobt man Breaking Bad unentwegt für seine Originalität und Kreativität, und dann schmuggeln die Macher doch mir nichts dir nichts ein beinahe ärgerliches US-Serien-Standardmoment in eine der besten Staffeln einer der besten Serien überhaupt. Cliffhanger Interrupto könnte man das vielleicht nennen, womit Gilligans Crew die fünfte Folge der zwölften Staffel beginnen lässt, Spannungsverzögerung vielleicht auch, wenn man es gutmütiger meinte… also ganz ehrlich, ich würde so etwas eher unwürdig für diese grandiose Serie nennen. Gott sei Dank besteht eine 45minütige Episode nicht nur aus einem fehlgeschlagenen Intro, denn der Rest der Episode Rabid Dog macht diesen neben sich stehenden Start Gott sei Dank mehr als wett.

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Breaking Bad S05e11: Confessions – Geständnisse und Amokläufe

„What the hell happened to this country?“ fragt einer der Naziverbrecher mit denen Lydia nun zusammenarbeitet, kurz bevor er sich ein wenig Blut von den Schuhen wischt. Die Gegenfrage dazu könnte lauten: „What the hell happened to this business?“ Die unterkühlte Professionalität von Gus Fringe ist Geschichte. Die beängstigende aber zugleich auch geordnete Terrorherrschaft Heisenbergs ist vorbei. Und der erschreckende Anarchismus eines Tuco ist ja schon längere Zeit abgeschrieben… Aber all diese hässlichen, gewalttätigen und düsteren Regelungen des Geschäfts wurden von etwas viel Schrecklicherem abgelöst: Brutalem, prolligem Dilettantismus…

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Breaking Bad S05e10: Buried – Gedanken, Spoiler, Kinderkarusselle

Ein junger Mann liegt mit apathischem Blick auf einer Schaukel, die sich unentwegt dreht: Vielleicht wie der Lauf eines Revolvers als Antizipation eines kommenden, blutigen Showdowns, vielleicht wie ein Folterrad, das symbolisiert, wie sehr dieser Mann durch das Leid gegangen ist, vielleicht als Darstellung eines Toten, der auf Erlösung hofft… vielleicht aber auch einfach als Symbol der kindlichen Unschuld, die dieser Mann nach wie vor, trotz seiner Erlebnisse, im tiefsten Herzen in sich trägt. Was auch immer das Kinderkarussell am Anfang von Buried – der zehnten Folge der fünften Staffel von Breaking Bad – bedeuten mag, eins ist sicher: Der darauf liegende Jesse ist am Ende…

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Breaking Bad S05e09: Blood Money – Gedanken, Spoiler, Crystal…

Hell yes! Ich unterbreche meinen – viel zu spät begonnenen Recap – der ersten vier Breaking Bad Staffeln, um an dieser Stelle einfach mal ein paar Gedanken zu den aktuellen Folgen loszuwerden. Ab sofort also jeden Montag, sofern es meine Zeit zulässt und sofern mein Meth-Dealer aus Neuland zuverlässig ist, ein paar vollkommen verspoilerte Gedanken zu der jeweils aktuellen Folge. Im besten Fall immer pünktlich, im besten Fall bis zum Ende der Serie. Falls ihr die Episode Neun der fünften Staffel Blood Money also noch nicht gesehen habt und euch nicht den Spaß verderben wollt, lest an dieser Stelle nicht weiter… Und noch ne kleine Warnung: Die Gedanken kommen jetzt frisch vom ersten Seh-Eindruck, könnten also etwas unsortiert und chaotisch sein. So be it…

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Breaking Bad – Season 1: Recap

Heute beginnt die zweite Hälfte der fünften – und finalen – Staffel von Breaking Bad. Was 2008 als cleverer Hybrid aus Drama, Black Comedy , Kritik am US-Gesundheitssystem und Drogenthriller begonnen hat, hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem wahrhaften Serienphänomen entwickelt: Überschwängliche Kritiken, die von Staffel zu Staffel besser wurden, ein ordentlicher Zugewinn an Zuschauern, zahllose Auszeichnungen, darunter allein fünf Emmys, und tatsächlich eine qualitative Steigerung von Staffel zu Staffel… Jepp, Breaking Bad ist das geworden, was man vollkommen zurecht mit dem abgegriffenen Label „Kultserie“ umschreiben kann, ein Platz in den Geschichtsbüchern neben Doctor Who und Twin Peaks dürfte dem grandiosen Genre-Bastard nahezu sicher sein: Grund genug, um kurz bevor die Serie ihre letzte Runde startet, die vorangegangenen Staffeln noch einmal Revue passieren lassen: Wie hat sich die Serie im Laufe der Zeit entwickelt? Was ist mit den Protagonisten passiert? Wie stehen die einzelnen Staffeln qualitativ dar, und wie lassen sie sich in der Gesamtserie einordnen? Los gehts mit einem kleinen Recap der ersten Staffel, die bei weitem nicht so düster wie der Rest der Serie daherkommt, allerdings bereits wichtige Punkte setzt, die bis zu den aktuellen Folgen Bestand haben werden.

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Kurzrezensionen (2012er Recap III): Drive, Keyhole, Django Unchained, Cosmopolis

Joa… weiter gehts mit der Aufarbeitung des Kinojahres 2012: Die folgenden Reviews möchte ich dann mal unter dem Banner zusammenfassen: „Hipsters get, what hipsters want!“ Sprich, Filme, die auf irgendeine Weise diesen Hipster-Link haben, sei es, weil sie sich besonders originell geben, sei es, weil sie besonders stylish sind, sei es weil sie als abstrakte Nerd-Kunstwerke daherkommen oder sei es einfach weil sie aus der Feder eines Hipster-Lieblings stammen. Das muss per se erst einmal kein Qualitätsmerkmal sein. Ein Film kann sehr wohl wie z.B. Drive voll im Trend liegen und dennoch über seine Zeit hinaus eine cineastische Wirkkraft entwickeln, ein Film kann wie Guy Maddins Keyhole als anspruchsvoller Ritt durch Genres daherkommen und trotzdem eine leere, nichtssagende Hülle bleiben. Filme können wie Tarantinos Django-Interpretation oder David Cronenbergs Cosmopolis ordentlich Namedropping betreiben und dennoch alle Erwartungen unterbieten, das Publikum unterwältigen. Und in jedem dieser Fälle ist selbstverständlich auch immer das jeweilige Gegenteil möglich. Welcher der folgenden Filme über Hipsters Liebling hinausreicht und welcher womöglich schnell vergessen gehört, erfahrt ihr in den Rezensionen nach dem Klick.

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