Schlagwort: Thriller

Die besten Thriller der 80er Jahre III

Wir werden international in unserer dritten 80er Thriller-Retrospektive. War der letzte Artikel noch von amerikanischen Genre-Beiträgen geprägt, beweisen nun Frankreich, Japan und Australien, dass auch sie ihr Publikum in Atem halten können. Mit Todesstille demonstriert Phillip Noyce eindringlich, wie viel sich aus einer minimalistischen Disposition und den richtigen Spannungsmomenten herausholen lässt, mit seinem Alterswerk Auf Liebe und Tod verbeugt sich François Truffaut mit einem Augenzwinkern vor dem Film Noir und den Krimis der Nouvelle Vague, während der ebenfalls aus Frankreich stammende Le Prix du Danger weit Richtung Zukunft weist und als besserer Running Man unter Beweis stellt, wie sich eine Science Fiction Dystopie realistisch und zeitnah, gegenwärtig erzählen lässt. Und dann gibt es natürlich noch Takeshi Kitano mit Violent Cop, der bereits in den 80ern wusste, wie sich Crime, Drama und abartige Komik perfekt kombinieren lassen. Ergänzt wird das Quartett durch den amerikanischen Romance-Krimi The Big Easy, der sich mit Charme und einer tollen Geschichte ins Herz seines Publikums spielt. Nach dem Klick gehts los…

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Die besten Thriller der 80er Jahre II

Es wird düster, es wird amerikanisch und es wird cool: Gleich drei Kultregisseuren begegnen wir in dieser 80er Thriller-Retrospektive: Auf der einen Seite Brian de Palma, der sich mit dem opulenten The Untouchables noch einmal aufbäumt, bevor in den 90ern und 00ern in der Mittelmäßigkeit verschwindet. Auf der anderen Seite die Newcomer, Michael Mann und die Coens: Der Action-Designer, der bereits mit seinem Debüt Der Einzelgänger erahnen lässt, dass er zu den Goldjungen des unabhängigen Genrekinos der Traumfabrik aufsteigen wird, und die beiden unkonventionellen Brüder, die bereits mit ihrem Debüt Blood Simple klarstellen, dass sie alles werden wollen… nur keine Goldjungen. Dazwischen tummeln sich der geschickt konstruierte Spionage- und Verschwörungsthriller No Way Out und der zynische französische Cop-Thriller Der Bulle von Paris. Let there be Crime.

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Die besten Thriller der 80er Jahre I

Die 80er Jahre als Thrillerjahrzehnt mit einem einfachen Claim zusammenzufassen ist in der Tat gar nicht so einfach. Im Grunde genommen lebt die Dekade vor allem von ihren Genrehybriden: Während das primär in den 70ern boomende Subgenre des Selbstjustiz- und Rachethrillers mit eher zwiespältigen Filmen langsam zu Grabe getragen wird, erleben vor allem die Actionthriller und Thrillercomedy-Mischungen eine wahre Blütezeit… leider oft in eher langweiligen 08/15-Stories vom Reißbrett. Ein ähnliches Schicksal erleiden auch die Politik- und Agententhriller der Epoche, die ein letztes Mal die Gelegenheit ergreifen auf den kalten Krieg zu rekurrieren und diesen – oft auch eher schlecht als recht – für konfuse Vexierspiele auszuschlachten. Dass es auch anders und vor allem besser geht, beweisen hingegen Filme, die ihrer Zeit schon ein Stück voraus sind, seien es die Thrillerdrama-Hybriden wie Mississippi Burning, Ein Mörderischer Sommer oder Der einzige Zeuge, die ebenso gut in den 90ern beheimatet sein könnten, sei es ein surrealer Urbanthriller wie Subway, dessen Ästhetik für die kommenden Jahrzehnte Maßstäbe setzt oder sei es ein düsterer Serienkiller-Film wie Blutmond, der bereits die Hochzeit dieser Genrevariation gekonnt und stimmungsvoll antizipiert. Also wo bleibt der Claim? Fassen wir es so zusammen: „Es gab viel. Es war nicht alles gut, es war nicht alles schlecht. Und die Ausbeute an Top-Filmen reicht immerhin für fünf Best-of-Artikel!“ Der erste folgt nach dem Klick.

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Why 4 Blocks sucks… a little bit

Es ist mal wieder Zeit, eine – in diesem Fall von den Deutschen – heiß geliebte Serie ein wenig zu zerreißen. 4 Blocks (seit 2017), mittlerweile drei Staffeln mächtig, ist seit seiner ersten Staffel 2017 die große Serienhoffnung der deutschen TV-Landschaft. Staffel drei des von TNT Serie produzierten Clan-Thrillerdramas befindet sich derzeit noch hinter Bezahlschranken und nach der doch etwas dahingeschludert wirkenden zweiten Staffel ist meine Motivation Geld in weitere Folgen zu investieren eher gering ausgeprägt. Tatsächlich hat ja die zweite Staffel ganz generell bei Kritik und Publikum bei weitem nicht den den Anklang gefunden wie Staffel Nummer eins, der eine Zeit lang nachgesagt wurde, das beste zu sein, was die deutsche TV-Landschaft in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Aber auch Staffel 1 ist alles andere als flawless, und bei all der Begeisterung scheint mir die Kritik doch einige ihrer Schwächen übersehen – oder wohlmeinend ignoriert – zu haben. Auch wenn ich sehe, wo die Liebhaber der deutschen Sopranos herkommen, meiner Meinung nach war die ganze Produktion von Anfang an overhyped. Vielleicht lag es daran, dass das Feuilleton glücklich darüber war, mal andere Crime Serienkost als den überspielten Tatort zu sehen zu bekommen, vielleicht lag es daran, dass das Thema Clankriminalität für viele Deutsche der Inbegriff von unterhaltsamem Thrillerporno darstellt, vielleicht lag es auch daran, dass endlich mal wieder eher das Tätermilieu denn das Ermittlermilieu im Fokus einer Produktion stand… egal, dieser Serie wurde auf jeden Fall viel zu viel unkritische Liebe geschenkt. Und der muss hier was entgegengestellt werden. Aber ich bleibe den Konzept meiner Reihe treu: 4 Blocks rockt auch irgendwie, hat viel Gutes zu bieten und hat mich prächtig unterhalten. Warum es trotzdem – auch jenseits von Nitpicking – an dieser Serie ne Menge auszusetzen gibt, folgt jetzt.

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Aus aktuellem Anlass: Sehenswerte Pandemiefilme

Tja… wollen wir so etwas überhaupt gerade sehen? Gute Frage. Ich denke durchaus. Wenn man schon zu Hause eingeschlossen ist, sei es eine echte Quarantäne wegen einer tatsächlichen Corona-Infektion, sei es wegen der derzeit völlig angebrachten Reduzierung sämtlicher sozialen Kontakte, dann kann man die Zeit auch nutzen, ein wenig in der Filmgeschichte zu stöbern, um aus dieser etwas für die eigene aktuelle Situation zu extrahieren. Denn auch wenn Covid-19 in vielfacher Hinsicht ein absolutes Novum in der Geschichte der viralen Pandemien darstellt, so gibt es Seuchen und den Kampf gegen diese doch so lange es die Menschheit gibt. Und folgerichtig haben sich schon zahllose Kunstschaffende mit dem Thema auseinandergesetzt. Hier also eine kleine, ziemlich subjektive, ziemlich unvollständige Liste an Filmen, die dabei helfen die Zeit ohne Kino zu überbrücken. Beileibe nicht die besten Pandemiefilme aller Zeiten, aber doch eine Kollektion sehenswerter Filme. Eine Kollektion, die taugt, um Panik zu schüren, Panik abzubauen oder einfach ein bisschen tiefer in das Thema „Die Menschen und das Virus“ einzutauchen.

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Die besten Actionfilme der 80er Jahre II

Nachdem der erste Artikel doch ziemlich von den skurrilen, fantastischen Genre-Hybriden dominiert war, folgen nun die Cop-Actioneers, Männerfreundschaften und vor allem Actionkomödien.  Mit Nur 48 Stunden entsteht zu Beginn der Dekade das seitdem äußerst beliebte Genre des Buddy Movie, dessen Formeln auch kurz darauf auf Lethal Weapon und seine Fortsetzungen angewandt werden. Mit Beverly Hills Cop landen Motive des Blaxploitation im großen Blockbuster-Kino: Das ist dann zwar mitunter stereotyp, voller Klischees und überzeichnet bis zum Proto-Rassismus, macht aber dennoch verdammt viel Spaß. Das asiatische Kino stellt mit dem Hongkong Martial Arts Feuerwerk Police Story unter Beweis, dass unterhaltsame Popcorn-Action nicht zwangsläufig aus den USA kommen muss. Und oh Wunder, selbst der very britische Klassiker James Bond hat im 80er Actionkino noch was zu melden, gerade durch die dreckige Runderneuerung in Die Lizenz zum Töten.

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Die besten Filme 2018 – Das koreanische Mysterydrama Burning

Die Menschen in der Kalahari-Wüste kennen zwei Arten von Hunger, erklärt die ebenso mysteriöse wie verführerische Haemi dem Protagonisten Jongsu, während die beiden sich langsam näher kommen: Den kleinen Hunger, der einfach nur den klassischen, physischen Hunger repräsentiert. Und den großen Hunger, der so etwas ist wie der Hunger nach Leben und Überleben, der Hunger nach den großen Fragen des Seins und der Existenz. Und dann schweigen die beiden wieder. Es gibt viele solcher Momente in Lee Chang-dongs neuestem Meisterwerk Burning (2018). Stop and Go Dialoge, die scheinbar ins Nichts führen, zugleich aber essentiell sind, um die Handlung, oder viel mehr die Motive dieses Mysterydramas zu entfalten. Und auch diese Entfaltung kommt oft ins Stolpern, kommt oft zu einem abrupten Stillstand, so dass der Zuschauer sich nie ganz sicher sein kann, welches Genre er bei diesem Film eigentlich vor sich hat. Burning mäandert lange zwischen den Welten, zwischen den Bildern und zwischen den Motiven. Und als Zuschauer fragt man sich dabei immer: Was ist dieser Film denn nun? Welche Geschichte will er mir erzählen?

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Die besten Filme 2018/2019: Destroyer – Nicole Kidman als Badass-Cop

Nicole Kidman gehört nicht unbedingt zu den Schauspielerinnen, denen man eine abgefuckte Rolle zutrauen würde. Dass sie eine großartige Charakterdarstellerin ist, die auch ihre gesamte Physiognomie für eine Rolle radikal ändern kann, hat sie zwar als Virginia Woolf in The Hours (2002) bewiesen, und auch ihre düsteren Seiten durfte sie schon in Filmen wie Stoker (2013) oder The Killing of a secret deer (2017) demonstrieren, aber auch in ihren abgründigsten Rollen bewahrte sie doch immer eine elegante Präsenz, eine würdevolle Erscheinung, die sie es ihr nie erlaubten, komplett heruntergekommen zu wirken. Sie war nie eine Schauspielerin für die richtig dreckigen, kaputten Rollen, dafür war sie eben doch zu erhaben, zu majestätisch und schlicht zu schön. Ihre Darbietung im zum Jahreswechsel 2019 in den USA etwas untergegangenen Destroyer (2018) von Karyn Kusama gehört damit definitiv zu den größten Überraschungen des vergangenen Kinojahres. Nicht nur, dass Nicole Kidman hier gekonnt gegen ihr Image anspielt, ihr gelingt es mit der von ihr verkörperten Erin eine Frauenfigur auf der Leinwand lebendig werden zu lassen, wie sie auch zum Ende der Dekade alles andere als selbstverständlich ist.

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Die besten Filme 2018: Border von Ali Abbasi

Fast 100.000 Kontrollen von Menschen und Gütern führt die schwedische Zollbehörde Tullverket jährlich durch. Sie kassiert Zollabgaben und vereitelt den Schmuggel von Drogen und anderen illegalen Waren. Tina (Eva Melander) arbeitet als Zollbeamtin an einem Fährenübergang zwischen Dänemark und Schweden und gehört ohne Zweifel zu den besten ihres Berufes. Das liegt an ihrer außergewöhnlichen Gabe, Gefühle wie Scham, Schuld, Angst und Wut im wahrsten Sinne des Wortes riechen zu können. Tina indes würde ihre Gabe nie als solche betrachten, sondern viel mehr als Fluch: „Ich dachte als Kind, ich wäre etwas besonderes. Als ich erwachsen wurde, habe ich dann begriffen, dass ich nur ein hässlicher Mensch bin“, sagt sie, und bezieht sich damit auf ihr ungewöhnliches Äußeres: Mit ihrer hervorstehenden Nasen- und Augenpartie, mit ihrem markanten Kiefer und ihren aufgequollenen Lippen scheint ihre Physiognomie archaisch, fast urzeitlich. Ali Abbasis Film Border (2018) folgt dieser besonderen Frau auf ihrer Suche nach sich selbst und einem Platz im Leben. Er beobachtet sie nicht nur, er versteht sie auch, umgarnt sie. Aber er konfrontiert sie auch; mit all dem Schrecklichen, zu dem Menschen fähig sind, mit ihrer eigenen dunklen Vergangenheit und schließlich einer Parallelwelt, in der sie sich selbst findet und dazu gezwungen ist, sich zu entscheiden, wer sie sein will. Mit diesem über Genregrenzen hinausgehenden Porträt gelingt Ali Abbasi nicht nur einer der besten Filme des Jahres, sondern auch ein atemberaubender Hybrid aus Drama, Märchen, Mysterythriller und düsterem Horrorgemälde.

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Kritik und Analyse zu Joker (2019) – Comicverfilmung als New Hollywood Thrillerdrama

Früher war alles besser. Da durften Regisseure noch Filme gegen den Strich des klassischen Hollywood-Erzählkinos bürsten, durften harte und ungewöhnliche Stoffe verfilmen und erhielten dafür trotzdem kritische Anerkennung und gewannen sogar das Mainstreampublikum für sich. Da gelangten alles andere als bekömmliche Filme in die großen Multiplexkinos und wurden mit dem Label „New Hollwood“ geadelt: Scorsese, Polanski, Kubrick, Spielberg… die durften sich austoben und dennoch die Kassen der Studios klingeln lassen. Früher war alles besser: Da musste ein Film sich noch nicht einer überpolitisierten Kritikerschar stellen, keiner moralischen Instanz, durfte auch politisch inkorrekt und verantwortungslos sein, musste nicht auf PG 13 gebürstet werden.. Früher war alles besser. Da gab es noch kein Internet, keine sozialen und assozialen Netzwerke, kein 4chan, 8chan, 237chan, kein Youtube und keine Hobbykritiker, die bei Rotten Tomatoes Seite an Seite mit Profis wie Roger Ebert standen. Keine langen Diskussionen, kein Zerpflücken der Kunst, keine poststrukturalistische Denke und keine Metatextualität. Einfach nur gute Filme. Früher war alles besser.

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Die besten Science Fiction Filme der 80er Jahre IV

Zum vorletzten Mal ein Sprung durch alle Nischen und Subnischen des fantastischen, prophetischen High-Tech-Genres. Dieses Mal soll   uns nicht nur der Blick auf die verschiedenen, möglichen Spielartendes Science Fiction genügen, zusätzlich wollen wir den Schritt über Ländergrenzen hinaus wagen, uns nicht nur mit dem – in den 80er Jahren sehr dominanten – US-Kino beschäftigen, sondern auch Europa und dem „Osten“ einen Besuch abstatten. Wie gewitzt Science Fiction Made in UDSSR aussehen kann, beweist der satirisch offensive Kin-dsa-dsa!, während Kamikaze 1989 schrille Dystopien aus Deutschland präsentiert. Le Dernier Combat inszeniert postapokalyptischen Horror aus französischer Sicht, Outland -Planet der Verdammten lässt unterkühlten britischen Thrill mit Space Western Motiven kollidieren… und dann landen wir doch wieder beim amerikanischen Blockbuster-Kino: Teil drei der Star Wars Reihe, Die Rückkehr der Jedi Ritter steht auf dem Programm, ebenso der unterschätzte Sci-Fi A-Movie Explorers, der alle Zutaten für großes Familienkino besitzt und in den 80ern leider Gottes zwischen Lucas und Spielbergs Blockbustern zerrieben wurde. Back to the Future, nach dem Klick.

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Die besten Horrorfilme 2017 – It Comes at Night

Wenn etwas nachts kommt, dann ist es vor allem die Dunkelheit. Vielleicht auch die Einsamkeit, die quälende Beschäftigung mit sich selbst, den eigenen Fehlern, den eigenen Entscheidungen mit all ihren fatalen Konsequenzen. Die Nacht ist der Blick in den Spiegel ohne den Spiegel, nicht der Blick in das eigene Antlitz, sondern der Blick in den schwarzen Abgrund, der sich dahinter verbirgt. Paul (Joel Edgerton) kennt diese Nächte, aber er fürchtet nicht das, was jede Nacht kommt, sondern das, was darüber hinaus kommen könnte. Denn dieses Etwas hat anscheinend den Großteil der Menschheit ausgerottet. Aber gerade weil er diesen äußeren Horror so sehr fürchtet, hat er vergessen, sich vor dem zu fürchten, was alltäglich / allnächtlich ist und vielleicht mindestens genau so destruktiv sein kann wie die unbekannte, ungenannte Seuche, die da draußen wartet.

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Ich seh Ich seh (2014) – Post Horror made in Austria

Es ist nicht so, dass wir Mitteleuropäer Genrekino nicht könnten, wir tuen es einfach zu selten. Es gibt eine gewisse Angst vor dem Genrefilm, insbesondere dem Horrorkino, die die deutsche und österreichische Filmlandschaft schon seit Jahrzehnten heimsucht. Dabei gibt es mit den expressionistischen Ikonen wie Wiene und Murnau eigentlich eine sehr ruhmreiche deutschsprachige Horrorfilmvergangenheit und auch Regisseure der Nachkriegszeit wie Werner Herzog haben bewiesen, dass wir Deutschen durchaus Horror auch in seiner fiktionalen Form können. In den letzten zwei, drei, wahrscheinlich eher vier Jahrzehnten begnügt sich der deutschsprachige Horrorfilm allerdings damit US-Vorbilder zu kopieren (z.B. der 2000er Slasher „Anatomie“) oder strebt mit bizarren Splatterorgien à la Jörg Buttgereit komplett vom großen Publikum weg. Dazwischen gibt es praktisch nichts. Entweder Indie-Trash, dem man sein fehlendes Budget in jeder Sekunde ansieht, oder platte Hollywoodkopien, die in jeder Sekunde „Love me, mainstream!“ zu schreien scheinen „Look, how I american I am!“. Irgendwie logisch, dass ein Gegenentwurf zu diesem trostlosen Genrebild aus einer anderen Ecke kommen muss, nicht von einem großen Studio mit ner Menge Budget in der Hinterhand, nicht aus einem kargen Hinterhof mit viel Kunstblut und einer „Leckt mich“-Attitüde. Und diese Erkenntnis ebnet dann den Weg für den Auftritt der österreichischen Filmemacherin Veronika Franz und ihrem Langfilm-Regiedebüt Ich seh Ich seh (2014), ein düsterer Horroralptraum vermählt mit Psychothriller, Familientragödie und bizarrem Arthaus-Tohuwabohu.

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Die besten Science Fiction Filme der 80er Jahre II

Genre-Hybriden sind einfach das Beste… Warum auch sich mit nur einer Schublade begnügen, wenn man es sich gleich in einem Dutzend davon gemütlich machen kann? Die folgenden 80er Science Fiction Meisterwerke jedenfalls springen munter zwischen den Stühlen: Von Horror und Science Fiction (Dreamscape) von Drama und Science Fiction (Enemy Mine, Cocoon), von Action und Science Fiction (The Terminator, Aliens), von „Was zur Hölle versuchst du mir zu sagen?“ und Science Fiction (Dune – Der Wüstenplanet); und lassen sich dabei dennoch alle wunderbar dem futuristischen, utopischen/dystopischen und prophetischen Genre zuordnen.

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Die besten Horrorfilme der 80er Jahre: Warum Freitag der 13. nicht dazu gehört…

Neben Michael Myers und Freddy Krueger dürfte Jason Voorhees zweifellos zu den größten Ikonen des Slasher-Genres und des 80er Jahre Horrorkinos ganz allgemein gehören. Auf stolze zehn Teile hat es die Franchise bis heute gebracht, zuzüglich eines Mashups mit A Nightmare on Elm Street und eines Reboots, das 2009 die Geschehnisse um Jason Vorhees neu erzählte. Nicht erst seit der Adelung als Zitat in Wes Cravens Scream (1996) gehören das Original sowie seine aus der Art schlagenden 11 Fortsetzungen zum Slasher-Kanon und Dank der missglückten (und tödlichen) Quiz-Antwort von Drew Barrymore dürfte mittlerweile auch jeder wissen, dass der Mörder im ersten Teil Freitag der 13. (1980) von Sean S. Cunningham eben nicht Jason selbst sondern seine Mutter ist. Aber was hat dieser Beginn der Reihe – und Quasi-Beginn des 80er Slasher-Kinos -, was ihn zum vermeintlich zeitlosen Klassiker macht? Und warum wurde die ganze Reihe derart populär?

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Kurzrezensionen Die Haut in der ich wohne, Womb, Wrecked

Dreimal das Sujet Identität, jedes Mal auf vollkommen andere Weise verarbeitet: Während der Film von Pedro Almodóvar Die Haut in der ich wohne (2011) auf ästhetizistische, hocherotische Bilder setzt, bewegt sich Womb (2010) in den kargen, minimalistischen Gefilden klassischer Arthaus-Dramen. Und die Direct-to-DVD-Produktion Wrecked (2011) wiederum versucht sich in der Tradition, dunkler, verwobener amerikanischer Mindfuck- und Survival-Thriller. In welchem Genre hat die Thematik die Nase vorn, welchem Film gelingt es, dem Stoff neue Blickwinkel abzutrotzen, und welches Werk geht mit dem schweren Thema baden? Drei Filme, drei Rezensionen, ein Motiv: Cineastische Identitätssuche und Selbstfindung nach dem Klick…

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Die besten TV-Serien der 90er Jahre II

Im ersten Teil habe ich ja besonders durch die rosarote Nostalgiebrille geschrieben und empfohlen. Die gibt es dieses Mal auch, allerdings nur in einem Fall: Dem wunderbaren, cheesy 90er-Teenager-Prototypen Parker Lewis, der Coole von der Schule. Ansonsten wird es im zweiten Teil weitaus ernster und düsterer. Mit Twin Peaks und Akte X kann ich gleich zwei Mystery-Klassiker empfehlen, an die sich alle 80er Jahrgänge wahrscheinlich noch gut erinnern können und die alle zu spät Geborenen schleunigst nachholen sollten. Dazu gesellt sich mit NYPD Blue ein echter Crime-Klassiker, aus einer guten alten Zeit, in der Thriller-Serien nicht nur daraus bestanden, in Leichen rumzupuhlen. Ein bisschen Science Fiction gibt es dann auch noch mit dem zweiten großen 90er Star Trek Ableger, der umstrittenen Soap im Weltraum Deep Space Nine. Und wenn es einfach nur klassische Sitcom-Unterhaltung sein soll… kein Problem. Der Comedy-Klassiker Seinfeld zeigt allen Kings of Queens und two and a half men wie echter Humor auszusehen hat.

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Apokalyptische Kurzrezensionen: Extinction, A Breath Away, Good Omens

Drei Mal Endzeit, drei Mal Ende der Welt bitte; und zwar in sehr unterschiedlichen Variationen. Also was haben die letzten 12 Monate diesbezüglich für uns im Angebot? Da haben wir zum einen den mysteriösen und zugleich actiongeladenen Weltuntergang mit ner Menge Science Fiction im Netflix-Flick Extinction. Da haben wir zum zweiten den dramatischen, realistischen Weltuntergang im Katastrophendrama und Survivalthriller A Breath Away. Und da haben wir zum Dritten den durchgeknallten, witzigen und epischen Weltuntergang in Form der Amazon-Miniserie Good Omens. Drei Mal das Ende der Welt in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Auf welche dieser Apokalypsen man sich einlassen sollte, folgt jetzt.

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Die besten Thriller 2017: The Killing of a sacred Deer von Yorgos Lanthimos

Stark aber arrogant, so wird Agamemnon in der griechischen Mythologie beschrieben: Oft impulsiv und herrisch, aber auch jemand, der es versteht, Entscheidungen zu treffen und eine Armee zu führen. Als Familienmensch war Agamemnon stets zwiespältig oder gar negativ besetzt. Seine Frau eroberte er, indem er ihren vorherigen Gemahl tötete. Er zog in den trojanischen Krieg und ließ seine Kinder zehn Jahre allein zurück. Und dann gibt es da natürlich noch die Geschichte um seine Tochter Iphigenie, die er bereit ist zu opfern, um einen zuvor von ihm gemachten Fehler – der Mord an einer heiligen Hirschkuh der Artemis – zu büßen. Wie ein postmoderner Agamemnon wirkt der Herzchirurg Steven Murphy (Colin Farrell): Mit seinem überwältigenden Bart, seinem stattlichen Auftreten. Wie die griechische Sagenfigur hat er sich auch von seiner Familie entfremdet, begegnet seiner Frau (Nicole Kidman) und seinen beiden Kindern mit einer kalten, distanzierten Strenge. Ganz anders jedoch ist sein Umgang mit dem mysteriösen 16jährigen Martin (Barry Keoghan): Er trifft ihn im Geheimen und beschenkt ihn mit Zuneigung und wertvollen Gegenständen. Er lädt ihn in das Haus seiner Familie ein und besucht im Gegenzug Martins Mutter. Dieser will jedoch immer mehr und entwickelt sich schließlich in seinem Eifern nach Zuneigung zur dunklen Bedrohung für die gesamte Familie Murphy.

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Die besten Horrorfilme 2018: Das Suspiria-Remake von Luca Guadagnino

Der ungewöhnliche, gegen den Strich gebürstete Horrorfilm boomt derzeit gewaltig. Nein, an dieser Stelle werde ich mich nicht schon wieder in Gedanken über den so genannten Post Horror verlieren. Es sei nur festgehalten, es gibt im Kino-Mainstream eine Nachfrage nach Horrorfilmen, die von ihrer Art und Weise alles andere als publikums- oder blockbusteraffin scheinen. Und das haben die späten 2010er Jahre durchaus mit den 70er Jahren gemein. Auch damals wurden Filme zu großen Erfolgen, die sowohl herausfordernd als auch verstörend waren, die nicht einfach darauf abzielten, das Publikum mit angenehmen Gruseleinheiten zu sedieren, sondern die schocken, irritieren und auch verändern wollten: Man denke nur an Wenn die Gondeln Trauer tragen (1973), Wes Cravens The Hills Have Eyes (1977) oder Romeros Dawn of the Dead (1978). Natürlich hatte auch diese Zeit so wie unsere ihre leicht zu konsumierenden Horror-Blockbuster wie Spielbergs Der weiße Hai (1975), aber damals wie heute gab es plötzlich eine Nachfrage nach groteskem, progressiven und bewusst gegen den Strich gebürsteten Genrekino. Und zu dessen Vertretern zählt natürlich auch Suspiria (1977) von Dario Argento: Der prototypische und zugleich über die Kategorie hinausweisende Giallo, im Grunde genommen der Film, der die gesamte Reputation des italienischen Horrorkinos der damaligen Zeit allein rettet (sorry, aber so viel sehenswertes gab es daneben nunmal einfach nicht). Und wenn schon der Mut des 70er Jahre Horrors auch den 2010er Horror beseelt, und wenn es schon in diesem Trend ein Spiel mit der Ästhetik der damaligen Zeit gibt (Man denke z.B. an Mandy), warum dann nicht gleich DEN Klassiker aus Italien mit einem Remake versehen?

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Kurzrezensionen: Dogtooth, Beautiful, Bedingungslos

Nachdem es in der letzten Kurzerezensionssammlung das volle Blockbuster-Programm mit Harry Potter, Super 8, und Planet der Affen Prevolution gab, verlassen wir dieses Mal die vorgewärmten Kinosessel und schauen uns im Videotheken-Regal in der Arthaus- und Independent-Film-Abteilung um. Ich weiß gar nicht, ob einer von den drei hier rezensierten Filmen eine Kinoauswertung hatte. Tendenziell wohl eher nicht. Auf jeden Fall liegen sie derzeit (relativ) frisch in der Videothek meines Vertrauens und bilden ein gutes Kontrastprogramm zu lauten, mainstreamigen Blockbuster-Orgien: Dogtooth eine verstörende, surreale Parabel in der Tradition des europäischen Autorenkinos, Beautiful ein düsterer Mysterythriller, der gerne das Blue Velvet des neuen Jahrtausends wäre, und Bedingungslos, in dem Ole Bornedahl (Nightwatch) mit perfider Montagetechnik den Zuschauer in einem alptraumhaften Sog gefangen nimmt. Was können die drei filmischen Ausreißer und lohnt sich für sie der Gang zur Videothek?

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Die besten interessantesten Horrorfilme 2018: Mandy mit Nicolas Cage

Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem guten Freund, in dem dieser mich daran erinnerte, dass ich wohl einst – vor über 15 Jahren – Nicolas Cage zu einem meiner Lieblingsschauspieler erklärt hätte. Ehrlich, ich kann mich daran wirklich nicht mehr erinnern, halte es aber, wenn ich an diese Zeit zurückdenke, für absolut plausibel, dass ich zumindest eine große Verteidigungsrede für den oft veralberten, oft nicht ernst genommenen Overacting-Bro gehalten habe. Immerhin waren das damals die frühen 2000er Jahre. Und auch wenn Nicolas Cage zu dieser Zeit schon mit bizarr überzeichneten, testosteronschwangeren Auftritten wie Con Air (1997) oder Gone in 60 seconds (2000) negativ aufgefallen war, war er doch noch ein Stück entfernt von späteren Nutball-Rollen wie The Wicker Man (2006) oder Ghost Rider (2007), geschweige denn den noch späteren noch groteskeren Actionrollen in zahllosen B-Movies. Außerdem war das auch die Zeit von Adaptation (2002) und The Weather Man (2005), wo er zeigen durfte, dass er auch mehr kann als manisch und hysterisch in die Kamera zu grinsen. Anyway, mittlerweile hat Nicolas Cage seinen Ruf als wahnsinniger Overacter weg; absolut zurecht ist er aktuell mehr Meme als Schauspieler, geliebt und gehasst wegen seiner furiosen, bizarren Auftritte, oft verspottet, selten wertgeschätzt. Und ohne wieder eine große Verteidigungsrede auspacken zu wollen: Der Mann kann was. Der Mann kann mehr und hat es sicher nicht verdient, in zahllosen billigen Revenge Thrillern verbraten zu werden. Panos Cosmatos‘ Mandy (2018) hat durchaus das Potential den Ruf von Nicolas Cage wiederherzustellen und auch mehr: Immerhin scheint er fast so was wie eine Verbrüderung zu sein von Cages letzten, platten Rachethrillern, seinem Hang zum Exzentrischen und seinen – zumindest früher – immer wieder überraschend künstlerischen Arbeiten. Denn Mandy ist ein B-Movie Revengethriller, verpackt in einem sehr artifiziellen, zäh fließenden Höllentrip; eine düstere Ode an das simple Action-, Barbaren- und Horrorkino der 80er Jahre, aber auch eine Verbeugung vor dem Surrealismus, dem Giallo und sogar den symbolistischen Werken eines Tarkowskij. Selten zuvor war es so aufregend, Nicolas Cage in Aktion zu sehen.

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Die besten Filme 2018: Blackkklansman

Über 30 Jahre dauerte es, bis der ehemalige Undercover-Polizist Ron Stallworth mit den Erinnerungen an seine Arbeit an die Öffentlichkeit gehen sollte. Und was waren das für Erinnerungen! Nicht nur, dass er seit 1972 der erste schwarze Polizeibeamte in Colorado Springs war, er infiltrierte 1978 auch erfolgreich den Ku-Klux-Klan und schaffte es dabei sogar den Grand Wizard David Duke am Telefon von seiner 100% rein weißen Abstammung zu überzeugen. Kein Wunder, dass seine Autobiografie Black Klansman (2014) für Legendenbildung taugt. Und wer wäre besser dafür geeignet, diese weiterzutragen, als die Ikone des New Black Cinema, Spike Lee. Entsprechend hoch dürfen die Erwartungen an den Film Blackkklansman (2018) sein, zumal dieser im Jahr zwei der Präsidentschaft Trump, in Zeiten von rassistischen Charlottesville-Aufmärschen und Alt-Right-Allmachtfantasien wie Arsch auf US-Eimer passt.

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Kurzrezensionen: Wer ist Hanna?, The Human Centipede (First Sequence), Die Tür

Tja, wer bei diesem Wetter seine Zeit mit Filmen vergeudet, ist natürlich selbst schuld… Umso ärgerlicher, wenn das bemusterte Material sich tatsächlich nach Zeitverschwendung anfühlt. Ganz so schlimm kommt es mit den Werken der aktuellen Kurzrezensionen nicht. Wer ist Hanna? (2011) entpuppt sich als spannender Thriller, dessen wenig originelle Handlung von der herausragenden Inszenierung abgefangen und abgefedert wird, The Human Centipede (2010) ist ohnehin schon so etwas wie ein Gaga-Ekel-Klassiker und Die Tür (2009) vermag es zumindest überdurchschnittliche Mystery-Unterhaltung zu generieren. Alle drei ausführlich durchleuchtet, nach dem Klick.

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Die besten Gerichtsfilme und Justizthriller der 90er Jahre

Einen kleinen Thrillernachschlag haben wir noch…  auch wenn das meiste hier ein bisschen weiter geht. Gute Gerichtsfilme vermögen es nämlich weitaus mehr zu sein als übliche Crime-Kost. In der stickigen und klaustrophobischen Atmosphäre von Gerichtssälen können sich große menschliche Dramen abspielen, spannende Krimis und sogar – wie zumindest einer unserer Filme unter Beweis stellt – höchst amüsante Komödien. Das Gericht wird mit seinen eigenen Spielregeln und sozialen Schranken zum Schauplatz von Universellem, Speziellen, von Zwischenmenschlichem, von Würde, Kampf aber auch von Abgründen… Anyway, in all den hier genannten hervorragenden Filmen steht Justizia im Mittelpunkt, mal blind, mal sehend, mal abwägend, mal der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfend. Großartige Kammerspiele unter den Händen des Gesetzes. Nach dem Klick…

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Die besten Drogenfilme der 90er Jahre

Wir gehen weiter in unserer 90er Retrospektive zu einem wahrscheinlich nur vermeintlich kleinen Subgenre, das in diesem Jahrzehnt omnipräsent war. Drogen waren der Pop dieses Jahrzehnts. Auf die eher düsteren 80er folgte eine hedonistische Dekade, in der möglichst lange, euphorisch und ekstatisch gefeiert wurde. Ectasy wurde schnell zur Modedroge Nummer eins, und ebenso wie sich LSD auf das Wirken vieler Filmemacher der 60er auswirkte, hatten die 90er-Rauschmittel Einfluss auf die Filme ihrer Zeit. Es gab den Heroin-Chic, es gab die Ecstasy-Coolness und die Kokain-Dekadenz. Doch genau wie es in den Kriegsfilmen der Dekade nur selten wirkliche Gewinner gab, sind auch die hier nominierten Filme kein affirmatives Statement für Drogen, sondern spiegeln in ihren besten Momenten all jene Ambivalenz wider, die der Kultur des Rausches seit jeher anhaftet.

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Die schlechtesten Filme der 90er Jahre: Warum Sliver da nicht rein gehört

Während Basic Instinct gerne des öfteren als gelungener Vertreter des in den 90ern boomenden Erotikthrillers herangezogen wird, gilt die Verfilmung von Iran Levins Roman „Sliver“ als eines der klassischen miesen Machwerke des Genres. Schon bei Veröffentlichung von der Filmpresse harsch kritisiert, gilt der Film mit einem 13% Rating bei Rotten Tomatoes als einer der schlechtesten Filme der 90er überhaupt. Immerhin weist er auch genau das auf, was einen Film per se schon einmal verdammenswert macht: MTV-Schnitte, Sex & Crime, eine extreme Verkürzung und Simplifizierung der literarischen Vorlage, die erotikfilmische Ausschlachtung Sharon Stones im Fahrwasser des Erfolges von Basic Instinct… Aber was ist es genau, was Sliver vermeintlich so verachtenswert macht? Und ist der Film tatsächlich so schlecht, wie vom Gros der Kritiker behauptet?

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Die extremen, polarisierenden und kontroversen Filme der 90er Jahre II

Hier kommt sie, die zweite Ladung der provozierenden und extremen Filme der 90er Jahre. Düstere Destruktionen der amerikanischen Gesellschaft in Gummo, eine verstörende Mischung von Sex und Gewalt in David Cronenbergs Crash, politischer Aktivismus im verschwörungstheoretischen Gewand von Oliver Stone in JFK – Tatort Dallas, bewusster Dilettantismus und die Reduktion des Filmischen auf das Notwendige bis hin zur vollkommenen inszenatorischen Nacktheit bei Lars von Triers Idioten und schließlich Perdita Durango, der Mitreiter auf der Welle des Tarantinoesken Kinos, der mit seiner zugespitzten, ungebrochenen Sympathie für die gewalttätigen Protagonisten aus dem Gangsterkino der 90er heraussticht.

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Die extremen, polarisierenden und kontroversen Filme der 90er Jahre I

Wenn man diese Kategorie mit der selben der 2000er Jahre vergleicht, stellt man fest, dass die Kinozuschauer und vor allem Kritiker in den 90ern weitaus dünnhäutiger waren als im 21. Jahrhundert. Scheinen die extremen und kontroversen Filme der letzten Dekade tatsächlich infam bis zur berechtigten Wut vieler Zuschauer, wirken die 90er dagegen fast schon handzahm; oft genug scheinen die provokanten Filme wie Basic Instinct dem Prinzip „Viel Lärm um nichts“ zu folgen. Aber das ist retrospektiv natürlich leicht zu sagen und wer weiß schon, wie das Publikum in zehn Jahren über die Aufreger unserer Zeit schmunzeln wird… Egal, auch die 90er waren für so manche cineastische Provokation, für so manchen Tabubruch gut. Und mitunter hatte die Aufregung um den jeweiligen Film auch eine gewisse Berechtigung. Auch an dieser Stelle gilt wie beim letzten Mal: Nicht alle hier auftauchenden Filme sind Meistwerwerke, manche fallen sogar eher in die Kategorie ‚unterdurchschnittlich‘. Aber durch ihren Mut beziehungsweise ihre Dreistigkeit oder eben auch ihre offene Infamität haben sie sich ihren Platz im Filmkanon verdient… und sei es nur, um daran zu erinnern, dass das Kino auch immer ein Ort der Skandale und Skandälchen sein kann.

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Die besten Filme der 90er und 00er Jahre: Was ist eigentlich mit dem Slasher-Genre?

Genau! Was ist eigentlich mit den ganzen Schlitzern und Stechern, den maskierten Mördern, den masskarierten Teenagern und traditionellen Regeln? Immerhin hat es nach dem großen Erfolg von Scream und dessen beiden Fortsetzungen eine ganze Reihe von Slasher-Filmen gegeben, die mehr oder minder erfolgreich waren. Haben die nicht ihren Platz in einer vernünftigen 90er Horrorfilmretrospektive verdient? Auch wenn es nur ein Revival war? Schließlich sorgten auch das Torture-Porn und Zombie-Revival für einige Horror-Hochkaräter der 00er Jahre… Gerade angesichts des überraschenden vierten Teils der Scream-Franchise – quasi das versuchte Revival des Revivals – lohnt es sich doch noch einmal einen Blick auf die großen Teenslasher der 90er Jahre zu werfen und zu fragen, warum diese irgendwie nicht so recht in die Annalen der Horrorfilmgeschichte eingehen wollen.

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Die besten Filme der 90er Jahre: „Wo bleibt denn Four Rooms?“

Na, das haben sie sich aber mal fein ausgedacht. Vier Regisseure, die allesamt für die Popularisierung des Independentkinos, bzw. die Verzerrung des Popcornkinos stehen, haben sich im Jahre 1995 zusammengefunden um einen kleinen Episodenfilm zu drehen: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriques und Quentin Tarantino, das liest sich ja schon mal recht gut, quasi das who-is-who des postmodernen Unterhaltungskinos, das nicht mit Fremd- und Selbstreferenzen geizt. Jeder Regisseur schreibt schnell ein Drehbuch und führt bei der entsprechenden Episode auch gleich Regie. Dann suchen sich die Verantwortlichen irgendeinen gerade so passenden Hauptplot aus, der die einzelnen Geschichten so gut wie möglich zusammenschweißt und fertig ist der Silvester-Hit.

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Kurzrezensionen: Greenberg, Unknown Identity, Frozen

Noch ein paar Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Auch alles andere als hochaktuell. Greenberg wollte ich schon ewig rezensieren, bin ich aber nie so richtig dazu gekommen. Unknown Identity ist auch schon etwas länger her – da hätte es eigentlich sogar für eine zeitnahe Kinostartrezension gereicht – habe den aber irgendwie verdrängt, was gegenüber diesem grundsoliden, unterhaltsamen Thriller schon etwas ungerecht ist. Achja und den Direct-to-DVD Survivalthriller Frozen. Den habe ich als Letztes gesehen. Und würde ihn dann doch gerne so schnell wie möglich vergessen.

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Rezension zu Vollblüter – Thoroughbreds (2018)

Teenager als Protagonisten haben im Kino des 21. Jahrhunderts eine beachtliche Renaissance erlebt. Dem Vorreiter Hunger Games nachhechtend erschienen in den letzten zehn Jahren zahllose Epigonen, die alle dem selben Rezept folgten: Ein wenig Teenage Angst, ein wenig Teenage Lust, ein wenig Teenage Anger, das ganze eingebettet in ein Fantasy/SciFi-Szenario, ein bisschen dystopisch, ein bisschen utopisch und alles in allem meistens ziemlich berechenbar und für die wenigsten Zuschauer jenseits der 30 tatsächlich unterhaltend. Ein wenig in Vergessenheit geraten ist dabei ein Genre, das vor allem in den 80er und 90er Jahren einen wahren Boom erlebte und für so manchen gelungenen Teenagerstreifen gut war: Der High Society Teenager Thriller. Auch dieser folgte gerne einer gewissen, ab einem bestimmten Moment sehr überstrapazierten Formel: Protagonistinnen, die viel zu reif für ihr Alter waren, eine glitzernde, reiche und dekadente Welt, hinter deren Fassade sich dunkle Abgründe offenbarten, eine Brise schwarzer Humor und eine Menge „Heh, die da oben sind aber ziemlich verdorben“-Katharsis für das gemeine Publikum: Heathers, Eiskalte Engel und in den letzten Jahren unter anderem Stoker sind seine Vertreter. Und auch wenn die Filme dieser sehr klar begrenzten Nische allzu oft in Formelhaftigkeit und Vorhersehbarkeit abdriften, so sind sie generell doch weitaus spannendere Teenagerunterhaltung auch für Nicht-Teenager als all die Maze Runners, Divergents und Twilights der letzten Dekade.

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Kurzrezensionen: Revanche, Buried, Megamind, Wall Street 2, Hot Tub Timemachine

Bevor die ganz unter den Tisch fallen… ein paar Filme unter der Prämisse „Was habe ich in letzter Zeit so alles an Kino verpasst, weil ich mit der Aufarbeitung der cineastischen 90er Jahre beschäftigt war?“ kurz rezensiert. Das puristische Revengedrama Revanche, Dreamworks Familienunterhaltung mit dem Superschurken Megamind, ein düsteres und beklemmendes Kammerspiel auf wirklich engstem Raum in Buried, die Wall Street Fortsetzung „Geld schläft nicht“, sowie 80er-Nostalgie inklusive albernem Humor für kleine Jungs bei Hot Tub Timemachine.

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90er vs. 00er – Battle of the Kinojahrzehnts I: Action, Thriller, Tarantinoeskes

Wir haben ja jetzt so etwas wie Halbzeit bei den besten Filmen der 90er Jahre. Und bevor wir allzu sehr in 90er Nostalgie und larmoyantem „Früher war alles besser“ Geheul verloren gehen, wollen wir doch mal schauen, ob dem tatsächlich so ist. Wie schneiden die 90er Jahre im Vergleich zum folgenden Kinojahrzehnt ab? Welche der beiden Dekaden hat die besseren Filme zu bieten, welches Jahrzehnt liegt in welchem Genre vorne bzw. hinten? Wir starten unseren epischen Zeros versus Ninetees Zweikampf mit den Thrillern, Actioneern und Tarantinos: Blut, Schweiß und Tränen. Let’s get ready to rumble…

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Die besten surrealen Filme und die besten Mysteryfilme der 90er Jahre

Das Mystery-Genre war in den 90ern – ebenso wie der Surrealismus seit jeher – eine filmische Gattung die eher an der Peripherie stattfand. Für ein Massenpublikum waren die Themen der Filme meist zu obskur, die Erzählhaltungen zu distanziert. Aber abseits von Hollywood gelang es dem Genre dennoch sich eine treue Fangemeinde zu erarbeiten. Insbesondere die Filme von David Lynch – der auch in den 00er Jahren überfleißig war – haben sich zu echten Kultfilmen der Szene entwickelt. Und dann gab es da natürlich noch den berühmten Mysteryboom in der zweiten Hälfte der Dekade: Angestachelt durch die TV-Erfolge von Akte X und schließlich den Höhepunkt mit dem Kassenschlager und Instantklassiker „The sixth Sense“ erlebend. Ironischerweise brachte die folgende Schwemme an Mystery-Epigonen keinen einzigen herauragenden Genrebeitrag hervor, stattdessen nicht viel mehr als ein müde Reihe an Plagiaten, die in die 00er Jahre hinüberschwappten, um das Publikum dort zu langweilen. Anyway, trotz des subkulturellen Flairs des Mystery, trotz der praktischen Nichtvorhandenheit des Surrealismus in den Kinosälen, gibt es hier auch in den 90ern so manches Entdeckenswertes. Wir haben es gesammelt…

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Kill List (2011) – Ein düsterer, gnadenloser Genrehybrid

Mal so ein kleines Rezensenten-Geständnis: Ich liebe die Kategorisierung Genre-Bastard, genauso wie ich Filme liebe, die in diese Kategorie fallen. Und auch wenn ich eine ziemlich genaue Vorstellung davon habe, was ich unter dem Begriff „Genre-Bastard“ verstehe, so habe ich mir doch nie eine einheitliche Definition dieses Neologismus zu Gemüte geführt, obwohl ich ihn auch in anderen Rezensionen des öfteren lesen durfte. Also was ist, in meiner Lesart, ein Genrebastard? Natürlich erst einmal ein Kind, ein Spross von gleich mehreren verschiedenen Genres: Science Fiction, Horror, Fantasy, Drama, Thriller… am besten sind gleich mehrere klassische Filmgenres die Eltern und das Ergebnis ist ein herrliches Crossover ihrer besten, manchmal auch ihrer, schlechtesten Eigenschaften. Aber da ist ja auch noch mehr. Immerhin ist „Bastard“ alles andere als ein netter Begriff, ist er doch die – mittlerweile sowohl sozial als auch sprachlich – überholte Bezeichnung für ein uneheliches Kind, entstanden durch eine Affäre und rechtlich nicht als Nachkomme anerkannt. Und genau das sind auch Genre-Bastards: gezeugt außerhalb der konventionellen Genrerahmen, wie bereits gesagt gleich mehrere Genregrenzen überschreitend und dabei – und das ist in der Tat sehr wichtig – derart neben den üblichen Genrespuren, dass sie von keiner Kategorie so richtig akzeptiert werden, gerne auch den Fans des jeweiligen Genres gegen den Strich gehen und im krassesten Fall vom klassischen Genrepublikum rundheraus abgelehnt werden. Ein Genrebastard ist spröde, hässlich, schwer zu konsumieren, schwer zu ertragen und alles andere als klassische Genrekost. Und wozu diese lange Vorrede? Ihr werdet es euch denken können: Wenn ein Film die Kategorisierung Genre-Bastard verdient, dann Ben Wheatleys 2011er Thriller/Drama/Horror-Hybrid Kill List.

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Die besten Filme 2017: Lady MacBeth

Lady MacBeth gehört wohl zu den spannendsten und zugleich furchteinflößendsten Figuren, die William Shakespeare jemals erdichtet hat. Die Lady Macbeth von Mzensk ist der Titel einer 1865 von Nikolaj S. Leskow geschriebenen russischen Novelle, die in der von Dostojewski redigierten Zeitschrift Epocha zum ersten Mal veröffentlicht wurde, 1934 zu einer Oper adaptiert und schließlich im Jahr 2016 von William Oldroyd (ziemlich frei) verfilmt. Jene letzte Adaption – erstaunlicherweise das Langfilmdebüt ihres Regisseurs – brauchte ein gutes Jahr, bis sie in die amerikanischen und deutschen Kinos kam. Und auch wenn der Film zumindest in Großbritannien einige Auszeichnungen einheimsen durfte, scheint er bei der Frage nach den besten Filmen der letzten Jahre ein wenig untergegangen zu sein. Das ist mehr als bedauerlich, verbirgt sich doch unter seiner ruhigen Fassade ein kleiner Filmjuwel und zudem eine ziemlich brutale, verstörende Tragödie, die in sich das Potential birgt, – nicht nur im positiven Sinne – kontrovers rezipiert zu werden.

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Die besten Mafiafilme der 90er Jahre

Exklusives Subgenre auf mehreren Ebenen: Mafiafilme bewegen sich oft zwischen großem Epos, spannendem Thriller, komplexem menschlichen Drama und machen im besten Fall in all diesen Ligen eine hervorragende Figur. In den 90ern reichte es dann tatsächlich auch für so viel Gutes, dass sie einen eigenen Artikel verdienen. Wer „Miller’s Crossing“ und „Carlito’s way“ vermisst, die gibt es hier. Fragt nicht nach Konsistenz…

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Hol’s der Teufel! – Rezension zur Shyamalan-Produktion „Devil“

Teufel auch! Es ist ja nicht unüblich, dass Filme rund um den Belzebub, dessen Vorkommen prominent platzieren, aber so direkt wie bei John Erick Dowdles „Devil“ ist das schon lange nicht mehr geschehen. Nicht nur, das der Höllenfürst gleich den gesamten Filmtitel für sich beansprucht, nebenbei lässt auch die Erzählerstimme in der Exposition keinen Zweifel daran, dass es im folgenden satanisch wird. Und während der gesamten Laufzeit stürzen derart viele teuflische Metaphern auf den Zuschauer nieder, dass dieser gar keine andere Möglichkeit hat, als Übernatürliches hinter dem Fahrstuhlslashermovie zu erwarten. Dieser wurde übrigens von M. Night Shyamalan produziert, womit auf Plakaten und in Trailern auch äußerst prominent geworben wird. Keineswegs selbstverständlich. War der Regisseur gegen Ende der 90er Jahre noch eine Art Aushängeschild für großartiges Mysterykino, hat er sich diesen Ruf im neuen Jahrtausend mit Filmen wie „The Happening“ (Die schlechtesten Filme der 2000er Jahre) und zuletzt „The last Airbender“ ordentlich zerstört.

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